O weih, werden Sie jetzt denken, schon wieder ein neues zu den ohnehin unzähligen Textverarbeitungsprogrammen und wieder soll es ein revolutionär anderes sein. In der MS-DOS-Welt ist die „etwas ungewöhnliche" Textverarbeitung längst schon zur Wissenschaft gekürt worden.
Nun in ein paar Worten zu erklären, was ein Hypertext ist, ist gar nicht so einfach. Gewöhnliche Texte, sei es nun ein Roman, ein Gedicht oder ein Software-Handbuch, sind grundsätzlich linear strukturiert. Man beginnt bei der Einleitung, liest sich in den Kapiteln immer weiter fort, wobei es (je nach Lektüre) immer schwieriger, interessanter oder spannender zu werden pflegt, und schließlich endet man beim Schlußwort. Fast alle gewöhnlichen Texte sind also linear.
Hypertexte sind nicht so streng linear (von links nach rechts und von oben nach unten), d.h. zweidimensional aufgebaut. Vielmehr sind Schlüsselwörter (Index - wer kennt das Wort von woanders her?) in den Text eingebaut, sie werden auf dem Bildschirm praktischerweise invers dargestellt, die man nur mit der Maus anzuklicken braucht, und schon verzweigt man an eine andere Stelle im Text oder sogar in ein anderes Dokument, wo dieses Schlüsselwort nochmals vorkommt. Hypertexte besitzen somit eine räumliche „Tiefe" bzw. eine Dreidimensionalität - oder anders erklärt: eine direkte Verbindung der Schlüsselwörter untereinander. Damit können Wörter mit zusätzlicher Information verbunden werden, die im laufenden Text nicht erwünscht sind. Bei linearen Textverläufen sind wir es gewohnt, weiterführende Informationen durch Verweise und Fußnoten zu erhalten, dazu ist aber ein ständiges Hin- und Herblättern nötig.
Hier zeigt sich die Andersartigkeit von Hypertext. Es können Informationen vermittelt werden, die die Leser einfacher und bequemer aufnehmen können. Vielleicht macht es sogar Spaß, in den Texten zu verzweigen, ohne sich mit dem Blättern und Finden von Seitennummern beschäftigen zu müssen.
Um ein Thema als Hypertext-Anwendung zu realisieren, geht man wie ein Buchautor vor und überlegt sich die einzelnen Kapitel. Diese liegen später als getrennte Textdateien vor. Das Inhaltsverzeichnis des Buches heißt hier Starttext, davon gehen alle Verbindungen in die einzelnen Textstellen oder Dateien aus.
Innerhalb und zwischen diesen Textdateien sind weitere, beliebige Verbindungen möglich. Beim späteren Lesen der Hypertexte merkt sich eine Protokollfunktion alle bisher benutzen Verzweigungen, über die man sich wieder zu den vorherigen Texten zurückbewegen kann. Ein Pop-Up-Text dient der näheren (meist endgültigen) Erklärung eines Begriffes und ist oft als „Sackgasse" ausgelegt. Er wird durch Gedrückthalten der Maustaste angezeigt und verschwindet danach wieder - das war dann keine echte Verzweigung.
Wenn man sich schließlich an die Bedienungs- bzw. Benutzungsweise von Hypertext gewöhnt hat, kann es ein sehr vorteilhaftes Verfahren für Lernsysteme sein. Es liegt am einzelnen Anwender, ob er/sie sich alle Texte anschauen muß, oder ob nur bei Bedarf in andere Dokumente oder Textstellen verzweigt werden soll. Wann dürfen wir die ersten Lektionen in Hypertext in der PD-Ecke vorstellen?
HYPERTEXT ST ist eine vollwertige Textverarbeitung, die alle Werkzeuge zur Erstellung von Hyper-Dokumenten mitbringt. So sind auch verschiedenartige Textattribute möglich, und an eine sinnvolle Druckerausgabe ist ebenfalls gedacht. Apropos Drucker: Eine sehr ausführliche Anleitung - natürlich in Hypertext - macht es gerade Anfängern leicht, sich in die Hyper-Materie einzuarbeiten.
Da offensichtlich an eine Weiterentwicklung (Versionsdatum: 21.11.1991) gedacht ist, haben die Autoren eine kleine „PD-Falle" eingebaut: Nach zunächst 30 Minuten, später alle 20, erfolgt eine Zwangspause von je 10 Sekunden - naja, sei’s drum.
Man darf gespannt sein, ob HYPERTEXT ST den selben Erfolg erringt wie die entsprechenden Beispiele aus der MS-DOS-Welt; eigentlich gibt es nichts, was dagegen spricht.
HYPERTEXT
ST-PD 506