← ST-Magazin 08 / 1989

HP Deskjet Plus: Tinte statt Laser

ST-Testlabor

Bekommt der Laserdrucker Konkurrenz aus der Mittelklasse?

Auch bei Grafik steht der Deskjet Plus einem Laser in nichts nach

FĂŒr bestimmte Anwendungsgebiete ist der Tintenstrahldrucker eine Alternative zu den mehr verbreiteten Matrix- oder Laserdruckern.

Hewlett-Packard hat einen Tintenstrahldrucker in der Angebotspalette.

Mit seinem kantigen Erscheinungsbild und seinem externen Netzteil gewinnt der Deskjet Plus keinen Design-Wettbewerb. Die Konstrukteure legten bei diesem Drucker mehr Wert auf die praktischen Eigenschaften, als auf das flotte Aussehen. So beschrĂ€nkt sich der Platzbedarf auf 44 x 37,7 Zentimeter. Bei den meisten Druckern kommt dann noch etwas Platz fĂŒr die verschiedenen Stecker hinzu. Die Designer bei HP fanden beim Deskjet Plus allerdings eine einfache, aber sehr nĂŒtzliche Lösung fĂŒr dieses Problem. Die Buchse fĂŒr die Stromversorgung sowie alle Schnittstellen befinden sich in der Mitte unter dem Drucker.

Über den Platzbedarf von Endlospapier brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, da der HP Deskjet nicht ĂŒber einen Traktor verfĂŒgt und somit auch kein Endlospapier verarbeitet. Der vollautomatische Einzelblatteinzug macht diesen Nachteil allerdings fast vollstĂ€ndig wett. FĂŒr die Papieraufnahme finden Sie vorne zwei AblagefĂ€cher. Die obere Ablage dient zur Ausgabe der bedruckten BlĂ€tter sowie dem manuellen Einzelblatteinzug (meistens BriefumschlĂ€ge).

Die Bedienung des Deskjet Plus erweist sich ebenfalls als vorbildlich. Die DIP-Schalter erreicht man mit einem kleinen Schraubenzieher leicht von vorne. DruckerĂŒbliche Funktionen, wie Font-Auswahl und Seitenvorschub finden sich auf einem von acht Tasten eingerahmten Bedienfeld wieder. Diese Tasten sind sicher zu bedienen und die hell leuchtenden Bedienungstasten geben jederzeit ĂŒber die aktuellen Einstellungen Auskunft. Neben den schon erwĂ€hnten Standardfunktionen hat man sich bei Hewlett-Packard aber noch einige nĂŒtzliche Hilfen einfallen lassen. So kann der Zeilenvorschub sowohl vor- als auch rĂŒckwĂ€rts ausgefĂŒhrt werden. Besonders lobenswert ist der Reset-Taster. Dieser kleine, vom Computer her bekannte und sehr geschĂ€tzte Knopf findet sich auch beim Deskjet Plus. Ein- und Ausschalten erĂŒbrigt sich damit oft.

Schon in EntwurfsqualitĂ€t ĂŒberzeugt der Deskjet Plus
Im High-Quality-Modus erreicht das Schriftbild LaserqualitÀt

Papierfragen

Die meisten Tintenstrahldrucker benötigen fĂŒr einen sauberen Ausdruck Spezialpapier. Nicht so der HP Deskjet Plus. Er begnĂŒgt sich mit herkömmlichem Schreibmaschinen- oder Kopierpapier. HP rĂ€t sogar von der Spezialpapier-Verwendung ab. Lediglich auf hohe QualitĂ€t des Papiers ist zu achten. Die Investition von wenigen Pfennigen mehr sorgt fĂŒr eine merkliche QualitĂ€tssteigerung des Ausdrucks. Dies liegt an der Tintenaufnahme der jeweiligen Papierart.

Die Tinte befindet sich bei dem Deskjet Plus in einem BehĂ€lter, der fest mit den DĂŒsen, also dem Druckkopf, verbunden ist. Eine solche Tintenpatrone enthĂ€lt laut Herstellerangaben bei EntwurfsqualitĂ€t etwa 1 Million Zeichen.

