In unregelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden berichtet Bengy Collins, Betreiber des beliebten Online-Angebots MagiC Online von Entwicklungen, Meinungen und Gedanken rund um den amerikanischen Atari-Markt.
Atari-Systeme im Einsatz
Ein leeres Blatt Papier birgt die verschiedensten Möglichkeiten in sich. Es hat die Macht Beziehungen zu beenden, Ideen zu kommunizieren und Geschichten zu teilen. Es hat die Macht, jungen Autoren Hoffnung zu verleihen - vielleicht können Sie Ihr leeres Blatt ja in den nĂ€chsten Harry Potter verwandeln. Computer wie der sagenumwobene Milan III, der Pegasus und das Torro-System sind leere BlĂ€tter fĂŒr Atari-Anwender. Sie reprĂ€sentieren das Unbekannte, sie reprĂ€sentieren die Zukunft. Ganz Ă€hnlichen AnsĂ€tzen waren Atari-Fans - Ă€hnlich wie Autoren -tage-, monate- oder sogar jahrelang verfallen, nur um ihre TrĂ€ume dann doch am Ende wieder zu begraben. Diese unfertigen Arbeiten kennen wir von Schriftstellern wie Hemmingway, und jeder einzelnen Atari-Anwender hat aufgegebene Projekte wie den Falcon 040 und den Milan II selbst miterlebt.
In den Ordnern vieler Anwender ist daher kein weiterer Platz fĂŒr leere Seiten. Diese Anwender kennen sich mit moderner Systemarchitektur oder den inneren AblĂ€ufen in einem Betriebssystem wie MagiC nicht aus und interessieren sich auch nicht dafĂŒr. Das einzige Ziel, das sie haben, ist eigentlich nur, ihre Arbeit erledigt zu bekommen.
Genau aus diesem Grunde ist diese Kolumne anders als ihre VorgĂ€nger. Anstatt in die Zukunft auf das Erscheinen von Clones zu schauen, die vielleicht nie erscheinen werden, betrachten wir gegenwĂ€rtige Lösungen fĂŒr den Atari, die heute bei Atari-Anwendern tĂ€glich in Gebrauch sind.
Lösungen fĂŒr Probleme
Eines der heute am hĂ€ufigsten gebrauchten Wörter in der heutigen Werbeterminologie ist "Lösung". Computerfirmen, Internetanbieter, sogar Heimanbieter verkaufen Ihnen ihre "Lösungen". Atari-Anwender sollten sich hier nicht ausgesperrt vorkommen, denn ihre Computer sind auĂerordentlich geeignet dazu, Lösungen anzubieten - wie auch einige Unternehmer herausgefunden haben. So z.B. "Treasure Chest", ein Comic-Laden vor Ort und "Canadian Tire", eine nationale Hardware-Vertriebskette. Beide Unternehmen nutzten und nutzen Atari-Hard- und Software als Lösungen fĂŒr ihre GeschĂ€fts- anforderungen. Treasure Chest (ein Laden, der gerade geschlossen wurde - der Comicmarkt ist eben auch nicht mehr das, was er einmal war) hat sein gesamtes GeschĂ€ft auf einem Atari Mega STE 4 verwaltet. Das Inventar, immerhin Tausende von Comics, wurde mit Atari Works verwaltet. Werbematerial wurde mit PageStream erstellt und auf einem Atari-Laserdrucker ausgedruckt. Der Inhaber des Ladens hatte keinerlei Ahnung vom Atari-Computing. Er benutzte einfach eine Lösung, die arbeitete - und gemessen an seinem jahrelangen Erfolg klappte dies hervorragend.
Canadian Tire benutzt einen Atari 1040 STE, komplett zerlegt und in eine hölzerne Box verfrachtet, als Kiosk-System, um die aktuellen Sonderangebote zu prĂ€sentieren. Der STF arbeitet mitten in einer viel genutzten EinkaufsstraĂe und spielt eine Slideshow in ST-Low ab. Zwar habe ich mir dies nie bestĂ€tigen lassen, es sieht jedoch so aus, als wenn als Software das sehr gute, jedoch mittlerweile vergessene "Speed Of Light" zum Einsatz kommt.
Atari an der Uni
Die elektromechanische FakultĂ€t der UniversitĂ€t von Montreal ist seit vielen Jahren Anwender von Atari-Systemen. So haben sie zahlreiche ausrangierte Falcon-Rechner fĂŒr Audio-Experimente gekauft und setzen den Atari ST zum Zeichnen von Skizzen und fĂŒr Roboter-Experimente ein. Noch heute vertrauen zahlreiche Professoren der FakultĂ€t auf ihre Ataris fĂŒr ihre alltĂ€glichen Arbeiten. Eine der leitenden Professoren hat z.B. zwei Computer auf seinem Schreibtisch stehen: einen Atari TT und einen Apple Cube. Auf dem Cube arbeitet MagiCMac.
Offensichtlich ist Atari-Software immer noch gut genug fĂŒr wichtige tĂ€gliche Arbeiten wie z.B. die Verwaltung von Studentenbewertungen auf einer groĂen UniversitĂ€t. Und obwohl die Professoren vielleicht mehr Ahnung von ihren Maschinen haben als die vorher genannten GeschĂ€ftsbesitzer, nutzen sie ihre Ataris doch aus den gleichen GrĂŒnden: sie kennen sich mit ihnen aus und erledigen die Arbeit haargenau so, wie sie es erwarten.
Alle diese Beispiele verdeutlichen, was Atari-Computer wirklich sind: Werkzeuge. Sie können auch in ihrem gegenwĂ€rtigen Alter als Lösungen fĂŒr Alltagsaufgaben genutzt werden. Es gibt also keinen Grund, fortwĂ€hrend auf das nĂ€chste leere Blatt Papier oder den nĂ€chsten Clone, der erscheinen wird oder nicht erscheinen wird und die Atari-Welt umkrempeln soll, zu schauen. Wenn der Nutzen gegenwĂ€rtiger Hard- und Software verneint wird, beschrĂ€nken die Anwender das Wachstum ihrer Plattform. Nutzen Sie also, was Sie haben! Lassen Sie es arbeiten, Sie könnten sich wundern! Es klingt abgedroschen, ist aber die Wahrheit: die Zukunft ist jetzt.