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HYBRID ARTS MidiTrack ST Professional - Die Video-Connection

Musik

Bild 1: Der Miditrack ST professional mit SMPTE-Synchronizer

Auf der Musikmesse Frankfurt stellte die amerikanische Firma Hybrid Arts interessante Produkte vor, unter anderem den Midi-Sequencer „MidiTrack ST professional“, in dessen Lieferumfang zusĂ€tzlich zur Software ein vollstĂ€ndiger SMPTE-Synchronizer enthalten ist. Falls auch fĂŒr Sie diese Begriffe nur Fragezeichen sind, lesen Sie bitte zunĂ€chst den Kasten weiter unten.

AuffĂ€llig an diesem Paket ist auf Anhieb der Preis: Bisher war kein Standalone-Synchronizer unter 2000 DM zu bekommen - der SMPTE-Track-Sequencer kostet samt Synchronizer-Hardware nur 1295 DM! Dies ist ein sehr gĂŒnstiger Preis, obwohl man dafĂŒr keinen völlig unabhĂ€ngigen Synchronizer (man braucht ja immer noch den Computer) bekommt. Schließlich ist noch ein Sequencer dabei, und zwar kein schlechter.

Der Sequencer hat ein Ă€hnliches Konzept wie eine Tonbandmaschine, das macht die Bedienung fĂŒr Musiker recht einfach. Er verfĂŒgt ĂŒber 60(!) vollpolyphone Spuren. Die Auflösung betrĂ€gt, soweit aus dem Handbuch ersichtlich, 1/384 Note, unabhĂ€ngig vom Tempo. Mit einem ’Assembly Chain’-Kommando können Ausschnitte einer oder mehrer Spuren in einer Blocktabelle erfaßt und beliebig kombiniert werden. Damit ist die Komposition von Titeln, wie sie in der Popmusik hĂ€ufig praktiziert wird, schnell und komfortabel möglich. DarĂŒberhinaus können die einzelnen Spuren komplett oder abschnittsweise kopiert, transponiert, quantisiert oder gelöscht werden. Leider ist in der derzeitigen Version des Programms noch kein Editor zur Bearbeitung der einzelnen eingespielten Midi-Events enthalten. Die MenĂŒleiste des Programms weist aber schon einen Titel 'Graphics* auf, unter dem sich in einer spĂ€teren Version ein solcher Editor finden soll.

Zu dem Sequencer, der ĂŒbrigens vollstĂ€ndig GEM-unterstĂŒtzt ist (allerdings englisch), wird ein winziges AnleitungsbĂŒchlein geliefert. Es ist sehr mißverstĂ€ndlich und wenig instruktiv. Eine deutsche Anleitung, die erheblich ausfĂŒhrlicher werden soll, wird zur Zeit vorbereitet.

FĂŒr den Betrieb wird ein beliebiger Atari ST mit TOS im ROM benötigt. Der MidiTrack professional unterstĂŒtzt sowohl den monochromen wie den Farbmonitor. Außerdem muß man natĂŒrlich noch mindestens ein midifĂ€higes Keyboard haben, sonst kann man mit dem Sequencer nicht viel anfangen.

Der Bildschirm ist in zwei HĂ€lften aufgeteilt. Links findet sich eine Tabelle der 60 Spuren, von denen man jeweils zwanzig zugleich sehen kann. Mit einem Rollbalken kann man durch die Tabelle ’hindurchscrollen’. In der Tabelle werden außer der Spurnummer eine Reihe von wichtigen Informationen ĂŒber den Zustand der Spur angezeigt.

Die rechte BildschirmhĂ€lfte beinhaltet die eigentlichen Bedienungselemente fĂŒr den Sequencer. Wie beim in der letzten Ausgabe getesteten „Easy Track“ findet sich auch hier in der obersten Zeile eine Namensanzeige des geladenen StĂŒckes, darunter Versionsnummer sowie Datum und Zeit der letzten Änderung. Die Versionsnummer wird bei jedem Abspeichern des StĂŒckes automatisch erhöht. Darunter beginnen die 'Armaturen’, mit denen der MidiTrack professionell bedient wird: Ganz links die Tempoanzeige in SchlĂ€gen pro Minute. Sie funktioniert gleichzeitig als Tempoeinsteller; die linke Maustaste verringert das Tempo um einen oder um zehn SchlĂ€ge, je nachdem ob man auf die Zahl oder das Notensymbol der Tempoanzeige klickt. Die rechte Maustaste erhöht den Tempowert entsprechend. Dieses Prinzip wird bei allen Einstellern im Programm verwendet: Linke Maustaste erniedrigen, rechte Taste erhöhen. Meistens ist diese Methode sehr praktisch und komfortabel, nur an einigen Stellen ist sie gewöhnungsbedĂŒrftig: NĂ€mlich dort, wo bei mehrstelligen Zahlen jede Stelle einzeln um eins erhöht oder erniedrigt werden kann (Einer, Zehner, Hunderter).

