Hochgetaktete Rechner sind zur Zeit hoch im Kurs. Während bei der Konkurrenz Prozessoren mit 100MHz ihren Dienst versehen, werkelt im bisher leistungsfähigsten ATARI-Rechner, dem TT, ein mit 32MHz getakteter Motorola-68030-Prozessor. Die kanadische Firma Cybercube bietet nun eine sehr preiswerte Hardware-Erweiterung an, die den TT auf 48MHz beschleunigt. Für den Besitzer eines TT eröffnet sich hiermit eine relativ preiswerte Alternative gegenüber dem Kauf einer Medusa.
Für 99,- US$ bietet Cybercube nun auch für den ATARI TT einen Low-Cost-Beschleuniger an. Die äußerst kleine Platine, die auf die ST-RAM-Erweiterung aufgesteckt wird, verzichtet gänzlich auf einen Cache und beschleunigt einzig den internen Takt des Prozessors. Trotzdem verspricht Cybercube Beschleunigungsraten von bis zu 50% gegenüber dem Standard-TT.
Cybercube bietet für den Einbau des Beschleunigers ein Software-Programm an, das alle Einbauschritte mit Bildern deutlich macht. Das gelungene Programm, in leicht verständlichem Englisch geschrieben, erscheint jedoch mehr als Demonstrationsprogramm denn als echte Arbeitshilfe. Welcher TT-Besitzer hat schon einen zweiten ATARI-Computer herumstehen, auf dem er das Programm laufen lassen kann, während er den TT auseinandernimmt und den CaTTamaran einbaut?
Selbstverständlich legt Cybercube auch ein kopiertes Faltblatt bei, auf dem die Arbeitsschritte nochmals deutlich aufgeführt sind. Sowohl die Anleitung auf dem Faltblatt als auch die im Installationsprogramm sind bisher nur in Englisch erhältlich. Laut Overscan ist jedoch eine Übersetzung geplant.
Sehr einfach gestaltet sich der Einbau in neuere TTs. Da auf Lötarbeiten bei Motherboards ab Revision F vollständig verzichtet wird, kann auch der ungeübte Bastler innerhalb von dreißig Minuten seinen TT beschleunigen. Dabei ist der größte Arbeitsaufwand, den TT aufzuschrauben und das VME-Gehäuse zu entfernen und, nach dem Einbau des CaTTamaran, wieder zusammenzubauen. Der Einbau des CaTTamaran selbst nimmt keine fünf Minuten in Anspruch. Ein Widerstand auf dem Motherboard wird abgeklemmt, drei verschiedenfarbige Klemmen angebracht, die Platine auf die ST-RAM-Erweiterungskarte gesteckt und ein Jumper umgestellt -und schon ist der Einbau vollzogen. Geübte Lötkolbenartisten werden es vermutlich dennoch vorziehen, anstelle der Klemmen Lötverbindungen herzustellen, da hierbei deutlich Platz gespart werden kann und der Einbau der seriellen Schnittstellen bei Verwendung der Klemmen doch eine etwas haklige Arbeit wird. Grundsätzlich gilt jedoch, daß die Installation durchaus von jedermann vorgenommen werden kann.
Anders sieht es jedoch aus, wenn der CaTTamaran in ältere TTs eingebaut werden soll. Hier sind Lötarbeiten direkt auf dem Motherboard vorzunehmen, und an diese Arbeit sollte sich wirklich nur der gutausgerüstete Fachmann wagen, da Schäden bei unvorsichtigem Löten rasch passieren und zudem die dazugehörigen Installationshilfen durch Cybercube doch zu mager ausgefallen sind. Ob Sie Ihren TT lötfrei aufrüsten können, stellen Sie fest, indem Sie Ihren TT öffnen und links auf dem Motherboard den weißen Aufkleber konsultieren. Hier sollte mindestens Rev.F stehen. Bei kleineren Rev. empfiehlt sich unbedingt ein Einbau durch einen Fachmann!
Die benötigte Software-Installation erfolgt kurz und schmerzlos. Ein beiliegendes Installationsprogramm fügt automatisch den Treiber im Auto-Ordner ein und kopiert das Dash-Board-Accessory auf das Boot-Laufwerk (Abb. 2).
Als eigentliche Schaltzentrale ausgebaut wurde das DASHBOARD.ACC. Mit ihm ist es möglich, während des Betriebs auf einfachste Weise den Takt zwischen 32MHz und 48MHz umzuschalten (Abb. 3/4). Zusätzlich bietet es einen Überblick über die RAM-Belegung und eine Anzeige der Hitzebelastung des Prozessors an, wobei die Hitzewarnung einzig auf die Betriebsdauer seit dem letzten Reset des Rechners abstellt, eine echte Information über die Wärmeentwicklung im Rechner wird dementsprechend nicht angezeigt. Wer auf das ACC verzichten möchte, findet zwei weitere Kleinstprogramme, mit deren Hilfe vom Desktop aus der Systemtakt umgeschaltet werden kann.
