Software per DFÜ: Die Benutzung von Forschungsnetzen

Die in den letzten Jahrzehnten entstandenen Rechnernetze bieten neue Möglichkeiten der Kommunikation. Weltweite Computervernetzung wird immer wichtiger, und der stattfindende Nachrichtenaustausch wächst stetig. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Datenaustausch ist schneller, billiger und einfacher als die herkömmliche Briefpost.

Mit zunehmendem Vernetzungsgrad von Rechnern bietet sich an, frei kopierbare Software (also Public Domain, Shareware oder Demoversionen) über diese Netze zu kopieren. In Frage kommen da am ehesten die weltweiten UNIX-Forschungsnetze. Dort halten zahlreiche Server unzählige Informationen, wie zum Beispiel Software und Dokumentationen, zum Abruf bereit.

Zu diesen Rechnern existieren im wesentlichen zwei Zugangsformen:

Elektrische Post

Electronic Mail (EMail) steht für elektronische Post und meint das Übertragen von Nachrichten über Computernetze. Dem Benutzer ist es möglich, einem anderen Benutzer eine persönliche Nachricht zu senden. Diese Nachricht wird in dem elektronischen Briefkasten des Empfängers abgelegt und später, wenn der Empfänger in seinen Briefkasten schaut, von dem Empfänger bearbeitet.

Zur groben Orientierung, wie man sich die Funktionsweise eines solchen Programms vorstellen muß, siehe Abbildung 1. Ein Mail-System setzt sich aus zwei Komponenten zusammen.

Mail

Mail-Front-End Mail-Back-End
Benutzerfläche: Erstellen Lesen und Verwalten von einzelnen Nachrichten Hintergrundprogramm: beschäftigt mit dem Empfang und der Weiterleitung von Nachrichten
Mail-User-Agent (MUA) Mail-Transport-Agent (MTA)

Abb.: 1 Komponenten eines Mail-Programms

Auf der linken Seite sieht man das „Front-End“ oder die Benutzerschnittstelle. Diese sogenannten „Mail-User-Agents“ werden vom Benutzer aufgerufen; er kann mit diesen Programmen interaktiv arbeiten. Diese „Mail-User“-Agenten bilden die Bedieneroberfläche: Nachrichten können erstellt werden, eingehende Mails werden hier gelesen und beantwortet oder auch in einer Datei gespeichert.

Das „Back-End“-Programm arbeitet im Hintergrund und ist beschäftigt mit dem Empfang und der Weiterleitung von Nachrichten. Bei dem Empfang von Nachrichten wird die jeweilige Nachricht dem elektronischen Briefkasten des Empfängers zugeordnet. Die Weiterleitung betrifft ausgehende Mitteilungen, die entweder für den lokalen Rechner bestimmt oder an ein entferntes System weiterzuleiten sind. Soweit zur Theorie.

In der Praxis bieten die meisten lokalen Netzwerkbetriebssysteme diesen Dienst an. So kann man einfach mal kurz seinen Kollegen eine Mitteilung schicken oder sie zum nächsten Mitarbeitertreffen einladen. Interessant wird es, wenn viele Netzwerke miteinander verbunden sind und die elektronische Post weltweit verschickt werden kann. Damit dies funktioniert, muß das lokale Netz mit entfernten Rechnern (und Netzen) verbunden sein.

Absender- und Empfängerangaben müssen dann natürlich weltweit eindeutig bestimmbar sein, damit eine Nachricht auch über mehrere Netze hinweg transportiert werden kann. In der Praxis wird diese Adressierung und die sich ergebende Wegewahl („Routing“) oft ein schwieriges Unterfangen.

Der ganze Aufbau ist mit dem Transport eines Briefes vergleichbar, den man auch mit Absender und Empfänger versieht und zum Briefkasten trägt - im Jargon spricht man hier von der traditionellen „paper post“ oder eher von der „snail mail“ (Schneckenpost).

