← ST-Computer 05 / 2003

Peking

Entertainment

Remakes sind in der Spiele-Branche derzeit groß in Mode. Capcom kramt sein Resident Evil wieder heraus, Sega seine alten Sonic Spiele und Gunnar Gröbel "Peking".

Als Activision Mitte der 80er "Shanghai" veröffentlichten, wurde das Spiel schnell zum beliebten Denkspiel. Das war wohlgemerkt zu einer Zeit, in der die Heimcomputer hauptsĂ€chlich mit Umsetzungen diverser Spielautomaten und Film-Umsetzungen (man erinnere sich an das schauderhafte "Highlander") versorgt wurden. Allerdings machte auch Shanghai nicht alle glĂŒcklich. Aus ÜbersichtsgrĂŒnden ist bei diesem Spiel ein leichter 3D-Effekt notwendig. Auf dem C64 geriet dieser völlig daneben, wĂ€hrend die Amiga-Version am besten abschnitt. Obwohl es dafĂŒr eigentlich keine besonderen technischen GrĂŒnde gibt, liegt die Atari ST-Version qualitĂ€tsmĂ€ĂŸig unter der Amiga-Version.


Was Activision nicht schaffte, besorgten die PD- und Shareware-Programmierer: sie ĂŒberfluteten die PD-Listen mit mehr oder weniger gelungenen Shanghai-Clones. Die meisten davon liefen nur unter der Monochrom-Auflösung, die fĂŒr die detailreichen Spielsteine am besten geeignet war. Nur wenige waren fĂŒr die niedrige Auflösung und keines war auflösungsunabhĂ€ngig (zumindest ist keines der Redaktion bekannt).

Aus dem Hause Pink Panther Productions kommt Peking, ein "Shanghai"-Clone im GEM-Fenster. Das Programm ist dabei schon etwas Àlter, wurde aber jetzt in ein GEM-Fenster verfrachtet.

Systemvoraussetzungen

Peking sollte auf jedem Atari laufen. Dabei ist es egal, ob dieser am Monochrom- oder VGA-Monitor oder gar am Wohnzimmer-TV (nicht zu empfehlen!) betrieben wird. Die Steine-Sets gibt es fĂŒr verschiedene Auflösungen, wobei z.B. die ST-Low-Variante auch mit 800x600 benutzt werden kann - das Peking-Fenster ist dann eben leerer.

Installation

Die Installation ist einfach: auspacken und starten. Drei Steinesets werden mitgeliefert, jeweils eines fĂŒr die verschiedenen Auflösungen. Fein raus sind alle mit einer hohen Auflösung, denn dann werden die Steine erst richtig deutlich. Das mittlere Steineset passt bei 640*400 nicht vollstĂ€ndig auf dem Bildschirm, aber es reicht zum spielen. Wer sich mit den asiatischen Zeichen nicht anfreunden kann, dem stehen auf der Seite des Programmierers drei zusĂ€tzliche Sets zur Auswahl, mit Spielkarten, Verkehrszeichen und Flaggen.

Das Spiel

Nach einem Klick auf "Neu" fragt das Spiel zunÀchst, ob ein neues Spiel begonnen oder das vorherige wiederholt werden soll.

Peking ist fĂŒr ein oder zwei Spieler ausgelegt. Der Zweispieler-Modus erhĂ€lt durch ein Zeitlimit zusĂ€tzliche Hektik. Dabei entfernen die Spieler abwechselnd die Steine von einem gemeinsamen Spielfeld. Wer zum Schluss am meisten Steine entfernt hat, gewinnt. Leider wird der aktuelle Spielstand wĂ€hrend des Spiels nicht angezeigt. Die Spielernamen können eingegeben werden.

