Die Firma R.O.M.-Software kündigte bereits auf der CeBIT'93 eine Nachlesemesse an, die in Berlin stattfinden sollte. Tatsächlich hat man diesen Plan in die Tat umgesetzt und alle ATARI-Interessierten für den 8. und 9. Mai in das Freizeit und Erholungszentrum Wulheide (FEZ) im Berliner Stadtteil Köpenick eingeladen.
Die Messe war als Verkaufsmesse ausgeschrieben und sollte als eine Art Generalprobe dienen, bei deren Erfolg evtl. eine wesentlich umfangreichere Show veranstalten will, die für die ausfallende ATARI-Messe/Düsseldorf im Spätherbst einspringen soll. Wohl aus diesem Grund hatten erstaunlich viele bekannte ATARI-Soft- und Hardware-Anbieter den langen Weg auf sich genommen und einen Stand auf der Minimesse in Berlin reserviert. Zwar konnten nur wenige Anbieter echte Neuheiten zeigen, da die CeBIT zu kurz zurücklag, dennoch konnte man einiges Interessante erspähen.
Das herausragende Ereignis war zweifellos der erstmalige Verkauf von MultiTOS und Speedo. Beide Produkte konnten direkt bei der Firma Compo für je 99 DMerworben werden. Damit ist die lange Wartezeit nun endlich vorbei. Viele ATARI-Anwender nutzten die Gunst der Stunde, um sich mit diesen Neuheiten zu versorgen. Einen ausführlichen Bericht über den ATARI-Fontscaler Speedo finden Sie in dieser Ausgabe. Ebenfalls bei Compo konnte man eine wesentlich erweiterte Version des Falcon-Harddisk-Effekt-Rekorders "MUSiCOM" begutachten. Die Oberfläche des Programmes wurde komplett überarbeitet und benutzt nun konsequent GEM-Fenster, was sich besonders im Betrieb unter MultiTOS positiv auswirkt. MUSiCOM 2 ist zudem in der Lage, die Samples grafisch darzustellen und einfach per Maus nach dem Cut/Copy/Paste-Prinzip zu schneiden. Damit entwickelt sich dieses Produkt eindeutig in Richtung professionelle digitale Musikschneidemaschine. Der Preis soll dennoch die 500,-DM-Grenze nicht überschreiten. Der genaue Erscheinungstermin steht noch nicht fest.
Eine Hardware für den professionellen Einsatz wurde am Stand von JME gezeigt. Aspect heißt das System, das aus einem Spectrumanalyzer besteht, der von einem ATARI-Computer aus gesteuert und ausgewertet wird. Man demonstrierte dies anhand der Frequenzgangmessung eines handelsüblichen Kassettenrekorders. Besonders für kleine und mittlere Tonstudios und Reparaturfirmen könnte dieses Produkt interessant sein. Der Preis von 2399,-DM für die Grundversion ist diesen Leistungsmerkmalen durchaus angemessen.
Am Stand des Heim-Verlages konnte man ebenfalls eine Premiere erleben. Der MS-DOS-Emulator FalconSpeed für den Falcon030 wurde dort gezeigt und konnte käuflich erworben werden. Wir hatten das Gerät bereits in der letzten Ausgabe einem ausführlichen Test unterzogen.
Inzwischen dürfte es allen bekannt sein: die Post stellt ab dem 1.7.1993 auf fünfstellige Postleitzahlen um. Ein automatischer Postleitzahlenkonverter der Firma Kaktus, bekannt durch den schnellen Dateikopierer Kobold 2, erleichtert dabei die Konvertierung von Datenbanken. Das Programm wird auf insgesamt 6 Disketten ausgeliefert und konvertiert ca. 4000 bis 5000 Adressen pro Stunde (die Messung erfolgte auf einem ATARI TT). Dabei wird eine Erfolgsquote von ca. 93% erreicht. Die Adreßdaten können einfach im ASCII-Format eingelesen werden. Dadurch lassen sich die Datenbestände von nahezu allen bekannten Datenbanken konvertieren.
