Konvertierungsprogramme - Formate zwischen den Welten

Die meisten Formate unterschiedlicher Rechnerplattformen lassen sich mit dem Mac-Sharewareprogramm „Grafikkonverter“ von Thorsten Lemke lesen, Bildverarbeitungsfunktionen inklusive.

Wer kennt die Probleme nicht: Da kommen Bilder für eine wichtige Arbeit von anderen Rechnerplattformen oder müssen für diese vorbereitet werden, und dann paßt plötzlich gar nichts mehr! Doch auch wenn man sich auf dem gleichen Betriebssystem bewegt, bleibt man vor derartigen Überraschungen manchmal nicht verschont, zum Beispiel, wenn in einer Software Bilder im TIFF- oder EPS-Format gespeichert werden, die dann von keiner anderen Software gelesen werden können.

Auf derartige Probleme sollte man vorbereitet sein. Ich habe deshalb einmal eine kleine Übersicht von Programmen und Utilities zusammengestellt, die die Arbeit mit unterschiedlichen Formaten zwischen den Rechnerwelten erleichtern. Manche sind als Shareware gut und günstig, andere bieten über die reinen Konvertiermöglichkeiten einen zusätzlichen größeren Leistungsumfang. Die ausschließlich zur Konvertierung von Daten gedachten Programme beinhalten in der Regel keine weiteren Bearbeitungsmöglichkeiten der Daten, bieten dafür aber eine größere Auswahl zum Im- und Export von Bilddaten an. Und dann sind da noch einige integrierte Lösungen, Programme also, die eigentlich komplexere Aufgaben zu erfüllen haben, aber auch besonders wichtige Formate gut und sicher zwischen heimischen und fremden Rechnergefilden austauschen.

Auf dem Mac und PC sind einige Standardformate in Gebrauch, die dort von vielen Programmen unterstützt werden, auf ATARI-Rechnern aber nach wie vor nur eine Nischenlösung darstellen. Wichtig sind im DTP natürlich Bild- und Grafikformate. Ein interessantes Format, das auch dem Calamus bisher nicht verfügbar ist, ist dabei das JPEG-Format für das komprimierte Speichern von Bilddaten. Das Besondere an JPEG ist, daß sich die Qualität des Bildes nach der Komprimierung und damit auch die Packrate einstellen läßt. Dies geschieht, je nach Software, über eine Prozenteingabe oder die Auswahl der gewünschten Qualität (hoch, mittel usw.). Stellvertretend für weitere Möglichkeiten zur Konvertierung von Pixel-Bildern seien hier drei Programme vorgestellt.

Arabesque 2 liest und schreibt EPS- und CVG-Formate, zur Weiterverarbeitung in Illustrator, Photoshop und Calamus. Zum Beispiel, als umfangreicher Vektoreditor kann die Software natürlich noch einiges mehr.

Studio Convert (ATARI)

Studio Convert ist eine Konvertier-Software aus dem Hause COMPO, die neben weiteren Pixel-Formaten auch den Im- und Export von JPEG-Bildern bietet. JPEG ist ein Bilddateistandard, der auf ATARI-Rechnern nur selten genutzt wird, obwohl dieses Format sich vor allem durch sehr effektive Kompressionsalgorithmen ausgezeichnet zum Austausch von großen Bilddaten eignet. In Studio Convert wird die Qualitätsstufe des komprimierten Bildes über einen Prozentwert eingegeben (wobei auch ein Wert um 50% noch eine sehr gute und vom Original nur schwer zu unterscheidende Qualität liefert - das hängt jedoch auch von den jeweiligen Bildvorlagen ab). Ein 10MB-Bild, in dieser Qualität gepackt, kann im JPEG-Format ohne weiteres eine Größe von unter 2MB erreichen. Dieses gepackte Format kann von EBV-Programmen direkt gelesen werden, beim Laden wird also automatisch entpackt.

Besonders für Falcon-Anwender dürfte interessant sein, daß bei der Dekompression von JPEG-Bildern mit Hilfe von Studio Convert auch der DSP benutzt werden kann, was natürlich eine wesentliche Geschwindigkeitssteigerung mit sich bringt.

Einige Importformate von Studio Convert: SEF, TIF, GIF, TGA, PCX, IFF, JPEG, PCD, XGA, ART, IMG, PAC, ESM; Exportformate: SET, TIF, GIF, TGA, PCX. TIF, JPEG, NEO, IMG

Eindruck: Ein kleines Utility zum Konvertieren von Pixel-Formaten, das zu einem günstigen Preis viele gängige Formate bereithält. Besonders hervorzuheben ist auch der Photo-CD-Import, über den Bilder von der Photo-CD in alle möglichen Formate konvertiert werden können. Studio Convert kostet 99,- DM; Vertrieb: Compo Software, Aachen

Papillon (ATARI)

Bei Papillon handelt es sich um ein Zeichenprogramm der Fa. Application Systems Heidelberg zur Bearbeitung von Rastergrafiken mit bis zu 256 Farben.