Abbildung 2: Titelseite des Miditrack und SMPTE-Mate accessory

Neben der Tempoanzeige findet sich das optische Metronom. Es schlĂ€gt richtig im Takt und hat sogar einen metronomĂ€hnlichen Sound (ĂŒber den eingebauten Lautsprecher), den man mit einem Lautsprechersymbol an-und abschalten kann.

Ganz rechts befindet sich schließlich ein Umschalter fĂŒr die Synchronisation: Ein Atari-Logo zeigt den internen Synchronisationsmodus, eine stilisierte Midi-Buchse Midi-Sync und eine Rechteckwelle Synchronisation ĂŒber die mitgelieferte Syncbox an. Die Syncbox ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit SMPTE, außer diesem Timecode beherrscht die Box noch eine Reihe anderer, meist herstellerabhĂ€ngiger Syncmodi. Probleme mit der Koppelung unterschiedlicher GerĂ€te sollten damit der Vergangenheit angehören; mir jedenfalls fĂ€llt kein GerĂ€t ein, das sich nicht zumindest mit einer der eingebauten Sync-Möglichkeiten vertrĂŒge.

Etwas verwunderlich ist das Icon, das sich unter der Tempoanzeige befindet. Hinter diesem Symbol verbergen sich siebenundzwanzig Register, die Werte fĂŒr den Autolocator enthalten können.

Abbildung 3: Die „Assemble-Chain“ Dialogbox

Tonbandmaschinen haben solch einen Autolocator, um bestimmte (meist auch speicherbare) Bandstellen schnell, mit einem Knopfdruck, anfahren zu können. Zwischen zwei Locatorpunk-ten kann meist auch eine Schleife programmiert werden, eine dauernde Wiederholung des StĂŒckes zwischen den beiden Punkten also. Die Bandmaschine spult dann bei Erreichen des zweiten Punktes automatisch zum ersten zurĂŒck und spielt von dort aus weiter. DarĂŒber hinaus kann man oft automatisch gestartete Aufnahmen zwischen zwei Punkten programmieren. Was eine Bandmaschine kann, kann der Computer schon lange, und deshalb hat auch fast jeder bessere Sequencer einen solchen Autolocator eingebaut. Beim „MidiTrack Professional“ verfĂŒgt er, wie gesagt, ĂŒber siebenundzwanzig Speicherstellen. Jede davon enthĂ€lt sowohl einen Start- und einen Endpunkt fĂŒr die Programmierung von Abspielschleifen. Außerdem kann noch ein Start- und Endpunkt fĂŒr eine automatische Aufnahme gespeichert werden; beide Paare sind unabhĂ€ngig voneinander zu aktivieren. Dazu dient der große Block unterhalb des „Registrierkassen“-Symbols. Von oben nach unten zeigen vier Anzeigen (die auf 384tel Noten genau sind) ĂŒbereinander folgendes an: Autolocator-Endpunkt, automatische Aufnahme Endpunkt, automatische Aufnahme Startpunkt und Autolocator-Startpunkt. Darunter befindet sich ein ZĂ€hlwerk fĂŒr die aktuelle Bandposition. Pfeile verbinden die zusammengehörigen Start-Ende anzeigen, durch Klicken auf diese Pfeile werden die Autolocator-Funktionen an- oder abgeschaltet.

Jede der vier Autolocator-Anzeigen hat zusĂ€tzlich einen Pfeil, mit dem die aktuelle ZĂ€hlwerkposition in die Anzeige ĂŒbernommen werden kann. Das ermöglicht es, beim Abhören eines StĂŒckes den Locator exakt auf eine bestimmte Position zu setzen.

