Eigentlich wäre das im folgenden vorgestellte Programm kaum der Rede wert, denn eine gewöhnliche Formatierroutine ist im Betriebssystem unserer ST/TT-Maschinen ja schon eingebaut; wozu denn also ein eigenes Formatierprogramm? Formatieren ist eben nicht gleich Formatieren!
MAKEDISK ist ein Formatierprogramm mit einigen nützlichen Zusatzfunktionen. In erster Linie hat es sich auf die Generierung von ausführbaren Boot-Sektoren spezialisiert. Das alleine wäre nun auch nicht gerade der Rede wert gewesen, wenn da nicht noch ...
Aber erst einmal der Reihe nach: Da der Boot-Sektor auf ATARI-ST-Rechnern ein Schattendasein fristet, wurde MAKEDISK konzipiert, um dem Boot-Sektor einige nützliche Funktionen zu verleihen. Sie können mit MAKEDISK einen Boot-Sektor Ihrer Wahl zusammenstellen, der bis zu sieben verschiedene Boot-Routinen beinhalten kann. Diese sieben „Mini-Programme“ erfüllen folgende Aufgaben: Die Bildwechselfrequenz eines Farbmonitors von 50 Hz auf 60 Hz erhöhen, beim Booten die TOS-Version und dessen Erstellungsdatum anzeigen, eine Aufforderung, Datum und Uhrzeit einzugeben, einen Kaltstart durchführen sowie zusätzlich 20 Sekunden nach dem Kaltstart auf das Hochfahren der Festplatte warten. Eine andere Routine überprüft den Speicher des Rechners darauf, ob sich dort eventuell ein Virusprogramm eingenistet hat.
MAKEDISK kann aber noch mehr als nur Boot-Sektoren erzeugen. Sie können Disketten formatieren und dabei gleich Dateien draufkopieren. So ist es möglich, beispielsweise auch MS-DOS-Systemdisketten herzustellen. Das erzeugte Format ist voll kompatibel zum MS-DOS-Format (80 Tracks, 9 Sektoren pro Track, 1- bzw. 2seitig entsprechend 360 KByte bzw. 720 KByte). Die Disketten sind DOS-lesbar, auch mit ausführbarem Atari-Boot-Sektor!
Im Gegensatz zu anderen Formatierprogrammen läßt MAKEDISK keine Variation der Formatparameter zu. Der Grund für solche Einschränkung ist die Erfahrung, daß Disketten, die ein vom 720- KByte-Standard abweichendes Format besitzen, häufig Probleme beim Austausch mit Fremdlaufwerken bereiten, insbesondere, wenn die Laufwerksdrehzahl stark vom Sollwert abweicht.
MAKEDISK formatiert eine Diskette rückwärts, d.h. beginnend bei Track 79, endend bei Track 0. Wenn Sie versehentlich eine falsche Diskette im Laufwerk hatten und die Formatierung gestartet haben, können Sie durch Abbruch der Formatierung die Diskette (zumindest den größten Teil) noch retten.
Außerdem können Sie (meines Wissens erstmalig auf dem ST) eine Diskette im Hintergrund formatieren. Das heißt, während die Formatierung läuft, können Sie mit einem anderen Programm bzw. Accessory arbeiten. So ganz ohne Wermutstropfen ist die Sache allerdings nicht, weil einige Betriebssystemfunktionen lahmgelegt werden müssen (genau gesagt, nicht weniger als 31 Stück). Insbesondere sind keine Disketten- und Festplattenzugriffe möglich. Normale GEM-Programme und Accessories laufen aber einwandfrei. Die in Anspruch genommene Prozessorzeit können Sie in Stufen wählen, wobei die Formatierung dabei im Extremfall (auf einem ST mit 8MHz) 2:25 Minuten dauert.
Eine weitere Funktion ist das Löschen einer Diskette, wobei lediglich die Verwaltungssektoren (Boot-Sektor, FAT, Root-Directory) neu zu schreiben sind. Dabei muß natürlich die Kennzeichnung von defekten Clustern in der FAT erhalten bleiben.
Alle mir bekannten Programme, die eine Option zum Löschen von Disketten bieten (Gemini-Shell, Super Accessory III, Hyperformat 3.27, Fastcopy III vom 5.2.90), ignorieren Einträge von defekten Clustern in der FAT! Sie überschreiben lediglich die Verwaltungssektoren, was bei defekten Disketten später bei einem Schreib- oder Leseversuch unweigerlich die Fehlermeldung des Betriebssystems „Daten auf Laufwerk A defekt...“ zur Folge hat.
MAKEDISK
ST-PD 529