LaserqualitÀt

Zum Vergleich ein Matrixdrucker: Das Farbband eines NEC P6 reicht fĂŒr etwa 2,2 Millionen Zeichen. Hierbei sollten Sie jedoch beachten, daß die DruckqualitĂ€t beim Deskjet Plus nicht wie bei Matrixdruckern mit der Zeit nachlĂ€ĂŸt, sondern immer von gleichbleibender GĂŒte ist.

Die leere Patrone tauschen Sie mit einem einfachen Handgriff aus. Hierbei wird quasi der ganze »Druckkopf« gewechselt und verstopfte und verklebte DĂŒsen gehören der Vergangenheit an.

Mit einer Auflösung von 300 dpi verspricht der Hersteller Laser-QualitĂ€t. Von der Softwareseite her ist der Deskjet Plus kompatibel zum HP Laserjet, dem StandardgerĂ€t im Bereich Laserdrucker. Treiber hierfĂŒr existieren inzwischen fĂŒr einen Großteil der Atari-Programme.

Wir versuchten es zuerst mit »Calamus«. Um es vorwegzunehmen, das GerĂ€t beeindruckte uns im wahrsten Sinn des Wortes. Die QualitĂ€t entspricht tatsĂ€chlich fast der eines Laserdruckers. Beim Problem vieler Laserdrucker — den großen schwarzen FlĂ€chen — erzielte der Deskjet Plus sogar einige Vorteile. Solche Stellen erscheinen in einem tiefen Schwarz, kommen allerdings direkt nach dem Ausdruck ziemlich feucht aus dem Drucker. Das Problem mit der Feuchtigkeit existiert jedoch nur bei grĂ¶ĂŸeren FlĂ€chen und ist durch eine kurze Trockenzeit nicht tragisch. Leider wellt sich das Papier an solchen Stellen etwas.

Andere grafikorientierte Programme wie »Signum« oder »DynaCADD« erzielten ebenfalls erfreuliche Ergebnisse.

Aber auch die reine Textausgabe, beispielsweise mit 1st Word Plus fĂ€llt sehenswert aus. Da fĂŒr »1st Word Plus« leider immer noch kein HP Laserjet-Treiber existiert, hilft hier nur Eigeninitiative. Dies stellt mit den beiden HandbĂŒchern kein großes Problem dar. Scheuen Sie diese Arbeit, oder wollen Sie auch die Grafikeinbindung in 1st Word Plus nutzen, so erreichen Sie mit einem Zusatzmodul Epson FX80-KompatibilitĂ€t.

Leisetreter

StandardmĂ€ĂŸig verrichten 16 KByte und ein unproportionaler Zeichensatz in zahlreichen Sprachen ihre Arbeit. Auf Wunsch bringt der Drucker die Zeichen auch fett, kursiv, einfach oder doppelt unterstrichen sowie mit 5,10,16, 67 oder 20 cpi zu Papier. Weitere ZeichensĂ€tze bis zur 30-Punkt-GrĂ¶ĂŸe können in Form von Modulen erworben werden. Ein solcher Text ist jedoch nicht auf das herkömmliche Hochformat beschrĂ€nkt, sondern kann auch im Querformat ausgegeben werden und ist damit besonders bei breiten Tabellen nĂŒtzlich.

Der Speicher ist bis auf 512 KByte aufrĂŒstbar, was gerade im Grafikdruck einiges an Geschwindigkeitsvorteilen bringt.

Aber auch ohne Speichererweiterung kann sich der Deskjet Plus in puncto Druckgeschwindigkeit sehen lassen. Sind die 240 Zeichen pro Sekunde im Draft-Modus nichts Ungewöhnliches, so stellen die 120 cps im High Quality Modus die meisten Matrixdrucker in den Schatten. Im Grafikdruck wird der Unterschied noch grĂ¶ĂŸer. Die Ausdruckzeit einer DIN-A4-Seite mit Calamus auf einem Mega ST2 lag komplett mit Berechnungszeit, wĂ€hrend der der Druckkopf, um eine Austrocknung zu vermeiden in eine Parkposition gefahren wird, unter drei Minuten.

Der wohl grĂ¶ĂŸte Vorteil des HP DeskJet Plus neben der AusdruckqualitĂ€t ist das ArbeitsgerĂ€usch oder besser: die Arbeitsruhe. Da sich die Tinte relativ gerĂ€uschlos auf das Papier niederlĂ€ĂŸt und kein LĂŒfter vorhanden ist, hört der Anwender lediglich die GerĂ€usche des Papiertransportes und des Druckkopfes. Da hier keine Nadeln hĂ€mmern, sind sie allerdings so gering, daß Ausdrucke den telefonierenden Kollegen nicht stören.