Abb. 2: Antwort eines Mail-Servers

Mail-Server

Eine Möglichkeit der Software-Beschaffung besteht nun in der Abfrage von „Mail-Servern“ durch EMail-Anfragen. Der Empfänger einer Nachricht kann ein „normaler“ User oder ein Programm sein, das den Inhalt der Nachricht liest und abhängig davon gewisse Aktionen durchführt. Dieses Programm (eben der „Mail-Server“) versteht natürlich nur Anfrage-Messages, die einen Auftrag in festgelegter Form enthalten. Wie wird nun eine solche Nachricht abgeschickt? Auf UNIX-Systemen heißt ein Programm zur Kommunikation mit anderen Usern einfach mail. Dieses Programm dient zum Lesen empfangener Nachrichten sowie zum Versenden eigener Mitteilungen. Für unser Beispiel wird das Programm mit der „Mail-Server“-Adresse aufgerufen, und der Auftrag könnte dann folgende Form besitzen:

mail ps-file-server@adobe.com
Subject: send Documents eps.ps.B.

Akzeptiert der „Mail-Server“ die Anfrage, schickt er die gewünschten Daten als Electronic Mail zurück. In unserem Beispiel schickt der Server das Dokument eps.ps.B. In der Regel „verstehen“ die Mail-Server die Nachricht help. Mit dieser Nachricht bekommt man dann erstmal wichtige Informationen, wie der Server anzusprechen ist. Die Abbildung 2 zeigt die mögliche Antwort eines „Mail-Servers“. Der Inhalt der Mitteilung: Der Server hat den Auftrag erhalten und bestätigt die Anfrage. Das gewünschte Dokument wurde in eine Warteschlage zum Versand eingereiht.

Diese Kommunikation läuft natürlich nicht interaktiv, und daher kann es etwas dauern, bis eine Antwort eintrifft. Dafür wird allerdings auch nur eine EMail-Anbindung vorausgesetzt. Um weltweit teilnehmen zu können, genügt technisch ein Telefonanschluß mit einem Modem, das an Ihren Rechner angeschlossen ist. Die organisatorische Voraussetzung ist die Zugangsberechtigung zu einem Computernetz. Verschiedene Mailbox-Netze (wie zum Beispiel FidoNet oder MausNet) bieten ihren Benutzern diesen EMail-Service kostengünstig an.

Elektronische Nachrichten bestehen gewöhnlich aus reinen Textdaten (ASCII). Für den Transport von binären Daten, wie beispielsweise Programme, muß zusätzlich Arbeit investiert werden. Man benötigt Hilfsprogramme, die binäre Dateien in ASCII-Daten und umgekehrt umwandeln. Alle UNIX-Systeme kennen die Utilities uudecode und uuencode. Diese Programme sind natürlich auch für ATARI-SySterne erhältlich.

Hier zum Testen und Ausprobieren einige deutsche „Mail-Server“-Adressen:

ftp-mail@uni-paderborn.de 
archive-server@germany.eu.net 
mail-server@rus.uni-stuttgart.de 
mail-server@cs.tu-berlin.de 
ftpmail@informatik.uni-oldenburg.de 
ftp-mailer@informatik.tu-muenchen.de

Über EMail werden auch Diskussionsrunden geführt, ähnlich den Diskussionsbrettern in Mailboxen. Dabei übernimmt ein zentraler Rechner die Vergabe der Nachrichten. Möchte man einen Diskussionsbeitrag senden, schickt man seine Nachricht an eine bestimmte Adresse. Dieser Empfänger ist ein Computerprogramm, das anschließend die Nachricht an alle eingetragenen Leser der Kommunikationsliste verschickt. Der Unterschied zu der persönlichen Kommunikation („one-to-one“) liegt also in der Verteilung, im letzten Fall eben „one-to-many“. Um sich in eine Diskussionsliste einzutragen, muß in der Regel ein Kommando der Form

subscribe Listenname Vorname Nachname

an den „Mail-Server“ geschickt werden, der diese Liste verwaltet. Zukünftig erhält man alle Diskussionsbeiträge als EMail zugesandt.

FTP

Eine weitere Software-Quelle kann mit dem File-Transfer-Programm FTP angezapft werden. Mit diesem Programm können mit anderen Rechnern über das Internet-Protokoll Dateien ausgetauscht werden.

