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STemboy – ST emuliert GameBoy

Software

Mit Emulatoren ist der ST nicht gerade gesegnet, zumal dessen Rechenleistung fĂŒr die meisten Emulationen nicht mehr ausreicht. Überraschend wurde jedoch von Bodo Wenzel ein neuer GameBoy-Emulator veröffentlicht.

Der GameBoy-Emulator fĂŒr den Atari wird parallel zu einer Palm Pilot-Version weiterentwickelt. Da es einige Ähnlichkeiten in der Hardware gibt, erscheinen beide Versionen zeitgleich, aktuell war die v3.1.

Philosophie

STemboy ist der erste Gameboy-Emulator fĂŒr den ST, der jedes ROM anstandslos schluckt. Der Emulator muß also in diesem Fall die komplette Hardware nachbilden. Der bereits bestehende Emulator der Reservoir Gods war noch aus geschwindigkeitsgrĂŒnden fĂŒr einzelne Spiele optimiert. Um es vorwegzunehmen: auch STemboy lĂ€uft auf dem ST nicht in Originalgeschwindigkeit.

Start

Das STemboy-Archiv enthĂ€lt sowohl das Programm als auch dessen Sourcecode, der unter der GPL-Lizenz vertrieben wird. Da sich keinerlei ROMs im Lieferumfang befinden, muß man sich diese erst im Internet besorgen. Urheberrechtlich unbedenklich sind dabei die vielen Public-Domain-ROMs. Bei kommerziellen ROMs muß man im Besitz des Originals sein. Der Start muß in der hohen ST-Auflösung erfolgen. STemboy ist auf diese Auflösung optimiert und emuliert folgerichtig auch nur den Game-Boy.
Schwierigkeiten macht auch die LauffĂ€higkeit, denn der Emulator ist immer noch in einer frĂŒhen Entwicklungsphase. Auf dem Falcon stĂŒrzte er ebenso ab wie unter MagiCPC. Ideal scheint ein TOS2.06 zu sein, denn unter TOSBOX und dem STemulator lief das Programm anstandslos.

ROM

Nach dem Start flimmert bereits der Game-Boy-Bildschirm hektisch in Erwartung des Spiels. Mit "Load game" wird ein Spiel geladen. Akzeptiert werden ROM-Dateien aller GrĂ¶ĂŸen, "Game-Boy Color"-Spiele laufen jedoch i.d.R. nicht.

Steuerung

Die Steuerung ist etwas kompliziert und eigentlich kaum geeignet zum Spielen. Die Spielfigur wird mit dem Joystick gesteuert, die Feuertasten liegen jedoch auf der Tastatur. Konsequenter wĂ€re es gewesen, alternativ mit den Cursortasten zu steuern oder das Jaguarpad zu unterstĂŒtzen. Zumindest liegen der A(L-Shift)- und B(Alt)-Button dicht beieinander. Der Start-Button liegt auf der rechten Shift-Taste.

KompatibilitÀt

Im Test wurden 9 ROMs mit dem Emulator getestet, die auch alle spielbar waren. Einige kleine KompatibilitĂ€tsprobleme gab es dennoch. In "Super Mario Land 2" funktionierte das ZĂ€hlen der Restleben nicht. Nach dem ersten Lebensverlust war bereits Schluß. "Pinball – Revenge of the Gators" hatte Ă€hnliche Probleme: nach dem ersten Ballverlust werden unendlich viele Bonuspunkte addiert, so das das Spiel nicht fortgesetzt werden kann.
Diese Fehler werden sicherlich relativ einfach zu beheben sein, zumal im Test keine Grafikfehler entdeckt werden konnten. DafĂŒr flimmert der Emulator stĂ€ndig, bedingt durch seine Arbeitsweise.

Sound

Das Testurteil ĂŒber die Soundausgabe ist relativ einfach: der Soundchip wird nicht emuliert.

Geschwindigkeit

Die Geschwindigkeit des Emulators ist erst unter einem schnellen Atari-Clone oder Emulator ertrĂ€glich. Hier wĂ€re der Autor des Emulators dankbar fĂŒr jede Hilfe, obwohl wohl auch eine stark optimierte Version erst ab einem beschleunigten Falcon spielbar wĂ€re. Die Geschwindigkeit lĂ€ĂŸt sich etwas erhöhen, indem man in den "Pure Emulation"-Modus schaltet.

Fazit

Erstaunlich, wieviele ROMs in dieser relativ frĂŒhen Version bereits spielbar sind. FĂŒr die Weiterentwicklung des Emulators wĂ€re es aber sicherlich hilfreich, wenn sich noch andere Programmierer fĂ€nden, die den STemboy-Autor Bodo Wenzel unterstĂŒtzen. Als erster Schritt zur Weiterentwicklung wĂ€re eine flexiblere Steuerung wĂŒnschenswert.

URL: http://apollo.spaceports.com/~bodo4all/index.htm

Getestete Spiele: Alleyway, Bubble Bobble, Contra (Protector), Super Mario 3 – Wario, Super Mario Land 1 / 2, Pinball, R-Type 2, Tennis.

Mia Jaap