The Link: Der Mini-SCSI-Adapter

Der große Erfolg der ATARI-ST-Generation ist nicht zuletzt auf die enorme Schnittstellenvielfalt zurückzuführen, die man dem Computer spendiert hat. Schon bei der Entwicklung des ST hat man an die Möglichkeit gedacht, Festplatten anzuschließen, obwohl 1985 solche Massenspeicher noch sündhaft teuer und ziemlich klobig waren. Trotzdem wurde der ACSI-Port entwickelt, der den Anschluß von Festplatten ermöglicht. Leider wurde hier auf eine schon vorhandene Norm, nämlich SCSI verzichtet, die sich inzwischen als DER Standard bei Massenspeichern durchgesetzt hat.

SCSI ist die Abkürzung für „Small Computer Systems Interface“. Nicht nur namentlich sind hier Ähnlichkeiten mit der ATARI-Schnittstelle ACSI (ATARI Computer Systems Interface) gegeben. Bei beiden handelt es sich prinzipiell um einen schnellen 8Bit-Parallel-Port. Schon bald nach Erscheinen der ersten erschwinglichen SCSI-Festplatten kamen auch entsprechende Host-Adapter auf den Markt, die den Anschluß von SCSI-Geräten an den ATARI-Port ermöglichten. Diese Geräte arbeiten auch heute noch in allen anschlußfertigen Festplattensystemen für ST(E)-Computer. ATARI selbst hatte für seine Wechselplatte Megafile 44 ebenfalls einen solchen Host-Adapter entwickelt. Das Prinzip ist recht einfach und mittlerweile von einer Vielzahl von Drittanbietern verwirklicht worden. Auch in der „ST-Computer“ haben wir schon des öfteren darüber berichtet und sogar eine Selbstbaulösung abgedruckt.

Ohne Strom?

Die jüngste Entwicklung auf diesem Sektor wurde auf der diesjährigen ATARI-Messe in Düsseldorf gezeigt. Die amerikanische Firma ICD, die bis heute als Pionier auf dem Gebiet der SCSI-Host-Adapter gilt, zeigte „The Link“ (engl.: die Verbindung), einen Adapter, der so klein ist, daß er komplett in einem handelsüblichen 50poligen SCSI-Stecker Platz findet. Erfahrene Bastler werden sofort fragen: „Und woher bekommt der Host-Adapter seine Versorgungsspannung?“. Um die Frage zu beantworten, muß man etwas tiefer in die Technik des SCSI-Busses einsteigen. Die ANSI-Norm für den SCSI-Bus sieht vor, daß eine Kabellänge von ca. 20 Metern noch unterstützt werden muß. Bei solch langen Kabeln treten sehr schnell Störungen auf, weil Signale zu schwach und somit nicht mehr eindeutig definiert sind. Besonders bei den extrem schnellen Datentransfers, die der SCSI-Bus ermöglicht (bis 2 MB/s), gibt es Schwierigkeiten. Eine Möglichkeit, diese Fehler zu minimieren, wurde durch die Busterminierung gegeben. Hierbei werden bestimmte Signale über Widerstände auf einen definierten Pegel gebracht (Pull-Up). Die Spannung für die Terminierungswiderstände liegt an einigen Leitungen des SCSI-Busses an. In der Regel ist die Terminierungsspanung nur sehr gering belastbar, so daß daran keine weiteren aktiven Bauteile betrieben werden können. Durch die fortschreitende Entwicklung in der Microchip-Technologie, insbesondere in Richtung geringerem Strombedarf, ist es aber gelungen, Chips herzustellen, die nur mit wenigen Milliampere auskommen.