Neben den schon auf der CeBIT gezeigten Produkten Screenblaster und Overlay zeigte OverScan als Neuheit die Version 2.5 des bekannten Software-Beschleunigers NVDI, den man auch gleich dort erwerben konnte. In dieser Version arbeitet NVDI auch mit dem Falcon030 zusammen. Näheres konnten Sie bereits einem ausführlichen Testbericht in der vergangenen Ausgabe der ST-Computer entnehmen.
Guitar Dream heißt ein Produkt aus dem Hause SoundPool, das jedes Gitarristenherz höher schlagen läßt. Es handelt sich dabei um ein Lehr-, Lern- und Trainingsprogramm nicht nur für Anfänger und verfügt über eine Tonnamenanalyse, Anzeige von Intervallen und Fingersätzen sowie eine harmonische Intervall- und Tonnamenanalyse im 12-Ton-Schlüssel.
Eine 14MB-RAM-Erweiterung für den Falcon030 auf SIP-Basis zeigte die Firma Richter-Distributor. 300,-DM kostet die Leerkarte, die sehr einfach selbst bestückt werden kann. Die Platine wird auf den internen RAM-Slot des Falcon030 gesteckt und paßt in das Originalgehäuse.
Ein neues Spiel für ATARI-Computer zeigte man beim ICP-Verlag. GEM'X ist der Name des farbenfrohen Games. Einen Bericht darüber können Sie in einer der nächsten Ausgaben der ST-Computer in unserer Rubrik "Relax" lesen.
Ein Fraktalgenerator der Oberklasse wurde am Stand der Gebrüder Hansen gezeigt. Fractals IV ist ein völlig neu entwickeltes Produkt. Es läuft dank sauberer VDI-Ausgabe auf allen ATARI-Computern mit praktisch jeder Hardware-Konfiguration. Dabei werden Auflösungen ab 640*200 Pixel mit bis zu 256 Farben (Falcon-True-Color in Planung) unterstützt. Jegliche Art von Coprozessoren (TT, Falcon030, MSTE, SFP04, HBS240 usw.) kann genutzt werden. Durch die Generierung von Tiefenwertetabellen lassen sich berechnete Fraktale in fast grenzenloser Weise nachbearbeiten. Selbst eine dreidimensionale Projektion mit verschiedenen Blickwinkeln ist möglich. Die Bilder lassen sich zudem auch über GDOS ausdrucken.
Quark ist der Name einer Maus-Net-kompatiblen Mailboxsoftware für ATARI-Computer. Das Programm wird seit 1989 in privater Initiative ständig weiterentwickelt. Inzwischen laufen ca. 10 Quark-Boxen erfolgreich im Maus-Net. Die Nachfolge-Software "Quark II" konnte man in Berlin in einer Vorabversion in Aktion sehen. Das Programm arbeitet komplett in einem GEM-Fenster, so daß nun der Betrieb einer solchen Mailbox im Multitasking unter MultiTOS ermöglicht wird. Selbst mehrere Quark-Boxen können gleichzeitig auf einem Computer parallel laufen und mehrere Modems/Telefonleitungen bedienen.
Begleitend zur eigentlichen Messe fand tagsüber ein Endlosturnier für MIDIMAZE-Fans statt. Insgesamt acht Mega-STs hatte man zu diesem Zweck aufgestellt. Die meist jüngeren Interessenten nutzten dies ausgiebig und lieferten sich nicht zu überhörende harte Gefechte im virtuellen Labyrinth.
Auch diesmal scheute sich die Firma R.O.M.-Software als Veranstalter nicht, eine inzwischen in der gesamten ATARI-Szene bekannte brasilianische Sambatanztruppe für eine heiße Party am Abend zu engagieren. Dazu gab es reichlich Getränke und ein leckeres Büffet. Die Messe war allgemein gut besucht. Unübersehbar war aber, daß die Besucher fast ausschließlich aus dem Großraum Berlin stammten. Von überregional konnte also keine Rede sein. Ausführliche Kundengespräche wurden zudem oft durch andere Veranstaltungen, die zeitgleich im selben Gebäude stattfanden, lautstark gestört. Dies führte zu einem allgemein eher negativen Resümee, und man sollte sich über den Standort einer größeren ATARI-Messe noch einmal Gedanken machen.