← ST-Computer 03 / 1998

Frei kopierbar? PD-Software unter der Lupe

Grundlagen

Vielfach werden Computeruser mit Fachbegriffen konfrontiert, die vermeintlich als Indiz dafĂŒr gehalten werden, dass ein Programm frei verfĂŒgbar oder kostenlos ist. Aber welche Programme sind wirklich hat man eine Zahlungspflicht?

Sie wissen es selbst am besten: Die Anzahl der kommerziellen Programme auf dem ATARI-Markt ist in den vergangenen Jahren zurĂŒckgegangen, wĂ€hrend man nach wie vor eine Vielzahl von frei zugĂ€nglichen Programmen via Mausnetz, Internet und der PD-Rubriken erhĂ€lt.

Da diese Programme in der Regel auch nicht immer schwĂ€cher sind als das kommerzielle Pendant, heißt es fĂŒr den ATARI-Anwender, sich umzuschauen, nach frei erhĂ€ltlicher Software Ausschau zu halten und sich diese dann zu besorgen.

Allerdings gibt es fĂŒr diese Programme diverse AusdrĂŒcke und Bezeichnungen, die fĂŒr den unbedarften Anwender vielleicht irritierend klingen, zumal dieser nicht immer weiß, ob er tatsĂ€chlich eine voll funktionsfĂ€hige Version oder nur eine Art Demo erhĂ€lt. Der folgende Artikel soll ein wenig Licht ins Dunkle bringen.

Public Domain

Die wörtliche Ubersetzung fĂŒr diesen Begriff ist "öffentliches Eigentum", was aber nicht immer als solches zu verstehen ist, und daher kommt es hier immer wieder zu MißverstĂ€ndnissen. Unter Public Domain im eigentlichen Sinne versteht man, dass der Programmierer jegliche Rechte an seiner Software aufgegeben hat und jeder Anwender nun alles mit dem Programm anfangen kann, was er will: es kopieren, weitergeben, modifizieren usw.

Da diese Art der Public-DomainSoftware aber in den vergangenen Jahren mißbraucht wurde, haben die Programmierer dazugelernt und die Art des Public Domain eingeschrĂ€nkt.

HĂ€ufig liegen den einzelnen Programmen nun ausfĂŒhrliche Texte bei, mit tels derer eingeschrĂ€nkt wird, in welcher Form das Programm weitergegeben oder modifiziert werden darf.

Aus dem Überbegriff des Public Domain haben sich wiederum einige Splitterbezeichnugen wie Freeware, Löhnware oder Shareware gebildet.

Shareware

Die Shareware-Software ist hĂ€ufig ebensowenig Public Domain wie ein kommerzielles Programm. Das heißt, dass dem Anwender mit einem Share ware-Programm in der Regel ein eingeschrĂ€nktes Programm zur VerfĂŒgung steht, das lediglich zum Testen dient. Folglich muß eine voll funktionsfĂ€hige Version beim Programmautor bestellt werden, indem man sich bei diesem registrieren lĂ€sst. Der große Unterschied zum kommerziellen Programm besteht nun aber darin, dass Shareware in der Regel sehr preiswert ist, weil der Programmierer von dem Erlös 100% erhĂ€lt, wĂ€hrend er als Programmierer eines Firmenproduktes nur prozentuale Anteile bekommt. Außerdem kann der Verkaufs preis fĂŒr diese Software so niedrig angesetzt werden, weil in der Regel auch keine Kosten fĂŒr Werbekampagnen usw. anfallen.

Allerdings gibt es vielfach nur wenige (gleichwohl auf welchem System), die sich als Shareware durchsetzen konnten. HĂ€ufig kann der Kunde sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, fĂŒr eine Software, die in der Regel mit einigen EinschrĂ€nkungen alles kann, was er benötigt, nochmals Geld zu bezahlen. Ein weiterer Grund hierfĂŒr besteht darin, dass der KĂ€ufer sich hĂ€ufig scheut, den Kontakt mit einem Privatanbieter aufzunehmen, weil er nicht weiß, inwiefern dieser haftbar gemacht werden kann.