Die Verwendung dieses Features lĂ€ĂŸt sich am besten an einem Beispiel erlĂ€utern. Nehmen Sie an, Sie haben einen Song aufgenommen und irgendwo im dritten Refrain haben Sie sich verspielt. Der Refrain ist sechzehn Takte lang, Sie wollen aber nur die Takte 12 bis 14 neu einspielen. Also setzen Sie den Autolocator auf den Anfang und das Ende, die Anzeigen fĂŒr die automatische Aufnahme (Punch in/out genannt) auf den 12. und 14. Takt des Refrains. Der Sequencer wiederholt jetzt pausenlos die ganzen sechzehn Takte, aufgenommen wird aber nur von Takt 12 bis Takt 14. Die fehlerlosen Teile bleiben unberĂŒhrt.

Hinter der Registrierkasse steckt aber noch mehr. Klickt man auf das Icon, verwandelt es sich in ein Wiederholungszeichen. Dieses Symbol dient dazu, beliebige Ausschnitte eines StĂŒckes unter einer Nummer zu speichern. Auf hundert SpeicherplĂ€tzen können Start- und Endpunkt einer solchen ’Section’ sowie die in dem Pattern enthaltenen Spuren abgelegt werden. Beispiel: Der zweite Refrain beginnt bei Takt 67 und endet bei Takt 83. In diesem Refrain werden die Spuren 1, 5, 6, 13 und 24 verwendet. Diese Information kann man nun unter einer Nummer abspeichern. Wozu? Ein sehr komfortables Feature des Miditrack Professional ist das ’Assembly Chain’-Kommando. Mit ihm kann man aus den oben genannten ’Sections’ sehr schnell und einfach ein StĂŒck zusammenbauen. Dazu hat man eine Tabelle, in der man eine Nummer (einer ’Section’) sowie eine Startzeit eingibt. Aus der LĂ€nge dieses ersten Patterns errechnet der Computer die Startzeit eines zweiten Patterns, fĂŒr das wieder eine beliebige der hundert Nummern eingegeben werden kann. Beispiel: Ein StĂŒck besteht aus fĂŒnf Teilen. Jeder dieser Teile wird eingespielt und unter einer Nummer als ’Section’ gespeichert. Die Reihenfolge der Teile kann dann einfach in der Tabelle bestimmt werden. Ohne irgendwelche Änderungen an den bisher aufgenommenen Teilen kann sogar ein neuer Teil an einer beliebigen Stelle eingefĂŒgt werden, indem man einfach in der Tabelle die ’lnsert'-Funktion benutzt. Eine Löschfunktion, mit der man Patterns aus der Tabelle löschen kann, existiert natĂŒrlich ebenfalls. Dabei wird aber nicht die Aufnahme gelöscht, das Pattern ist nur nicht mehr in dem 'Chain’ (engl. Kette) enthalten. Ein fertiger 'Chain’ kann nun auf einer beliebigen leeren Spur des Sequencers, wie jede gewöhnliche Aufnahme, abgelegt werden. Daraus ergibt sich, daß problemlos auch mehrere ’Chains’ erstellt und gespeichert werden können, um komplizierte Strukturen schnell aufnehmen zu können. DarĂŒber hinaus verhalten sich alle Spuren, die nicht in einem Pattern enthalten sind, wie ganz gewöhnliche Tonbandspuren. Man kann also aufnehmen, ohne an Patterngrenzen gebunden zu sein. Die ’Sections’ sind erst dann wirksam, wenn sie in einem 'Chain’ verwendet werden. Davor verhalten sie sich wie normale Spuren. Um den Überblick ĂŒber die definierten ’Sections’ zu behalten, gibt es ein 'Review Sections’-Kommando, das auf dem Bildschirm eine Liste der Section-Nummern mit den dazugehörigen Start- und Endpunkten sowie den Spuren darstellt.

Abbildung 4: Die „Review-Sections“ Dialogbox

Rechts neben der Box mit den Autolocator-Anzeigen befinden sich drei weitere Icons. Das oberste dient zum Transponieren eines ganzen StĂŒckes. Dabei werden alle Spuren transponiert. Wahlweise können jedoch alle Spuren, die auf einen bestimmten Midi-Kanal eingestellt sind, von der Transposition ausgeschlossen werden. Das ist wichtig bei Schlagzeugspuren, denn die Drumcomputer liefern meist nur einen Ton. Darunter befindet sich ein Einsteller fĂŒr Midi-Programmwechsel auf einem einstellbaren Midikanal. Komfortabel ist dabei, daß man fĂŒr jeden Midikanal das Darstellungsformat des Programmwechsel-Befehls (Übertragen wird nach Midi-Norm eine Zahl zwischen 0 und 127) einstellen kann; schließlich hat jeder Hersteller eine eigene ZĂ€hlweise fĂŒr die Programmspeichernummern: Die einen zĂ€hlen von Al, A2, A3..., Bl, B2..., die anderen 1-1, 1-2..., wieder andere fangen bei 0 an zu zĂ€hlen oder bei eins. Kurz gesagt: Man verliert leicht die Übersicht oder muß dauernd umrechnen. Diese MĂŒhe nimmt „MidiTrack Professional“ ab.

