Wenn wir an einer gut eingestellten Bildbearbeitungs-Workstation beim Scannen zuschauen, kommen wir zu dem SchluĂ, daĂ Scannen so einfach sein muĂ wie Fotokopieren. Haben wir dann stolz unseren ersten Flachbettdigitalisierer nach Hause geschleppt und ĂŒber SCSI erfolgreich mit unserem Computer verheiratet, mĂŒssen wir allerdings feststellen, daĂ der Weg zur originalgetreuen Wiedergabe auf dem Bildschirm am Anfang doch ziemlich holprig ist.
Nicht nur. daĂ wir anfangs gar nicht wissen, welche der vielen Einstellhilfen nun wie und ob ĂŒberhaupt zu terminieren sind, wir mĂŒssen auch her-ausfinden, was wir denn nun der Scannersoftware ĂŒberlassen können und was wir besser unser Bildbearbeitungsprogramm erledigen lassen.
An einem Problembild (Bild 1), das zunÀchst gar nicht als solches zu erkennen ist, wollen wir einmal nachvollziehen, was uns als Einsteiger mit Sicherheit passieren wird und wie wir die Probleme elegant in den Griff bekommen. Wir werden eine Menge lernen dabei.
Die Verwunderung beginnt, wenn das erste eingescannte Bild, wenn es auf dem Bildschirm erscheint, so aussieht wie Bild 2: viel zu dunkel und viel zu dicht.
Was ist geschehen? Wir haben auf dem PROBESCAN, der uns in grob gerasterter, monochromer Darstellung einen GesamtĂŒberblick ĂŒber die ganze Scan-FlĂ€che wiedergibt, den einzuscannenden Bildausschnitt festgelegt und haben im Dialogfeld fĂŒr die Scanner-Grundeinstellungen gemÀà den spĂ€ter zu besprechenden Richtlinien die Scan-Auflösung eingegeben.
Die Schieberegler fĂŒr die Vorgabe einer Helligkeits- und Kontrastkorrektur haben wir auf âO' stehen lassen, weil wir hierfĂŒr noch keine Sollwerte kennen. Dann haben wir âSCANNENâ angeklickt. Der Scanner hat sich Zeit gelassen, in drei DurchgĂ€ngen (oder besser drei âDurchfahrtenâ) die drei Farbauszugsdateien zu registrieren und zum Computer zu schicken, der dann Sekunden spĂ€ter das farbige Bild zusammengesetzt hat, das wir jetzt auf dem Bildschirm sehen.
Da es zu dunkel ist. werden wir natĂŒrlich versuchen, eine hellere Scanner-Einstellung zu ermitteln. Im Fenster fĂŒr die Grundeinstellungen des Scanners (Bild 6) (also innerhalb der Scanner-Software, nicht in unserer Bildverarbeitung) stellen wir nacheinander 20, 30 und 40% HELLIGKEIT ein. Die Ergebnisse werden schrittweise heller, doch fehlt unangenehmerweise jedesmal etwas mehr Tonwertdifferenzierung und Farbkraft in den ganz hellen Bildteilen, im schönen Badeanzug also.
Weil das Scan-Ergebnis mit der Aufhellung immer kontrastĂ€rmer erscheint, probieren war Verbesserungen zusĂ€tzlich ĂŒber den Einstellregler KONTRAST ebenso wie ĂŒber GAMMA-Korrekturen, die wir dort ĂŒber einen zusĂ€tzlichen Button erreichen. Auch jetzt folgt das Bild zw ar nachvollziehbar den Einstellungen, zeigt aber immer mehr SchwĂ€chen, je mehr wir dran rumkorrigieren. Unangenehme Aufstellungen, Farbverschiebungen, fleckige Bildstörungen.
Wir sollten uns merken, daà Voreinstellungen am Scanner, wae spÀter beschrieben, nur mit viel Durchblick und ganz sparsam und gezielt angewendet werden sollten.
