Tele Office - Steter Tropfen...

ATARI-Anwender sind ein hartgesottener Schlag Menschen. Immer wieder bearbeiteten sie den Hersteller der weit verbreiteten Telefax-Software Tele Office, die Software endlich weiterzuentwickeln - zuletzt mit Erfolg. Lesen Sie, was Tele Office 3.0 Neues bietet.

Lange hatte sich an Tele Office, dem etabliertesten Faxprogramm für den ATARI, nichts getan. Diese Zeit der Stagnation hatte sicherlich mit der Umsetzung der Software auf andere Rechnerplattformen zu tun. Vor einigen Monaten jedoch beschloß die Herstellerfirma, die ATARI-Version aufzupolieren. Erfreulicherweise wurde dieses Vorhaben im Mailboxnetz „MausNet" bekanntgegeben. Da dieses nach wie vor die erste Adresse für ATARI-Benutzer ist, konnte sich der Hersteller zahlreicher Verbesserungsvorschläge gewiß sein. Nun ist es soweit, Tele Office 3.0 wird ausgeliefert. Ein neues Handbuch gibt es allerdings nicht. Das bedeutet, daß Neukunden das Handbuch zur alten Version 2.01 erhalten. Wer updatet, bekommt gar nichts Gedrucktes. Auf einer der beiden gelieferten Disketten befindet sich eine mit Bildschirm-Snapshots illustrierte Dokumentation der Unterschiede und Erweiterungen seit der Version 2.01. Die Frischzellenkur für das alte Tele Office ist schnell erledigt. Es müssen lediglich einige Dateien im existierenden

Tele Office-Verzeichnis durch die aktuelleren von der Update-Diskette ersetzt werden. Außerdem empfiehlt es sich, so noch nicht installiert, das mitgelieferte Treiberpaket HSMODEM4 für die seriellen Schnittstellen im System zu verankern. Nicht nur Tele Office, sondern auch Terminalprogramme werden es Ihnen mit verbesserten Datenraten und höherer Stabilität danken.

Gleich beim Start des Programms fällt die verbesserte und aufgeräumte Optik auf. Löblich, daß nun der Programmabbruch endlich mit der üblichen Tastenkombination Control-Q zu erreichen ist. Das Pop-up-Menü zur Konfiguration von Tele Office erscheint nun nach Beendigung eines jeden Einstellungsmoduls automatisch wieder. Dadurch können Sie sich lästige Mausverschieberei sparen, wenn Sie mehrere Details verstellen möchten. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden darüber hinaus die Punkte „Konfiguration Modem/Schnittstelle" zu einem Eintrag zusammengefaßt.

Das Fax-Layout-Modui

Ruft man das Fax-Layout-Modul auf, fallen die klarer gestalteten Symbole für diel verschiedenen Funktionen ins Auge. ZweiIcons, die in Tele Office 2.01 noch vorhanden waren, fehlen nun: Mit der Schreibmaschine und den Zeichenwerkzeugen konnten bisher vordefinierte Texteditoren oder Grafikprogramme ohne Übergabe von Parametern aufgerufen werden. Da mittlerweile alle relevanten Programme mit 1 Parametern zurechtkommen, konnten diese Funktionen abgespeckt werden.

Die Routinen im Layout-Modul sind jetzt zusätzlich auch per Tastatur anwählbar. Es irritiert allerdings, daß statt der üblichen Tastenkombination Control-U zum Fensterschließen hier Control-Q erwartet wird.

Möchten Sie einem Fax, das von einem anderen Programm erzeugt wird, eine oder mehrere Vorseiten - sogenannte Coverpages - voranstellen, so haben Sie es mit Tele Office 3.0 nun einfacher. Nach der Anwahl der „Extern-Fax"-Option werden Sie gefragt, ob das im Layout-Fenster zusammengestellte Fax als Coverpage(s) für das extern erzeugte Fax benutzt werden soll. So haben Sie größtmögliche Flexibilität. In der Version 3.0 ist allerdings noch ein Fehler vorhanden. Es fehlt auf der Coverpage Abstand zum linken Rand, so daß vom Empfängerfaxgerät einige Buchstaben abgeschnitten werden. Der Hersteller hat baldige Nachbesserung versprochen.

Versand/Empfang

Sehr viel schneller sind in Tele Office das Erzeugen von Telefaxen nach dem Layouten sowie die Anzeigefunktion geworden. Das Arbeiten mit dem Programm läuft dadurch einfach flüssiger. Der mittlerweile weiten Verbreitung von Multitasking-Systemen, mit denen mehrere Programme gleichzeitig benutzt werden können, trägt Tele Office Rechnung. Blockierte bisher beim Empfang und Versand von Telefaxen die Dialogbox Bildschirmausgaben anderer Programme, können Sie nun auf sie verzichten. Sollten Sie dies nicht als Voreinstellung gewählt haben, ist es auch während des Empfangs oder Versands noch möglich, die Dialogbox zu schließen. Lassen Sie sie beim Faxversand geöffnet, informiert Sie Tele Office darüber, wieviel Prozent der aktuellen Faxseite bereits übertragen sind.

