Falcon-Scene: Symposium96

Großes Bild: A.-t-Selbstportrait für die Competition

Hello, das war sie also die (von mir) vielbesungene Symposium96-Party. Wie immer im April sollte der (diesesmal der sceneübergreifende) Höhepunkt des Jahres in Hamburg stattfinden.

Aber um es vorwegzunehmen, an das Fried-Bits Flair kam die Symposium nicht ran. Obwohl die Party wirklich gut organisiert war, zog es wesentlich weniger ATARlaner zum Geschehen als das Jahr zuvor zur Fried-Bits-Ill Schätzungsweise 150 ATARI-User stellten „unseren“ Anteil der (über den Daumen gepeilt) 500 Anwesenden Computerfreaks. Viele der namhaften Gruppen waren überhaupt nicht da oder nur in geringer Besetzung (an dieser Stelle meine besten Wünsche für Martina von LA-ZER, die mit einer Knieverletzung zu kämpfen hatte).

Apropos LAZER. die Jungs waren wirklich vom Pech verfolgt. Der Falcon-Gemeinschaft ging wohl leider ein neues LAZER-Demo durch die Lappen, weil ein Platten-Crash alle Sourcen und damit auch die ganze Lazer-Motivation mit sich riß. Eigentlich hoffte ich auch auf das angekündigte Demo von Agression, aber auch aus dieser Ecke war nichts zu vernehmen. Dafür hatten aber auch mal die Newcomer eine Chance. Und so schlugen sich bei der Democompetition die Gruppen „Therapy" und „Hydroxid“ um die Plätze. Der dritte (und vielversprechendste) Kandidat war leider vom Pech verfolgt. ABSENCE hatte noch in Kooperation mit anderen (z.B. Lazer) ein Demo zusammengestrickt, das aber ausgerechnet zur Abgabe nicht laufen wollte und damit nicht angenommen wurde. (Dafür dürfte dieses Joint-Venture-Demo aber in nächster Zeit in die Mailboxen trudeln.) Therapy gewann also mit einer Nasenlänge Vorsprung die Falcon-Demo-Competition.

Wunderschöner Beitrag von RISK zur Grafikcompo

Die teilnehmenden Demos zeigten eine klare Weiterentwicklung der jeweiligen Gruppen, konnten aber nicht mit der Qualität der letzten FB3-Releases mithalten und schon gar nicht im Vergleich zu den erstaunlichen Amiga-Demos beeindrucken. Trotzdem weiter so Jungs! Im 96ktro-Sektor sah es auch trübe aus, einzig die 4ktros zeigten das Können der Coder. Es war durch die Bank weg cool, was die Jungs mit den paar Bytes machten. TSCC zeigte ein morphendes Vektorgrafik-Lines-Objekt vor einem plasmaähnlichen Background. SPIRITS zog eine „feurige Bibelshow" ab und TNB gab sich sehr farbig mit bunten Feedbackeffekten. Die Wurst vom Brot und auch den ersten Platz zog aber LAZER.

In 4K brachte sie eine Verfolgungsjagd von texturegemappten Vektorraumschiffen unter. Und mit heftigen Explosionseffekten revangierte sie sich für die Introsequenz in EKOs vorletztem Demo („Are U Experienced?“).

Aber auch in den hardwareübergreifenden Competitions hinterließen ATA-Rl-Jungs ihre Spuren. Stax (der Musiker von LAZER) schnappte sich den zweiten Platz bei den Soundartisten, und ich selbst konnte mir den ersten Platz unter den Grafikern sichern (ziemlich weit vorne lag auch Dany von RISK mit einem schönen Drachen). Die besten Beiträge der Grafikcompo werde ich wieder in die nächsten Falcon-Scenes einstreuen. Zu bemängeln war, daß bei den Competitions lediglich die ersten Plätze Preise bekamen, die zweiten und dritten gingen leer aus, was ich ziemlich unfair finde.

Was läßt sich also als Fazit ziehen? Eine Fried Bits 4 wäre sicher besser gekommen, aber immerhin ist es auch mal interessant, über den Tellerrand zu blicken. Eine reine ATARI-Party war schon im Gespräch, und ich würde mich nicht wundern, wenn sie wieder FB hieße. Nachdem es also demomäßig dieses Jahr etwas blaß aussah, kamen die interessantesten Releases aus der Spielecke. Neben Reservoir Gods neuem Spiel „SKY Fall“ (Test in der nächsten ST-Computer) gab es folgende Leckerbissen zu bestaunen:

Running

„Running“ in Action, noch teilweise mit Testgrafik

STAX hat auf der Symposium die Katze aus dem Sack gelassen. Seit sie auf der F.B.3 ihr DOOMINO-96ktro zeigten, hat sie nicht auf der faulen Haut gelegen. Ein Jahr später stellten sie eine spielbare Demoversion ihres Games „Running“ vor. Running siedelt sich technisch zwischen Wolfenstein3D und DOOM an, wobei die Tendenz eher zu Doom geht. Das Preview demonstriert auf eindrucksvolle Weise, daß man auch auf dem Falcon flüssige 3D-Welten entdecken kann. Technisch wurde das Letzte aus der Raubvogel-Hardware gekitzelt und so eine Spielgeschwindigkeit erreicht, die sich hinter Alien v. Predator auf dem Jaguar nicht zu verstecken braucht. Das Sichtfenster läßt sich nahezu frei einstellen und reicht von bildschirmfüllend bis zur Briefmarkengröße, so daß auch Geschwindigkeitsfanantiker genügend schnell spielen können. Getunete Falcons haben natürlich einen leichten Vorteil und können die 16-Bit-Truecolor-Grafik auch schon mal in höherer Detailstufe „fahren". Natürlich wurde auch an Lightshading gedacht, so daß die Optik wirklich überzeugt. Spielerisch will man auch noch einen draufsetzen und etwas mehr als bloßes Doom-Gemetzel bieten. So soll es u.a. einen Verkabelmodus à la „MIDImaze“ geben. Wobei sich der Spaß mit- oder gegeneinander natürlich potenziert, nachdem die Gameengine also so gut wie steht und auch schon ein Dungeon-Editor fertig ist. Bleibt „nur noch“ am Spieldesign zu feilen und Grafik und Level-Design zu machen. Damit befindet sich das Projekt also in einer Phase, die ein wahrhaftiges Release absehbar macht. Die Jungs verdienen wirklich Respekt für die harte Arbeit, und wir dürfen uns alle schon mal auf einen echten Knaller freuen.

x-moon

Und noch ein zweites Gamepreviewerblickte auf der Symposium das Licht der Welt. Ein Konglomerat aus Scene-Leuten (NewTrend, AURA, Lazer, Moule, Cream und Animal Mine) werkelte klammheimlich an einem klassischen Shoot’em’up für alle Fans von Kult-Games wie Wings of Death.

Ein visueller Vorgeschmack auf x-moon

Truecolorbackgrounds scrollen vertikal an ein oder zwei Spielern vorbei, die sich gegen unendlich viele Sprites wehren müssen. Damit geht also neben „Panium Disaster" der zweite Ballerkandidat ins Rennen. Dieses Projekt ist allerdings schon so weit fortgeschritten, daß man getrost von der Endphase der Entstehung reden kann. Die Gameengine steht definitiv, und es wird nur noch an der Grafik und dem Level-Design gearbeitet. Soundtechnisch wird auch ordentlich in die Falcon-Hardware gegriffen, knackige Soundtracks werden mit vielstimmigen Soundfx überlegt und schaffen so eine dichte Audiokulisse. Ein reichhaltiges Extrawaffensystem sorgt für Abwechslung, und so können Fans des Genres in bewährter Manier die Schlacht zum Level-Endgegner schlagen. Das Game soll eine echte Hommage an „Wings of Death“ und „Lethal Xess" werden und unter anderem ein Level bieten, das bei einigen Leuten „Dejavuerlebnisse" auslösen wird. Der Spriterecord wird jedenfalls angekratzt, und auch das Drumherum stimmt. So werden auch VGA-Monitorbesitzer den Joystick (oder Jaguar-Pad) schwingen dürfen, und Falconesen mit RGB-Monitor (oder TV) bekommen einen (cinemaskopigen) Overscanscreen voller Action. Übrigens werden sich beide Games auch nicht so tragisch auf die Geldbeutel auswirken, das steigert die Vorfreude doch noch etwas, was?

STAX live beim Coden auf der Symposium96 (vorn im Bild)

Zum Schluß noch ein paar News aus Frankreich. Zuerst die schlechte Nachricht. Die Gerüchte verdichten sich, das EKO sich aus dem Demo-“Geschäft" zurückzieht und sich nun mal um kommerziellen Erfolg im PC-Bereich kümmert. Jetzt die gute: von Frontiersoftware erhielt ich einen Brief. Das französische Software-Haus hat ein neues Spiel für STE und Falcon fertig. „Battle Bowls" ist eine Art Action-Puzzle, bei dem ein bis zwei Spieler schaffen dürfen. Das Spielprinzip ist mir nicht ganz klar geworden, auf jeden Fall geht es um Reflexionen. Viel Humor bewiesen die Jungs bezüglich meiner Nachfrage zur Beschleunigerkarte „HAWK". Zitat: „The Hawk-card is ready to be released but is still retained by Wizztronics as it appears that the new ATARI Computer based on Jaguar is to be released during this summer (source from Wizztronics)."

Na ja, einen Versuch war es wert, obwohl der Witz schon einen Bart hat, mal sehen, was eine Anfrage nach dem 1. April ergibt.

Ein wehmütiger Gruß geht dieses Mal zuerst an meinen Falcon, der bei Betz-Computer seiner Reparatur harrt. Ein Dank geht an Fried (AVENA), auf dessen Falcon ich diesen Artikel tippen konnte. Und natürlich Grüße an alle, die dem Falcon die Treue halten, sowie an Gwen und Silli.

Euer, A.-t- of CREAM/AVENA



Aus: ST-Computer 06 / 1996, Seite 50

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