Das Netz Internet ist ein Wide Area Network (WAN), das gegenwärtig mehr als 800.000 Rechner miteinander verbindet. Das US-Verteidigungsministerium ließ für dieses Internet ein Protokoll entwickeln: das Transmission Control Protocol/ Internet Protocol (TCP/IP). Ein solches Kommunikationsprotokoll besteht aus einer Anzahl von Konventionen, die festlegen, wie digitale Informationen ausgetauscht werden. TCP/IP ist heute in vielen öffentlichen und privaten Netzen verfügbar und auch fester Bestandteil von UNIX.

Auf TCP/IP setzen weitere Anwendungen wie Telnet oder FTP auf. Sie bauen über TCP/IP automatisch weltweite Verbindungen zu anderen UNIX-Rechnern auf, wo dem Anwender dann eine eingeschränkte Shell die Möglichkeit gibt, Dateien auf sein System zu kopieren oder ähnliches. Die Anwendung FTP (File Transfer Program) dient der Dateiübertragung. Es ist so möglich, Dateien mit einer relativ hohen Geschwindigkeit (wenige KBytes in der Sekunde) zu übertragen. In der Abbildung 3 ist das Prinzip der FTP-Verbindung aufgezeigt. Auf dem lokalen Rechner wird FTP gestartet, das über TCP/IP-Protokollen mit dem entfernten System Verbindung aufnimmt.

Abb.3: BILD1.PIC Prinzip einer FTP-Verbindung

Anonymous

Normalerweise benötigt man für einen solchen Dateitransfer Benutzerberechtigungen für beide Systeme oder eine spezielle Systemkonfiguration. Es gibt aber einen Weg, diese Beschränkung zu umgehen - „den anonymous FTP-Service“, d.h., es existiert ein „anonymer“ Zugang. Weltweit stellen zahlreiche FTP-Server Informationen wie Dokumente, Software u.v.a.m. auf diesem Weg zur Verfügung.

Name der Einrichtung IP-Adresse Rechnername
RWTH Aachen 137.226.112.172 ftp Informatik rwth-aachen de
Freie Universität Berlin 130.133.4.50 ftp.fu-berlin de
Universität Dortmund 192.76.144.75 ftp.germany.eu.net
Universität Erlangen 131.188.44.43 ftp.uni-erlangen.de
Universität Freiburg 132.230.1.56 ftp.uni-freiburg.de
Technische Universität München 131.159.0.198 ftp.informatik.tu-muenchen de
Universität Passau 132.231.20.10 ftp.uni-passau.de
Universität Stuttgart 129.69.1.13 ftp.uni-stuttgart.de

Abb. 5: Deutsche FTP-Server mit ST-Software

Auf den Datenbestand dieser Rechner kann zugegriffen werden, ohne eine Registrierung als Nutzer zu besitzen. Nach dem Aufbau einer FTP-Verbindung gibt man einfach „anonymous“ als login ein. Als Paßwort sollte man seine eigene EMail-Adresse angeben, es funktioniert aber auch oft ohne.

Die Abbildung 4 zeigt eine mögliche interaktive Kommunikation.

Jetzt kann es losgehen: Man kann sich durch die Verzeichnisse hacken und sich etwas Brauchbares aussuchen. In der Regel existiert ein Verzeichnis PUB (für public/öffentlich), dort gibt es dann weitere Verzeichnisse, zum Beispiel ATARI, MACHINES/ATARI oder Vergleichbares. Dies hängt vom jeweiligen Server ab. Eine bessere Übersicht gewinnt man, wenn man sich erst einmal ein aktuelles Inhaltsverzeichnis des Zielrechners kopiert. Häufig sind auf dem Heimatrechner solche Verzeichnisse schon vorhanden. Auf den meisten FTP-Servern existiert ein solches Inhaltsverzeichnis aller eigenen Verzeichnisse in der Datei ls-lR oder Is-IR.Z (komprimierte Form von ls-1R) im Hauptverzeichnis. Diese Datei kann man sich erstmal kopieren und dann etwas auswählen, ohne teuere Rechenzeit zu verbrauchen.

Abb. 4: Interaktives Arbeiten mit FTP-Beispielsession

Die Interaktivität von FTP ist eigentlich sehr bedienungsfreundlich. Umständlich wird es allerdings, wenn größere Datenbestände kopiert werden sollen. Dann lohnt es sich auf jeden Fall, den Kopiervorgang (oder auch den Sendevorgang) zu automatisieren.