Mit "Starten" baut sich das Spielfeld auf. Der Aufbau ist etwas langsam und auch beim Fenster-Redraw machen sich Verzögerungen bemerkbar. Das liegt am Aufbau von Peking, denn das Programm verwendet RSC-Dateien und das Spielfeld ist in Wirklichkeit ein GEM-Dialog. Ähnliche Verzögerungen können auch bei anderen Programmen mit großen RSC-Farbicons beobachten werden (z.B. Milanopoly).

Komfortabel

Peking ist insgesamt sehr komfortabel. Auf Wunsch macht das Programm einen Vorschlag fĂŒr den nĂ€chsten Zug. In der Zugliste kann zudem vor- und zurĂŒckgesprungen werden.

Wer diese Funktionen immer parat haben möchte, kann im Option-MenĂŒ die Toolbox aktivieren. Wenn man sich nur die Toolbox ansieht, könnte man meinen, das nĂ€chste Projekt von Gunnar Gröbel wĂ€re ein Web-Browser. Hoffen wir mal, das sich dahinter kein böses Omen versteckt, jedenfalls ist die Toolbox ein Mini-Fenster, wie sie auch einmal auf dem Mac populĂ€r waren. Das "Home"-Icon startet das Spiel neu, "Reload" wĂ€hlt ein anderes Steinset, die Lupe gibt einen Zugvorschlag und das Stoppschild blendet den Neustart-Dialog ein. Gerade bei höheren Auflösungen erweist sich das Mini-Fenster als unpraktisch, denn meistens fliegen schon sehr viele Dialoge rum, da muss ein zusĂ€tzliches Fenster nicht sein. WĂŒnschenswert wĂ€re es, die Toolbox wahlweise im Spielfenster selber anzuzeigen.

FĂŒr Einsteiger steht ein Demo-Modus zur VerfĂŒgung, bei dem der Computer das Spielfeld abrĂ€umt. Als Hilfe steht ein ST-Guide-Hypertext sowie BubbleGEM bereit.

Grafik

Die Grafik hĂ€ngt bei Peking natĂŒrlich vom Geschick des Setdesigners ab. Diese sind bei ihren Versuchen allerdings auf die Standardpalette beschrĂ€nkt und mĂŒssen ihre Kreationen zunĂ€chst in das RSC-Format konvertieren - am besten man greift zu bereits bestehenden Iconsets oder konvertiert sich aus der PC/Mac-Welt selber welche.

Die Verwendung von Icons beschrĂ€nkt natĂŒrlich auch die Zahl der möglichen Farben. WĂ€hrend moderne Versionen von Shanghai mittlerweile mit fotorealistischen HintergrĂŒnden protzen, bleibt Peking auf 256 Farben beschrĂ€nkt. Das ist aber nicht unbedingt ein Beinbruch, denn das Spiel gehört zu den grafisch besseren Varianten auf Atari-Systemen und das Spiel braucht im Grunde auch keine aufwendige Gestaltung.

WĂŒnschenswertes

Auf Dauer ist es etwas eintönig, immer nur den Drachen zu spielen. Die Lynx-Version macht es vor und bietet verschiedene Anordnungen, die ihre ganz eigenen Anforderungen an den Spieler stellen. Allerdings bietet auch der Drachen genug Motivation fĂŒr viele Spiele.

Zweitens wĂ€re eine Highscore-Liste nicht verkehrt, auch wenn nach einiger Zeit auf allen EintrĂ€gen die Punktzahl 144 lauten wĂŒrde.

Zuletzt wĂ€re noch eine UnterstĂŒtzung von GEMJing erwĂŒnschenswert. Diese ist auch schon vorgesehen, aber derzeit nicht anwĂ€hlbar.

Fazit

Die Renovierung hat sich echt gelohnt, denn Peking ist eine echte Bereicherung fĂŒr die GEM-Spiele. Modernisiert wurde das Programm mit faceVALUE - wobei die im Programminfo-Dialog erwĂ€hnte Version 4 nicht existiert.

http://www.ppp-software.de

Mia Jaap