Data Beckers Rechtschreibprofi ST

Vielschreiber werden ständig von berufstypischen Problemen gejagt: Habe ich alle Wörter richtig geschrieben, wo habe ich falsch getrennt, was schreibt man grob und was klein...? (gleichgültig ob Autor, Lektor, Wissenschaftler, Sekretärin, Student oder Schüler, Texte sollen immer die Visitenkarte korrekter und exakter Arbeit sein.

Da wäre es doch phantastisch, wenn uns ein kleines Programm die Arbeit des Korrekturlesens abnehmen könnte. Von DATA BECKER gibt es eine solche Rechtschreibprüfung für den ATARI ST.

Der Rechtschreibprofi ST schaltet sich nach der Texterstellung ein, indem er die Textdatei selbst noch einmal öffnet, den gesamten Text auf Tipp-, Trenn-, Rechtschreibfehler und Groß- und Kleinschreibung durchsucht. Dies kann sowohl online, also sichtbar auf dem Bildschirm, oder offline, für den Benutzer unbemerkt, geschehen. So erlaubt der Rechtschreibprofi ST auch Dateiformate in TEXTOMAT 3.0. BECKERtext 2.0 oder WORD PLUS sowie unformatiert in ASCII beispielsweise für SIGNUM!, Script, BECKERpage oder CALAMUS.

Der Rechtschreibprofi bei der Arbeit

Nach dem Programmstart erscheinen ein gewohntes GEM-Fenster (allerdings ohne Scroll-Buttons) und eine Desktop-Leiste. Diese Menüleiste ist kaum der Rede wert, da alle wichtigen Arbeiten per Funktionstaste erreichbar sind. Man hätte eigentlich ganz auf sie verzichten können. Oberhalb des Textfensters ist noch eine Hinweiszeile zu finden, die über die Textlänge in Bytes, die gefundene Fehlerzahl und die aktuelle Prüfposition im Text Auskunft gibt.

Bild 1: An einem unbekannten Wort stoppt der Scanner und bietet Wortalternativen bzw. Übernahme in das Lexikon an.

Nachdem die Textdatei geladen ist, kann unmittelbar die Prüfung gestartet werden. Im Prüfbetrieb sieht man, wie der Text durchläuft, und irgendwann tut sich nichts mehr. Keine Meldung, kein Hinweis, jetzt muß wohl die Prüfung zu Ende sein. Gut, dann gehen wir uns mal das Protokoll anschauen. Durch Druck auf die entsprechende Funktionstaste teilt sich das Bild, und im unteren Bereich erscheint das Eingabefenster zum Lexikon. Dort wird nun jedes unbekannte Wort wiedergegeben. Ist das geprüfte Wort richtig geschrieben, steht der Übernahme in das Lexikon nichts im Wege. Liegt ein Schreibfehler vor, kann der Vorschlag vor der Übernahme berichtigt werden. Es kann auch passieren, daß das Programm zu einem geprüften Wort einen anderen Vorschlag unterbreitet. Das ist dann der Fall, wenn entsprechend seines Suchalgorithmus’ die Ähnlichkeit so frapant ist, daß ein Schreibfehler vermutet wird. Dann muß der Mensch entscheiden, ob ein Schreibfehler vorliegt und das Lexikon einen richtigen Vorschlag gemacht hat, oder ob es sich um ein völlig neues Wort handelt, welches das Lexikon noch nicht kennt (und evtl. auch falsch geschrieben sein kann).

Die zwei Wörterbücher

Bild 2: Hier ist ein Teil des Standardwörterbuches sichtbar.

Hier wird deutlich, daß Rechtschreibprofi ST eigentlich zwei Lexika besitzt: ein Standard- und ein Fachlexikon. In das Standardlexikon sollte man nur umgangssprachliche, einfache Wörter übernehmen. Das Fachlexikon eignet sich besser für ganz spezielle Fachbegriffe. Es wäre sogar ratsam, sich für verschiedene Fachgebiete entsprechend unterschiedliche Fachwörterbücher anzulegen. Zudem speichert das Programm eine Begriffsliste, welche nur für den derzeit geprüften Text angelegt wird. Dort kommen all jene Wörter hinein, die bereits zur Übernahme vorgeschlagen wurden, aber wegen ihrer Seltenheit oder besonderen Schreibweise (z. B. Personennamen oder Abkürzungen) in keines der Wörterbücher passen würden. Diese gemerkten Wörter bietet das Programm in der laufenden Prüfung nicht mehr neu zur Übernahme an. Diese interne Begriffsliste wird aber nicht dauerhaft gespeichert und steht bei einer anderen Textprüfung nicht zur Verfügung.

Lexikon bearbeiten

Bei dieser Funktion erscheint ein Dialogfenster, das einen kleinen Ausschnitt des Wörterbuches wiedergibt. Dort sind Arbeiten wie Wort suchen, ändern, hinzufügen, löschen sowie der Wechsel zwischen Standard- und Fachwörterbuch eingebaut. Mit dem Menüpunkt Transfer kann ein angezeigtes Wort von einem Lexikon zum anderen übertragen werden.

Kriterien zur Prüfung

  1. Zusammengesetzte Wörter prüfen: Das Wort Berg- und Talbahn wird normalerweise als ein Begriff verstanden. Ungewöhnlich ist der Bindestrich hinter dem ersten Substantiv (Hauptwort), dies würde normaler weise zu einer Fehleranzeige führen. Ist diese Option eingeschaltet, werden Hauptwörter mit Bindestrich nicht als Fehler betrachtet.
  2. Worttrennung: Hierbei werden vorhandene Worttrennungen erkannt und (wenn nötig) als solche auch behandelt, d.h. getrennt.
  3. Groß- und Kleinschreibung überprüfen: Jetzt wird streng zwischen groß-und kleingeschriebenen Wörtern unterschieden. So darf ein Großbuchstabe nur am Wortanfang stehen und auch nur dann, wenn das Lexikon diese Möglichkeit vorsieht, Fälle wie cOmpUter oder MAG Azin würde der Rechtschreibprofi beanstanden.
  4. Bindestrichwörter einzeln prüfen: Besonders bei langen Schachtelwörtern besteht die Gefahr, daß sich Fehler einschleichen. Wenn diese Option aktiviert ist, wird jedes Wort vor und nach einem Bindestrich geprüft. Beispiel: Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
Bild 3: Verschiedene Selektionen für die Bearbeitung der Wörterbücher

Fazit

DATA BECKERs Rechtschreibprofi ST ist ein nützliches Hilfsprogramm für Vielschreiber. Angeblich sollen 2,5 Millionen Wörter in seinem Wortschatz sein - nur wo der soviel Platz herholt, konnte ich im Handbuch nicht nachlesen. Trotz allem reicht schon ein ATARI 1040 mit seiner Speicherkapazität aus. Eine Festplatte ist sehr zu empfehlen, da Rechtschreibprofi ST sehr viele Zugriffe auf den Externspeicher ausführt. Der Basiswortschatz von 106.000 Wörtern ist erweiterbar. Alles in allem ist Rechtschreibprofi ST für DM 99.- sicher nicht zu teuer.

DK

Bezugsquelle

DATA BECKER Merowinger Straße 30 4000 Düsseldorf



Aus: ST-Computer 05 / 1990, Seite 63

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