Nachdem der Markt für FAX-Programme in Deutschland bereits klar zwischen den beiden großen Rivalen Tele Office und QFAX verteilt schien und auch der Konkurrent von Übersee, Straight FAX, hier nicht Fuß fassen konnte, kommt nun aus der Berliner Software-Schmiede Softbär GbR ein neuer Mitstreiter um die Käufergunst. Wir haben uns den Communication Manager (daher die Abkürzung CoMa) genauer angesehen.
CoMa wird auf mehreren Wegen vertrieben: Zum einen gibt es eine Demoversion, die über den vollen Funktionsumfang verfügt, aber grundsätzlich als Absender „Erika Mustermann" und die Berliner FAX-Nummer des Herstellers trägt. Außerdem lassen sich damit nur FAXe bis maximal 500 Pixel-Zeilen verschicken. Diese Version darf frei kopiert und auch über Mailboxen vertrieben werden. Findet nun jemand Interesse daran, so kann man gegen Überweisung von 89 DM auf das angegebene Konto des Herstellers einen persönlichen Schlüssel erhalten, der diese Demoversion als eine Vollversion registriert, ein Handbuch gibt es nur auf Wunsch zu einem Aufpreis von 10,- DM. Außerdem kann man CoMa natürlich auch im gutsortierten ATARI-Fachhandel beziehen, der Preis hierfür beträgt 99 DM inklusive Handbuch.
Die Installation von CoMa auf einer Festplatte ist reine Handarbeit: Die entsprechenden Dateien und Ordner müssen an die richtige Stelle auf der Festplatte gebracht und die Pfade von Hand an die aktuelle Konfiguration angepaßt werden. Dabei kann aber auch dem weniger erfahrenen Benutzer kaum ein Mißgeschick passieren, wird dieser Vorgang im Handbuch doch ausführlichst beschrieben. Ein eigenes Installationsprogramm wäre aber trotzdem die beste Lösung. Hat man CoMa installiert, müssen zuerst einmal die Lizenzierungsdaten eingegeben werden. Dies geschieht in der ersten Dialogbox von CoMa, in der neben dem eigenen Namen und der Adresse auch die Telefaxnummer angegeben werden muß. CoMa erzeugt dann auf Wunsch einen fertigen Brief, der nur noch ausgedruckt und an den Hersteller geschickt werden muß, um den Registrierungsschlüssel zu erhalten. Erhält man diesen Schlüssel, so muß dieser nur noch an der vorgesehenen Stelle eingegeben werden, und schon ist man im Besitz einer vollwertigen Version von CoMa. Dieses Verfahren mag zwar umständlich erscheinen, jedoch kann man die Autoren verstehen, die die Früchte ihrer Arbeit auf diese Weise ein wenig schützen wollen. Ärgerlich ist aber, daß die Daten der Registrierung auch für die sogenannte „Stampline“ (eine auf jedem FAX oben angebrachte Leiste mit Absendernamen und -faxnummer) benutzt werden und das Verändern dieser Daten nur über das Einsenden der Originaldiskette an den Hersteller möglich ist. Außerdem ist diese Stampline nicht abschaltbar, so daß sie auf jedem FAX und dort auf jeder Seite angebracht wird. Diese Form des Kopierschutzes ist aber gerade noch an der Grenze dessen, was man als zahlender Kunde hinzunehmen bereit ist.
CoMa ist ein reines GEM-Programm, das selbst auf exotisch anmutenden Systemkonfigurationen nach der Installation auf Anhieb problemlos läuft und so direkt ausprobiert werden kann. Das Programm ist dateikompatibel zu QFAX, so daß mit diesem Programm erstellte FAXe direkt weiterverwendet werden können. Außerdem gibt es mittlerweile für jedes gängige Programm eine Unterstützung für QFAX, so daß auch CoMa auf diese Treiber zurückgreifen kann. CoMa erlaubt es sogar, die von diesen Treibern benötigte QFAX.Inf-Datei automatisch zu generieren, so daß dem Anwender diese Kleinarbeit erspart bleibt. Hat man CoMa das erste Mal gestartet, erscheint der Hauptdialog auf dem Bildschirm, von dem aus alle Funktionen gesteuert werden. Dieser erfreulicherweise nichtmodale Dialog (der Bildschirm bleibt für andere Programme weiterhin zugänglich) ist recht übersichtlich gestaltet, und man findet sich sofort darin zurecht. Hinter dem Menüpunkt „Parameter" verbirgt sich das Herz des Programms: Hier lassen sich alle Pfade und Befehle nach Bedarf einstellen. CoMa unterstützt alle gängigen Class-2-FAX-Modems und Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 14400 bps bei entsprechenden Geräten. Alle bekannten Schnittstellen des ATARIs werden unterstützt. Insgesamt kann man hier noch je zwei Grafikdateien für Kopf- bzw. Fußlogo eines Briefes angeben und die QFAX.Inf-Datei für die Treiber in Anwendungsprogrammen erzeugen. Neben dem Menüpunkt „Parameter" sind danach vor allem die Punkte „Text", „Load 1WP" und „Load FAX" wichtig. Unter „Text" verbirgt sich eine Funktion, die es ermöglicht, „mal eben" ein FAX zu schreiben. 