Back to the roots
War also der erste Scan doch nicht so unbrauchbar? Wir versuchen die Optimierung jetzt mit dem Bildbearbeitungsprogramm. Im CHAGALL-MenĂŒ TOOLBOX/SPEZIAL finden w ir die zentralen Werkzeuge fĂŒr solche Aufgaben in dem Fenster LUT-DIAGRAMM (Bild 7). Auch dort gibt es Schieberegler fĂŒr HELLIGKEIT und KONTRAST. Wir probieren sie aus, doch sie bringen uns nicht weiter. Mit jeder Aufhellung wird das Bild kraftloser und nebeliger (Bild 3), Anheben des Kontrastes fĂŒhrt schlieĂlich zum Ergebnis in Bild 4: Die Kopfpartie ist immer noch nicht richtig durchgezeichnet, die Haut des Körpers ist fleckig und fehlfarben, der Badeanzug völlig ĂŒberstrahlt, ausgewaschen.
Lassen wir also kĂŒnftig die HĂ€nde weg von solch bequemen, âbilligenâ Bildkorrekturen. Sie sind das sicherste Mittel, unserer frisch gewonnenen Bilddatei ihre besondere QualitĂ€t, nĂ€mlich die lĂŒckenlose digitale Festschreibung aller vorgegebenen Bilddetails, zu rauben. Auch hier gilt festzuhalten, daĂ diese beiden so verfĂŒhrerisch angebotenen Regler nur mit groĂer ZurĂŒckhaltung einzusetzen sind.
Bild 1 bis Bild 5: Wenn wir das hĂŒbsche Foto von Bild 1 auf einem richtig eingestellten Flachbett-Scanner digitalisieren, kann uns ein Ergebnis wie in Bild 2 schon arg enttĂ€uschen. Ganz bequem im EBV-Programm zum Regler âHelligkeit' zu greifen, erweist sich als unzulĂ€nglich (Bild 3), zusĂ€tzlich den Regler 'Kontrast' zu bemĂŒhen, verschlimmert das Ergebnis nur (Bild 4).
Wie wir mittels LUT-Komfort das Optimum aus unserem Scan herausholen (Bild 5), lesen wir in unserer heutigen Folge. (Modell: Armonia)
Nochmals zum Ur-Scan zurĂŒckgekehrt, versuchen wir es mal mit der LUT-Funktion âGamma-Korrekturâ. Aus GrĂŒnden, die wir gleich anschlieĂend verstehen werden, bringen auch hier mehrere Versuche hin und her keine AnnĂ€herung an die wunderschöne Vorlage.
Bevor wir frustriert alles in die Ecke werfen, sollten wir durch systematische Analyse versuchen, das Verfahren zu finden, das uns jetzt und in aller Zukunft perfekt weiterhilft. Vergleichen wir einmal das Scan-Ergebnis mit dem Original: Eigentlich stimmt der Scan genau fĂŒr den weiĂen Badeanzug. Er ist voll durchgezeichnet bis in die zartesten Lichter, jede Aufhellung wĂ€re ein Verlust. Aberda sind noch die Mitteltöne des Körpers und schlieĂlich die Kopfpartie mit den dunkleren Haaren und den Abschattungen, die nun so schrecklich dĂŒster ausfallen. Da mĂŒssen wir schon sehr selektiv Vorgehen, wenn wir das alles unter einen Hut bringen wollen. Und dazu werden wir jetzt das eigentliche LUT-Diagramm (Look-Up-Table) benutzen, Bild 8. Ein hervorragendes SteuergerĂ€t fĂŒr derartige Probleme!
