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GEM-Spiele - Unterhaltung fĂŒr jedermann

Unterhaltung

Mittlerweile gibt es schon einige gute GEM-Spiele, die auf allen TOS-Plattformen laufen. Zeit, eine Auswahl von ihnen vorzustellen.

Der Frust ist groß, wenn all die liebgewonnenen Spiele auf dem neuen Computer nicht mehr laufen. Nachdem frischgebackene STE-, TT- und Falcon-Besitzer diese Erfahrung schon vor lĂ€ngerer Zeit gemacht haben, suchen nun Besitzer eines ATARI-Kompatiblen nach etwas Entspannung zwischen all den ernsthaften Anwendungen.

Auch Benutzer, die ihren ATARI gegen eine Emulation eingetauscht haben, sind auf Spiele angewiesen, die „sauber" programmiert sind, d.h. auflösungsunabhĂ€ngig und möglichst flexibel.

Fans von Kartenspielen werden dann auch eine reichhaltige Auswahl entdecken, doch andere Spiele waren spĂ€rlich zu finden. Leider mĂŒssen GEM-Spiele noch mit einigen Vorurteilen kĂ€mpfen, vor allem die Grafik wird kritisiert. Ganz widerlegen lĂ€ĂŸt sich dies auch nicht, denn kaum ein GEM-Spiel nutzt 256 Farben aus. Trotz dieses Mankos sind es aber einige Spiele wert, einmal getestet zu werden.

In Ermangelung eines Emulators wurden alle Spiele unter dem neuen Multitaskingbetriebssystem Geneva getestet. Es ist wahrscheinlich, daß ein Spiel, das multitaskingfreundlich ist, auch unter den diversen Emulatoren lĂ€uft.

Don’t worry be happy

Ein Spiel aus der „Play it again, GEM!"-Reihe von Dirk Hagedorn, der uns seit einiger Zeit mit Umsetzungen klassischer Brettspiele beglĂŒckt. Diese Variante von „Mensch Ă€rgere dich nicht" ist eine gute Umsetzung des Brettspiels. Bis zu vier Spieler können mitspielen; vier verschiedene Computergegner, jeder mit einer anderen Taktik, können die fehlenden Spieler ersetzen. Grafisch ist das Spiel nicht spektakulĂ€r, aber zweckmĂ€ĂŸig.

Die Farben fĂŒr die Spielsteine können frei eingestellt werden, ebenso kann man bestimmen, ob die Steine animiert werden sollen. Die GEM-Einbindung ist vorbildlich: Die Dialoge liegen in Fenstern, alles ist tastaturbedienbar, Iconify wird unterstĂŒtzt, und das Programm lĂ€uft auch als Accessory. Ein ausfĂŒhrlicher ST-Guide-Hypertext klĂ€rt auch die letzten Fragen.

Wertung:
Gute Umsetzung des Brettspiels, das vielleicht noch etwas mehr Farbe vertragen könnte.

Little 15

Ein Zahlenverschiebespiel aus der „Play it again, GEM!"-Reihe. Durch Verschieben mĂŒssen Zahlen wieder in die richtige Reihenfolge gebracht werden. FĂŒr die GEM-Einbindung gilt das gleiche wie bei „Don’t worry be happy".

Wertung:
Netter Zeitvertreib fĂŒr zwischendurch.

Centi

„Centi" ist eine Umsetzung des ATARI-Klassikers „Centipede". Mit einem kleinen Raumschiff kĂ€mpft man gegen einen langen Wurm, der sich vom oberen Fensterrand nach unten bewegt. Trifft man mit einem Schuß den Mittelteil des Wurms, so teilt sich dieser. „Centi" ist der Beweis, daß Action-Spiele auch in einem GEM-Fenster möglich sind. Die Grafik ist monochrom, dafĂŒr sind die Animationen flĂŒssig und schnell.

Nebenbei spielt noch eine Melodie im Hintergrund, die man aber auch abstellen kann. Der Rest der GEM-Einbindung (Dialogboxen) ist nicht so gut gelöst wie bei der „Play it again, GEM!"-Reihe, aber da das eigentliche Spiel in einem Fenster lĂ€uft, lĂ€ĂŸt sich das verschmerzen.

Wertung:
Schöne Umsetzung des ATARI-Klassikers und der Beweis, daß Action-Spiele unter GEM nicht langsam sein mĂŒssen.