Alle Programmwechsel, die auf dem eingestellten Kanal gesendet werden, werden neben dem Icon im voreingestellten Datenformat angezeigt, außerdem kann man durch Anklicken des Icons Programmwechsel am angeschlossenen Synthesizer vornehmen. Das letzte Icon dient dem An- oder Abschalten der Midi-Thru-Funktion, mit der die ankommenden Midi-Daten direkt zum Midi-Ausgang durchgeschleift werden können. Diese Funktion gibt normalerweise alle Informationen auf demjenigen Midi-Kanal aus, auf dem sie angekommen sind; man kann aber auch alle ankommenden Informationen auf einen bestimmten Midi-Kanal umlenken. Ganz unten auf der BedienungshĂ€lfte des Bildschirms befindet sich eine Anzeige, die angibt, wieviel Prozent des Speichers von dem eingespielten StĂŒck verbraucht werden.

DarĂŒber finden sich die wichtigsten Bedienungselemente: Eine Reihe von Tasten, die ein wenig an einen Cassettenrecorder erinnern, nur die Record-Taste fehlt und auch die Tasten fĂŒr schnellen Vor- und RĂŒcklauf. DafĂŒr gibt es aber eine Taste mit der Aufschrift ’Keep’ (engl, behalten). Von links nach rechts haben die Tasten die Bedeutung: Stop, Abspielen, Pause, Keep. Die Keep-Taste hat etwa die Funktion der Record-Taste eines Cassettenrecorders, nur ein wenig raffinierter. Der MidiTrack professional Sequencer muß nĂ€mlich nicht erst auf Aufnahme geschaltet werden, er nimmt immer alles auf, was zum Midi-Eingang hereinkommt. Danach kann man sich entscheiden, ob man die Aufnahme durch DrĂŒcken der ’Keep’-Taste behalten möchte. Die Spur, auf der die Aufnahme gespeichert wird, muß erst nach der BetĂ€tigung der ’Keep’-Taste gewĂ€hlt werden. Unabsichtliches Überspielen einer Aufnahme ist so fast unmöglich; will man eine neue Aufnahme auf einer bereits bespielten Spur ablegen, wird zur Sicherheit noch einmal nachgefragt, ob der Hit, der sich auf dieser Spur befindet, wirklich unwiederbringlich gelöscht werden soll.

Mit Hilfe des ZĂ€hlwerks sind auch Single-Step-Aufnahmen möglich. An der gewĂŒnschten ’ Bandstelle’ drĂŒckt man die Pause-Taste. Man kann nun am Keyboard eine Taste drĂŒcken und mit der Maus am ZĂ€hlwerk um die gewĂŒnschte FĂ€nge ’weiterklicken’. Jederzeit kann zwischen Real Time und Single-Step-Aufnahmen umgeschaltet werden.

Die wichtigsten Bedienungselemente sind damit erklĂ€rt. In der MenĂŒleiste findet sich zudem eine Reihe weitere nĂŒtzlicher Befehle.

Im ’Desk’-MenĂŒ gibt es, wenn man von der Originaldisk bootet, zwei neue Desktop-Accessories, die nĂŒtzliche Zusatzfunktionen enthalten: ’SMPTE-Mate’ beinhaltet eine Reihe nĂŒtzlicher Funktionen zur Erzeugung und zum Fesen des SMPTE-Timecodes, ’Gen-Patch’ dient zur Verwaltung von Synthesizer-Sounds, ohne den Sequencer verlassen zu mĂŒssen.

Leider arbeitet es nicht eigenstĂ€ndig, sondern erledigt nur die Verarbeitung von Files, die mit einem anderen Programm gleichen Namens, das aber nicht mitgeliefert wird, erzeugt werden. Dieses ’ GenPatch'-Programm dĂŒrfte allerdings das universellste Verwaltungsprogramm fĂŒr Midi-Keyboards sein, das auf dem Markt erhĂ€ltlich ist; es arbeitet mit nahezu allen MidifĂ€higen Synthesizern zusammen und kann auch an ausgefallene Modelle angepaßt werden.