FTP arbeitet nach dem Prinzip des Telefonnetzes, also der Leitungsvermittlung. Es gibt eine eigene Verbindung, die für die Dauer des Gesprächs reserviert bleibt. Mit anderen Worten: Es wird eine Standleitung benötigt. (Mittlerweile existieren aber auch Mail-Server, die FTP-Aufträge auf fremden Rechnern ausführen und die Daten dann als EMail zurücksenden.)

Die Bedienung von FTP ist vergleichsweise einfach. Es existieren verschiedene FT-Programme, die sich in ihrem Befehlsumfang unterscheiden können. Nachfolgend werden einige grundlegende Befehle erläutert, die von jeder FTP-Umsetzung erwartet werden können. Im Zweifelsfall lesen Sie das Manual Ihrer speziellen Implementierung.

Um eine Verbindung aufzubauen, ist folgende Eingabe nötig:

ftp domain.

Domain kennzeichnet den Namen des Systems. Die Struktur eines Domain sollte so gestaltet werden, daß sie möglichst die Struktur der betreffenden Organisation wiedergibt. Beispiele einer Domain-Angabe sind:

otto.uni-emden.de oder
otto.com.

Weitere Informationen über Domains und das „Domain Name System“ (DNS) enthält der benachbarte Textkasten.

Jeder einzelne Rechner, der am Internet angeschlossen ist, besitzt eine sogenannte Internet-Nummer oder -Adresse (vergleichbar mit einer Telefonnummer). Diese Nummer ist eine 32-Bit-Zahl. Gewöhnlich findet man eine gepunktete Darstellung, wie 123.100.150.200. Mit dieser Nummer kann auch das FT-Programm gestartet werden:

ftp 123.100.150.200.

In dem Beispiel (Abbildung 4) sieht man den Aufbau einer FTP-Verbindung zu einem Rechner in Aachen. Als login-Name muß „anonymous“ eingegeben werden. Danach wird das Paßwort verlangt. Bei der Eingabe wird es aus Sicherheitsgründen nicht wiedergegeben.

Erscheint der „ftp>“-Prompt, ist der Benutzer angemeldet, und die Verbindung steht. Mit den Befehlen dir oder ls bekommt man eine Directory-Übersicht. Verzeichnisse werden mit dem Befehl cd Verzeichnis gewechselt, get Dateiname dient zum Empfangen, send Dateiname zum Senden von Dateien.

Die Dateiübertragung kann in einem „ASCII“- oder in einem „Binary“-Modus erfolgen. In einem „ASCII“-Modus werden einzelne Codes zwischen den Systemen übersetzt. Für „binäre“ Daten, zum Beispiel gepackte Daten und Programme, sollte eben diese Umwandlung nicht stattfinden. Aus diesem Grund ist es möglich, einen Übertragungsmodus mit den Befehlen ascii und binary auszuwählen.

Eine Verbindung zu einem FTP-Server wird mit dem Befehl close oder bye beendet. In der Abbildung 5 sind einige Adressen deutscher FTP-Server aufgeführt. Auf allen Servern gibt es umfangreiche Software-Libarys mit ATARI-Software. Die Liste dient nur zur Groborientierung und sagt nichts über die Aktualität der Daten aus.

Die Benutzung von FTP ist im Grunde genommen ein Privileg. Daher ist auf jeden Fall zu beachten, daß teuere Rechenzeit nicht unnötig verbraucht wird. In der Bundesrepublik existieren einige FTP-Server, die regelmäßig Datenbestände von außen beschaffen. So kann in vielen Fällen auf die Übertragung von Daten über die Transatlantikleitungen verzichtet werden.

Wie kann man sich nun in dieses Netz einklinken? In Deutschland bieten verschiedene Organisationen Zugänge zum Internet. Es gibt das EUnet (European Unix Network), das deutsche Forschungsnetz WIN (Wissenschaftsnetz) undXLINK (extended Lokales Informatik Netz Karlsruhe).