Die (waagerechte) x-Achse dieses Koordinatensystems skaliert von links nach rechts ansteigend die Helligkeitswerte fĂŒr die ankommenden Bildsignale unserer eingescannten Bilddatei, die (senkrechte) y-Achse von unten nach oben ansteigend die Helligkeitswerte der ausgehenden Signale, aus denen unser Bildschirm sein Bild aufbaut. Ohne unsere EinfluĂnahme wird einfach alles 1:1 umgesetzt. Jede eingehende Helligkeitsstufe entspricht derselben Helligkeit am Ausgang (diagonaler Graph A). Wenn wir den Helligkeitsregler bedienen, verschieben wir die Kurve parallel zu sich selbst nach oben oder unten (Abdunkeln Graph B, Aufhellen Graph C). Das heiĂt, daĂ beim Aufhellen jedem Eingangswert ein höherer Ausgangswert zugeordnet wird, beim Abdunkeln ein niedrigerer.
Benutzen wir den Kontrastregler, verĂ€ndert sich dagegen der Neigungswinkel des Graphen. Erhöhen wir den Kontrast, stellt sich der Graph steiler (D). Jetzt steigen die Helligkeitswerte in einem Bild am Ausgang rascher an als am Eingang, das Bild âsteilt auf. Vermindern wir den Kontrast, verlĂ€uft der Graph flacher (E). Die Helligkeitsunterschiede eines Bildes werden also jetzt in kleinere HelligkeitssprĂŒnge umgesetzt, das Bild âverflachtâ. Setzen wir beide Regler gleichzeitig ein, erhalten wir einen nach oben oder unten verschobenen steileren oder flacheren Graphen.
Bild 6: Typische Dialogbox fĂŒr die Grundeinstellungen eines Flachbett-Scanners
Offenbar war aber keine der möglichen linearen Einstellungen fĂŒr eine befriedigende Ăbertragung unseres hĂŒbschen BademĂ€dchens geeignet. Daran sehen wir, welch unterschiedliche Auffassungen Scanner und Bildschirme von Bilddaten haben. Doch damit werden wir leicht fertig. (Etwas haariger wirdâs erst, wenn dann auch noch Farbdrucker oder Filmbelichter u.dgl. die Farbensprache unseres Computer verstehen sollen.)
Der Knackpunkt ist, daĂ der LUT-Graph mit dem Mauszeiger beliebig verformt werden kann. Es lohnt sich, damit ausgiebig zu spielen. Dabei entstehen die abenteuerlichsten Bildverfremdungen. Wir werden spĂ€ter in einer eher âkĂŒnstlerischâ orientierten Folge auf solche Experimente zurĂŒckkommen.
Unsere oben vorgenommene Bildanalyse sagt uns, daĂ wir insgesamt eine recht steile LUT-Kurve benötigen, denn das ursprĂŒngliche Scan-Ergebnis verlangte ja nach Aufstellung. In den Lichtern, also auf dem weiĂgrundigen Badeanzug und auf heller Haut, sollen uns aber die Helligkeitswerte nicht davonlaufen, also flachen wir den Graphen im rechten Drittel, dem Bereich der hellsten Bildteile, etwas ab. Damit aber der Badeanzug, der aus einem leicht glĂ€nzenden Gewebe gefertigt ist, seine Spitzlichter behĂ€lt, lassen wir die Steuerkurve ganz am SchluĂ doch noch einen steilen Anstieg vollfĂŒhren.
Bild 7: Eine gut ausgestattete Look-Up-Table (LUT-Diagramm) ist die wichtigste Schaltzentrale fĂŒr alle Tonwert- und Farbkorrekturen und ein absolutes MuĂ fĂŒr ein modernes EBV-Programm.
