Fast Filemover - Turbo-Kopierer à la Carte

Da haben Sie den Salat: Sie sitzen vor Ihrer Festplatte und müssen 200 Signum!-Zeichensätze umkopieren. 2,6 MB von C nach 1 schieben. Danke schön. Was tun? Mit dem Desktop? Nein, ab sofort nehmen Sie besser Fast Filemover!

Wer tatsächlich schon megabyteweise die Daten auf seiner Festplatte herumgeschoben hat, kennt das Problem: Zwischendurch kann man sich einen Kaffee kochen oder vielleicht die neueste Folge der Lindenstraße ansehen. Das Desktop ist beim Kopieren so langsam, daß es keinen Spaß mehr macht. Wer ein Backup auf Disketten schreiben muß, hat noch mehr Probleme, denn hier dauert es noch länger!

Flupp, flupp

Von „flupp, flupp“ ist also keine Spur zu sehen, eher von „schleich, kriech“. Genau hier setzt der Fast Filemover der Firma First GbR an. Das Programm, das die Probleme in Wohlgefallen auflöst, läßt sich als Programm oder Accessory nutzen - das ist bereits der erste Vorteil. Als Accessory nimmt es weniger als 50 kB in Anspruch, was wohl auch bei 2MB-Rechnern noch im Bereich des Erträglichen liegt.

Machen wir doch einfach die Probe aufs Exempel und versuchen, 215 Dateien mit 2,6 MB von C nach I zu kopieren. Das Desktop, das wir ja schon zur Genüge kennen, braucht für diese Aktion üble 9 Minuten und 44 Sekunden. Fast Filemover braucht, und es stimmt wirklich, 22 Sekunden! Dieses Ergebnis ist dreifach geprüft, weil zuerst auch nicht geglaubt. Das ist über 26mal so schnell wie das Desktop bzw. eine Geschwindigkeitssteigerung um 2554 Prozent! Da kann man wirklich „flupp, flupp“ sagen.

Wie geht’s?

Das muß natürlich einen Grund haben. Da fragt man sich natürlich, wieso Atari das nicht gleich eingebaut hat. Nun, die Antwort auf diese Frage ist recht einfach, wenn man die Funktionsweise des Desktop-Kopierens kennt. Dabei werden nämlich alle Dateien einzeln eingelesen, in das Ziel-Directory geschrieben und die FAT (in der FAT ist vermerkt, welche Blöcke belegt und welche noch frei sind) aktualisiert - ebenfalls nach jeder Datei. Dadurch dauert es ziemlich lange, bis 215 Dateien geschrieben sind: Die FAT wird 215mal aktualisiert.

Fast Filemover macht es anders. Das Programm liest alle Dateien ein, die in den Speicher passen, und schreibt sie nacheinander auf die Platte. Erst danach wird die FAT aktualisiert. Den enormen Zeitvorteil dieser Methode können Sie an den gemessenen Zeiten erkennen. Das Verfahren hat natürlich auch einen kleinen Nachteil, denn Dateien, die nicht vollständig in den Speicher passen, können mit dem Programm nicht kopiert werden schade, denn dies ist das einzige Manko, das ich während der Testzeit feststellen konnte. Fast Filemover ist ansonsten ein wirklich sehr gutes Programm, das ich auf keinen Fall mehr missen möchte!

Optimierung

Auch bei Disketten ergibt sich ein enormer Vorteil. Gerade bei diesen Medien kann es unheimlich oft vorkommen, daß sich die Dateien nur zerstückelt vorfinden lassen. Der Lesekopf muß von Track 1 zu Track 30, von dort nach Track 5 usw. springen. Das kommt daher, daß immer, wenn Dateien gelöscht werden, freie Bereiche entstehen, die dann wieder aufgefüllt werden müssen. Im schlimmsten Fall kann sich die Zugriffszeit auf Ihre Diskette dadurch fast verdoppeln!

Fast Filemover behebt auch dieses Manko, indem es die eingelesenen Dateien immer an einem Stück auf das Medium schreibt. Dadurch werden häßliche Lücken vermieden, und die Ladezeit für Programme verkürzt sich auf ein Minimum. Wem das Kopieren der Dateien dann immer noch zu lange dauert, der kann Verify ausschalten und das Fastload-Bit setzen, dadurch kann eine weitere Geschwindigkeitssteigerung erzielt werden.

Wie es sich für Disketten gehört, sind sie formatiert, wenn man sie in ein Diskettenlaufwerk einlegt. Natürlich sind Disketten genau dann nicht formatiert, wenn man sich in einem Programm befindet und eine wichtige Datei abspeichern muß. Was ist also zu tun? Natürlich: Computer über Nacht anlassen, Disk beim Händler formatieren und am nächsten Tag abspeichem. Das ist natürlich Unsinn, denn schließlich lassen sich mit Fast Filemover auch Disketten formatieren. Das aber leider nur mit einer kleinen Einschränkung, nämlich nur Disketten mit bis zu 10 Sektoren. Wieso 11 Sektoren ausgelassen wurden, ist unverständlich, aber verschmerzbar. In der Not frißt der Teufel Fliegen.

Datum von gestern

Bei älteren Desktop-Versionen war es zumeist so, daß die Dateien, die man von A nach B kopierte, ein unterschiedliches Datum trugen, nämlich das Datum des Kopiervorgangs. Dieses überaus lästige Manko läßt sich beim Fast Filemover durch einen Button abstellen - hier kann man also entweder das Originaldatum erhalten oder auch das neue einstellen, also das Datum des Kopiervorgangs.

Keine Frage, mit dem Fast Filemover macht das Arbeiten endlich wieder Spaß. Das Programm kann wirklich nur jedem empfohlen werden, der viel mit dem ST arbeitet. Dem „Gelegenheitskopierer“ sollte auch die DesktopFunktion ausreichen. Die zwei klitzekleinen Mankos (Disketten nicht mit 11 Sektoren und Speicherbegrenzung) sind leicht verschmerzbar. Auch der Preis läßt die Herzen der Anwender sicherlich höher schlagen, denn mit 59 Mark kann sich Fast Filemover sehen lassen.

MP



Aus: ST-Computer 02 / 1991, Seite 28

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