Hotwire - Der Programmstarter

Wenn der ST intensiv genutzt wird, steht der Anschaffung einer Festplatte nichts mehr im Wege. Doch damit beginnen auch die ersten Probleme: „Wo war denn noch das Programm?“ oder „Welchen Parameter muß ich jetzt noch übergeben?“ sind häufig gestellte Fragen, mit denen man sich als Anwender herumschlagen muß. Hotwire verspricht, auf Tastendruck aus dem Desk-top Programme starten zu können, um der ewigen Sucherei ein Ende zu bereiten. Lesen Sie, ob und wie es funktioniert.

Die ewige Suche nach den Programmen und den dazugehörigen Pfaden soll nun endlich ein Ende haben - Hotwire macht’s möglich. 1st_Wordplus? Natürlich, Control-Alt-W. Stad? Wo war es denn noch? Na, egal, nur kurz Alternate-S drücken. Diese Sätze müssen keineswegs ein Wunschtraum bleiben, sondern sind bereits Alltag bei Hotwire-Anwendern. Interessant dabei ist, daß Mitteilungen wie „Der Druckertreiber kann nicht gefunden werden“ (Wordplus) nicht mehr auftauchen, denn bevor ein Programm gestartet wird, wechselt Hotwire auf das entsprechende Laufwerk und wählt den korrekten Pfad an. Auf diese Weise können alle Programme ihre Resource-Dateien, Druckertreiber usw. problemlos finden.

Freie Auswahl

Hotwire kann, wie bereits gesagt, Tastenmakros belegen. Wenn man eine Kombination nicht mehr weiß, genügt ein Druck auf die rechte Maustaste oder Shift-Help, um alle möglichen Kombinationen anzuzeigen. Hier zeigen sich auch die verschiedenen Möglichkeiten, die durch Hotwire angeboten werden. Um ein Programm wiederfmden zu können, kann ein beliebiger Name von bis zu 20 Zeichen Länge gewählt werden. Auf diese Weise ist das Aufspüren von Programmen bereits wesentlich einfacher als im Desktop, in dem bekanntlich nur 8 Zeichen plus drei fürdie Extension zur Verfügung stehen. Zu installierende Programme können komfortabel mit der Fileselectbox ausgewählt werden, lästige Pfadeingaben per Hand entfallen also. Nachdem der Titel aus der Auswahlbox ausgewählt ist, kann man ein (fast) beliebiges Tastaturkürzel dafür reservieren. Um Doppelbelegungen zu vermeiden, mäkelt Hotwire diese sofort an. Wählbar sind alle Kombinationen aus Shift links, Shift rechts, Control, Alternate und einem Buchstaben oder einer Taste. Das Kürzel kann entweder per Maus festgelegt oder direkt über die Tastatur eingegeben werden. Sollte das Kürzel Ihnen entfallen sein, können Sie durch einen kurzen Druck auf die rechte Maustaste nachsehen, wie ein bestimmtes Programm zu starten ist: Hotwire zeigt in seinem Auswahlmenü alle installierten Programme inklusive Tastaturkürzeln an.

GEM-. TOS- und TTP-Programme können durch einen jeweiligen Button festgelegt werden. Diese Einstellung ist wichtig, um einen bei TOS-Programmen erscheinenden Cursor nach Beendigung des Programms wieder auszuschalten - ein weiterer Pluspunkt für Hotwire. Kennen Sie auch das Problem, daß nach dem Aufruf eines TOS- oder TTP-Programms aus dem Desktop der Bildschirm so schnell gelöscht wird, daß man oft die Dinge nicht mehr lesen kann, die man gerne hätte lesen wollen? Hier zeigt Hotwire einen weiteren Pluspunkt: Wird der Button Rückfrage“ aktiviert, bleibt der Bildschirm solange erhalten, bis eine beliebige Taste gedrückt wird. Werden Programme aufgerufen, die eine Programmzeile benötigen, kann man auch das angeben. Vor dem Start des jeweiligen Programms muß man dann noch die gewünschte Parameterzeile eingeben, die übrigens länger ist als die Desktop-eigene Eingabezeile: 64 Zeichen. Hat man ein Programm, dem immer die gleichen Parameter übergeben werden sollen, kann man diese auch fest speichern. Bis zu zehn feste Parameterzeilen können dauerhaft abgespeichert werden und stehen damit rund um die Uhr zur Verfügung.