Bild 8: Verhalten der LUT-Gradationskurve bei (links) Helligkeits- und (rechts) Kontrastbeeinflussung
Hilfreiche Biegeschlange
In den dunklen Bildteilen aber, im Bereich des Kopfes, verlangen die Haare, die sich ja schön als EinzelstrĂ€nge differenzieren sollen, und vor allem auch die Schattenpartien nach brillanter Durchzeichnung, weshalb wir den linken Teil der LUT-Kurve ganz steil beginnen lassen. Nachdem wir dafĂŒr gesorgt haben, daĂ rechts oben im LUT-Fenster alle(!) drei Farben, R, G und B, aktiviert sind, schnappen wir uns den diagonalen schnurgeraden Standard-LUT-Graphen mit dem Mauszeiger und ziehen ihn gemÀà unseren EinschĂ€tzungen neu durchs Diagramm. Das geht natĂŒrlich mit dem Sensorstift eines Grafiktabletts um einiges genauer und zĂŒgiger vonstatten als mit einer schwerfĂ€lligen Maus. Doch auch das kann man perfektionieren. FĂŒr die Verformungen der Gradationskurve steht eine einschaltbare BĂ©zier-Funktion zur VerfĂŒgung, die mĂŒhelos fehlerfreien, glatten Kurvenverlauf generiert.
Bild 10: Zur korrekten Kalibrierung des eigenen Farbmonitors sollte man sich eine solche Grau-und Farbtafel im verwendeten EBV-Programm als Bilddatei anfertigen und damit von Zeit zu Zeit, vor allem nach jedem Auflösungswechsel, die Helligkeits- und Kontrasteinstellung regulieren. Abweichungen im dritten Parameter, nĂ€mlich in der neutralen Farbwiedergabe, wird man einer Werkstatt ĂŒberlassen. Können diese nicht behoben werden, ist der Monitor fĂŒr EBV-Arbeiten ungeeignet.
Mit dieser im Text erlÀuterten Tonwertkurve wurde der Roh-Scan (Bild 2) zur originalgetreuen Bildschirmdarstellung (Bild 5) auskorrigiert.
Jedesmal, wenn wir die Maustaste los-lassen, ĂŒbernimmt der Rechner die neuen Werte des Diagramms und korrigiert sofort die Bilddaten. In Bruchteilen von Sekunden sehen wir das Ergebnis. Manchmal verwirrt es uns. Es ist erstaunlich, wie empfindlich unser MĂ€dchen, pardon, unsere Bildschirmausgabe auf kleinste Kurskorrekturen reagiert. Vor allem gilt es zu erkennen, welche Abschnitte des Graphen fĂŒr welche Bildteile verantwortlich sind. Doch das findet man schnell heraus, weil man ja immer sofort die VerĂ€nderung lokalisieren kann, kaum daĂ man die Taste losgelassen hat. So schleift man hier und da und dort am Verlauf der LUT-Kurve, zieht schöne glatte Bögen, vermeidet vor allem Zacken und senkrechte!!) Geraden, einfach so lange, bis das Ergebnis voll befriedigt (Bild 5). Wir sehen an der Abbildung des optimierten Diagramms (Bild 9), wie gut unsere theoretische Planung mit der Praxis ĂŒbereinstimmt. Auch verstehen wir jetzt, warum uns die pauschale Bildbeeinflussung ĂŒber die Funktion âGamma-Korrekturâ nicht helfen konnte. Die dort angebotenen Gamma-Kurven erfĂŒllen ganz und gar nicht die vorliegenden BedĂŒrfnisse. Sie werden uns aber nachher bei der Korrektur von FarbverfĂ€lschungen perfekte Dienste erweisen.
Der Clou an dem ganzen BemĂŒhen ist nun, daĂ diese so geduldig ausgearbeitete LUT-Korrekturkurve separat gespeichert werden kann (*.CLT) und immer wieder auf neue, eingescannte Bilder losgelassen werden kann (das geht ganz einfach durch Hinzuladen der LUT-Datei zum aktiven Bild ĂŒber den Button LADEN im LUT-Fenster). In der Regel liegt man dann schon ganz in der NĂ€he eines brauchbaren Ergebnisses, wenn auch einzelne Bilder noch individuelle Feinanpassungen benötigen. Es ist deshalb empfehlenswert, sich eine Bibliothek von LUT-Dateien anzulegen. Mit der Zeit wird man bemerken, daĂ man eine bestimmte LUT-Datei besonders hĂ€ufig und gern benutzt, die sich damit zur Standardkorrektur qualifiziert.