19 Textzeilen stehen dem Faxwilligen dabei zur Verfügung, umrahmt von einer Kopf- und einer Fußgrafik (z. B. Briefbogen und eigene Unterschrift). Unter „Load 1WP“ kann man ein beliebiges 1st-Word-Plus-Dokument angeben, das dann unter Beibehaltung aller Textattribute in ein FAX-Dokument gewandelt wird. „Load FAX“ schließlich ermöglicht es, eine bestimmte einzelne Seite eines mit den FAX-Treibern im Anwendungsprogramm erstellten FAXes an einen Empfänger faxen zu können. Die Bedienung ist derart intuitiv, daß ein Blick ins Handbuch bisher noch nicht vonnöten war. Das ändert sich aber schlagartig, wenn man alle Seiten eines von einem FAX-Treiber erstellten FAX-Dokuments verschicken muß: Erst der Blick ins Handbuch offenbart, daß der unter den übrigen Buttons querliegende Schalter mit dem zugehörigen Pfad dies ermöglicht, hier wäre ein kurzer Hinweis innerhalb der Dialogbox doch angebracht gewesen. Hat man diese Hürde jedoch überwunden, steht dem Versand auch von mehrseitigen FAXen nichts mehr im Wege. Verschickt werden die FAXe dann mittels des Buttons „Send“. In Sachen Kompatibilität mit den verwendeten Endgeräten erwies sich CoMa als absolut gutmütig: Alle testweise angeschlossenen Modems verstanden sich auf Anhieb mit dem Programm und faxten munter drauflos. Zwei kleine Schönheitsfehler fanden sich aber dann doch noch: CoMa verschickt am Ende jeder Seite eine nicht ganz normgerechte Seitenendekennung, so daß FAX-Geräte zwar das Seitenende wahrnehmen, aber der Papierschneider nicht zum Einsatz kommt. Außerdem wird beim Senden die ID der Gegenstelle nicht angezeigt, so daß die optische Kontrolle, auch wirklich die richtige FAX Nummer erreicht zu haben, leider nicht möglich ist. Hier bedarf es wohl aber nur einer kleinen Änderung, damit das Programm auch in dieser Hinsicht fehlerfrei läuft.
Nachdem die ersten Versuche mit dem Versenden erfolgreich verlaufen sind, soll nun auch das Empfangsteil von CoMa auf Herz und Nieren gecheckt werden. Das Empfangsteil von CoMa stellt sicher das Sahnestück dieses Programms dar. Um FAXe zu empfangen, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder wird CoMa als Accessory installiert und kann dann automatisch auf eingehende Anrufe anspringen, oder aber man wählt im Hauptdialog, nachdem man einen Anruf als FAX-Anruf erkannt hat, manuell den Button „Receive“ an. CoMa bietet beim Empfang ein paar Features, die bisher so bei den gängigen FAX-Programmen nicht vorhanden waren: So wird auf Wunsch das FAX direkt während des Empfangs online auf dem Bildschirm angezeigt oder auf einem angeschlossenen Drucker ausgegeben. So kann man bereits während der Übertragung erkennen, ob eine FAX-Seite ordentlich übertragen wurde oder ob die Übertragung aufgrund von Leitungsstörungen besser abgebrochen werden sollte. Ist ein FAX einmal empfangen worden, muß es in der Regel zu Papier gebracht werden, sofern dies nicht direkt während des Empfangs bereits geschehen ist. CoMa bietet hier, neben der direkten Unterstützung von HP-Laserjet-kompatiblen Druckern, auch den Druck über einen GDOS-Druckertreiber an, so daß jeder Drucker, für den es einen GDOS-Treiber gibt, auch mit CoMa zusammenarbeitet. Zur Auswahl stehen außerdem zwei Ausgabeformate, die ein FAX entweder auf die ganze Seite verteilen, was sich für Texte empfiehlt, die dadurch besser lesbar werden, oder in der originalen Druckerauflösung ausdrucken, was bei einem Laserdrucker zwar ein kleineres, dafür aber qualitativ besseres Druckergebnis zur Folge hat. Außerdem lassen sich die FAXe von CoMa als IMG-Files abspeichern.
CoMa ist ein leicht zu bedienendes Programm, das dem Anwender alle Möglichkeiten des FAX-Versendens aus dem Computer zur Verfügung stellt. Seine Vorteile sind ganz eindeutig die Kompatibilität zu QFAX, die eine große Zahl an fertigen FAX-Treibern für Anwendungsprogramme beschert, die durchdachte und übersichtliche Bedienführung und die Geschwindigkeit, mit der CoMa zu Werke geht. Auch der Preis von 99,- DM ist der Leistung des Programms angemessen. Die Schwächen sind schnell aufgezählt: Die Stampline ist auf jedem FAX vorhanden und läßt sich nicht abschalten, und der Versand von mehrseitigen Dokumenten läßt sich nicht ohne einen Blick ins Handbuch vornehmen. Insgesamt aber sind dies nur Kleinigkeiten, die im täglichen Gebrauch nur wenig ins Gewicht fallen.
Bezugsquelle:
Softbär GBR
Ing. H.J. Konzeck & Dipl. Ing. S. Hartmann
Richardstraße 60
12055 Berlin
Die Demoversion kann beim Hersteller angefordert oder in Mailboxen z.B. Maus Köln oder Hürth downgeloadet werden.
Positiv:
einfach zu bedienen
völlig problemloser Betrieb mit allen gängigen Modems
hohe Geschwindigkeit
sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
problemloser Betrieb unter MagiX! oder MultiTOS
Negativ:
Stampline nicht abschaltbar
Kennung der Gegenstelle wird beim Senden nicht angezeigt