Der nĂ€chste MenĂŒtitel heißt ’File’ und enthĂ€lt alles, was zum Faden und Speichern von StĂŒcken notwendig ist. Auch das Formatieren von Disketten ist möglich.

Im ’Track’-MenĂŒ finden sich einige Funktionen, die ganze Tracks betreffen. Das ’Name’-Kommando erlaubt es, jede Spur einzeln mit einem Namen zu versehen. Mit ’Protect’ und ’Unprotect’ kann man einen Track vor jeder Änderung schĂŒtzen oder diesen Schutz rĂŒckgĂ€ngig machen. ’Dele-te’ schließlich löscht eine Spur endgĂŒltig.

Die Funktionen des ’Edit’-MenĂŒs betreffen ebenfalls meist einzelne Spuren, zum Teil aber auch den ganzen Song. Mit 'Name Song’ und ’Erase Song’ kann ein Song einen Namen bekommen bzw. völlig gelöscht werden. Die Kommandos 'Review Sections’ und ’Assemble Chain’ wurden bereits besprochen. Mit ’Build Tempo Track’ kann eine Spur fĂŒr TempoĂ€nderungen angelegt werden. Das Prinzip ist das gleiche wie bei ’Chains’: In eine Tabelle wird eine Position und ein Tempowert eingetragen. Beim Abspielen wird das Tempo entsprechend verĂ€ndert.

Die restlichen Funktionen des ’Edit’-MenĂŒs dienen der Editierung einzelner Tracks. Mit der ’Copy Track’-Funktion können Spuren kopiert werden. Felder werden in der jetzigen Version immer die vollstĂ€ndigen Daten kopiert, der neue Track ist völlig unabhĂ€ngig von seinem Ursprungstrack. HĂ€ufig wĂ€ren jedoch sogenannte Schattentracks nĂŒtzlich, die sich etwa nur in der Midi-Kanalnummer vom Original unterschieden, sich aber ansonsten bei jeder Änderung des Originals mitĂ€nderten. Diese Option ist zwar vorgesehen, funktioniert aber noch nicht.

Mit ’Mix Tracks’ und ’Unmix Track’ können mehrere Tracks zusammengemischt oder diese Mischung rĂŒckgĂ€ngig gemacht werden. ’Quantize Track’ dient der Korrektur ungenau eingespielter Noten. Die Quanitisierungs-lĂ€nge kann auf die 384tel Note genau eingestellt werden. Zwei Korrekturmodi sind möglich: Die Position der Note kann korrigiert werden oder der Startpunkt der Noten, wodurch sich auch ihre FĂ€nge verĂ€ndert. In beiden Modi arbeitet die Quantisierung sehr sauber.

Das ’Durate Track’-Kommando erlaubt es, allen Noten eines Tracks mit einem Knopfdruck eine vorgewĂ€hlte FĂ€nge zu geben: NĂŒtzlich zur Erzeugung typischer Synthesizer-Figuren.

’Transpose Track’ erlaubt die Transposition einer Spur, mit ’Velocity adjust’ kann man die Midi-Velocity-Werte auf drei verschiedene Arten beeinflussen: Im ersten Modus kann man die Velocity-Werte verschieben, so daß das VerhĂ€ltnis der Töne untereinander unverĂ€ndert bleibt, die ganze Spur aber lauter oder leiser wird. Der zweite Modus erlaubt eine Kompression oder Expansion des LautstĂ€rkebereichs, wĂ€hrend der dritte Modus alle Werte, die auĂŸĂŒerhalb eines wĂ€hlbaren Bereiches liegen, verĂ€ndert.

Leider können die Edit-Funktionen zur Zeit nur auf ganze Tracks, nicht aber auf einzelne ’Sections’ angewandt werden. Vielleicht Ă€ndert sich das, wenn der Grafikeditor, der sich unter dem nĂ€chsten MenĂŒpunkt findet, in einer zukĂŒnftigen Version des Sequencers wirklich eingebaut sein wird.

