Geisterstunde - Midnight, der Bildschirmschoner

Noch ein neuer Bildschirmschoner? Gibt es derer nicht schon genug auf dem Computermarkt? Sicher - jeder, der schon mal ein wenig Programmiererfahrung gesammelt hat, hat auch mal einen Bildschirmschoner programmiert. Aus diesem Grunde ist der PD-Markt von Bildschirmschonern quasi überschwemmt. Allerdings gibt es auch hier Unterschiede. Besonders wenn man einen ST/STE/TT mit Grafikkarte sein eigen nennt, ist Bildschirmschoner nicht gleich Bildschirmschoner.

Midnight ist ein kommerzielles Produkt im Vertrieb von H3-Systems und kann eine gewisse ähnlichkeit mit dem vom Macintosh und PC her bekannten "After-Dark" nicht verheimlichen. Das modulare Konzept hat sich hier als äußerst vorteilhaft erwiesen. So nimmt ein Bildschirmschoner nur wenig Speicher (knapp 20 KB) in Anspruch und kann völlig individuell gestaltet werden. Die Module werden zur Laufzeit nachgeladen und nach Gebrauch wieder aus dem Speicher entfernt.

Sauberes GEM-Programm

Bei der Programmierung von Midnight wurde besonders auf GEM- Konformität geachtet. Das Programm muß als Accessory installiert werden (unter MultiTOS kann es auch als Prozess laufen).Der Screen-Blank-Effekt wird durch ein GEM-Fenster ohne Rahmenelemente erreicht. Das führt dazu, daß der gesamte Bildschirmbereich vom Bildschirmschoner ausgefüllt wird, aber dennoch weiterhin GEM-Events stattfinden können, die nicht mit der Grafikausgabe von Midnight kollidieren. Findet ein Tastatur-, Maus-, RS232- oder Joystick-Ereignis statt, wird das Fenster geschlossen, und der normale GEM-Redraw sorgt dafür, daß das ursprüngliche Bild wieder aufgebaut wird. der Bildschirmspeicherinhalt braucht also nicht zwischengespeichert werden. Dies hat natürlich die Einschränkung, daß Midnight nur in Verbindung mit GEM-Programmen laufen kann. Bei TOS-Programmen kann sich der Bildschirmschoner nicht aktivieren. Dies dürfte aber mittlerweile kein Nachteil mehr sein, da TOS-Applikationen so gut wie ausgestorben sein dürften.

Effekte

Ca. 25 verschiedene Screen-Blank-Effekte in Modulform werden standardmäßig mit dem Programm ausgeliefert. Darunter sind eine Menge lustiger Ideen, wie beispielsweise Fußabdrücke, die gemächlich über den Bildschirm wandern, und dabei auch den entsprechenden Sound verursachen. Interessant ist auch der "Melt"-Effekt, bei dem der Bildschirminhalt sich langsam aufzulösen scheint. Besonders in Farbe ruft dieses Modul interessante und abwechslungsreiche Formen hervor, denen man gerne mal zuschaut. In Farbe macht sich aber auch ein Nachteil bemerkbar: Midnight verdunkelt nicht den Rand um Den Pixel-Ausgabebereich. damit ist der eigentliche Sinn, nämlich der Schutz der Bildröhre des Monitors, ziemlich verfehlt. Dies wird sich aber sicher in der nächsten Version ändern.

Sound

Jedes Modul hat eine eigene Einblendtechnik (langsames Bildschirmverdunkeln, bevor der eigentliche Effekt startet), die sich auch mit den anderen Modulen kombinieren läßt. Auch der Sound kommt nicht zu kurz. Rechner, die mit DMA-Sound ausgestattet sind (STE/TT bzw. Falkon030), können während der Dunkelphase ein beliebiges 8-Bit Sample abspielen. ein Beispiel-Sample (aus der TV-Serie "ALF") wird mitgeliefert.

Konfiguration

Man kann kann sich eine Vielzahl von Einstellungen in dem Programm vornehmen. Neben dem Modulpfad und der zeit bis zur Aktivierung (in Minuten) läßt sich natürlich auch eine Schlaf- bzw. Wachecke definieren. Befindet sich der Mauszeiger in einer dieser Ecken, wird der Bildschirmschoner sofort bzw. nie aktiviert. Die Auswahl des gewünschten Moduls kann man auch dem Zufall überlassen, so daß bei jeder Dunkelschaltung ein anderer Effekt benutzt wird. Wie bei dem Vorbild "After-Dark" werden sich die Module auch einzeln konfigurieren lassen, um zum Beispiel die Anzahl der Objekte oder die Ablaufgeschwindigkeit einstellen zu können. In der uns vorliegenden Version war das allerdings noch nicht möglich.

Module selbst programmieren

Mit im Lieferumfang sind auch die Sourcen einiger Module sowie die Dokumentation der Modulschnittstelle. Wer sich einigermaßen in der C-Programmierung auskennt, kann sich dadurch leicht seine eigenen Module schreiben. Zudem gibt es quasi als kostenlose Dreingabe noch einen recht hübschen Apfelmännchengenerator, der eigentlich nichts mit Midnight zu tun hat. Es handelt sich dabei wohl um eine Entwicklung des Programmierers, die sich (verständlicherweise) nicht vermarkten lies und deswegen ohne Aufpreis beigelegt wird. Eine lobenswerte Geste der Programmierer.

Zusammenfassung

Midnight ist zweifellos der zur Zeit flexibelste und kompatibelste Bildschirmschoner für ATARI-Computer. Er läuft auf allen TOS-Versionen und sowohl auf den ST-, STE- und TT-Computern als auch auf dem Falcon030, und das in allen Auflösungen. Selbst mit exotischen Grafikkarten sollte es, dank VDI-Programmierung, keine Schwierigkeiten geben. Wer bereit ist, für einen Bildschirmschoner 99 DM auszugeben, kann dies also getrost tun.

CM

Midnight

Positiv:

Negativ:



Aus: ST-Computer 01 / 1993, Seite 16

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