← ST-Magazin 02 / 1992

Terminal-Programm STalker: Die neue Generation

Kommunikation

Nach Rufus tat sich kaum etwas bei Terminal-Programmen. Nun wagt sich mit Gribnif Software wieder mal ein kommerzieller Anbieter in Ataris DFÜ-Ecke. Der Newcomer hat sogar eine Mini-Mailbox im HandgepĂ€ck.

Das Terminalprogramm »STalker« prĂ€sentiert sich im schicken GEM-Gewand mit MenĂŒzeile und Fenster. Die Installation kann sowohl als Programm als auch als Accessory erfolgen, wobei die MenĂŒzeile bei einer Installation als Accessory ins Fenster wandert. Dadurch ist STalker von jedem GEM-Programm mit einer MenĂŒzeile aufrufbar. Weiterhin unterstĂŒtzt STalker im Accessory-Betrieb den Up- und Download von Dateien im Hintergrund, was einige sicherlich schĂ€tzen werden, weil man so auch lĂ€ngere Dateien aus der Mailbox holen kann. Telefonnummern wĂ€hlt STalker so nebenbei im Hintergrund. Der Rechner ist damit wĂ€hrend des WĂ€hlvorgangs zur Mailbox, die ja bekanntlich stĂ€ndig besetzt sind, nicht blockiert.

STalker unterstĂŒtzt alle Schnittstellen, die es im Moment aus der ST-Familie (dazu gehört auch der TT) gibt — also auch die neuen zusĂ€tzlichen seriellen Schnittstellen des Mega STE und TT. An Terminal-Emulationen unterstĂŒtzt STalker VT52, VT100 und ANSI. Dies sollte eigentlich fĂŒr jede Mailbox reichen.

Die Autologin-Einstellung in STalker

FĂŒr Dateitransfers bietet STalker die gebrĂ€uchlichen Protokolle, von XModem ĂŒber XModem-lk, YModem, YModem-G bis hin zu Z-Modem, dem modernsten und schnellsten. Das ZModem-Protokoll setzt sogar unterbrochene Dateitransfers fort. Da inzwischen jede Mailbox ZModem unterstĂŒtzt, sollte man möglichst damit arbeiten.

STalker verwaltet 30 Telefonnummern und wĂ€hlt sie auch automatisch. Dabei kann man mehrere Boxen hintereinander anrufen, was die Erfolgsaussichten auf Kontakt steigert. ZusĂ€tzlich zu diesen Nummern werden noch andere Parameter verwaltet, so z.B. die benutzte Schnittstelle und die Terminal- und Protokollparameter. Außerdem verwaltet STalker fĂŒr jede Nummer bis zu acht Autologin-Texte. Damit lĂ€ĂŸt sich die Box anwĂ€hlen und direkt einloggen, ohne dabei eine einzige Taste zu drĂŒcken. ZusĂ€tzlich kann man eine Routine in BackTALK ausfĂŒhren lassen. Besonders das Feature mit Autologin-Texten hat uns gut gefallen: Da lassen sich Inhalte verstecken und Paßwörter fĂŒr unterschiedliche Systeme ablegen. Als ernsthafter Schutz freilich sinnlos, da STalker das Paßwort ungeniert sendet, so daß theoretisch unbefugte Benutzer einfach unter falschem Namen in die Mailbox gelangen. Da wĂ€re ein Paßwortschutz der INF-Datei sinnvoller. Ob die Begrenzung auf 30 Telefonnummern heute noch zeitgemĂ€ĂŸ ist?

So arbeiten STalker und STeno zusammen

STalker unterstĂŒtzt GDOS. Im Terminalfenster ist jeder beliebige, nichtproportionale GDOS-Zei-chensatz möglich. GDOS und ein paar ZeichensĂ€tze werden mit STalker geliefert. Freilich muß man den GDOS-Zeichensatz eigens einstellen — warum allerdings dazu noch ein Programmneustart erforderlich ist? Das ist lĂ€stig, wenn STalker als Accessory lĂ€uft. Im Terminalfenster kann man Blocks markieren und damit einige Operationen vornehmen. Beispielsweise lassen sich Blocks speichern oder senden oder ins Clipboard kopieren. Allerdings haben die Programmierer von STalker da eine etwas eigene Auffassung, wie ein Clipboard zu nutzen ist. STalker legt auf dem Laufwerk C (das ist einstellbar) im Wurzelverzeichnis die versteckte Datei SCRAPTXT an — kĂŒmmert sich allerdings dabei ĂŒberhaupt nicht darum, ob vielleicht schon ein Clipboard irgendwo installiert ist.