Doch nicht nur zum eigentlichen Bearbeiten von Bitmaps läßt sich Papillon einsetzen; eine kleine, aber feine, bescheiden „Konvertieren" genannte Funktion verwandelt Papillon in einen komfortablen Bildformatkonvertierer.

Mit Papillons Konvertierfunktion lassen sich entweder einzelne Bilderoder auch ganze Ordnerinhalte von einem Bildformat in ein anderes wandeln. Beim „normalen" Einladen von Bildern paßt Papillon diese ‘gnadenlos’ an die momentane Bildschirmauflösung an, weshalb es leider nicht möglich ist, Manipulationen an einem Farbbild in einer Monochromauflösung durchzuführen.

Beim Konvertieren werden die Bilder jedoch nicht angezeigt; daher ist es egal, auf welchem Bildschirmtyp und mit wieviel Farben gerade gearbeitet wird. Es lassen sich also auch auf einem Monochrommonitor Farbbilder von einem Format in ein anderes konvertieren, ohne daß Farbinformationen verlorengehen. Man kann in einer Dialogbox das Quell- und das Zielformat einstellen sowie die Anzahl der Farben, die das Bild höchstens bekommen soll. Hat das Quellbild nicht mehr Farben als hier eingestellt, wird ein Zielbild mit der gleichen Farbanzahl erzeugt; besitzt es mehr, werden diese auf die angegebene Anzahl reduziert. Ist das Ergebnis ein Monochrombild, werden die unter „Darstellung setzen" vorgenommenen Einstellungen bezüglich Rasterung, Kontrastverstärkung und Helligkeit berücksichtigt. Die Warnungen und Dialoge, die normalerweise während des Ladens bzw. Speicherns von Bildern angezeigt werden, können für den Konvertiervorgang abgeschaltet werden.

Papillon beherrscht diverse Bildformate, sowohl beim Laden als auch beim Speichern. Da wären zunächst die in ihrer Auflösung begrenzten Formate STAD, Doodle und MacPaint. Weiterhin können folgende - in ihrer Auflösung nicht begrenzte - Formate konvertiert werden: IMG, IFF, PCX, JPEG, GIF, TIFF und BMP.

Eindruck: Vor allem als Bildlieferant für die PC-Welt ist Papillon ein idealer Partner. Papillon kostet 129,- DM; Vertrieb: ASH, Heidelberg

Grafikkonverter (MAC)

Der Grafikkonverter ist ein Shareware-Produkt fürden Macintosh. Neben mehr als 40 Im- und Exportformaten - darunter auch einige ATARI-spezifische -bietet der Grafikkonverter recht umfangreiche Funktionen zum Bearbeiten der geladenen Bilder. Nicht nur die üblichen Mal- und Zeichenwerkzeuge sind vorhanden, auch einige der sonst nur guten EBV-Programmen vorbehaltenen Arbeiten kann der Grafikkonverter leisten. So finden sich im Menü „Effekt“ unter anderem eine Histogrammfunktion, Gammakorrektur, Filter zum Weichzeichen und Kanten verstärken, und sogar ein Autotracer ist vorhanden, zum Vektorisieren von Bitmaps. Diese können dann im PICT- oder HPGL-Format gespeichert werden.

Einige Formate: PICT, TIF, PSD, JPEG, GIF, PCX, XIMG, BMP, PIC, WPG, CGM, PAC, DEGAS, NEO, SPC, IMG, HPGL, Scitex-CT.

Eindruck: Eine umfangreiche Konvertier-Software, die nur wenig Wünsche offen läßt. Für die Arbeit zwischen Mac und MagiCMac das ideale Werkzeug. Den Grafikkonverter gibt es als Shareware in der PD-Serie (Mac-PD 1) der ST-Computer oder als Vollversion mit 45seitigem Handbuch für 69,-DM bei: delta labs, Wuppertal

EPS

Das Standardformat für den Austausch von Vektordaten und Grafikseiten auf Nicht-ATARI-Rechnern ist EPS (Encapsulated PostScript). Eine EPS-Grafik ist eigentlich ein eigenständiges Dokument, in dem Grafiken und Text sowie deren Anordnung via PostScript definiert sind. Ähnlich dem Calamus-eigenen CVD-Format kann eine solche Datei also nicht nur Vektorobjekte, sondern auch Text und Bildmaterial enthalten.

