Bislang war Silbentrennung in vielen Textprogrammen eine umständliche Angelegenheit. Jetzt können Zusatzprogramme in 1st Wordplus und Script diese Aufgabe erledigen.
Eine Silbentrennung hat den Sinn, den Text gleichmäßig auf die Zeilen zu verteilen. Ohne sie würde bei linksbündiger Formatierung ein sehr ungleichmäßiger Rand entstehen; bei Blocksatz entständen Löcher. Je schmaler die Zeilen und je länger die Wörter sind, desto wichtiger ist ein gutes Trennverfahren. Da in der deutschen Sprache recht lange Wörter verbreitet sind, spielt die Silbentrennung bei der Textverarbeitung eine wichtige Rolle. Andererseits sind die Dudenregeln recht kompliziert und lassen sich nur schwer in Computerprogrammen ausdrücken.
Die frühen Versionen von 1st Word (damals noch ohne „Plus“) kannten gar keine Silbentrennung. Erst Wordplus brachte die Möglichkeit, beim nachträglichen Umformatieren des Textes die Trennstellen anzugeben. Das Textprogramm macht Trennvorschläge, die mit einer Dialogbox bestätigt, verändert oder abgelehnt werden können. Weil die Vorschläge nicht besonders genau sind, ist das eine umständliche und zeitraubende Tätigkeit. Dennoch ziehen viele Benutzerinnen diese über sichtliche Dialogbox anderen Methoden vor.
Etwa jeder dritte Trennvorschlag von Wordplus ist falsch. Angesichts dieser Ungenauigkeit haben viele gemutmaßt. daß Wordplus gar nicht deutsche Trennregeln verwendet, sondern immer das englische Verfahren benutzt. Zumindest die Version 3.15 enthält jedoch einen Trennkatalog mit deutschen Silben. Auf die Zuverlässigkeit wirkt sich das leider nicht aus; Sie liegt eher noch niedriger als bei den älteren Versionen 1.89 und 2.02.; außerdem ist die Bildschirmdarstellung der Trennvorschläge häufig fehlerhaft.
Das Accessory 1st Trenn kann diesen Mangel ausgleichen. Nach dem Einschalten des Rechners bleibt es im Hintergrund und wartet darauf, daß Wordplus gestartet wird. Innerhalb von Wordplus ersetzt es die vorhandenen Trennregeln durch neue und sichere. Das Verfahren von 1st Trenn schafft eine Trefferquote von über 98%, das bedeutet ungefähr einen Fehler auf acht DIN A4-Seiten und ist ein deutlicher Fortschritt.
Jedesmal wenn der Zeilenumbruch mit der Funktionstaste F10 oder dem entsprechenden Menüeintrag ausgelöst wird, tritt 1st Trenn in Aktion und bedient die Trenn-Dialogbox automatisch. Das läßt sich am Bildschirm mitverfolgen; es sieht ganz lustig aus, wie der Trennstrich automatisch hin- und herrutscht. um an die richtige Position zu gelangen.
1st Trenn kann wahlweise vollautomatisch oder mit Bestätigung arbeiten. Bei eingeschalteter Bestätigung erscheint die übliche Wordplus-Dialogbox mit dem Titel 1st Trenn und sinnvollen Vorschlägen. Da nur jeder fünfzigste Vorschlag fehlerhaft ist, wird dieses Spiel bald langweilig, und die meisten schalten auf Vollautomatik um. Die Geschwindigkeit der Silbentrennung ist hoch genug, um kaum ins Gewicht zu fallen; Ein neuer Randausgleich für eine zig-seitige Diplomarbeit z.B. dauert ohne Silbentrennung ca. drei Minuten, mit Silbentrennung geringfügig länger.
Zusätzlich verfügt 1st Trenn über eine Autosave-Funktion, die allerdings erst ab Wordplus 3.15 wirkt. Nach einer bestimmten Anzahl Tasteneingaben wird der bearbeitete Text automatisch gespeichert. Wer noch wenig Übung mit Computern hat, dem kann diese Funktion einige Sicherheit vor Datenverlust geben. 1st Trenn erkennt, ob eine Festplatte angeschlossen ist und speichert dann nach jedem Absatz. Bei Diskettenlaufwerken wird die Speicherung ungefähr nach jeder halben Seite ausgelöst.