Interpretationen
Wer mitgedacht hat, wird erkannt haben, daĂ dieser LUT-Korrekturkurve die Rolle eines Dolmetschers zukommt, der die vom Scanner kommenden Bilddaten an die Abbildungscharakteristik des Bildschirms anpaĂt. Nicht, daĂ unser Bildschirm nichts taugt, oder unser Scanner. Doch es gibt viele Scanner und viele Bildschirme, und jeder hat seine individuellen physikalischen Umsetzungseigenschaften, die einer gegenseitigen Interpretationshilfe bedĂŒrfen.
Das gleiche Spiel wiederholt sich natĂŒrlich, wenn wir spĂ€ter unsere fertigen Bilddateien auf Drucker, Belichter oder Video-Genlock ausgeben wollen. Denn diese GerĂ€te verstehen unsere Bilddateien jeweils auf ihre Weise. Bei der zentralistischen Rolle allerdings, die unser Bildschirm bei der Weiterleitung der Computerbilder an unsere Augen spielt, und in Anbetracht der Aufgabenstellung, nĂ€mlich Bilder unter Mitwirkung unseres Gehirns, unseres Geschmacks und unserer Zielabsicht zu gestalten, können wir natĂŒrlich nur so vorgehen, daĂ wir auf der Zwischenstation âBildschirmâ eine wirklich vollgĂŒltige korrekte Sichtdarstellung anstreben.
Monitor-Eichung
Zwischendurch wollen wir kurz die Frage beantworten: Wann ist denn ein Monitor âso korrektâ eingestellt, daĂ er zusammen mit unseren Augen die ihm zugedachte Referenzrolle spielen darf, an der alle Farben dieser Welt gemessen werden?
Antwort: Wenn er (1.) neutrales GRAU farbstichfrei neutralgrau wiedergibt und wenn (2.) alle Helligkeitsstufen von SCHWARZ ĂŒber GRAU-Töne bis WEISS sich deutlich voneinander unterscheiden lassen.
Wie kann man das ĂŒberprĂŒfen? Auf keinen Fall benutzen wir eine eingescannte Referenztafel! In eine solche Bilddatei wĂŒrden ja alle Fehler miteingehen, die wir gerade entdecken und auskorrigieren wollen. Eine auf die jeweilige EBV-Software zugeschnittene(!) digitale Grau- und Farbtafel wie in Bild 10 hat man sich rasch mit den Mitteln des Programms angelegt und als Bilddatei fĂŒr alle Zeiten gespeichert: Wir brauchen SCHWARZ + WEISS + 9 GRAU-Stufen. 11 mal einen Rahmen nebeneinander positioniert, im Fenster âFlĂ€chen fĂŒllenâ neben SCHWARZ und WEISS die 9 Graustufen 10....90% numerisch!!) exakt definiert und âeingefĂŒlltâ. Das ist das Komfortable an moderner Bild-bearbeitungs-Software: Wo es wichtig ist, kann ĂŒberall mit eindeutig numerisch definierten und dadurch 100% reproduzierbaren Werten gearbeitet werden, selbst wenn es nur um Grauwerte geht. Was haben wir frĂŒher gebastelt, wenn es darauf ankam, eine solche Testtafel fĂŒr Film- und Labortests mit fotografischen oder auch grafischen Mitteln abzustufen! Und gestimmt haben die dann doch nie.