Die zwei mitgelieferten HandbĂŒcher erlĂ€utern die Aufstellung und Bedienung des GerĂ€tes ausfĂŒhrlich. WĂ€hrend die erste Anleitung sich in zahlreichen Sprachen mit der Bedienung beschĂ€ftigt, behandelt die zweite die Programmierung des Druckers in englischer Sprache.

Bleibt eigentlich nur noch die Frage nach dem Preis. Der Listenpreis liegt bei 2498 Mark plus Mehrwertsteuer: ein gutes Preis-/LeistungsverhĂ€ltnis. Gleiches gilt fĂŒr die Ersatzpatrone mit 42,95 Mark plus Mehrwertsteuer.

Der HP Deskjet Plus reiht sich hervorragend zwischen den Matrix- und den Laserdruckern ein. Er ist eine preiswerte Alternative zum Laserdrucker, auch wenn dieser noch einige Vorteile wie beispielsweise eine höhere Druckgeschwindigkeit besitzt. Der Preisunterschied zwischen einem hochwertigen 24-Nadler und dem Deskjet Plus ist relativ gering, der QualitÀtsunterschied jedoch erheblich. (hb/uw)

Zu wenig beachtete Alternative

Die Kardinalfrage eines jeden, der sich einen hochwertigen Drucker kaufen möchte, heißt fast immer: Matrix oder Laser. Diese Entscheidung fĂ€llt oft fĂŒr den Matrixdrucker, da die Folgekosten, wie Toner und Walze, hoch sind.

FĂŒr einen Programmierer, der gelegentlich ein paar Listings oder Briefe ausdruckt, reicht wahrscheinlich die QualitĂ€t eines Matrixdruckers vollkommen aus. Gehen die Ausgabearbeiten jedoch bis in den Desktop Publishing-Bereich hinein, so wird die QualitĂ€t eines Laserdruckers gefordert.

Die wenig bekannte Alternative, Tintenstrahldrucker, wird oft zuwenig beachtet. Leider haften dieser Technik eine Reihe von Vorurteilen an, die einen diese Druckerart schnell wieder vergessen lĂ€ĂŸt. Zu den hĂ€ufigsten Kritikpunkten zĂ€hlen die erforderliche Verwendung von Spezialpapier, nasse Ausdrucke — damit verbunden schwarze Finger, Softwareprobleme und nicht zuletzt die oftmals verstopften DĂŒsen.

Die Technik entwickelte sich hier, aber auch wie in anderen Bereichen, schnell weiter. So daß ein Tintenstrahldrucker heute einem Laserdrucker in manchen Bereichen durchaus ĂŒberlegen ist.

Der Deskjet Plus prÀsentiert sich in kantigem aber funktionellen Design

Wertung

Name: HP Deskjet Plus
Hersteller: Hewlett-Packard
Druckprinzip: Tintenstrahl
Auflösung: 300 dpi
Schnittstellen: Centronics, RS232C
Emulationen: HP Laserjet
Pufferspeicher: bis zu 512 KByte aufrĂŒstbar
Papiertransport: Friktion
Geschwindigkeit:
Brief: LQ: 25 s Draft: 16 s
Tabelle: LQ: 43 s Draft: 29 s
Preis: 2850 Mark

StĂ€rken: □ sehr gutes Preis-/LeistungsverhĂ€ltnis □ hervorragende AusdruckqualitĂ€t □ sehr geringe BetriebsgerĂ€usche □ vollautomatischer Einzelblatteinzug □ geringer Platzbedarf □ Centronics- und RS232-Schnittstelle □ hohe Druckgeschwindigkeit □ kein Spezialpapier erforderlich □ Reset-Taster □ DĂŒsen werden mit der Patrone gewechselt □ LF auch rĂŒckwĂ€rts möglich

SchwÀchen:
□ externes Netzteil □ kein Endlospapier □ keine DurchschlĂ€ge □ große schwarze FlĂ€chen werden feucht und etwas wellig □ leichte Unsauberkeiten bei Tabellen

Andreas KĂ€ufer