„The Link“ wird also komplett über die Terminierungsspannung der Festplatte bzw. des angeschlossenen SCSI-Gerätes gespeist. ICD gibt an, daß dies nicht mit allen Festplatten einwandfrei funktioniert. Zum einen gibt es Geräte, die diese Spannung gar nicht zur Verfügung stellen, zum anderen kann es sein, daß die Platte erst per Jumper dafür eingerichtet werden muß. Leider liegt dem (vorläufigen) deutschen Handbuch noch keine Liste der Platten bei, die sofort mit dem Host-Adapter Zusammenarbeiten, so daß der Anwender sich selbst um die nötigen Informationen kümmern muß. Die Festplattenhersteller sind allerdings im allgemeinen recht hilfsbereit und können Auskunft geben.

Was läuft?

Wir haben „The Link“ mit allen uns zur Verfügung stehenden Festplatten getestet und eine kleine Übersicht zusammengestellt. Daraus ist ersichtlich, daß Festplatten der neueren Generation in der Regel sofort betriebsbereit am Link laufen. Nur einige Geräte älteren Herstellungsdatums machen Probleme, bzw. sind gar nicht zu betreiben.

Trotz seiner geringen Abmessungen ist der Link durchaus in der Lage, seinen größeren Brüdern das Wasser zu reichen. Auch er kann alle SCSI-Target-Adressen ansprechen, so daß theoretisch 8 Geräte angeschlossen werden können. Aufgrund der geringeren Treiberleistung empfiehlt ICD, in einem solchen Fall kurze SCSI-Kabel zwischen den Geräten zu verwenden. Auf der ACSI-Seite kann „The Link“ allerdings nur als letztes Gerät angeschlossen werden, da er ja keinen durchgeführten ACSI-Bus bereitstellt. Auch in Sachen Geschwindigkeit steht „The Link“ den älteren Geräten in nichts nach. Mit den entsprechenden Festplatten lassen sich maximal ca. 1400 KB/s Übertragungsrate erreichen. Zu mehr ist der ACSI-Bus des ST ohnehin nicht fähig. An Software liefert ICD seine bekannte Treiber-, Formatier-und Partitionier-Software in der Version 6.0 mit. Hiermit ist nicht nur das problemlose Einrichten von SCSI-Festplatten möglich, auch CD-ROM- und magneto-optische Laufwerke werden ab dieser Version unterstützt. ICD liefert hierzu das Meta-dos von ATARI mit, das den Einsatz von CD-ROM-Laufwerken erst ermöglicht.

Die ICD-Treiber-Software läßt kaum Wünsche offen.

Zusammenfassung

Für einen Preis von 218,- DM inkl. Software und DMA-Kabel bietet „The Link“ eine ordentliche Leistung. Einfachste Handhabung und hohe Zuverlässigkeit zeichnen das Gerät aus. Ein Großteil der auf dem Markt befindlichen SCSI-Massenspeichersysteme, die eigentlich für Apple, NeXT oder den Workstation-Markt gedacht sind, lassen sich nun mit einem einzigen Handgriff sofort am ATARI-ST/ STE anschließen. Allerdings sollte ICD seinen Kunden vor dem Kauf deutlich mitteilen, mit welchen SCSI-Geräten der Host-Adapter funktioniert bzw. wie sie umzukonfigurieren sind, um Fehlkäufe zu vermeiden.

Festplatten & "The Link"

           
Conner CP3040 (40MB) nein Quantum LP120S (120MB) ja
Fujitsu M90S (90MB) nein Quantum LP240S (240MB) ja
Fujitsu M2624S-512 (520MB) ja Quantum PD425S (425MB) ja
Quantum P40S (40MB) ja Seagate ST157N (48MB) ja
Quantum P80S (80MB) ja Seagate ST3283NFO (240MB) nein
Quantum LP52S (52MB) ja SyQuest SQ555 (44MB) ja
Quantum LP105S (105MB) ja SyQuest SQ5110 (88MB) ja

Bezugsquelle:

ICD-Europe GmbH Am Goldberg 9 W-6056 Heusenstamm

The Link

Positiv:

Negativ:



Aus: ST-Computer 11 / 1992, Seite 42

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