Nach etwas lÀngerer Zeit ist hier nun endlich der letzte Teil des Cubase Audio Falcon Berichts. ZunÀchst muss ich einen Fehler korrigieren, der mir im letzten Teil unterlaufen ist ("thanx", Paul).
CAF KANN gleichzeitig eigene Audioaufnahmen abspielen und eingehende Signale durchschleifen. Als langjÀhriger LogicAudio-User bin ich davon ausgegangen, dass der Falcon (wie im CAF-Handbuch beschrieben) hardwareseitig nicht hierzu in der Lage ist. Dementsprechend ist mein System hier auch so verkabelt. Da haben die Jungs/MÀdels von Steinberg mit ihrer Software bessere Arbeit geleistet. Also: Es ist KEIN zusÀtzliches Mischpult nötig, um mit CAF Audioaufnahmen mit Overdubs zu machen. (Asche auf mein Haupt)
Doch nun weiter im Text. Der DSP ist fÀhig, diverse Effekte auf ihn durchlaufende Signale beim Aufnehmen oder Abspielen aufzurechnen. Dazu gehören Hall, Chorus/Delay, Parametric EQ und ein 10-Band SummenEQ.
Der DSP ist leider nur in der Lage, einen dieser Effekte gleichzeitig zu erzeugen. Möchte man z.B. Hall und Chorus gleichzeitig nutzen, muss man einen dieser Effekte ĂŒber die Offlinefunktionen permanent auf die Audiodatei rechnen lassen. Dies sollte man nicht mit dem Halleffekt machen, da man damit bei ĂŒbermĂ€Ăiger Anwendung leicht sein Arrangement zukleistert. Die Audiodatei mit Hall mag bei alleinigem Abhören noch gut klingen, doch wenn noch andere Signale (unter UmstĂ€nden ebenfalls mit Hall bearbeitet) dazukommen, verliert man leicht die Transparenz. Ausnahmen bestĂ€tigen die Regel, es lassen sich nĂ€mlich nette Effekte mit aufgerechnetem Hall erzeugen. Man nehme z.B. ein Audiopart mit einer alleinstehenden Snaredrum. Ăber die Offlinefunktionen dreht man die Abspielrichtung. Nun legt man hierauf einen Halleffekt und rechnet ihn auf die Audiodatei. Danach nochmals die Abspielrichtung umdrehen, und schon hat man eine Snarespur mit SnareschlĂ€gen, die von einem anschwellendem Hall eingeleitet werden. Da weniger oft mehr ist, sollte man dies vielleicht nicht mit allen SnareschlĂ€gen machen, aber da sind der eigenen Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Die HallqualitĂ€t ist fĂŒr Demo- und semiprofessionelle Anwendung in jedem Fall ausreichend.
Wer sich wundert, dass die Regler seiner Mixerpages keine Wirkung zeigen, sollte kontrollieren, ob auch der DSP als Ziel fĂŒr den Regler programmiert ist. Falls nicht, Toolbox öffnen und mit dem anderen Pfeilpointer den Regler doppelklicken. In der erscheinenden Box den DSP als Ziel anwĂ€hlen. WĂ€hlt man mit gedrĂŒckter Alternate-Taste an, wird nicht nur der selektierte, sondern alle anderen Regler, Taster etc. umprogrammiert. Somit entfĂ€llt lĂ€stige Einzelanwahl. (Im MIXER.ALL-Song ist dies bereits gemacht).
Alle Mixerpages enthalten neben den Effektparametern auch immer ein kleines Mischpult fĂŒr LautstĂ€rke und Panorama. Weiterhin werden hier die AudiokanĂ€le auf die EinzelausgĂ€nge des Soundpool FA4/8 (falls vorhanden) geroutet. Die Möglichkeit, von Mixerpages Snapshots zu machen, ist sehr nĂŒtzlich, sind doch selbst dramatische KlangĂ€nderungen ohne groĂen Aufwand durch Aufruf eines anderen Snapshots möglich. Hierzu eignet sich wohl am besten die Mixerpage, die fĂŒr jeden der 8 KanĂ€le einen dreibĂ€ndigen parametrischen Equalizer anbietet, da man damit am flexibelsten jeden einzelnen Audiokanal bearbeiten kann.
Im 16-Spurmodus wird der DSP beim Abspielen zum Dekomprimieren der gepackten Audiodaten benutzt, so dass (hallo Duden) hier keine Effekte auĂer LautstĂ€rkeregelung benutzt werden können. Bei der Aufnahme wird zusĂ€tzlich der Prozessor belastet, also nicht ĂŒber etwas trĂ€gen Bildaufbau wundern. An dieser Stelle ist die FX-Card von Blowup und natĂŒrlich NVDI sehr hilfreich. Möchte man hier Effekte nutzen, lĂ€sst sich das nur sehr umstĂ€ndlich bewerkstelligen. Hier in Kurzform: Audiodatei von 16-Spur- in 8-Spur-Modus umrechnen lassen - gewĂŒnschten Effekt auf die Audiodatei rechnen - wieder in den 16-Spurmodus umrechnen.
Zugegeben: sehr arbeitsaufwendig, aber wenigstens möglich.
