FastCopy Pro - Kopieren erwünscht

Es gibt zwei grundlegende Kategorien von Kopierprogrammen. Die einen arbeiten dateiorientiert, die anderen erlauben es, einen Datenträger komplett zu kopieren. FastCopy Pro zählt zum letztgenannten Programmtyp. Neben den eigentlichen Kopieroperationen kann es mit einigen zusätzlichen Leistungsmerkmalen aufwarten.

FastCopy Pro ist aus dem Kopierprogramm FCOPYIII hervorgegangen, das mit zu den bekanntesten Programmen dieser Art für den ST zählen dürfte. Die Funktionen von FCopy beziehen sich insbesondere auf das Arbeiten mit Disketten. So kann der Anwender Disketten kopieren oder formatieren. Aber auch für Festplattenbesitzer bietet FCopy einige interessante Möglichkeiten. So steht eine Backup-Funktion zur Verfügung, die zum Anfertigen von Sicherheitskopien genutzt werden kann.

Schwerpunkt Diskette

Bei FCopy handelt es sich um ein Kopierprogramm, das in erster Linie für das Arbeiten mit Floppies gedacht ist. Solche diskettenorientierten Programme müssen mit möglichst vielen Diskettenformaten zurechtkommen, um einen universellen Einsatz sicherzustellen. So bietet FCopy nicht nur die Möglichkeit, Standarddisketten zu formatieren oder zu kopieren, sondern auch viele andere Formate zu bearbeiten. Hierzu zählen auch Disketten, die mit mehr als den üblichen 80 Spuren und 9 Sektoren pro Spur formatiert sind. Neben Disketten doppelter Dichte, wie sie auf ST und TT standardmäßig verwendet werden, ist FCopy in der Lage, unter Verwendung eines geeigneten Laufwerks High-Density-Disketten zu lesen und zu beschreiben. Für den Einsatz von HD-Disketten benötigen die STs ein Umrüst-Kit, das von verschiedenen Anbietern erhältlich ist. Der TT kommt ohne Eingriffe ins Gerät mit HD-Laufwerken zurecht. Zwar geht die Programmbeschreibung zu FCopy in diesem Punkt nicht weiter auf den TT ein, eigene Experimente zeigten jedoch, daß FCopy auch auf diesem Rechner zum Bearbeiten von HD-Disketten eingesetzt werden kann.

Entscheidungsfreudig

FCopy stellt eine Reihe von Funktionen zur Verfügung, um einen Kopiervorgang möglichst schnell und komfortabel ablaufen zu lassen. So bleibt dem Anwender zwar die Wahl, die Zieldiskette grundsätzlich während des Kopierens formatieren zu lassen, aber wenn man sich nicht um solche Feinheiten kümmern möchte, kann FCopy auch durchaus selbständig handeln. So entscheidet das Programm im Verlauf des Kopiervorgangs, ob es überhaupt nötig ist, die Zieldiskette zu formatieren. Besitzt diese nämlich ein Format, das dem der Quelldiskette gleicht, ist das zeitaufwendige Formatieren meist überflüssig. In diesem Fall beginnt FCopy gleich nach dem Einlesen der Daten mit dem Schreibvorgang. Zeigt sich während des Kopiervorgangs, daß eine Spur der Zieldiskette doch nicht dem erwarteten Format entspricht (z.B. weil die Diskette falsch oder nicht komplett formatiert war), reagiert FCopy derart, daß das Programm nun automatisch alle weiteren Spuren formatiert, um eine fehlerfreie Kopie zu gewährleisten. Bei Bedarf können von einer Diskette mehrere Kopien erzeugt werden, ohne daß hierzu die Quelldiskette mehrmals eingelegt werden müßte.

Einen besonderen Clou bietet FCopy mit der Möglichkeit, die freie Kapazität einer Festplattenpartition als Puffer für die zu kopierenden Daten zu verwenden. So ist sichergestellt, daß man beim Arbeiten mit nur einer Floppy stets mit einem minimalen Aufwand auskommt, was das Wechseln von Disketten angeht. Lassen sich nicht alle Daten der Quelldiskette im Hauptspeicher unterbringen, werden diese einfach vorübergehend auf der Festplatte gesichert. Nach Beendigung des Kopiervorgangs wird die auf der Platte erzeugte Datendatei wieder gelöscht. Laut Murphy’s Gesetz will man gerade dann eine Diskette mehrfach kopieren, wenn es eng im Hauptspeicher w ird. ln diesem Fall profitiert man besonders von dem in FCopy realisierten Kopiermechanismus.

Alle Optionen auf einen Blick

Backup-Unterstützung

Die bei Software für ST und TT allgemein zu beobachtende Tendenz, neben den primären Programmfunktionen einige weitere Möglichkeiten zu integrieren, kommt auch bei FCopy zum Ausdruck.

So ließ es der Autor nicht bei den reinen Kopier- und Formatierfunktionen bewenden. FCopy ist darüber hinaus in der Lage, Backups von Festplattenpartitionen anzufertigen. Es handelt sich hierbei nicht um Backups einzelner Dateien, sondern stets um alle Daten einer Partition. Dabei hat der Anwender die Wahl, entweder alle Sektoren oder nur die belegten zu sichern. In der Regel wird man sich auf die letztgenannte Alternative beschränken, da diese nicht nur schneller abläuft, sondern auch mit weniger Disketten auskommt. Dadurch, daß FCopy die Backup-Daten auf Wunsch komprimiert, läßt sich die Zahl der benötigten Backup-Disketten vermindern. Im praktischen Test betrug die Komprimierung durchschnittlich 7%. Im Verlauf des Backups können die Datendisketten automatisch auf ein vorher eingestelltes Format formatiert werden.

