← ST-Computer 07 / 1994

Heatseeker: Der schnelle Weg vom Falcon zum Laser

Hardware

Besitzer des ATARI Falcon sahen bislang in die Röhre, wenn es darum ging, die ATARI-SLM-Laserdrucker an ihrem Rechner zu betreiben. Abhilfe schafft nun ein Interface mit dem klangvollen Namen „Heatseeker“, das die Berliner Firma R.O.M. Logicware seit kurzem im Vertrieb hat. Angeschlossen wird der Laserdrucker jedoch nicht, wie bei ST und TT, am Festplattenanschluß, sondern am DSP-Port des Falcon.

Der „Heatseeker“ ist ein etwa 7*5 *2 cm kleines schwarzes KĂ€stchen, das zunĂ€chst durch sein erstaunliches Gewicht auffĂ€llt. Er verfĂŒgt ĂŒber zwei AnschlĂŒsse, deren einer den Stecker des Laserdruckerkabels aufnimmt, wĂ€hrend der andere seinen Platz am DSP-Port des Falcon findet. Eine externe Stromversorgung wird nicht benötigt. Im Lieferumfang befinden sich neben dem Interface noch eine HD-Diskette mit der Treiber-Software sowie eine deutschsprachige Anleitung, die knapp und prĂ€zise in die Materie einfĂŒhrt.

Die Installation...

... ist schnell getan: der Controller, der ĂŒblicherweise den SLM-Laserdruckern beiliegt, wird gĂ€nzlich durch den „Heatseeker“ ersetzt; das KĂ€stchen wird zwischen den Laserdrucker und den DSP-Port des Falcon030 gesteckt - ein Eingriff am Laser oder gar am Falcon ist nicht notwendig. Wer allerdings den DSP-Port anderweitig benötigt, z.B. zum Betrieb eines Digital-Interfaces fĂŒr Harddiskrecording, wird um das Umstöpseln der jeweiligen AnschlĂŒsse nicht herumkommen. Auch fehlt eine Möglichkeit, die Verbindungen des „Heatseeker“ zu verschrauben. Mit dem sperrigen Laserdruckerkabel ist also etwas Vorsicht geboten, damit die Stecker nicht wĂ€hrend des Betriebes herausrutschen. Erfreulicherweise verhĂ€lt der „Heatseeker“ sich in solchen Situationen aber sehr robust. So war es ohne weiteres möglich, bei laufendem Rechner den Stecker abzuziehen. Nachdem die Verbindung wieder hergestellt war, konnte man sofort weiterdrucken; dennoch ist so ein Verhalten nicht zu empfehlen. Mit dem „Heatseeker“ ist es sogar möglich, den SLM-Drucker erst nachtrĂ€glich einzuschalten. Endlich muß man die GerĂ€uschkulisse eines ATARI-Lasers nur dann ertragen, wenn man auch tatsĂ€chlich drucken will.

Den Diablo per CPX konfigurieren

Erfreuliches sichtet das Auge auch auf der beiliegenden Diskette: R.O.M. hat auf die Entwicklung eines eigenen Treiberpaketes verzichtet und bei ATARI Lizenzen der neusten Version des Diablo-Treibers erworben, der an die neue Hardware-Umgebung angepaßt wurde. Außerdem liegen ein FontGDOS mit passendem Treiber und ZeichensĂ€tzen sowie spezielle Treiber fĂŒr einige Anwendungen bei. Daher ist es nicht notwendig, sich durch umfangreiche Manuals zu wĂŒhlen, um die Funktionsweise der „Heatseeker“-Software zu verstehen: wer einmal einen SLM-Laser am ST oder TT betrieben hat, kann ihn nun ebensoleicht am Falcon benutzen. DarĂŒber hinaus sorgen der erprobte Diablo-Emulator und der GDOS-Treiber fĂŒr ein hohes Maß an KompatibilitĂ€t zu bestehender Software.

Positiv fĂ€llt auf, daß die MenĂŒs des Diablo-Installations-Tools „Setup630“ stark ĂŒberarbeitet wurden. So ist die FunktionalitĂ€t des Programmes dieselbe geblieben, wĂ€hrend die Gestaltung der MenĂŒs und Dialoge an den heutigen Stand der Technik angepaßt wurde. Neben der Konfiguration des Diablo-Treibers ermöglicht „SETUP630“ den Reset des SLM, den Ausdruck der Testseite und das Auslösen eines Formfeed. Der Error-Report-Dialog gibt den Zustand des Druckers analog zum Bedienfeld wieder. Mit den gleichen Symbolen werden hier Papierstau, Tonermangel und fehlendes Papier gemeldet.

Nach der Installation der benötigten ZeichensĂ€tze und dem Speichern des eigentlichen Treibers „DIAB630.PRG“ im AUTO-Ordner des Falcon mit Hilfe von „SETUP630.PRG“ kann’s losgehen.