Merkmal

Ein sauber programmiertes Memory-Spiel fĂŒr alle ATARI-Rechner. Die Spielregeln dĂŒrften jedem bekannt sein, so daß ich gleich zum Programm komme. Ein oder zwei Spieler können dieses Spiel spielen, wobei bei nur einem Spieler der Computer in drei wĂ€hlbaren SpielstĂ€rken einspringt. Das Programm lĂ€uft auch als Accessory, dank seiner geringen ProgrammlĂ€nge verbraucht es auch nicht allzuviel Speicher. Die Grafik ist - unabhĂ€ngig von den FĂ€higkeiten der Grafikkarte - monochrom und detailliert.

Hier wĂ€re doch etwas Farbe angemessen gewesen, da Memory dann noch mehr Spaß bringt. Vermutlich wĂ€re dann aber das Programm lĂ€nger gewesen.

Wertung:
Genaue, aber ziemlich farblose Umsetzung des bekannten Brettspiels.

GameBoy

Wie ein bekanntes Shampoo vereinigt dieses Programm auch drei verschiedene Komponenten, in diesem Fall drei Spieleklassiker: Pacman, Tetris und Snake. Trotz dieser drei Spiele ist das Programm dabei nur 20 KB groß. Der Preis, der dafĂŒr bezahlt werden muß, ist dabei aber eine Spargrafik, die etwa wie ein leicht coloriertes ZX81-Spiel aussieht. Das verleiht den Spielen aber auch ihren ursprĂŒnglichen Touch, der modernen True-Color-Spielen abhanden gekommen ist. UnabhĂ€ngig von der Grafik wurde aber auch bei den Spielen selbst gespart: „Pacman" hat nur zwei verschiedene Labyrinthe, und es gibt auch keine Power-Pillen, mit denen Pac-Man Jagd auf die Geister machen könnte.

Da die meisten ATARI-Computer heute mehr als 512 KB RAM besitzen, wÀre eine farbigere Version (Super Game-Boy?) nicht schlecht gewesen.

Wertung:
Viel Spiel auf einmal, aber wer AnsprĂŒche an Grafik stellt, ist hier fehl am Platze.

GEM-Trek

Eine witzige Neuinterpretation von „Schiffe versenken" ist dieses Spiel. Statt Schiffe werden hier die Raumschiffe aus der bekannten Serie „Raumschiff Enterprise" beschossen.

Das Spiel lĂ€ĂŸt sich nur allein gegen den Computer spielen. Als Gegner lassen sich die Klingonen oder die Romulaner auswĂ€hlen, wobei von der SpielstĂ€rke her kein merkbarer Unterschied besteht. Jeder Schuß und jeder Treffer wird mit einem stilechten Sample untermalt, beim Aufruf der Programminfo hört man auch noch einen Ausschnitt aus der Titelmelodie der Serie. Die GEM-Einbindung ist vorbildlich und lĂ€ĂŸt keine WĂŒnsche ĂŒbrig, sogar das Iconifizieren des Fensters ist möglich.

Farblich prĂ€sentiert sich das Spiel monochrom, die Bilder der Schiffe sehen sehr gut aus. Vielleicht gibt es ja noch einmal eine colorierte Version des Programms. GEM-Trek besitzt eine Hilfsfunktion und den wirklich erstaunenden MenĂŒpunkt „Registrieren ...". Letzteres sollte man - wie auch einige Stellen im ST-Guide Hypertext - unbedingt selbst gesehen bzw. gelesen haben.

Wertung:
Witzige Variante von „Schiffe versenken", und zwar nicht nur fĂŒr „Enterprise"-Fans.

Mosaik

Vor Jahren gab es mal ein Spiel namens „Toledo Salamanca", das vielleicht einige noch kennen. Mosaik hat das gleiche Spielprinzip, ist aber erheblich sauberer programmiert. Bei diesem Spiel gilt es, jeweils ein Paar durch Anklicken zu entfernen, wobei dies aber nur möglich ist, wenn sie sich durch einen Linienzug ĂŒber weniger als drei Ecken verbinden lassen. Die Verbindungslinie darf natĂŒrlich keine anderen Steine schneiden. Hat man erst einmal die Regeln verstanden, was durch Probespielen sehr schnell geht, trifft man in höheren Leveln auf neue Spielelemente, die, nicht zuletzt durch das Zeitlimit, den Panikfaktor nach oben treiben. Die GEM-Einbindung ist befriedigend gelöst, es werden nicht-verschiebbare Dialogboxen verwendet. Als Ausgleich wird sogar die Umschaltung auf andere Programme mittels CTL+W unterstĂŒtzt (falls ein AV-Server, wie z.B. Gemini, installiert ist). Farbe kommt nur spĂ€rlich zum Einsatz, doch da die Bilder fĂŒr die Steine in einer eigenen Resource-Datei bereitliegen, kann man sie leicht mit einem geeigneten Programm Ă€ndern (wobei dies vom Autor auch erlaubt wird).