Wir achten jetzt besonders auf die dem SCHWARZ und dem WEISS benachbarten Felder: SCHWARZ muĂ natĂŒrlich die allerschwĂ€rzeste Stelle sein, die unser Monitor zu bieten hat. Wohl dem, der mit einem Black-Trinitron- oder einem Black-Matrix-Monitor arbeiten kann [Insider-Geheimtip: der brandneue 17" Philips BRILLIANCE 1720 High Resolution, 1280 x 1024, 135 MHz, max.82 kHz, max. 120 Hz, hervorragende Bildgeometrie, super-scharf (0.27mm pitch), extra dunkle Black Matrix-Röhre(!) mit AGRAS-Beschichtung, unschlagbar farbneutral(!), LCD-Display, MPR II, StraĂenpreis 2.390,- DM].
WEISS muĂ untadelig hell und rein sein, (mit dem âFensterrahmen-WeiĂâ vergleichen), darf aber nicht âstrahlenâ. Schon das erste GRAU-Feld (90%) neben SCHWARZ muĂ sich deutlich von diesem und dem 80%-Nachbarn unterscheiden(!), ebenso die ersten Felder (10 und 20%) neben dem WEISS.
LUT, die zweite
ZurĂŒck zur Bildausgabekorrektur: Welche mehr oder weniger potenten Anpassungs-Features spĂ€ter unsere nachgeschalteten AusgabegerĂ€te auch anbieten werden (im Consumer-Preis-Bereich eher letzteres), ein wirklich perfekter Weg steht uns immer zur VerfĂŒgung: Wir können auf die auszugebende Bilddatei unmittelbar vor der Ausgabe wieder ein speziell fĂŒr diesen Zweck erarbeitetes LUT-Diagramm einwirken lassen, den Ausgabedaten also die auf den Drucker oder dgl. passende Modifizierung aufprĂ€gen, und schon sind wir aller Probleme enthoben. Erstellen werden wir dieses Diagramm, wie oben beschrieben, durch stufenweise Modulation des LUT-Graphen unter mehrfacher Kontrolle des Ausgabeergebnisses. Darauf werden wir in der letzten Folge unserer Serie nochmals nĂ€her eingehen.
Bild 11: VerĂ€ndert man im LUT-Diagramm die Tonwerte fĂŒr die 3 Grundfarben um unterschiedliche BetrĂ€ge, so spaltet sich die Gammakurve in drei Farbgraphen auf, mit denen man die einzelnen Farbanteile im Bild ganz gezielt steuern kann.
Scanner-Eichung
Wozu benötigen wir aber nun die Schieberegler fĂŒr Kontrast und Bildhelligkeit im Fenster der Scanner-Grundeinstellungs-Software? Und das einfache LUT-Diagramm, das wir antreffen, wenn wir dort âGamma-Korrekturâ anklicken (z.B. beim Flachbett-Scanner COLORSCAN 300 gamma)?
Auf keinen Fall ersetzen diese Einsteller die oben beschriebenen LUT-Tools. DafĂŒr sind ihre Möglichkeiten viel zu unflexibel. FĂŒr ihren Einsatz mĂŒssen wir folgendes wissen: Ein Scanner ist richtig eingestellt, wenn er âetwas zu dunkleâ und âetwas zu weicheâ Scan-Ergebnisse liefert. Dann wurden nĂ€mlich weder in den hellsten Lichtern noch in den dunkelsten Schatten Bildinformationen âunterschlagenâ, weil auch noch an beiden Enden der Helligkeitsskala voll differenziert digitalisiert wurde. Wenn ein Scanner deutlich von diesem Verhalten nach unten oder oben abweicht, ist es angebracht, seine Grundeinstellung ĂŒber die beiden Einstellregler der Scannersoftware gemÀà obiger Vorgabe zu verĂ€ndern. Die so hereingebrachte lĂŒckenlose Feinbilddatei können wir dann ĂŒber die anspruchsvollen LUT-Werkzeuge guter(!) Bildbearbeitungs-Software in jeder gewĂŒnschten Richtung ausreizen und unserem Geschmack und der jeweiligen Intention anpassen.