Eine vereinfachte Form des EPS-Formats wird von der Macintosh-Soft-ware ‘Illustrator’ erzeugt. Dieses Format wird inzwischen von den meisten Programmen auf dem Mac unterstützt, ein Standard also. Da der Illustrator inzwischen aber mehrere Updates erfahren hat, und im Zuge dessen auch immer wieder das EPS-Format angepaßt wurde, sind nun gleich mehrere unterschiedliche EPSse im Umlauf. Um über diese verschiedenen Versionen einen Überblick zu bekommen, haben die EPS-Formate Versionsnummern, die identisch mit der jeweiligen Illustrator-Version sind, also z.B.: 88,1.1 oder 3.0.

EPStoCVG-Konverter (ATARI)

Der EPS-CVG-Konverter von DMC ist für die Konvertierung von EPS-Daten ins ATARI-freundlichere CVG-Vektorformat zuständig, wobei auch Farben und Font-Zuweisungen erhalten bleiben. Im EPS-File befindliche Font-Anweisungen können vom Konverter durch individuell wählbare CFN-Fonts ersetzt werden. Der EPS-CVG-Konverter ist für EPS-Dateien im 1.0-Format ausgelegt. Das neuere 3.0-Format, das beispielsweise auch vom Calamus-Modul „Bridge“ geschrieben wird, kann er also nicht konvertieren.

Eindruck: Einer der wenigen derzeit möglichen Wege, EPS-Grafiken ins CVG-Format zu konvertieren. Schade ist die Einschränkung auf EPS 1.0. Der EPStoCVG-Konverter kostet 198,- DM. Vertrieb: DMC, Walluf

CVGtoEPS (Mac)

Den umgekehrten Weg, nämlich CVG-Daten in das EPS-Format zu wandeln, geht der neue CVGtoEPS-Konverter. Es handelt sich dabei um das erste Macintosh-Programm, mit dem CVG-Vektorgrafiken vom ATARI in das Illustrator-3.0-EPS-Format gewandelt werden können. Dazu braucht also kein MagiCMac installiert zu sein, der Konverter wandelt die CVG-Daten direkt auf Macintosh-Ebene. Texte werden dabei automatisch in Vektorpfade gewandelt.

Highlight ist eine einstellbare Unterfarbenreduktion (UCR-Option). Diese steuert die notwendige Farbraumkonvertierung vom RGB- in das CYMK-System. Notwendig deswegen, weil das CVG-Format ein reines RGB-For-mat ist, während Illustrator lediglich die Farbräume K und CMYK unterstützt. Auch die problematische Konvertierung von Linienstärken (die das CVG-Format im Verhältnis zur Vektorrahmengrösse bestimmt und somit keine exakte Definition zuläßt) wurde befriedigend gelöst. Der CVGtoEPS-Converter wird mit einem kleinen deutschsprachigen Handbuch ausgeliefert. CVGtoEPS kostet 148,- DM. Vertrieb: Kursiv, CH-St. Gallen

Studio Convert ist eine reine Konvertier-Software, ohne jeden weiteren Schnickschnack.

Arabesque 2 (ATARI)

Integrierte Lösungen sind zum Einsatz als bloße Konvertierer sicherlich einfach zu teuer. Die les- und schreibbaren Formate bieten hier aber auch, da sie ja eigentlich nur ein „Nebenprodukt“ sind, die oft notwendigen Möglichkeiten zur weiteren Bearbeitung der Objekte - eben für das Umfeld, in dem sie eingesetzt werden sollen.

Eine solche Software ist beispielsweise Arabesque 2. Neben den vielen Funktionen zur Bearbeitung von Vektorgrafiken kann das neue Arabesque 2 auch die meisten lllustrator-EPS-Formate (als ‘.AI’, dem Illustrator-Format, oder EPS) lesen und schreiben. Da Arabesque 2 auch weitere Formate verarbeiten kann, unter anderem natürlich auch das CVG-Vektorformat, kann dieser Vektoreditor neben seinen weiteren Features zum Editieren von Vektorillustrationen als eine ideale Schnittstelle zwischen den wichtigen Standardvektorformaten anderer Rechnerplattformen und Calamus und Co. genutzt werden.

Kommentar: Die zur Zeit beste und die meisten EPS-Versionen umfassende Lösung. Wer viel mit EPS- und CVG-Daten arbeiten muß, findet hier ein ideales Werkzeug. Arabesque 2 kostet 298,- DM. Vertrieb: NO|Software, Ritzstr. 13, 54595 Prüm.



Aus: ST-Computer 07 / 1995, Seite 74

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