← ST-Computer 01 / 2003

Editorial: Seifenblasen

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Wer die Atari-Newsseiten die letzten Monate verfolgt hat, dem wird eines aufgefallen sein: die CT60 von Rodolphe Czuba ist ein Dauerthema. Vornehmlich in der französischen Newsgroup comp.sys.atari.fr gibt er einen Statusbericht.

AllmĂ€hlich hinterlĂ€ĂŸt die CT60 aber einen bitteren Beigeschmack. Im letzten dieser "Statusberichte" wurde von Problemen mit Fast-RAM und NVDI berichtet - logisch, das niemand den 68060 mit dem langsamen Falcon-RAM ausbremsen will und NVDI ist (noch) unverzichtbar. Also wartet der Falcon-Besitzer weiter...

Nun sind Atari-Besitzer relativ geĂŒbt im warten auf neue Hardware - auch der Milan I kam schließlich mit VerspĂ€tung. Doch die CT60 unterscheidet sich von Milan I/II, Hades und Medusa: es wurde bereits bezahlt. Es ist zwar Czubas gutes Recht, möglichst kostendeckend zu arbeiten, aber, und die Vorstellung sollte erlaubt sein, wie hĂ€tte die Atari-Gemeinde wohl reagiert, wenn es beim Milan II genauso gelaufen wĂ€re? Es scheint so, als wird Geduld in unterschiedlichen Portionen verteilt.

Dabei ist Czubas Liste der eingestellten Projekte lang: Phenix, RioRed und verschiedene, "angedachte" Beschleuniger. Letztlich erschienen ist nur die CT2 und auch die mit einiger VerspÀtung. Ob es an Hardware-Fehlern, unfÀhigen GeschÀftspartnern oder Mork vom Ork gelegen hat - nur die CT2 lÀuft in einigen Falcons.

Zweifellos ist Czuba ein sehr begabter Hardware-Designer, der manchmal zu hohe Ambitionen zu haben scheint. Die ganzen Hardware-Fehler, die jetzt in der CT60 (plötzlich?) auftauchen, erwecken den Eindruck, dass er den Bau eines Prototypen einfach ĂŒbersprungen hat. Die Liste an Fehlern ist mittlerweile so lang, dass man meinen könnte, die CT60 sei völlig inkompatibel mit dem Falcon - und sich selbst. Das sind alles Dinge, die mit Prototypen ausfĂŒhrlich getestet werden sollten - dann erst folgt die Serienfertigung. Das bei dieser auch Fehler auftreten können, ist normal, aber es werden selten massive Fehler sein, die weitere Monate am Reißbrett erfordern.

Ein Gegenbeispiel fĂŒr ein weiteres Hardware-Projekt ist der C=1 von Jeri Elsworth. Der Unterschied: sie hat ihren Rechner bereits lauffĂ€hig als Prototyp auf diversen Messen vorgestellt, von jedem zu begutachten. Erst danach wurden Vorbestellungen angenommen und der komplette Rechner wird jetzt ausgeliefert. Von der CT60 sah man hingegen auf dem Atari-Parkt nichts.

Es bleibt nur zu hoffen, dass die CT60-Vorbesteller ihre Karte bald in den HĂ€nden halten, denn der Falcon hat es verdient, mit einem 060er Prozessor auf Touren gebracht zu werden.

Mia Jaap