Und das nur in vorgegebenen Stufen mit fest programmierten Graphen einstellbare LUT-Diagramm der Scannersoftware wird nur dann terminiert, wenn der Scanner stĂ€ndig und unĂŒbersehbar immer die gleiche FarbverfĂ€lschung produziert. Wie diese Einstellungen vorzunehmen sind, lernen wir im folgenden Abschnitt. FĂŒr die Korrektur von Farbabweichungen, die aus den Bildvorlagen selbst stammen, ist natĂŒrlich wieder das LUT-Tool der Bildverarbeitung zustĂ€ndig. Womit wir beim nĂ€chsten Themenkreis angekommen sind: Farbkorrektur und Farbmanipulation.
Tanz der Farben
Bisher haben wir uns mit den QualitÀten des digitalisierten Farbbildes nur unter dem Gesichtspunkt seiner Helligkeit und seines Kontrastcharakters beschÀftigt. Sollte es nach dem Einscannen und der pauschalen LUT-Korrektur originalgetreu und ohne farbliche VerfÀlschung vor uns am Bildschirm stehen, brauchen wir uns keine weiteren Gedanken zu machen. Was aber, wenn unsere Bildvorlage bereits eine Abweichung von neutraler Farbgebung aufwies oder wenn das Scannen einen Farbstich produziert hat? Wieder hilft uns das vielseitige Look-Up-Table-Tool weiter.
Wie rĂŒckt man einem Farbstich zu Leibe? Indem man in die vorliegende Verteilung der Grundfarben ROT, GRĂN und BLAU dahingehend eingreift, daĂ man einzelne Farbanteile im Gesamtbild vergröĂert bzw. verkleinert. Das kann man mit allen Helligkeitsstufen bis in die NĂ€he von SCHWARZ und WEISS tun, nur die beiden Unfarben Schwarz und WeiĂ darf man nicht antasten. Denn Schwarz ist Schwarz und WeiĂ ist WeiĂ (âgetöntesâ WeiĂ und âgetöntesâ Schwarz sind eben kein WeiĂ und kein Schwarz mehr, sondern sehr helles und sehr dunkles Grau).
Daraus folgt, daĂ die Einzelgraphen der 3 Grundfarben, R, G und B, im LUT-Diagramm (Bild 11) an den Enden immer wieder Zusammentreffen mĂŒssen. Verschieben wir also einzelne Farben nach âmehrâ oder âwenigerâ, dann kann dies nur anhand von gebogenen Kurven geschehen, die sich an den Enden (= Schwarz und WeiĂ) wieder vereinigen. Wenn wir diese Bedingung nicht einhalten, dann bekommen wir statt eines âFarbstichsâ einen âFarbgangâ, in der Fotografie manchmal zu beobachten als âgrĂŒne Schatten mit roten Lichternâ.
Diese gebogenen Graphen, seit den Urtagen der Fotografie als âGamma-Kurvenâ bekannt, finden wir in unserem LUT-Diagramm wieder, wenn wir (bei eingeschaltetem Gamma-Button) die Werte fĂŒr ROT, GRĂN und BLAU verĂ€ndern. Tun wir dies fĂŒr einzelne Farben in unterschiedlichem AusmaĂ, spaltet sich die LUT-Kurve in drei einzelne farbige Graphen auf, und wir können genau verfolgen, was wir tun.
LUT, die dritte
Mit diesem selektiven Regelinstrument können wir jede FarbverfĂ€lschung auskorrigieren. Nach Anklicken eines der drei Farb-Buttons ROT, GRĂN oder BLAU öffnet sich eine lange Auswahlskala mit 20 Gamma-Werten von 0 bis 7. Achtung: Werte ĂŒber 1.0 vermindern die betreffende Farbe, Werte unter 1.0 verstĂ€rken sie. Bitte in kleinen Stufen arbeiten und das Ergebnis an einem Vergleichsbild verfolgen, sonst landen wir unweigerlich bei neuen Fehlfarben.