Dadurch ist leider auch kein direkter Datenaustausch mit anderen Programmen möglich. Laut Handbuch ist das Clipboard Atari-Standard — die Richtlinien sehen zu diesem Thema freilich doch etwas anders aus [siehe 1].

Kommunikationsparameter in STalker

STeno ist der zu STalker passende Texteditor. Auch STeno lĂ€uft wie STalker als Accessory oder als PRG. Die Kommunikation zwischen beiden funktioniert hervorragend. Leider unterstĂŒtzt STeno keine GDOS-ZeichensĂ€tze. Zumindest lassen sich aber die PunktgrĂ¶ĂŸen des Zeichensatzes einstellen. Gearbeitet wird ausnahmslos im EinfĂŒgemodus. Alle benötigten Funktionen sind integriert, darunter auch Suchen und Ersetzen. STeno fungiert in Zusammenarbeit mit STalker auch als Textoder Vorschreib-Buffer. Dabei schreibt der Anwender in STeno seine Eingaben, editiert entsprechend und gesendet wird der Text erst nach einem »Return«.

BackTALK heißt die Programmiersprache in STalker. Dabei ist BackTALK ein umfangreiches Werkzeug, eine strukturierte Programmiersprache mit Variablen, Prozeduren und Funktionen. Die Syntax ist an C angelehnt, aber auch Modula-2 oder Pascal-Programmierer werden zurechtkommen. Wie mĂ€chtig und umfangreich BackTALK ist, lĂ€ĂŸt der gewichtige Abschnitt im STalker-Handbuch ahnen. Eine EinfĂŒhrung zeigt, wie man Programme schreibt. Außerdem ist ein umfangreicher Referenzteil vorhanden, der alle Funktionen erlĂ€utert. Über BackTALK lassen sich sĂ€mtliche STalker-Parameter abfragen und Ă€ndern. ErwĂ€hnenswert ist die in STalker integrierte Mini-Mailbox, die es gestattet, auch von anderen Rechnern auf den eigenen ST zu Hause zuzugreifen. So kann man mal schnell eine Datei, die man vergessen hat mitzunehmen, per Modem holen.

Schnittstellenauswahl in STalker

Noch ein Wort zu HandbĂŒchern: Zum Test lag nur das englische Handbuch vor. Es ist umfangreich und ausfĂŒhrlich. Laut Auskunft des Distributors ist das deutsche Handbuch ebenfalls fertig — es muß nur noch gedruckt werden. Dies sollte bis zur Auslieferung von STalker wohl der Fall sein. Das Handbuch fĂŒr STeno gibt’s schon in der deutschen Übersetzung und macht ebenfalls einen guten Eindruck. Es scheint zwar etwas zu dĂŒnn, aber dennoch sind eigentlich sĂ€mtliche Funktionen und alle wichtigen Parameter ausreichend beschrieben und erklĂ€rt, (mn)

WERTUNG

STalker

Hersteller: Gribnif Software
Preise: STalker 169,- DM STeno 69,- DM Paket: 198,- DM

Vorteile: als PRG und ACC lauffÀhig, integrierte Programmiersprache, Auto-Loggin

EinschrĂ€nkungen: nur 30 Nummern, seltsames Clipboard, Texteditor muß extra bezahlt werden

Vertrieb: COMPUTERWARE, Gerd Sender; Weißer Straße 76; D-5000 Köln 50

Quellen:

[1] Using the AES Scrap Library, Mike Fulton, ATARI.RSC, Vol. IV, Ausgabe 2, April-Mai 1991