Der Hauptdialog des CPX

KompatibilitÀt

Beim Neustart des Rechners meldet der „Heatseeker“ das erfolgreiche Laden der ZeichensĂ€tze. Als erster Test wird auf dem Desktop eine Datei angeklickt und der Druckvorgang im Desktop-Dialog gestartet. Und tatsĂ€chlich: in gewohnt zĂŒgiger Geschwindigkeit spuckt der Drucker die Seiten aus. Ebenso zuverlĂ€ssig funktioniert der Druck mit allen Programmen, die im ASCII-Modus ausgeben. Getestet wurde dies sowohl mit Druckern des Typs SLM 804 als auch mit solchen des Typs SLM 605. Beide verrichteten problemlos ihren Dienst; das Druckbild ist gewohnt sauber, die Geschwindigkeit erfreulich schnell und der Speicherbedarf des Emulators wie immer gering. Auch der Test mit etwas exotischeren Betriebssystemen wie „MiNT“ und „MultiTOS“ verlief erfolgreich. Die kommende Falcon-Version von „MagiX!“ soll den Diablo ebenfalls auf Anhieb ansprechen können.

Neben der fĂŒr den Diablo-Emulator unverzichtbaren Installations-Software finden wir eine Sammlung bekannter Laser-ZeichensĂ€tze auf der Diskette sowie ein völlig neues CPX, mit dem wĂ€hrend des Betriebes die Konfiguration des Emulators verĂ€ndert werden kann. Als zusĂ€tzliches Feature zeigt das CPX stĂ€ndig den Zustand des Lasers an - ein Papierstau wird hier ebenso gemeldet wie ein abgeschalteter Laser. Und wenn man fĂŒr den Ausdruck eines Listings plötzlich nur noch in Großbuchstaben drucken möchte: das CPX stellt’s ein.

Der Konfigurationsdialog des Diablo

ZusÀtzliche Features

Der „Heatseeker“ hat jedoch mehr zu bieten als nur den Diablo-Emulator. Als nĂ€chstes soll der mitgelieferte GDOS-Treiber „SLM-HS .S YS“ seine Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen. Er arbeitet nicht nur mit dem FontGDOS aus dem „Heatseeker“-Paket, sondern mit allen gĂ€ngigen GDOS-Versionen. Der erste Testkandidat ist die ebenfalls von R.O.M. vertriebene Textverarbeitung papyrus. Seit einiger Zeit bietet das Programm die Möglichkeit, auch ĂŒber GDOS-Treiber zu drucken. Die ĂŒber den „Heatseeker“ mit einem SLM 605 erzeugten Ausdrucke verschiedener Beispieldokumente sind nicht von denen eines HP Lasers zu unterscheiden. Genauso einfach arbeiten alle anderen ĂŒber GDOS druckenden Programme, die getestet wurden, mit dem „Heatseeker“ zusammen.

Etwas schwieriger wird es bei Programmen, die weder mit dem Diablo noch mit GDOS etwas anfangen können, wie „Signum!“ oder „Tempus Word“. Bei R.O.M. Logicware bemĂŒht man sich jedoch, auch hier Lösungen zu finden. So gehören Treiber fĂŒr „Wordplus“, „Calamus S“ und „Calamus SL“ ebenso zum Lieferumfang wie Treiber fĂŒr „That’s Write“ und „CompoScript“. „Ghostscript“, der Shareware-Emulator fĂŒr PostScript-Dateien, lief sogar auf Anhieb, ohne daß ein spezieller Treiber installiert werden mußte.

Auf der beliegenden Diskette fanden sich darĂŒber hinaus noch einige fĂŒr den Betrieb von FontGDOS hilfreiche CPX-Module und GDOS-RasterzeichensĂ€tze sowie die Treiber „MEMORY.SYS“ und „META.SYS“, die zum ĂŒblichen Lieferumfang eines ATARI-GDOS gehören. Auf Wunsch ist bei R.O.M. aber auch ein komplettes SpeedoGDOS-Paket erhĂ€ltlich, mit dem der „Heatseeker“-GDOS-Treiber auf Anhieb lief und das den Betrieb von Programmen wie „XAct“, „Papilion“, „Prolist“ und anderen gestattet.

Bedienfeld-Symbole auch im Error-Dialog

Fazit

Mit diesem umfangreichen Treiberpaket stehen die ATARI-Laserdrucker zahlreichen Applikationen auch auf dem Falcon030 zu VerfĂŒgung, so daß als Fazit festzuhalten bleibt, daß R.O.M. sich mit dem „Heatseeker“ erfolgreich der eingeschworenen ATARI-Fans angenommen hat, deren SLM-Laser bislang am Falcon zur UntĂ€tigkeit verdammt waren. Durch die robuste Verarbeitung und den unproblematischen Betrieb werden die 199,-DM fĂŒr das GerĂ€t zu einer lohnenden Anschaffung. Es bleibt zu wĂŒnschen, daß bald noch mehr Programme den „Heatseeker“ unterstĂŒtzen. Besonders der Druck ĂŒber den „SLM-HS.SYS“-GDOS-Treiber ist hier anzustreben, damit nicht fĂŒr jedes Programm ein eigener Treiber geschrieben werden muß.

Bezugsquelle:
R.O.M. Logicware Raschdorff Straße 99 13409 Berlin

Preis: 199,- DM

Heatseeker

Positiv:
hohe KompatibilitÀt
umfangreiche Software mitgeliefert
robuste Verarbeitung
Laser in Druckpausen abschaltbar
gĂŒnstiger Preis

Negativ:
keine mechanische Befestigung des Interface vorgesehen
derzeit nicht fĂŒr alle Anwendungsprogramme nutzbar

Frank Schneider