Haben wir es mit Farbabweichungen in den subtraktiven Farben GELB (Yellow), BLAUGRĂN (Cyan) oder PURPUR (Magenta) zu tun, mĂŒssen wir jeweils zwei additive Grundfarben gemeinsam verĂ€ndern:
GELB = ROT + GRĂN
BLAUGRĂN = GRĂN + BLAU
PURPUR = ROT + BLAU
FĂŒr die Korrektur eines Farbstichs ist es im Prinzip unerheblich, ob wir die Fehlfarbe, die wir sehen, zurĂŒckfahren oder die entsprechende KomplementĂ€rfarbe anheben. FĂŒr die Beseitigung eines Blaustichs können wir genausogut BLAU hinzufĂŒgen wie GELB (= ROT + GRĂN) wegnehmen.
Wie entscheiden? Diese Entscheidung nimmt uns das Bild selbst ab. Wir dĂŒrfen die Parameter HELLIGKEIT und KONTRAST nie aus den Augen verlieren. Mehrstufige Wegnahme von Farben lĂ€Ăt das Bild (selbstverstĂ€ndlich) dunkler werden und steilt es gleichzeitig auf, Farbzugaben machen das Bild heller und weicher. Wir werden uns also bemĂŒhen, immer die MaĂnahme zu wĂ€hlen, die unser Bild stets in der NĂ€he des gewĂŒnschten Charakters hĂ€lt.
Welche Kriterien sagen uns, daĂ wir alles richtig gemacht haben? Erstens muĂ natĂŒrlich der Farbstich korrigiert sein. Zweitens (und jetzt kommen die beiden Schieberegler fĂŒr Kontrast und Helligkeit wieder ins Spiel) ist es unvermeidlich, daĂ wir abschlieĂend (wirklich nur abschlieĂend!) noch eine kleine Kontrast- und/ oder Helligkeitskorrektur mit diesen vornehmen mĂŒssen. Und das ist solange legitim, wie wir mit Skalenwerten zwischen 40 und 60% auskommen (möglichst nur 45-55%!). âBrauchenâ wir mehr Korrektur, haben wir bei der Farbbeeinflussung gepfuscht oder schon oben bei der ersten, pauschalen LUT-Kurve nicht das Optimum herausgearbeitet. Glauben Sie mir. Sie verschenken viel von der eigentlich im Scan vorhandenen BildqualitĂ€t (und das, ohne es richtig zu bemerken, falls Sie Einsteiger sind), wenn Sie sich jetzt damit begnĂŒgen, Kontrast und Helligkeit ĂŒber die Regler hinzupfriemeln. Lieber noch einmal ein, zwei, drei Arbeitsstufen vorher neu einsteigen (Sie haben doch immer schön zwischengespeichert?!?!? Und immer schön durchnumeriert, nicht immer einfach âdrĂŒberâ gesichert!?! Und immer schön alle Arbeitsschritte notiert!?! Nein? Sie können mir glauben, das werden Sie bitter bereuen.)
Ein wichtiges Hilfsmittel: Man achte von Anfang an auf die in der Scan-Vorlage vorhandenen hellsten, aber noch durchgezeichneten Bildteile. Wir dĂŒrfen sie in keiner Bearbeitungsstufe vermissen (es sei denn, wir wollen bewuĂt darauf verzichten). Ihr stĂ€ndiges Vorhandensein sagt uns bei jedem Arbeitsschritt, daĂ wir (noch) auf dem richtigen Wege sind und von der eingescannten Bilddatei noch nichts leichtfertig vergeudet haben. Sind die âLichterâ erst einmal ausgefressen in einer Zwischenstufe, die uns ansonsten akzeptabel erscheint, kommen sie mit keiner Manipulation wieder zurĂŒck, wir mĂŒssen unsere Arbeit dort neu ansetzen, wo wir sie verloren haben. Das gilt auch fĂŒr die dunkelsten Teile im Bild, wenn auch nicht immer mit der gleichen Unerbittlichkeit.