Fotolab - Bitte recht freundlich

Bildbearbeitung ist eines der faszinierendsten Einsatzgebiete des Computers. Obwohl allgemein die Grafikfähigkeiten in den vergangenen Jahren beträchtlich erweitert wurden, stößt man dort im privaten Bereich schnell an die Leistungsgrenzen. Zwar kann man auf den Bildschirmen schon zu einigermaßen erschwinglichen Preisen Bilder darstellen, die mit Fotografien vergleichbar sind, aber auf dem Papier können schließlich nur 100.000 Mark teure Geräte mit der herkömmlichen, chemischen Fotografie konkurrieren.

Gibt man sich etwas bescheidener und beschränkt sich auf einen Handscanner und schwarzweiße Bilder, lassen sich auf dem Atari dagegen schon ziemlich gute Ergebnisse erzielen, vor allem, wenn man zur Ausgabe über einen Laserdrucker verfügt. Mit dem Programm FOTOLABor von Heiko Steudel kann man gescannte Bilder überarbeiten. Es bietet Filtern, Rastern, Grauwertmanipulation und Bildanalyse.

Manipulationsmöglichkeiten mit FOTOLAB

Verfremdliches

Da die meisten Drucker Halbtöne nicht direkt darstellen können, werden Abstufungen meistens durch Pixel-Kombinationen erzeugt. Dazu kann man die Dither-Matrix oder den Lookup-Table manipulieren, um zwischen zwei und 256 Graustufen zu erzeugen. Natürlich lassen sich diese Werkzeuge auch dazu mißbrauchen, Grafiken bewußt zu verfremden. Die nebenstehenden Abbildungen zeigen unterschiedliche Effekte anhand der vom 100-Mark-Schein bekannten Carla Schumann: (1) das normal gescannte Bild, (2) mit Dither-Matrix Keile.DIT, (3/6) Rasterung zur Druckaufbereitung oder Verfremdung, (4) Solarisation per Solar.LKU und (5) schließlich weichere Übergänge durch Faltung (Pixel-Manipulation) mit Antialia.FLT. Das Programm bietet allerdings keine eigene Druckroutine, dafür kann man es - neben eigenen Formaten - in den wichtigsten Standards abspeichern (*.IMG, *.PAC, *.PIC, *.PI3). Dabei sei natürlich das GEM-Image-Format wärmstens empfohlen. Bei den anderen Formaten werden große Bilder automatisch durchnumeriert. Das Experimentieren macht mit FOTOLAB schon deshalb Spaß, weil die komplexen Berechnungen vergleichsweise schnell sind und mit Hilfe der Undo-Funktion jederzeit wieder zurückgenommen werden können. Gelungen ist auch die Zoom-Option, die entweder einen markierten Bildausschnitt vergrößert oder das ganze Bild nach bestimmten Voreinstellungen ändert. Dabei gibt es sogar eine Automatik, die die Größe so verändert, daß immer das ganze Bild auf dem Monitor zu sehen ist, egal wie groß das Original auch sein mag.

links: Lookup-Table rechts: unterstützte Bildformate

Bildschirmfoto

Eine interessante Idee ist ebenfalls die Aufbereitung zu einem Schwarzweißfoto: das Graustufenbild wird in seine Bit-Ebenen zerlegt und diese periodisch angezeigt. Bei einer Belichtungszeit von etwa vier Sekunden entsteht so ein ziemlich realistisches Halbtonbild. Als Aufnahmeobjektiv empfiehlt sich ein 80- oder 100-mm-Objektiv, um die Bildschirmkrümmung zu unterdrücken. Außerdem sollte man auf Reflexe achten und möglichst alle Lichtquellen abschirmen (am besten abends bei völliger Dunkelheit). Ein Polarisationsfilter ist nicht angebracht, da der Wirkungsgrad bei einem 90°-Winkel verschwindend gering ist und der Filter nur Licht schluckt.

Um Verwackelungen zu vermeiden, ist ein Stativ unerläßlich. Darüber hinaus sind Draht- oder Fernauslöser empfehlenswert. Sofern sich an der Kamera ein Wert von vier Sekunden einstellen läßt, kann man auch den Selbstauslöser für erschütterungsfreies Belichten verwenden. Die entsprechende Blende hängt von der Monitorhelligkeit sowie dem Motiv ab und muß schlicht ausprobiert werden. Bei 21 DIN sollte man es mit 8, 11 und 16 probieren. Auf automatische Belichtungsmessung sollte man sich hier nicht verlassen.

links: Menü für Raster und Graustufen, rechts: Anzeige des Kontrastumfanges

Bis auf das Mischmasch der englischdeutschen Benutzerführung und gelegentliches Haken bei Bildschirmausgaben gibt es nichts zu meckern. Die Anleitung befindet sich auf der Diskette und ist mit mehr als zehn Seiten (nach Löschen überflüssiger Leerzeilen) ziemlich ausführlich, kann aber die Feinheiten leider nur anreißen. Fotolab ist als Sonderdiskette für 30,- DM erhältlich und ist nicht nur für alle Scanner-Besitzer sehr empfehlenswert, sondern für alle, die auf dem Atari Rasterbilder bearbeiten wollen.

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Bezugsadresse:

MAXON Computer
Schwalbacher Str. 52
W-6236 Eschborn

Mit solchen Mustern lassen sich die Bilder verknüpfen, um beeindruckende Effekte zu erzielen.


Aus: ST-Computer 07 / 1992, Seite 52

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