Laut Murphâschem Gesetz treten sie immer dann auf, wenn man sie ĂŒberhaupt nicht gebrauchen kann -die Zwangspausen, in denen man mal wieder auf den Drucker warten muĂ. Aber, wo eine Pause ist, ist auch ein Wille (oder so Ă€hnlich), und so gibt es findige Helferlein, die der Warterei ein Ende bereiten sollen.
Obwohl fast alle Drucker, die heute auf dem Markt sind, eingebaute Zwischenspeicher von 2 bis 32 kRAM aufweisen, gibt es doch noch immer gewisse Wartezeiten beim Drucken, zumindest bei den Modellen mit bis zu 8 kRAM. Bei den gröĂeren Zwischenspeichern lĂ€Ăt sich zwar eine Beschleunigung beobachten, doch wenn man mal eine falsche Datei zum Druck abgeschickt hat, kann entweder nur der unnötige VerschleiĂ an Papier und Farbband bedauert oder der Drucker durch Abschalten von seinen gespeicherten Daten befreit werden. Hier könnte durch einen von auĂen bedienbaren Resetknopf fĂŒr den Speicher einiges anwenderfreundlicher gestaltet werden.
Speicher engros...
Eine bessere Variante stellen da schon die Programme dar, die der heutigen Computergeneration mit ihren Riesenspeichern von 1 MByte und mehr ein paar kByte vom RAM abknapsen, um das Ganze zum softwaregesteuerten Druckerspooler umzufunktionieren. Das klappt aber nur so lange, wie die Programme normale Routinen zur Druckausgabe verwenden. Im anderen Fall werden nĂ€mlich diese Spooler einfach ignoriert und der gewĂŒnschte Effekt der Beschleunigung tritt nicht ein. Ein Paradebeispiel hierfĂŒr ist gerade das Textverarbeitungsprogramm SIGNUM !, das die Druckerdaten als reine Grafikdaten sendet und eine eigene Druckroutine benutzt.
Ăberlisten
Doch es gibt ja noch die dritte Variante, und die wollen wir hier einmal nĂ€her betrachten. Im konkreten Fall war es auch genau das Programm SIGNUM!, das die Versuche mit einem externen Druckerspooler oder Druckerpuffer interessant machte. Die externen Puffer sind in aller Regel kleine KĂ€sten, die zwischen Computer und Drucker geschaltet werden, entweder als kleines Steckmodul (quasi als VerlĂ€ngerung eines Centronics-Steckers) oder als eigenstĂ€ndiges GerĂ€t mit separater Stromversorgung. Diese kosten je nach SpeichergröĂe (64 kByte bis ĂŒber 2 Mbyte RAM) ab etwa DM 400,-. Um so erfreulicher ist, daĂ es jetzt einen 64-kRAM-Spooler fĂŒr knapp unter DM 200,- gibt, den wir hier einmal nĂ€her unter die Lupe nehmen wollen.
Aufgabenstellung
Wie gesagt, ausschlaggebend fĂŒr den Test eines solchen Spoolers war die lange Wartezeit, die durch den Ausdruck von SIGNUM-Textdateien entsteht. Der Computer meldet sich ja wirklich erst nach dem letzten Pixelchen auf dem Papier zur Weiterarbeit zurĂŒck. Die Anlage, an der der Spooler getestet wurde, war ein normaler ST der alten Serie mit 1 MByte-RAM, daran angeschlossen ein NEC P6 mit automatischem Einzelblatteinzug. Als Testgrundlage dienten zwei Textdateien mit unterschiedlicher GröĂe, die als ASCII-Datei vom Desktop aus gedruckt und als Texte in SIGNUM! und Wordplus konvertiert wurden.
Outfit
Doch zuerst wollen wir uns das GerĂ€t einmal nĂ€her anschauen. Der Multi-Buffer MB64 wird mit externem Steckernetzteil und 8-seitiger deutschsprachiger Gebrauchsanweisung in einem stabilen Pappkarton geliefert, deren Ă€uĂere WerbesprĂŒche die Lösung all unserer Probleme versprechen (âDrucken mit Buffer -Computer frei fĂŒr gleichzeitige Benutzungâ oder âspeichert bis zu 64 k, ca. 32 Schreibmaschinenseitenâ usw.). Nach dem Auspacken wĂ€re mir das GerĂ€tchen trotz seiner kleinen Abmessungen von 190 x 135 x 60 mm fast aus der Hand gefallen - das Ding hat das stolze Gewicht von 1,4 kg, wer rechnet denn mit sowas?... Zusammen mit den GummifĂŒĂen ergibt das aber eine beeindruckende Standfestigkeit, die - schaut man sich die fingerdicken Centronicskabel an - gar nicht so verkehrt ist. Auf der RĂŒckseite befinden sich neben den beiden Centronicsbuchsen der Ein/Aus-Schalter (nicht Netzschalter!) und die Buchse fĂŒr die 9V-Spannungsversorgung. Hier wĂ€re auch eine erste Kritik anzusetzen, die Klammer der Centronicsbuchse fĂŒr den Printer lĂ€Ăt sich bei eingesteckter Spannungsversorgung nicht weit genug öffnen, um den Centronicsstecker an- oder abzukoppeln.
