← ST-Magazin 04 / 1988

Handy-Scanner meistert jedes Bild: Eine Maus mit scharfen Augen

ST-Testlabor

Der Lieferumfang des Handy-Scanners: Vom Anschlußkabel bis zum Handbuch ist alles vorhanden

Scanner gewinnen immer mehr an Bedeutung. Auch fĂŒr den Atari ST stehen schon zahlreiche dieser GerĂ€te zur VerfĂŒgung, die bei unterschiedlichen Leistungen zwischen 2000 Mark und 4000 Mark kosten. Meistens sind es TischgerĂ€te mit den Ausmaßen eines kleinen DIN-A4-Kopierers oder tragbare GerĂ€te fĂŒr die Reise. Zu diesen gesellt sich jetzt ein kleines GerĂ€f, das den »großen« das FĂŒrchten lehrt.

Der »Handy-Scanner« ist ein mausĂ€hnliches ZusatzgerĂ€t mit etwa der doppelten Breite der Atari-Maus. Der Scanner ist in zwei Versionen erhĂ€ltlich, entweder als Schwarzweiß-Abtaster oder in 16 Graustufen auflösend. Wir testeten das zweite Modell.

Der Scanner besitzt an der Oberseite eine rote Kunststoffscheibe sowie eine Taste. An der linken Seite befinden sich ein Regler und ein Schalter mit vier Stufen. Mit dem Schalter stellen Sie die einzelnen Graustufen ein und passen den Scanner an die jeweilige Vorlage an. In der ersten Position liefert das GerĂ€t nur SchwĂ€r zwei ß-Werte an den Computer. Die restlichen drei Stellungen bestimmen die Grau-stufen und kommen bei Farbvorlagen, gerasterten Bildern oder Fotografien zum Einsatz.

Äußerst feine Abstimmung

Der Kontrastregler hilft bei der Einstellung der korrekten Heiligkeitswerte. Dazu beobachtet man wĂ€hrend des Abtastvorganges die auf dem Bildschirm erscheinende Grafik und korrigiert mit dem Regler die Helligkeitswerte. Die passende Einstellung muß der Anwender durch Probieren ermitteln. WĂ€hrend der Eingewöhnungszeit empfiehlt es sich, alle denkbaren Einstellungen durchzuprobieren um mit den Kontrollelementen des »Handy-Scanners« vertraut zu werden.

Im Betrieb zeigt sich allerdings, daß der Kontrastregler nicht leicht zu bedienen ist. Da dieser leicht versenkt in einer Mulde liegt, kommen Sie nur mit Anstrengung an das RĂ€dchen heran. Ein VerĂ€ndern der Helligkeit wĂ€hrend des Scannens ist undenkbar. Haben Sie jedoch einmal die richtige Einstellung gefunden, lĂ€ĂŸt sich der Kontrastregler genauso schwer wieder verstellen. Die Graustufen dagegen können Sie einfach wĂ€hrend des Betriebes festlegen.

Die maximale Abtastbreite des Scanners betrĂ€gt 64 mm. Um den Meßbereich besser einschĂ€tzen zu können, befinden sich an der Oberseite des GerĂ€tes zwei Markierungslinien fĂŒr die Breite der Optik. Sobald der Scanner von der Steuersoftware aktiviert ist, leuchten die unter der Sichtscheibe liegenden Leuchtdioden auf und geben den Blick auf die unter der Leseoptik liegende Vorlage frei. Solange Sie die Taste des Scanners nicht betĂ€tigen, können Sie das GerĂ€t ohne weiteres auf der Vorlage verschieben, ohne Daten in den Computer zu ĂŒbernehmen. Sobald die Taste betĂ€tigt ist, beginnt der Abtastvorgang. Bewegen Sie den Handy-Scanner einfach ĂŒber die Vorlage und beobachten den Vorgang auf dem Monitor. Dabei stellen Sie leicht die maximale Geschwindigkeit fest, mit der sich das GerĂ€t bewegen lĂ€ĂŸt, ohne die Digitalisierung zu verzerren.