Der Audio-Editor
Im Arrangement kommt man mit einem Doppelklick auf einen Audiopart oder âCtrl-Eâ in den Audioeditor. Hier sieht man das âEventdisplayâ mit der Wellenformdarstellung der Aufnahme der einzelnen âSegmentsâ auf den verschiedenen âLanesâ. Hatte man vor dem Ăffnen des Editors mehrere Audioparts selektiert, stellen diese Lanes die acht AudiokanĂ€le dar, ansonsten hat man eine Ăbersicht ĂŒber einen einzelnen Audiokanal. Mit den Plfeilen am Anfang und Ende der Audio-Region lassen sich eben diese verschieben, falls man zunĂ€chst nur einen Teil der Aufnahme im Arrangement benutzen will. Dies kommt u.a. zur Anwendung, wenn man z.B. eine Gesangsphrase aus verschiedenen Aufnahmen zusammenschneiden' will/muss, da der SĂ€nger leider keine durchgehend gute Gesangslinie geschafft hat (soll es ja geben). Man kann sich ĂŒbrigens einen SĂ€nger mit kleinen Tricks fĂŒr das ganze Leben verpflichten ;-).
Sollte dieser GesangskĂŒnstler also eine wirklich tolle Vorstellung abgeliefert haben (das soll es ja auch geben), trifft aber leider beim letzten Abschnitt der Gesangsphrase den hohen Ton nicht korrekt und wird dies auch bei keiner Neuaufnahme schaffen, da er sich schon beim ersten Mal verausgabt hatte, dann kann man mit CAF Eindruck schinden. Den versungenen Teil der Audioaufnahme als Region definieren und mit den Offlinefunktionen die Tonhöhe korrigieren. Das sollte einem schon eine Extrapizza einbringen
Man kann sich auch ein akustische Kontrolle bei der Verschiebung von Start-, End- und Q-Punkt geben lassen. Bei aktiviertem âOhrâ-Symbol in der MenĂŒzeile ist diese aktiviert. Am Q(uantisierungs)punkt wird die Aufnahme beim Verschieben auf das unter Snap gewĂ€hlte Raster festgelegt, da der Aufnahmeanfang nicht zwangslĂ€ufig auch der rhythmisch (nochmals Duden) sinnvolle Anfang z.B. eines Drumloops ist. Sehr sinnvoll ist die Funktion, das Sequenzertempo an eine Audioaufnahme anpassen zu können (âMatch Tempoâ). Somit kann man ohne Probleme im Song enthaltene MIDI-Events quantisieren, da Audio und MIDI nun temposynchron laufen. Man kann einzelne Regions auf zwei Arten kopieren, einmal als echte Kopien und als âGhostâ. Eine Ghostkopie hat den Vorteil, dass sie nicht im âPoolâ erscheint und damit zur Ăbersichtlichkeit beitrĂ€gt.
Ist âVolumeâ im âView-menĂŒâ aktiviert, lassen sich LautstĂ€rkeevents einfĂŒgen, um z.B. Fades zu erzeugen. Da alle Funktionen des Audioeditors komplett nichtdestruktiv arbeiten, kann man sich ohne Hemmungen austoben, ohne jemals eine Aufnahme zu zerstören. Er ist im Grunde ein Audioarrangementeditor. Möchte man wirklich datenverĂ€ndernd arbeiten und sind die Offlinefunktionen hierfĂŒr nicht ausreichend, bietet sich hierfĂŒr der WAVEMASTER von Soundpool an.
Er entspricht dem Audioeditor des Audiotrackers. Er lĂ€sst sich neben CAF als Accessory benutzen und natĂŒrlich als eigenstĂ€ndiges Programm. Mit ihm lassen sich Cubase-Audiofiles destruktiv bearbeiten, solange sie in den RAM passen. U.a. bietet er ein schnelleres âNormalizeâ als CAF selbst.
Man kann einzelne Bereiche aus einer Aufnahme löschen um z.B. Atmen in Gesangspausen zu eliminieren. Die einzelnen Funktionen wurden in der letzten Ausgabe im Verlauf des Audiotrackerberichts ausfĂŒhrlich vorgestellt. Er ist eine sinnvolle und nĂŒtzliche Erweiterung von CAF.
CAF als Sampler
Normalerweise lĂ€sst sich ein HD-Recordingprogramm nicht als Sampler benutzen, da es zwar KlĂ€nge genauso digitalisiert wie ein Sampler, jedoch nicht in der Lage ist, die Daten z.B. in Echtzeit zu transportieren oder polyphon abzuspielen. FĂŒr einen Sampler kein Problem, da die Daten im RAM abgelegt sind, was einen schnelleren Zugriff erlaubt.
CAF bildet da eine kleine Ausnahme, bietet es doch eine nette Zusatzfunktion, die zwar keinen Sampler ersetzen kann, aber trotzdem recht nĂŒtzlich ist. Stellt man im Audiosetup einen Audiokanal auf von Harddiskaufnahme auf Sampler, kann man diesem Einzelsegmente zuordnen und diesen wiederum MIDI-Notennummern. Die Daten werden in den RAM gelesen (sollten also nicht allzu groĂ sein) und können auf der jeweiligen MIDI-Taste anschlagdynamisch(!) gespielt werden. Man kann sich also z.B. ein Drumset aus verschiedenen Sounds zusammenstellen und eine MIDI-Spur aufnehmen, die diese Sounds benutzt. Ich hoffe, ich konnte im Verlauf dieser Artikelreihe einige Tips und Anregungen zu CAF geben, weiches ohne Frage eines der professionellsten und ausgereiftesten Softwarepakete fĂŒr den Falcon ist. Hoffen wir auf eine noch lĂ€ngerfristige UnterstĂŒtzung seitens Steinberg.