EUnet

Das EUnet ist der europäische Teil eines weltweiten Verbundes von UNIX-Rechnern. Es besteht eine Infrastruktur von nationalen Servicerechnern, die miteinander mit Standleitungen verbunden sind. In Deutschland befindet sich der nationale Rechner an der Universität Dortmund. Neben Electronic Mail bietet das EUnet seinen Benutzern ein Computerkonferenzsystem und seit 1990 auch Internet-Dienste des InterEUnet. Die Tarife für die EUnet-Teilnahme setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Die Grundkosten bestehen aus einer Grundgebühr und den Bereitstellungskosten für Mail, NetNews sowie InterEUnet. Sie belaufen sich auf DM 530,-/ monatlich. Mitglieder der GUUG - der Vereinigung deutscher UNIX-Benutzer - müssen DM 380,-zahlen. Zu diesen Grundkosten kommen Gebühren für die Nutzung dieser Dienste. Innerdeutsche Mail ist durch die Bereitstellungsgebühr abgedeckt. Die Kosten für „ausländische“ EMail ergeben sich aus einer Stufeneinteilung abhängig von der Prozentzahl der empfangenen Nachrichten am Gesamtvolumen - die Spanne geht von DM 0.25 bis DM 6.75 pro KByte.

Für die Nutzung der IP-Vermittlung in das internationale Internet werden bei direkter Nutzung 5 Pf/KByte berechnet. Es besteht die Möglichkeit, Übertragungskontingente vorab zu bestellen und zu bezahlen, wobei sich die Kosten verringern. Die Nutzungsgebühren sind für GUUG- und Nicht-GUUG-Mitglieder gleich.

Weitere Informationen sind beim deutschen EUnet-Team erhältlich:
EUnet Deutschland GmbH
Emil-Figge-Straße 80
44227 Dortmund
und bei info@germany.eu.net.

WIN

An das Internet angeschlossen ist auch das Deutsche Forschungsnetz (WIN), das u.a. den Datenaustausch zwischen Universitäten und Forschungseinrichtungen trägt. Wer also eine Benutzerberechtigung zu einem Uni-Rechner mit WIN-Anschluß besitzt, hat in der Regel auch Zugang zum Internet und kann somit FTP nutzen.

Der Verein zur Förderung eines deutschen Forschungsnetzes (DFN) hat im April 1990 den Router-Pilotbetrieb zum US-Internet aufgenommen und seit Sommer 1991 den vollen Internet-Service eingeführt. Als Zugangsmöglichkeiten stehen derzeit Datex-P und X.25 zur Verfügung. ISDN-Zugänge sollen 1993 folgen.

Die Anschlußgebühr für WIN- und IP-Vermittlung richtet sich im übrigen nach der Geschwindigkeit, mit der die Institution an das Wissenschaftsnetz angeschlossen ist. Die anfallenden Gebühren sind Festkosten, also volumenunabhängig. Derzeit existieren Anschlüsse mit Übertragungsgeschwindigkeiten von 9.6 KBit/ s und von 64 KBit/s. Die Kosten belaufen sich für Mitglieder auf DM 8770,- / Jahr (DM 13200,- für Nichtmitglieder) bzw. DM 13200,-/Jahr (DM 15790,-für Nichtmitglieder).

Neuerdings existieren auch 2Mbit/s-Anschlüsse, geplant sind in der nächsten Stufe sogar 34 Mbit/s - dies zeigt den künftigen Weg! (Mit 34 Mbit/s läßt sich zum Beispiel der Inhalt einer 40 MB-Festplatte in weniger als 10 Sekunden übertragen!)

Weitere Informationen sind erhältlich beim:

DFN-Verein

XLINK

Das XLINK existiert seit 1984 als Projekt an der Universität Karlsruhe (Fachbereich Informatik) und bietet den Zugang zum Internet, inklusive Net-News und EMail-Dienste.

Die Tarife sind nach Hochschulen und Wirtschaftsunternehmen getrennt. So muß ein Wirtschaftsunternehmen für ein 15-MB-Kontingent 500,- DM und für ein 60 MB-Kontingent 1000,- DM zahlen. Eine monatliche Bereitstellungsgebühr wird nicht erhoben.

Weitere Informationen bei:
XLINK
Postfach 6980
76049 Karlsruhe

Die Höhe der Tarife zeigten schon, daß sich der Anschluß an das Internet nur für Firmen und Institutionen lohnt.

