← ST-Computer 08 / 1987

Eine Sprachausgabe fĂŒr den ST

Hardware


Schon immer versuchte der Mensch, seine eigenen FĂ€higkeiten mechanisch zu reproduzieren. Schon vor Jahrhunderten wurden „Roboter“ gebaut, die das motorische Verhalten des Menschen imitieren sollten. In der Literatur entstanden viele phantastische Geschichten. Die Phantasterei von Schriftstellern der letzten Jahrhunderte wird heute immer mehr zur RealitĂ€t. Der „ideale Prometheus“, den die englische Autorin von „Frankenstein“, Mary Schelly, beschrieben hat, ist zwar noch nicht erschaffen. Der Wettlauf dorthin hat jedoch schon lange angefangen.

Die Reproduktion der menschlichen Stimme gehört ohne Zweifel zum Versuch, ein StĂŒck Menschheit nachzuahmen. Der Einsatz immer leistungsfĂ€higer Computer hat diese Problematik enorm vereinfacht. FĂŒr die ST-Serie von ATARI bietet nun die Firma Schlegel Datentechnik ein Sprachausgabemodul an, das die Erzeugung von KlĂ€ngen ermöglicht.

Die Einheit besteht aus einem Modul, einem Lautsprecher und einem kleinen Netztrafo. In dem Modul sind der Sprachchip und ein NF-VerstÀrker untergebracht. Die Stromversorgung wird durch den mitgelieferten Trafo erzeugt.

Der Anschluß des Moduls an den ATARI erfolgt ĂŒber den Druckerport. Zu diesem Zweck wird eigens ein Anschlußkabel geliefert. Da der Druckeranschluß auf der Karte durchgeschleift wurde, ist der zusĂ€tzliche Betrieb eines Druckers problemlos. Mit einem Schalter, der an der Vorderseite untergebracht ist, kann man zwischen Drucker- und Sprachausgabe wĂ€hlen. Zwei Drehknöpfe an der Oberseite dienen zur Regulierung von LautstĂ€rke und Geschwindigkeit der Wiedergabe.

Ohne Software lÀuft nichts

Der Hardwareteil wird durch eine auf Diskette mitgelieferte Software angesteuert. Zwei Möglichkeiten stehen dem Anwender zur VerfĂŒgung, um KlĂ€nge zu erzeugen. Die Treibersoftware lĂ€ĂŸt sich aus einem GFA-Programm installieren oder wie ein Sprachtreiber fĂŒr 1st Word verwenden. Im letzteren Fall wird der Text gesprochen statt ausgedruckt. Die Treibersoftware war bis Redaktionsschluß noch nicht optimiert, die QualitĂ€t der synthetischen Stimme dementsprechend schlecht. Laut Hersteller wird noch an einer qualitativen Verbesserung der Software gearbeitet. Der in das Sprachmodul eingebaute Sprachprozessor lĂ€ĂŸt sich aber softwaremĂ€ĂŸig noch wesentlich effektiver ansteuern. Zu diesem Zweck ist eine Liste mit phonetischen Lauten mit dem dazugehörigen Code beigelegt. Der fleißige Anwender wird in dieser Liste mit Sicherheit eine große Hilfe zur Klangoptimierung finden.

Was nun....?

Man kann darĂŒber streiten, ob solche Erweiterungen einen ernsthaften Einsatzbereich haben oder nur eine Spielerei sind. Wenn man eine digitalisierte Stimme zur alltĂ€glichen BegrĂŒĂŸung nach dem Einschalten des Rechners benutzt, all das ist wohl nichts anderes als eine alberne Spielerei. Anders sieht die Sache aus, wenn man ein solches GerĂ€t als Verbindungsglied zur Außenwelt bei Behinderten einsetzt oder zum Beispiel als Bestandteil eines Sprachlabors.

Das ST VOICE (so heißt das Sprachmodul) ist im Moment durch die mitgelieferte Software noch nicht in der Lage, anspruchsvolle Anwendungen zu bewĂ€ltigen. Das soll sich in Zukunft Ă€ndern. Ein anderes Problem ist, daß die Wiedergabe ĂŒber einen externen Lautsprecher erfolgt; dadurch ist man immer an die zusĂ€tzliche Hardware gebunden.

Es bleibt also abzuwarten, daß der Softwaretreiber von ST VOICE verbessert wird. Dann könnte dieses an sich sehr gelungene GerĂ€t eine ernsthafte Anwendung finden.

Schlegel Datentechnik Schwarzachstraße 3 7940 Riedligen