Praktisch ist, daß Sie von Tele Office 3.0 vor jedem Faxversand nach Ihrem Absendernamen und Ihrer ID gefragt werden. Ändern Sie hier nichts, werden die Voreinstellungen benutzt. Soll jedoch für ein einzelnes Fax einmal eine andere Kennung benutzt werden, muß man nun nicht mehr den umständlichen Weg über das Konfigurationsmenü beschreiten. Bei allem Lob gibt es jedoch auch Kritikpunkte. Daß Tele Office bei einem Übertragungsfehler während des Faxversands auch die bereits einwandfrei versendeten Seiten nochmals versendet, hat uns enttäuscht. Von einem Faxprogramm in der Version 3 sollte man erwarten dürfen, daß es die Telefonrechnung seines Eigners nicht unnütz erhöht. Ein vergleichsweise kleineres Manko ist, daß, wenn Sie im Konfigurationsmodul das Feld zum Eintrag Ihrer eigenen ID voll ausnutzen, nicht alle Zeichen derselben auch versandt werden.

Neu ist, daß sich nach dem Empfang eines Telefaxes ein Fenster öffnet, das Sie über den Eingang informiert. In den Log-Dateien für Empfang und Versand wird jetzt zusätzlich zu den bisherigen Angaben auch die Geschwindigkeit, mit der das Fax übertragen wurde, mitprotokolliert.

Wir hatten gehofft, daß im neuen Tele Office auch eine Funktion zur Kontrolle der Logfiles enthalten sein würde, aber weiterhin wird ein externer Editor hierzu benötigt.

Wird der Faxtreiber als TTP, unabhängig von Tele Office, aus einem Terminal-Programm aufgerufen, welches einen Faxanruf erkannt hat, kann dieses den Faxtreiber mittels Parameterübergabe anweisen, weder das Modem zu konfigurieren noch abzuheben. Dann beschränkt er sich darauf, das Telefax zu empfangen.

Faxabruf

Viele Firmen bieten Faxabruf-Services an, Sie rufen an und werden durch ein Sprachmenü geführt, bei dem Sie sich durch Eingabe von MFV-Signalen („Tonwahl") für Faxdokumente entscheiden können, die Ihnen dann, noch während Ihres Anrufs, gesendet werden. Wenngleich die Nutzung dieser Angebote auch schon mit älteren Tele-Office-Versionen möglich war, ist sie jetzt noch einfacher geworden: Bevor Sie per Telefon die Servicenummer anwählen, selektieren Sie „Telefaxabruf', worauf Tele Office das Modem konfiguriert und nur noch auf einen Tastendruck wartet, sobald Sie die Übertragung des gewünschten Dokuments angefordert haben.

Ausdrucken von Telefaxen

Eine der wichtigsten Verbesserungen hat es bei der Druckfunktion gegeben. Endlich können Sie mehrseitige Faxe am Stück ausdrucken, ohne mühsam jede Seite manuell anwählen und anzeigen lassen zu müssen! Sehr praktisch ist auch die Option „Faxseiten auf Papierbreite skalieren". Tele Office verkleinert, ohne Veränderung des Längen/Breiten-Verhältnisses, die Seiten dann gegebenenfalls so, daß sie exakt die maximale Druckbreite des installierten Druckers ausnutzen. Damit bei sehr langen Faxen die Verkleinerung nicht zur Unlesbarkeit des Dokuments führt, können Sie einen maximalen Verkleinerungsfaktor in Prozentangabe festlegen. Weitere Optionen sind der pixelidentische Ausdruck und die feste Skalierung. Sollten Sie für Ihr GDOS zwei Druckertreiber installiert haben, können Sie nun wahlweise auch auf dem Gerät 22 statt auf dem voreingestellten Gerät 21 ausdrucken.

Fazit

Tele Office hat mit der 3er-Version einen guten Schritt nach vorne gemacht. Der Hersteller hat zugesagt, daß Fehler schnellstmöglich entfernt und korrigierte Versionen für die Kunden in der Support-Mail-box kostenlos erhältlich sein werden. Voraussichtlich ist schon bei Erscheinen dieses Testberichts ein erstes Update verfügbar. Trotz einzelner Unzulänglichkeiten, wie etwa dem doppelten Versenden von Faxseiten nach einem Fehler, ist das Update von einer älteren Version empfehlenswert.

Patrick G. Dubbrow

Bezugsquelle: TKR GmbH & Co. KG Stadtparkweg 2 24106 Kiel

Preise:
Tele Office 3.0: 98 DM
Update von Version 2: 40 DM
Update von Junior Office: DM 60,-

Positiv: beschleunigte Verarbeitung
Senden/Empfangen im Hintergrund
Drucken in einem Durchgang möglich

Negativ:
Mehrfachversand nach Fehlern
Logfile-Kontrolle umständlich

Kleines Kreuz, große Folgen: Empfang und Versand laufen auch im Hintergrund.



Aus: ST-Computer 02 / 1995, Seite 32

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