Bild 1: Die Bedienungselemente des Multi-Buffers
Tastatur
Auf der Vorderseite finden wir von links nach rechts den Reset-Knopf mit darĂŒberliegender âBuffer-Readyâ-Anzeige, eine Anzeige fĂŒr âPrinter Errorâ, den Taster und die Anzeige fĂŒr die âBypassâ-Funktion, eine LED fĂŒr die âCopyâ-Funktion mit den Tasten âStart/Endâ und âPlusâ und vier LEDs, welche den âRAM-Statusâ in den Bereichen 16k, 32k, 48k und 64k anzeigen.
Gebrauchsanweisung
Ich werde immer etwas miĂtrauisch, wenn der erste Satz in einer Anleitung mit einer âGratulation zum Kauf...â anfĂ€ngt. Ist das jetzt ironisch gemeint, frei nach dem Motto âselbst daran schuld...â oder ehrlich, daĂ man es endlich geschafft hat, sein schlechtes Gewissen wegen der Geldausgabe zu ĂŒberwinden? Naja, zumindest der zweite Satz verspricht wieder ruhigen Schlaf, der da heiĂt: âJetzt können Sie endlich umfangreiche Dokumente ausdrucken und gleichzeitig an Ihrem Personal Computer Weiterarbeitenâ. Die Anleitung selbst ist ausreichend und bietet auch dem Nur-Benutzer genĂŒgend Hilfestellung. Selbst eine Tabelle mit der Belegung der Ein-und Ausgangsbuchse fehlt nicht. Einer Adaption nicht ganz kompatibler Druckerports steht somit wohl, nichts im Wege.
Innereien
Ein Blick in das Innere des GehĂ€uses verrĂ€t âgute Hausmannskostâ und zeigt einen sauberen Aufbau. Dort versieht eine Z-80-CPU ihren Dienst (ĂŒblich, da sie den Refresh der dynamischen RAMs automatisch macht), neben dem 2764-EPROM mit der âSpooler-Softwareâ gibt es noch einige TTL-ICs und die RAM-Bank mit acht 4164 (wider Erwarten liegen innen doch keine Bleiplatten, anscheinend ist das GehĂ€use aus 2 mm Stahlblech...).
Jetzt wirdâs ernst
Schauen wir uns die Funktion des Spoolers mal im einzelnen an. Beim Einschalten leuchten die LEDs zur Kontrolle kurz auf und im RAM wird ein Selbsttest durchgefĂŒhrt, die Anzeigen fĂŒr den RAM-Status verlöschen dabei nacheinander (sie dienen spĂ€ter als Information fĂŒr die Belegung des Speichers, bei âĂberlaufâ flackert die 64k-LED) und die Buffer-Ready-Anzeige leuchtet auf. Beim Druck auf die Reset-Taste wiederholt sich der ganze Vorgang und der Inhalt des Puffers wird gelöscht. Ist jetzt kein Drucker angeschlossen oder dieser angeschlossen, aber nicht eingeschaltet, oder aber eingeschaltet und Off-Line, so leuchtet zusĂ€tzlich die Printer-Error-LED. Bei dem NEC P6 mit Einzelblatteinzug wird das Papier erst kurz vor dem Ausdruck eingezogen. DrĂŒckt man beim Spooler allerdings die Bypass-Funktion, so zieht er das Papier sofort ein und wartet dann auf die auszudruckenden Daten.
Morse
An der Copyfunktion hĂ€tte der Erfinder der Telegrafie sicher seine Freude gehabt, denn er könnte den Puffer als Ăbungstaster benutzen. Das Aufrufen dieser Funktion funktioniert nĂ€mlich nach folgendem Schema:
- Taste Start/End drĂŒcken (Copy-Anzeige blinkt)
- Ausdruck am Computer starten
- FĂŒr die gewĂŒnschte Anzahl der Kopien die Taste Plus entsprechend oft drĂŒcken
- das Ganze mit nochmaligem Druck auf die Taste Start/End abschlieĂen (Copy-Anzeige leuchtet)
Was sagten Sie gerade, wieviele Kopien brauchen Sie...?