Individual Network

Für private Nutzer existiert ein bundesweiter Zusammenschluß von Interessenten: das Individual Network e. V. Das Individual Network (IN) fungiert als Dachverband für Betreibergemeinschaften, zu denen sich private Netznutzer zusammengeschlossen haben. Der Verein hat sich zur Aufgabe gestellt, die Interessen seiner Mitglieder geschlossen nach außen zu vertreten, so zum Beispiel bei Vertragsverhandlungen mit Netzdienstanbietern. Der IN-Verein hat so mit allen drei deutschen Intemet-Dienstanbietern (also EUnet, DFN sowie XLINK) Nutzungsverträge abgeschlossen. An Netzdiensten stehen so EMail, NetNews und (bei geeigneten technischen Voraussetzungen) Internetdienste wie FTP zur Verfügung.

Die Dienstleistungen des IN dürfen nur von Privatpersonen genutzt werden; kommerzielle Nutzung ist untersagt. Auch Teile der großen deutschen Mailbox-Netze (Fido, Maus, Z) sind im IN vertreten.

Weitere Informationen bei:

Individual Network e. V.
c/o Frank Simon Ammerländer
Heerstraße 389
26129 Oldenburg
und bei: in-info@individual.net.
Einige Informationen über das Individual Net befinden sich auch der Diskette (siehe Literaturempfehlungen).

Fazit

Es bleibt eigentlich nur zu sagen: EMail und FTP bieten sehr viele Möglichkeiten. Sie sind ideale und kostengünstige Werkzeuge zur Beschaffung von öffentlich zugänglicher Software und vor allem von weiteren Informationen und Dokumentationen.

Abb. 6: Domain-Aufteilung in Levels

„Domain-Name-System“ (DNS)

Das DNS ist ein Directory-System. Ein Directory-System hat die Aufgabe, Informationen über Objekte zu verwalten - in diesem Falle Domain-Namen. Eine Komponente des DN-Systems ist die hierarchische Strukturierung des Domain-Namensraums. Sie ermöglicht es, die Verwaltung der Rechnernamen dezentral durchzuführen. Das „Domain Name System“ wurde 1983 eingeführt. Zuvor verwaltete man zentral alle weltweit auftretenden Rechnernamen. Dieses Verfahren wurde aber bald als unpraktisch und unflexibel erkannt.

Wie wird nun durch die dezentrale Verwaltung der Namen garantiert, daß jeder Name weltweit nur einmal auftritt? Ein Domain ist in verschiedene „Levels“ eingeteilt. Die „Top-Level“-Domains sind durch eine weltweite Empfehlung festgelegt:

Es sind Länder-Codes:

DE für Deutschland
CH für Schweiz
FR für Frankreich
UK für Großbritannien usw.,

oder folgende organisatorische Kategorien:

MIL für das US-Militär
GOV für die US-Regierungsstellen
EDU für Bildungseinrichtungen
COM für kommerzielle Einrichtungen
NET für Netzwerk- oder Netzwerk-Management-Organisationen
ORG für andere „non-profit“-Organisationen und
INT für internationale Organisationen.

Durch diese Einteilung ergibt sich eine Baumstruktur, dargestellt in Abbildung 6. Ein Beispiel für eine dargestellte Domain wäre informatik.uni-dortmund.de.

Eine Domain ist ein kompletter Ast der baumartigen Struktur. Äste des Baums werden einzelnen Administratoren zugeordnet. Der Datenadministrator einer Domain muß dafür sorgen, daß in seiner Domain die Namen eindeutig sind. Der Administrator kann die Kontrolle über Teils seines Astes an andere Personen delegieren. Die Namen der „Second-level“-Domains werden also in Zusammenarbeit mit dem Verwalter der „Top-level“-Domain bestimmt. Für Hochschuleinrichtungen existiert eine Empfehlung zur Domain-Vergabe des DFN-Vereins:

r.f ( oder i ).xx-yyy.DE 
Top level DE
Second level xx = UNI, TU, FH etc.
Third level f Fakultätsname 
            i Institutionsname 
            r Rechnername

Literaturempfehlungen

Für weitere Informationen über EMail, das Internet, weltweite Netzwerke und deren Dienste hier eine kleine Literaturübersicht:

EMail Hans Artmann,
Oldenbourg Verlag, 1991, 181 Seiten,
ISBN 3-486-21519-1,
Preis: DM 44, -

Beginnen wir mit dem Buch „EMail“ von Artmann. Dieses Buch ist in der Reihe UNIX-Palette“ des Oldenbourg-Verlags erschienen. Der Untertitel der Reihe macht die Zielgruppe der Serie deutlich: „Eine Ratgeberreihe für den UNIX-Anwender“. So beginnt das Buch auch anwenderfreundlich mit allgemeinen Begriffserläuterungen und der Erklärung von EMail. Später wird dann der Umgang mit UNIX-Mail-Programmen aufgezeigt.