Das Textprogramm Script von Application Systems Heidelberg formatiert Texte gleich bei der Eingabe. Anders als bei Wordplus ist es nicht nötig, den Zeilenumbruch manuell auszulösen. Eine Trennhilfe entsprechend der Wordplus-Dialogbox wäre daher sehr lästig. Stattdessen erlaubt es Script, unsichtbare Trennhilfszeichen einzugeben, die dann beim Zeilenumbruch benutzt werden. Ginge das mit der Maus, wäre das eine bequeme Sache. Tatsächlich muß der Cursor aber an die richtige Stelle gebracht und dann Control+Bindestrich gedrückt werden. Dieser Wechsel zwischen Tastatur und Maus macht die meiste Mühe beim Silbentrennen mit Script.
Auch für Script gibt’s ein Zusatzprogramm: Ähnlich wie 1st Trenn ist ScripTrenn ein Accessory von 30 kB Länge und nur innerhalb des Textprogramms aktiv. Auch hier ist die Silbentrennung 98%ig sicher, ansonsten ist die Arbeitsweise grundverschieden: ScripTrenn arbeitet bereits während des Tippens und gibt zwischen den Buchstaben blitzschnell das Trennhilfszeichen ein. Das hört sich sehr merkwürdig an, funktioniert jedoch erstaunlicherweise. Außer einem gelegentlichen Zucken des Cursors ist bei der Texteingabe keine Veränderung zu bemerken. Der Grund liegt in der hohen Geschwindigkeit von Script, die noch genug Reserven für ein solches Accessory hat.
Bei jedem Randausgleich und beim nachträglichen Verstellen der Absatzbreite berücksichtigt Script die von ScripTrenn eingegebenen Trennstriche. Dieser Randausgleich vollzieht sich außerordentlich schnell: zwanzig Seiten in sechs Sekunden! Beim Kopieren oder Verschieben von Textblöcken oder beim Suchen und Ersetzen bereiten die Trennstriche keine Probleme. Alternativ zur automatischen Trennung lassen sich die Trennhilfszeichen manuell mit der Maus setzen; das ist immerhin bequemer als über die Tastatur. Zusätzlich bietet ScripTrenn die gleiche Autosave-Funktion wie 1st Trenn.
Da ScripTrenn während der Eingabe arbeitet, kann es von Diskette geladene Texte nicht nachträglich mit Trennstrichen versehen. Diese Aufgabe erledigt ein im Lieferumfang enthaltenes Accessory mit dem sinnigen Namen ScripTipp. Es lädt ASCII oder Wordplus-Dateien und „tippt“ sie mit Trennstrichen versehen in Script ein. Das geht nicht direkt mit Script-Textdateien, diese müssen zunächst im ASCII-Format gespeichert und dann erneut eingelesen werden; ScripTipp ist also bloß ein Behelf. Da die vorhandenen Script-Dateien in der Regel fertig formatiert und ggf. von Hand getrennt vorliegen, ist dieser Mangel nicht so schwerwiegend.
Sowohl 1st Trenn als auch ScripTrenn laufen zuverlässig auf allen Atari STs und sogar auf dem TT. Die Bildschirmauflösung ist egal, und mit anderen Programmen oder Accessories haben sich bislang keine Konflikte ergeben. Ausnahme: Bei Shells, die das Textprogramm indirekt starten, wird die Silbentrennung nicht aktiviert. ScripTrenn funktioniert mit Script 1.0 von 1989 und mit Script II. Bei Script 1.0 von 1990 (abzulesen an der Info-Dialogbox) ist nur die nachträgliche Trennung mit ScripTipp oder mit der Maus möglich.
Der saubere Randausgleich durch die Silbentrennung macht Texte schöner und lesbarer. Da mehr Text auf die Zeilen paßt, wird etwa 1% Papier weniger verbraucht.
Zeit läßt sich bekanntlich nicht einsparen - doch die Accessories 1st Trenn und ScripTrenn können eine nervtötende Routinearbeit automatisieren. Wer eine Zeitlang mit solch einer sicheren Silbentrennung gearbeitet hat, wird auf sie nicht mehr verzichten wollen.
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