Bild 2: Der Multi-Buffer wird einfach eingeschleift
Auf die PlÀtze...
Als erstes wurde die kleinere Datei (entspricht einer normalen Brief-Datei) einmal ohne eingeschleiften Spooler ausgedruckt und jeweils die Zeiten, bis der Computer wieder eingabebereit war, gestoppt. AnschlieĂend wurde der Puffer angeschlossen und die Ausdrucke einmal ĂŒber die Spooler-Funktion und ein zweites Mal ĂŒber die Bypass-Funktion gedruckt. Die Ergebnisse finden Sie in der Tabelle 1. Die Zeitangaben fĂŒr Wordplus stimmen nicht hundertprozentig, da man ja nach dem Druckbefehl eine andere Datei weiterbearbeiten kann (Druck im Hintergrund, es geht doch...). Die einzige Aussage ĂŒber den Druckablauf ist das HĂ€kchen im MenĂŒeintrag - nur, wenn irgend ein MenĂŒeintrag geöffnet wird, stoppt die Druckausgabe. Deswegen sind die Werte in Tabelle 1 etwas ĂŒber den Daumen gepeilt. Diese Werte muĂ ich kurz kommentieren. Der groĂe Unterschied fĂŒr die ASCII-Datei zwischen âohne Spooler" und âBypassâ ergibt sich einfach daraus, daĂ beim Einschalten der Bypass-Funktion wie oben bereits erwĂ€hnt das Papier schon eingezogen w ird. Ansonsten zeigen die Werte ja einen gewissen Zeitvorteil bei der Spooler-Funktion. Das beim SIGNUM!-Ausdruck allerdings die 16k-LED schon aufleuchtete, hĂ€tte mich miĂtrauisch machen sollen...
Einen Spooler mit kleinen Dateien zu testen, ist ja nicht ganz im Sinne des Erfinders, deshalb wurde der Testlauf mit einem gröĂeren Text wiederholt ica. 5 Seiten ASCII-Text, s. Tabelle 2). Kaum zu glauben, aber SIGNUM! braucht ohne angeschlossenem Spooler weniger Zeit als mit! AuĂerdem war nach sage und schreibe 57 Sekunden der 64kRAM-Puffer voll...
Die restlichen Zeiten können sich sehen lassen, bei der ASCII-Datei meldet sich der Computer schon nach 12% der ursprĂŒnglich benötigten Zeit zurĂŒck, aber...
- | GröĂe | ohne Spooler | Bypass | mit Spooler
------ | ----- | ----- | ----- | -----
ASCII | 821 | 7,9 sek | 2,8 sek | 2,7 sek
Wordplus | 942 | 19,3 sek | 17,1 sek | 9,8 sek
SIGNUM! | 1980 | 44,5 sek | 46,5 sek | 25,8 sek
Tabelle 1: Zeitvergleich mit kleinen Dateien
Fazit
FĂŒr eine Zeitersparnis beim Ausdruck von SIGNUM!-Texten ist dieser Druckerpuffer gĂ€nzlich ungeeignet -es heiĂt also weiterhin warten. FĂŒr die anderen Anwendungen ist er brauchbar, wĂ€re da bei Wordplus nicht die Möglichkeit, eine andere Datei zu bearbeiten (oder dieselbe, die gerade gedruckt wird, nur unter einem anderen Namen), wĂ€hrend der Drucker im Hintergrund lĂ€uft. FĂŒr ASCII-Datei-en kann genausogut ein (bestimmt billigerer) Softwarespooler verwendet werden. Da wĂ€re noch das Argument der Copy-Funktion, aber wie gesagt - schönen GruĂ von Herrn Morse (wo ist denn der Softwarespooler mit Copyfunktion?).
HP
Bezugsquelle:
Elite Multibuffer MB64 -Preis DM 199,-
erhĂ€ltlich in allen Kaufhof-Filialen (AuĂerdem notwendig: Centronicskabel, gibtâs ab DM 30,- aufwĂ€rts)
- | GröĂe | ohne Spooler | Bypass | mit Spooler
------ | ----- | ----- | ----- | -----
ASCII | 18591 | 2â44 min | 2â38 min | 0â29 min
Wordplus | 18931 | 5â52 min | 5â46 min | 2â35 min
SIGNUM! | 31628 | 17â03 min | 20â23 min | 18â29 min
Tabelle 2: Zeitvergleich mit groĂen Dateien