Nach der Installation kann man getrost einmal versuchen, all seine Programme im 48MHz-Modus laufen zu lassen. Auf allen derzeit verfügbaren Betriebssystemen für den TT (getestet auf TOS/MultiTOS/Magic/Geneva) laufen praktisch alle Programme klaglos im 48MHz-Betrieb. Eine Geschwindigkeitssteigerung kann zumeist festgestellt werden. Erste erhebliche Probleme ergaben sich bei Vektorzeichenprogrammen wie DA’s Vektor oder OutlineArt sowie beim DTP-Programm Calamus SL. Unerklärlicherweise stürzten diese Programme regelmäßig beim Versuch, Grafiken zu importieren ab. Nach längerer Fehlersuche zeigte sich, daß hier die im Festplattentreiber Hushi integrierten Cache- und Buffer-Programme für die Systemabstürze verantwortlich waren. Nachdem der Cache ausgeschaltet und versuchsweise andere Cache- und Buffer-Programme installiert wurden, funktionierte auch bei diesen Programmen alles wie gewohnt, nur um einiges schneller. Größere Probleme tauchten bei einigen unsauber programmierten Spielen auf, sie sind zum Teil nicht mehr spielbar, da die Reaktionszeit des Menschen nicht mehr ausreicht, um die korrekten Eingaben zur rechten Zeit zu machen. Nach Umschaltung des Prozessortaktes auf 32MHz laufen jedoch auch diese wenigen Ausnahmen wieder einwandfrei.
Im Alltagstest zeigte sich jedoch, daß die Wärmeentwicklung, besonders in bereits mit diversen Erweiterungen versehenen TTs, nicht ganz unproblematisch ist, so kann es nach längerer Betriebsdauer durchaus Vorkommen, daß der Rechner plötzlich unmotiviert abstürzt. Der Einbau eines zusätzlichen Lüfters brachte jedoch rasche Abhilfe. Während der sechs Wochen Testphase trat nach dem Einbau des Lüfters kein einziger unerklärlicher Systemabsturz mehr auf.
Anstandslos laufen auch Grafikkarten im VME-Bus, wobei auch hier bei der Grafikausgabe ein geringer Geschwindigkeitsgewinn registriert werden kann.
Was der Beschleuniger bringt, kann das subjektive Gefühl der deutlichen Leistungssteigerung nicht abschließend beantworten. Wir haben deshalb die Leistung mit dem der Lieferung beiliegenden Shareware-Programm GEM-Bench gemessen. Wie man sieht, bringt der Beschleuniger tatsächlich einen deutlichen Geschwindigkeitsgewinn. Um einen effektiven Vergleich zu erhalten, wurde zuerst die Geschwindigkeit in 32MHz gemessen und die Resultate als 100% festgelegt. Anschließend wurde die Messung bei genau derselben Rechnerkonfiguration im 48MHz-Betrieb durchgeführt. Bei den Resultaten handelt es sich also um den realen Geschwindigkeitszuwachs, da genau die gleichen Systemvoraussetzungen galten wie beim 32MHz-Betrieb (Abb. 5).
Wie zu erwarten war, ist nicht eine Gesamtsteigerung der Performance von 50% erreicht worden. Ein erheblicher Geschwindigkeitsgewinn ist einzig im Bereich der reinen Rechenleistung vorhanden. Dieser Geschwindigkeitszuwachs macht sich jedoch deutlich in Grafik- und Raytrace-Programmen bemerkbar. So konnte bei Inshape ein Geschwindigkeitszuwachs von ca. 30% festgestellt werden, während bei GEMVIEW und Calamus SL eine Geschwindigkeitssteigerung von immerhin ca. 10%-20% meßbar war.
Zu einem Preis von 99,- US$ stellt der CaTTamaran durchaus eine lohnenswerte Erweiterung für neuere TTs dar, der einen durchschnittlichen Geschwindigkeitszuwachs von 10-20% bringt. Der geplante Verkaufspreis für Deutschland beträgt 299,- DM. Bei älteren TTs kann der Einbau nur durch gutausgerüstete ATARI Werkstätten oder sehr erfahrene Elektronikbastler vorgenommen werden. Bei bereits mit diversen Erweiterungen versehenen TTs ist unbedingt anzuraten, einen zusätzlichen Lüfter einzubauen, eventuell empfiehlt sich sogar der Einbau eines leistungsfähigeren Netzteils. Bei der Umschaltung auf den 32MHz-Betrieb laufen sämtliche, auch unsauber geschriebene, Programme, die mit CPU-Warteschleifen arbeiten, völlig unkritisch.
Preis:
99,- US$ bzw. 299,- DM (geplant)
Bezugsquelle:
Cybercube Research Ltd. 126 Grenadier Crescent Thomhill Ontario L4J7V7 Canada
oder:
COMPO Overscan Elbestr. 28-29 12045 Berlin
Geschwindigkeitsgewinn im Alltag
32MHZ | 48MHZ | Geschwindigkeitszuwachs | |
---|---|---|---|
Calamus (1) | 2.15.2 | 1.49.2 | 19.3% |
Rendering (2) | 39.36.0 | 28.32.0 | 27.8% |
Packen (3) | 0.23.6 | 0.19.1 | 19% |
Gemview (4) | 1.00.3 | 0.54.3 | 10% |
DA's Vektor (5) | 0.38.1 | 0.29.6 | 25.3% |
Avantvektor (6) | 0.25.3 | 0.24.2 | 14.5% |
Legende
(1) Belichtung eines CDK auf Linotronic
(2) Berechnung einfacher Grafik mit Inshape
(3) 100 Dateien packen mit ZIP
(4) Laden und Anzeigen eines 24Bit-Bildes
(5) Laden und Anzeigen einer Vektorzeichnung
(6) Vektorisieren einer IMG-Grafik
Positiv:
günstiger Preis
einfacher Einbau bei neueren TTs
gute Performance-Werte
Negativ:
Einbau bei älteren TTs nur für Fachmann
nur englische, z.T ungenügende Dokumentation
Wärmeprobleme bei erweiterten TTs