Freeware

Diese Art Software tritt eigentlich in die Fußstapfen des Urbegriffes Public Domain, denn Programme, die Freeware sind, können zu nicht kommerziellen Zwecken jederzeit weitergegeben werden und sind in keiner Weise eingeschrĂ€nkt.

Lediglich der Verkauf oberhalb eines Betrages von beispielsweise rund 10DM, was als Grenze fĂŒr eine KostenaufwandsentschĂ€digung gesehen wird, wird seitens der Programmierer hĂ€ufig untersagt. In diesem Bereich gibt es viele Programme, die in allerlei HĂ€nde gefallen sind und tausendfach genutzt werden. Ein Beispiel hierfĂŒr dĂŒrfte "STiNG" von Peter Rottengatter sein, mit Hilfe dessen man sich bei Internet- Providern einloggen kann.

Giftware

Dies ist ebenfalls eine interessante Form der Public-Domain-Software. Der Programmierer gibt das jeweilige Programm grundsĂ€tzlich frei, appelliert allerdings an das Gewissen derjenigen, die die Software mehr oder weniger regelmĂ€ĂŸig einsetzen, dem Programmierer eine Kleinigkeit nach Wahl zukommen zu lassen.

Registrierungen

Viele Programmierer fordern die Anwender auch auf, sich registrieren zu lassen. Sollten Sie eine Software tatsĂ€chlich hĂ€ufiger nutzen, so ist es zu empfehlen, dass Sie der Forderung auch wirklich nachkommen, denn nur dann, wenn der Programmierer sieht, dass seine Software in Gebrauch ist, entwickelt er die Motivation, konstant weiterzuentwickein. Bei Shareware hat dies auch den Vorteil, dass der Programmierer, der in der Regel nicht wirbt, alle Kunden direkt ĂŒber Neuerungen und Updates benachrichtigen kann.

Kontakte und Bestellungen

Nahezu jedem Programm der oben genannten Gattungen liegt eine Textdatei bei, die ĂŒber den Status der Software informiert. Bei Shareware-Produkten findet man mit Sicherheit die Anschrift des Autors sowie dessen Zahlungsbedingungen. Es ist in der Regel ebenso zu verfahren wie bei Bestellungen im kommerziellen Bereich. Und wenn Sie sich einmal nicht sicher sind, ob das Programm ĂŒberhaupt noch entwickelt wird, dann scheuen Sie sich nicht, die Rufnummer ĂŒber die Auskunft herauszufinden und den jeweiligen Autor einfach einmal anzurufen. Bei dieser Gelegenheit können Sie mit Sicherheit auch die eine oder andere Anregung und Frage loswerden.

Verbreitung eigener Programme

PD-Serien sind fast gĂ€nzlich ausgestorben, da entsprechende Software dank der Etablierung von Mailboxen sowie dem Mausnetz und dem Internet fĂŒr viele Leute frei zugĂ€nglich ist. Aber dennoch hĂ€lt der FALKE-Verlag seine Serie fĂŒr alle diejenigen aufrecht, die keinen Zugang ins Internet haben. Wer also daran interessiert ist, seine Software ĂŒber dieser Serie, die monatlich von vielen tausend ATARIanern verfolgt wird, anzubieten und publik zu machen, der kann sein Programm direkt an den Verlag senden. Weitere Bedingungen hierzu sind innerhalb der PD-Rubrik vermerkt. DarĂŒber hinaus gibt es verschiedene Wege der Verbreitung. Man kann die eigene Software in diversen Mausboxen direkt ablegen oder auf einer eigenen Homepage in Internet anbieten. Auf jeden Fall sollte man aber stets versuchen, das eigene Programm so flĂ€chendeckend wie möglich zu verteilen, denn je mehr Anwender es verwenden, desto grĂ¶ĂŸer wird die Anzahl der Registrierungen, was folglich eine solide Basis fĂŒr notwendige Weiterentwicklungen schaffen wird.

Helge Bollinger