Editorial - Winter will es werden ...

Studiert man die einschlägigen Wirtschaftsblätter, könnte man leicht meinen, daß sich in der Computerbranche immer mehr Firmen auf einen kalten Winter einrichten. Man rückt enger zusammen. Es hagelt geradezu an Zusammenschlüssen, Übernahmen, Joint Ventures etc.

Durch den allgemeinen Preisverfall - sowohl im Hardware- als auch im Software-Bereich - kommen immer mehr Firmen an Umsatzgrenzen, die schon stark ihre Rentabilität in Frage stellen. Nach über einem Jahrzehnt Personalcomputer - um es allgemein zu halten - findet man sich heute in einem Preiskrieg wieder, aus dem aller Wahrscheinlichkeit nach nur ein paar große Firmen hervorgehen dürften. Vor allem auf dem SoftwareMarkt versuchen sich Firmen durch Zusammenschlüsse gegen Firmen wie z.B. Microsoft zu behaupten.

Wenn man den ATARI-Markt im Vergleich zu den Stückzahlen verkaufter PCs des übrigen Computermarkt betrachtet, sieht man ziemlich deutlich, daß man sich eher in einem Nischenmarkt befindet. Anders ausgedruckt: Qualität vor Quantität. Doch gerade hierin liegt die große Chance des ATARI-Marktes, denn in einem kleinen Markt können sich auch kleine Soft- und Hardware-Firmen behaupten. Oft beweist sich gerade hier die Kreativität der Software. Man bekommt kleine, leistungsfähige Anwendungen anstatt unbeweglichen, speicherfressenden Programmonstem, für deren Installation man sich erst einmal eine neue Festplatte und etliche Megabyte an zusätzlichem RAM einbauen muß. Auch nach fast 10 Jahren ATARI-TOS laufen fast alle Programme von "damals"; welches PC-Programm kann das von sich behaupten? Es gibt kaum engagiertere und kritischere Computerbesitzer als die ATARIaner, was u.a. die Postkartenaktion an den WDR bewiesen hat. Und - es gibt im Vergleich zum PC-Markt deutlich weniger Raubkopien (oder wieviele PC-Besitzer kennen Sie, die Original-Software besitzen?). Das und noch viele andere Gründe sichern den Firmen, die für den ATARI produzieren, das Überleben bzw. erspart ihnen die Umorientierung auf andere Märkte, auf denen die meisten früher oder später aufgeben müßten.

Frohe Weihnacht
Harald Egel



Aus: ST-Computer 12 / 1994, Seite 3

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