Wertung:
Typisches Suchtspiel, bei dem man sowieso keine Zeit hat, auf die Grafik sonderlich zu achten.

Pinguin (siehe Titel)

Hinter diesem Spiel versteckt sich eine Variante von „Minesweeper" oder auch „Landmine". Bei diesem Spiel mĂŒssen aber nicht Bomben, sondern Pinguine markiert werden. Von Anfang an prĂ€sentiert sich das Spiel erfreulich farbenfroh, als Titelbild erscheint das digitalisierte Bild eines Pinguins, im Spiel selber begegnen einem Farbicons und 3-D-Look. Die Farbigkeit des Spiels lĂ€ĂŸt sich individuell einstellen, so daß auch die Übersicht gewĂ€hrleistet ist. Leider kann man beim Einschalten des Hintergrundbildes fĂŒr das Spielfeld manche Zahlen nicht mehr so genau erkennen. Sound wie bei ATARIs Spiel „Landmine" gibt es nicht, aber das ist zu verschmerzen.

Wertung:
Die wohl beste Variante von Mine-sweeper und das farbenfroheste Spiel im Test.

Swapper

Bei diesem Spiel muß man Steine vertauschen. Liegt ein Stein neben einem gleichfarbigen Stein, so verschwinden beide und hinterlassen schwarze Löcher, auf die kein Stein mehr geschoben werden kann. 150 Steine sind auf diese Weise zu entfernen. Wie beim Wort „gleichfarbig" schon deutlich wurde, muß sich dieses Spiel sehr farbig prĂ€sentieren, und so nutzt „Swapper" auch alle 16 Farben aus. Der Rest des Programmes wurde ebenso wie das Spiel in Fenster gelegt. Spielerisch fehlt nur noch ein zusĂ€tzliches Fenster, das detailliert zeigt, wieviel Steine noch von jeder Farbe vorhanden sind. Verschiedene Schwierigkeitsgrade wĂ€ren auch nicht schlecht. Wer gut gespielt hat, darf sich in die Highscore-Liste mit 100 PlĂ€tzen eintragen (!).

Wertung:
Ein schönes und farbenfrohes Spiel.

NetHack

Hack ist ein sehr altes Spiel aus Unix-Zeiten. In der Umsetzung auf den ATARI wĂ€hlt man sich einen Charakter aus und startet, begleitet von einem Hund, in ein Rollenspielabenteuer. Das ganze Geschehen wird aus der Vogelperspektive gezeigt. Im weiteren Spielverlauf steigt der Schwierigkeitsgrad, jedoch erweist sich die Spielfigur als lernfĂ€hig und kann sich z.B. ZaubersprĂŒche aneignen.

Dieses Spiel fÀllt etwas aus dem Rahmen:

NetHack lĂ€uft erst ab 16 Farben! Unter zwei Farben lĂ€uft es zwar auch, ist aber unspielbar. ErfĂŒllt der Rechner die Voraussetzungen, wird man mit einem sehr farbenfrohen Spiel belohnt. Farbicons werden ĂŒberall verwendet, die Spielfiguren sind mit Liebe zum Detail gemalt worden. Sound gibt es leider keinen, dabei wĂŒrden ein paar Samples die SpielatmosphĂ€re unterstreichen. Die BenutzeroberflĂ€che ignoriert allerdings die modernen Richtlinien - es werden normale Dialoge verwendet, ohne Tastaturbedienung. Dadurch werden unter N.AES, Geneva und MagiC die gerade laufenden Programme angehalten, was etwas Ă€rgerlich ist.

Wertung:
Das klassische Rollenspiel in einem farbenfrohen Gewand.

Empfehlenswert - aber die LauffÀhigkeit unter Emulatoren ist nicht unbedingt sicher.

Fazit

In gewisser Hinsicht bestĂ€tigen sich die Vorurteile: GEM-Spiele sind grĂ¶ĂŸtenteils grafisch nicht sehr spektakulĂ€r. Die vorgestellten Spiele zeigen aber hier und da schon sehr gute AnsĂ€tze und können einen auch an den Computer „fesseln". Im Zeitalter der Multitaskingbetriebssysteme darf man hoffentlich auf weitere „saubere" Spiele hoffen.

Übrigens:

Die hier vorgestellten Spiele finden Sie bereits auf PD-Disketten diverser PD-Reihen - einige dieser Titel sind auch schon im Rahmen der ST-Computer & ATARI-Inside PD-Rubrik erschienen.

Nach Absprache mit den Autoren werden wir die hier vorgestellten Spiele als Sammlung im Rahmen der PD-Rubrik veröffentlichen.

Mia Jaap