Komplette Ausstattung

Zum Lieferumfang gehört neben dem Scanner eine ausfĂŒhrliche Betriebsanleitung in mehreren Sprachen, ein Interface-Modul fĂŒr den ROM-Port des Atari ST, ein Netzteil sowie entsprechende Steuersoftware. Vor dem Einschalten des Computers ist das Interface in den ROM-Port zu stecken und mit Spannung zu versorgen. Der Scanner findet am Ausgang des Interface Anschluß. Auf der mitgelieferten Diskette befindet sich das Malprogramm Handy-Painter Version 2.0. Nach dem Start des Programms findet sich der Anwender in einem MenĂŒ wieder, das dem vieler Malprogramme entspricht. Die interessanteste Funktion, die zum Einlesen von Bildern, ist in der MenĂŒleiste unter dem Sammelpunkt »Bild« versteckt. Nach Aktivieren des Unterpunktes »Scannen« zeigt der Bildschirm ein Arbeitsfenster, in dem Sie weitere fĂŒr den Abtastvorgang wichtige Parameter einstellen. Als Scan-Richtung akzeptiert Handy-Painter 2.0 vertikal und horizontal, wobei die Angabe von »V« fĂŒr vertikal oder »H« fĂŒr horizontal ausreichend ist. Die horizontale Abtastung benötigt mehr Zeit bei der Bilddarstellung, da das Programm die Werte umrechnen muß. Im Scan-Modus können Sie »N« fĂŒr normal oder »I« fĂŒr invertiert eintragen. Zur Aufnahme von Negativen in den Computerspeicher ist der Invert-Modus zu empfehlen. Negative lassen sich anschließend mit dem Programm als Positiv darstellen. Die LĂ€nge des Scan-Bereiches bestimmt der Anwender ĂŒber die Zeilenzahl. Dabei entspricht jede Stelle einer Zeilenzahl von 8 Millimeter.

Texte auf gerastertem Untergrund erkennt der Scanner ohne Probleme
Bei richtiger Einstellung des GerÀtes tastet der Scanner Jede Vorlage detailgetreu ab

Umwandeln von Grafikformaten

Der Handy-Scanner tastet Vorlagen sehr genau ab und die Handhabung ist einfach. Die erzielten Ergebnisse sind ĂŒberraschend gut. Besonders die Wiedergabe von Texten ist Ă€ußerst prĂ€zise. Eingelesene Bilder lassen sich mit einer zum Programm gehörenden Routine in Degas-Format umwandeln und dann mit leistungsstarken Grafikprogrammen weiterbearbeiten. Damit ist der Grafiker nicht auf das mitgelieferte Malprogramm beschrĂ€nkt. Obwohl das GerĂ€t mit der Hand gefĂŒhrt wird, gibt es keine Verzerrungen, die auf unsaubere Bedienung zurĂŒckzufĂŒhren sind. Der Scanner verzerrt erst dann, wenn Sie das GerĂ€t zu schnell ĂŒber die Vorlage bewegen. Zwei Rollen an der Unterseite des Abtasters sorgen fĂŒr ruhige Bewegungen, und der interne Prozessor rechnet die aufgenommenen Informationen in Daten um, die der Computer versteht. Auch das mitgelieferte Malprogramm ist zufriedenstellend. Das Fadenkreuz flimmert zwar, doch stellt das Programm alle wichtigen Funktionen sowie einige Feinheiten zur VerfĂŒgung. Da die Software auf den Scanner abgestimmt ist, existiert die Steuersoftware im Augenblick nur fĂŒr den Monochrommonitor des Atari ST. In Zukunft soll es jedoch auch eine Farbversion geben, wobei Digitalisierungen aber weiterhin nur in Graustufen möglich sein werden.

Insgesamt gesehen ist der Handy-Scanner ein sinnvolles und brauchbares Werkzeug fĂŒr die schnelle und preiswerte Erfassung von Grafiken. ZusĂ€tzlich erhĂ€lt der Anwender in Form der Steuersoftware noch ein gutes Malprogramm. Es enthĂ€lt alle notwendigen Zeichenfunktionen und verfĂŒgt ĂŒber einige Spezialfunktionen. Mittels Rollbalken am Arbeitsfenster lĂ€ĂŸt sich eine Zeichnung leicht verschieben. Die MenĂŒleiste erlaubt es, spezielle Parameter zu definieren. Was dem GerĂ€t noch fehlt, ist ein Programm fĂŒr die Erkennung von Texten. (P. Sievers/Bernhard Reimann)

Steckbrief

Produktname: Handy-Scanner

Preis: 798 Mark Schwarzweiß, 898 Mark Graustufen

StÀrken:
Leichte Handhabung ■ einfacher Anschluß ■ akzeptabler Preis ■ gute Software ■ verzerrungsfreie Abtastung ■ ausfĂŒhrliche Anleitung

SchwÀchen:
lĂ€uft nur im Monochrom-Modus ■ keine Texterkennung

Vertrieb: Cameron, Pfaffenweg 1, 7024 Filderstadt

Vorlagentexte bildet die zum Lieferumfang gehörende Software so ab, wie sie im Original aussehen