The Matrix:
Computer Networks and Conferencing Systems Worldwide, John Quarterman,
Verlag Digital Press, 1990, 719 Seiten,
ISBN 1-55558-033-5.

„The Matrix“ ist das Buch auf dem Gebiet weltweiten Computernetze. Es enthält auf seinen über 700 Seiten viele Informationen über Netzwerke und vieles, was damit zusammenhängt. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert: Im ersten Teil hält der Leser wertvolle Hintergrundinformationen über Computernetzwerke. Der zweite Teil enthält Informationen über den Aufbau von nationalen und internationalen Rechnernetzen.

„The Matrix“ ist informativ und wirklich eine Fundgrube. Man wird das Buch nicht Seite für Seite lesen können, dazu ist es auch nicht gedacht. Der umfangreiche Index hilft dem Leser, Interessantes immer wieder aufzufinden. Nachteilig wirkt sich allerdings der Preis aus: ungefähr DM 120,- (schwankt je nach Dollar-Kurs und Beschaffungskosten der Buchhandlung). Für einen ersten Eindruck kann man sich einmal den Vorgänger des Buches anschauen: einen Artikel in der Zeitschrift „Communications of the Association for Computing Machinery (CACM)“ im Oktober 1986.

Zen and the Art of the Internet - A Beginner’s Guide to the Internet, Brendan Kehoe, Revision 1 vom Februar 1992, 96 Seiten. Kostenlose Bezugsmöglichkeit auf zahlreichen FTP-Servern (Text liegt im PostScript- und im TeX-DVI-Format vor.) Das Buch wird seinem Titel gerecht. In neun Kapiteln erfährt der „Beginner“ (aber auch der Profi oder der mit Wissen Vorbelastete) Wissenswertes über das Internet und was damit zusammenhängt. Ausführlich erklärt werden die Bedienung von mail-Programmen, FTP, Telnet und Usenet News. Das Buch deckt ein breites Spektrum ab und bietet eine Vielzahl von interessanten Informationen, wie zum Beispiel über das „Virus-Programm“ Worm von Robert Morris, der mit einem einfachen Programm 1988 (fast) das Internet lahmlegte.

Kehoes Werk liegt nur in englischer Sprache vor, läßt sich aber mit „normalen“ Kenntnissen gut lesen. Die Besonderheit: Das Buch läßt sich kostenlos beschaffen, im PostScript-Sourcecode und im TeX-DVI-Format. In Hamburg (rzsun2.informatik.uni-hamburg.de - Verzeichnis /pub/ doc/net/) und in Stuttgart (rusinfo.rus.uni-stuttgart.de - Verzeichnis /info/netze/internet/) läßt es sich einfach mit dem FTP-Dienst abholen. Wer keinen solchen Zugang besitzt, kann den Text bei mir auf einer Diskette bekommen. Bitte senden Sie mir eine formatierte 3.5"-Diskette (DD), und legen Sie einen ausreichend frankierten Rückumschlag (DM 2) bei. Meine Adresse:

Uwe Thiemann
Atzelbergstraße 9
60389 Frankfurt am Main

Kehoe hat mittlerweile die Version 2 seines Buches im Prentice-Hall Verlag veröffentlicht. Die zweite Fassung enthält neue Informationen - knapp 30 Seiten sind hinzugekommen sowie unzählige Berichtigungen und Verbesserungen. Diese Fassung ist nur noch über den Buchhandel zu beziehen. Das Buch kostet 22 US$ und hat die ISBN 0-13-010778-6. (Der erste Druck ist schon vergriffen, ein zweiter soll, so Kehoe, demnächst folgen.)


Uwe Thiemann
Aus: ST-Computer 01 / 1994, Seite 20

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