Normalerweise lassen sich über das Desktop Anwendungen anmelden, so daß beispielsweise bei einem Doppelklick auf eine Datei mit der Endung „DOC“ 1st_Wordplus nachgeladen wird. Hotwire erlaubt, bis zu vier solcher Endungen für ein Programm zu installieren. Dadurch wird die Vielfalt der anklickbaren Dateien größer, bei unserem Beispiel könnten also auch Dateien mit der Endung „BAK“ für Wordplus installiert werden.

Pipeline

Zwischen Hotwire und Multidesk (ein Programm, das ebenfalls über Bela vertrieben wird) existiert eine Pipeline. So gibt es in Hotwire einen Button, der Multidesk aufruft, sobald er angeklickt wird. Dadurch wird der lästige Weg bis zur linken Menüleiste erspart. Hotwire registriert automatisch, ob Multidesk installiert ist oder nicht. Das Zusammenspiel zwischen den beiden Programmen sollte ein Beispiel für zukünftige Programme sein.

Sofern Sie noch kein neues TOS besitzen. aber trotzdem ein GEM-Programm nach dem Booten automatisch starten wollen, stellt Ihnen Hotwire auch dafür eine komfortable Möglichkeit zur Verfügung, denn eines der installierten Programme kann als Autostart-Programm installiert werden und wird dadurch direkt nach dem Start des Rechners automatisch ausgeführt. Dabei ist es nicht von Bedeutung, ob das Programm ein TOS-, TTP-, APP- oder GEM-Programm ist.

Programmverkettungen sind ebenfalls möglich. Angenommen, Sie haben eine Reihe von Programmen, die automatisch nacheinander gestartet werden sollen. Als erstes Programm benutzen Sie eine Textverarbeitung. um einen Text zu schreiben. Das nächste Programm entfernt harte Returns aus dem soeben geschriebenen Text, während sich das dritte und letzte Programm darum kümmert, den verfaßten Text in einen Fließtext umzuwandeln. Mit Hotwire läßt sich bei jedem Programm ein Verweis auf ein anderes anbringen. das nach Beendigung desselben gestartet werden soll.

Bild 1: Das Auswahlmenü von Hotwire. Deutlich sind die Tastaturkürzel zu erkennen.

Nachladbar

Durch die Möglichkeit, Konfigurationsdateien nachzuladen, läßt sich die gesamte Konfiguration von Hotwire durch wenige Tastendrücke ändern. Dadurch können beispielsweise mehrere Benutzer Hotwire an wenden, ohne andauernd neue Tastaturmakros erstellen zu müssen. Ebenso einfach können verschiedene Dateien für unterschiedliche Anwendungsbereiche erstellt werden. So lassen sich in der einen Datei DTP-Programme unterbringen, in der zweiten Grafikprogramme, in der dritten Spiele usw. Dadurch wird Hotwire fast universell ersetzbar.

Der „Affengriff“ zum Reset-Taster dürfte mittlerweile allen Mega ST-Benutzern bekannt sein. Für die geplagten Mega-Anwender, die (noch) kein TOS 1.4 besitzen, bietet Hotwire die bekannten Tastenkombinationen Control-Alt-Delete für den Warm- und Control-Alt-Shift-Delete für den Kaltstart. Hotwire-Anwender haben dadurch keine Rückenschmerzen mehr.

Bilanz

Hotwire kostet DM 79,-. Der Preis ist für die Leistungen des Programms nicht zu hoch gegriffen. Hotwire sollte allerdings nur dann angewendet werden, wenn viele Programme auf einem Rechner benutzt werden. Probleme mit anderen Programmen konnten nicht fest gestellt werden, auch mit der neuen TOS-Version läuft Hotwire problemlos. Andere Programme, die ebenfalls Tastaturmakros belegen (etwa Harlekin), kommen nicht mit Hotwire ins Gehege und laufen problemlos nebeneinander. Einziges Manko: Die Anleitung verdient nicht das Wort „Anleitung“. Hotwire ist jedoch recht leicht zu durchschauen. wodurch die Beschreibung nicht zur wichtigsten Unterlage wird. Alles in allem also ein recht gelungenes Programm.

Bezugsquelle:

Bela Computer Unterortstraße 23-25 6236 Eschhorn

MP



Aus: ST-Computer 06 / 1990, Seite 35

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