Wird ein mit FCopy erzeugtes Backup zurück auf die Platte geschrieben, muß es sich bei der Zielpartition nicht zwangsweise um diejenige Partition handeln, von der das Backup erzeugt wurde. Die gesicherten Daten können durchaus auf einer anderen Partition untergebracht werden. Es ist lediglich wichtig, daß die Zielpartition eine ausreichende Kapazität besitzt. Wie bei einem Backup üblich, werden bereits vorhandene Daten auf dem Ziellaufwerk beim Zurückschreiben der Backup-Daten gelöscht.

Eingebauter Monitor

Als weiterer Bestandteil von FCopy wäre der integrierte Disk-Monitor zu erwähnen. Dieser bietet zwar keinen allzu großen Funktionsumfang und kann lediglich Diskettenformate bearbeiten, die TOS-kompatibel sind, reicht aber für einfache Anwendungen aus.

Der Monitor erlaubt das Anzeigen und Verändern von Sektorinhalten und ist in der Lage, ein Medium nach Zeichenfolgen zu durchsuchen. Was das Ändern von Daten betrifft, mangelt es hier allerdings an Komfort. So ist es nicht möglich, Änderungen direkt einzutippen und so die alten Daten zu überschreiben. Neue Daten müssen in einer Dialogbox eingegeben werden, was das flüssige Arbeiten hemmt. Allerdings kann es durch diesen Eingabemechanismus kaum zu Fehleingaben und daraus resultierenden Datenverlusten kommen.

FCopy erlaubt es, über den Disk-Monitor einen Virusschutz für Boot-Sektor-Viren zu installieren. Dieser Virustyp befällt keine Programmdateien, sondern lediglich Bootsektoren von Disketten. Liegt eine mit einem Boot-Sektor-Virus infizierte Diskette beim Booten in Laufwerk A:, wird der Virus aktiviert. FCopy kann solche Viren aufspüren und beseitigen.

Da Boot-Sektor-Viren sich nur auf Disketten verbreiten können, ist es wenig sinnvoll, daß FCopy einen Schutz vor Boot-Sektoren auch auf Festplatten-Partitionen zuläßt. Sollte man als unbedarfter Anwender dennoch den Virusschutz auf Partition C: installieren, läßt sich das System nicht mehr von Platte booten. Denn ein Virusschutz des in FCopy realisierten Typs läßt sich nicht mit bootfähigen Festplattenpartitionen vereinbaren. (Nach Rücksprache mit dem Autor des Programms kann davon ausgegangen werden, daß in kommenden Versionen Abhilfe geschaffen wird.)

Der integrierte Monitor

Sonstiges

Vielleicht ist es Ihnen auf den Abbildungen bereits aufgefallen: Die Programmführung von FCopy ist komplett in Englisch gehalten. Ob dies im Sinne des deutschen Anwenders ist, bleibe dahingestellt. Was das Handbuch betrifft, liegt dieses jedenfalls in Deutsch vor, so daß die englische Benutzerführung eigentlich keine Schwierigkeiten bei der Programmbedienung bereiten dürfte. Die Programmbeschreibung ist mit etwa 50 Seiten recht ausführlich und enthält einige nützliche Tips, die die optimale Nutzung von FCopy erleichtern.

Das Programm läßt sich nicht nur per Maus, sondern auch über die Tastatur bedienen. Aus programmtechnischer Sicht störend: Die Grafikausgabe geschieht bei FCopy zu einem großen Teil über LineA-Routinen. Heutzutage sollte ein Programm auf diese unsaubere Ausgabemethode verzichten, da Inkompatibilitäten mit gewissen Grafikkarten die Folge sein können. Beim Test in Verbindung mit einem Großmonitor zeigten sich jedoch keine Schwierigkeiten.

Der Gesamteindruck

Beim Formatieren und Kopieren von Disketten leistet FCopy gute Arbeit. Es lassen sich alle gängigen Formate bearbeiten. Die jeweils benötigten Parameter werden vom Programm selbständig ermittelt, so daß auch der weniger erfahrene Anwender keine Schwierigkeiten haben dürfte. Bei Bedarf können alle Einstellungen aber auch manuell vorgenommen werden. FCopy läßt sich nicht nur als Diskettenkopierer, sondern darüber hinaus in einem gewissen Umfang als Backup-Programm für Festplatten einsetzen. (Für Benutzer des Festplattentreibers HDDRIVER ist wichtig, daß sich die Backup-Daten erst ab Treiberversion 2.07 zurückschreiben lassen.) Was den integrierten Diskmonitor betrifft, so ist es zwar erfreulich, daß ein solcher quasi als Zugabe vorhanden ist, allerdings ist der Funktionsumfang recht gering.

FCopy kann sowohl als Programm als auch als Accessory verwendet werden und ist zu einem Preis von 89,- erhältlich. Besondere Anforderungen an die Hardware werden keine gestellt.

US

Bezugsadresse
ICP Verlag GmbH & Co. KG Wendelsteinstraße 3 W-8011 Vaterstetten



Aus: ST-Computer 09 / 1991, Seite 169

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