Das ’Midi’-MenĂŒ enthĂ€lt Möglichkeiten zur Voreinstellung einiger Midi-Parameter. Das ’Mode’-Kommando dient zur Aussendung der sogenannten Midi-Mode-Messages, die dazu dienen, die angeschlossenen GerĂ€te in den richtigen Empfangsmodus zu setzen. Leider werden diese Einstellungen nicht mit abgespeichert. Bei vielen GerĂ€ten wird man diese Einstellungen manuell vornehmen mĂŒssen, was auch die Vorteile des der AutoGenPatch-Option (siehe unten) etwas relativiert.

’lnput Filter’ erlaubt es, bestimmte Midi-Daten bereits bei der Aufnahme auszufiltern. Die wichtigsten Filter sind vorhanden. Leider besitzt der MidiTrack keine Filter, die erst bei der Wiedergabe aktiv werden, man kann also nichts nachtrĂ€glich ausfiltern. Außerdem können in der jetzigen Version alle Controller nur gemeinsam an- oder abgeschaltet werden. Die Aufnahme von System-Exclusive-Daten ist vorgesehen, aber in der Testversion noch nicht implementiert.

Mit 'Output Options’ kann die Ausgabe von Midi-Clock und Songpointer-Informationen gesteuert werden.

’Patch Limits’ dient zu der bereits erwĂ€hnten Einstellung des Darstellungsformats fĂŒr Programmwechsel. Leider kann man dieses Format nicht fĂŒr jeden Midi-Kanal einzeln einstellen, so daß die Funktion fĂŒr Besitzer verschiedener Synthesizer nicht besonders wertvoll ist.

Das ’Box’-MenĂŒ enthĂ€lt alle Einstellungen, die mit dem SMPTE-Interface zu tun haben. Hier kann der Typ der externen Synchronisation gewĂ€hlt, die SMPTE-Startzeit eingestellt sowie der Typ des zu generierenden Timecodes ausgewĂ€hlt werden.

Das nĂ€chste MenĂŒ heißt 'Option’. ’Punch Methods’ erlaubt die Auswahl zweier Modi fĂŒr den automatischen Aufnahme-Betrieb, ’Quantize Method’ die Umschaltung der erwĂ€hnten Quantisierungsarten.

Schließlich kann fĂŒr jeden Track ein positives oder negatives Delay eingestellt werden (-99 bis +99 384tel-Noten). Um diesen Wert werden alle Midi-Events vorgezogen oder verzögert.

Die ’AutoGenPatach’-Option ist fĂŒr den Sequencer deswegen so interessant, weil es damit möglich ist, beim Laden eines Songs die dazugehörigen Sounds automatisch an die angeschlossenen Keyboards zu senden — ohne einen einzigen zusĂ€tzlichen Knopfdruck. Fehler, die durch falsche Sounds in den GerĂ€ten entstehen, werden so vermieden. Bei einer grĂ¶ĂŸeren Anzahl von Keyboards kann der Ladevorgang allerdings recht lange dauern: ein Problem, das seine Ursache wohl in der Midi-Norm hat. Trotz allem kann diese Option in Zusammenarbeit mit dem GenPatch-Programm sehr nĂŒtzlich sein.

Das letzte MenĂŒ ’Safety’ erlaubt es, alle möglichen Arten von Sicherheitsabfragen an- und abzuschalten.

Zu jedem Track werden in der Tracktabelle neben der Nummer eine Reihe anderer Informationen angezeigt: Der Name der Spur und Symbole, die an-zeigen, ob die Spur an- oder abgeschaltet ist, ob sie in einem 'Chain’ verwendet wird, ob sie zu Ende ist oder ob die Spur seit dem letzten Abspeichern verĂ€ndert wurde. Schließlich wird noch der eingestellte Midi-Kanal angezeigt, ob die Spur geschĂŒtzt ist oder nicht und zu wieviel Prozent die Spur gefĂŒllt ist.

Alle Funktionen des MidiTrack Professional arbeiten sauber und zur Zufriedenheit. Alle wichtigen Funktionen können auch mit Tasten bedient werden. Leider bietet der Sequencer in seiner jetzigen Version keine besonders ausgefeilten Editierkommandos. Es können immer nur ganze Tracks bearbeitet werden - ein Nachteil, ĂŒber den auch die wirklich ausgezeichnete ’Assemble Chain’-Funktion nicht restlos hinweghelfen kann. GlĂŒcklicherweise ist aber ein Editor bereits angekĂŒndigt.

Am meisten fehlen mir beim MidiTrack professional Vor- und RĂŒckspultasten. Siebenundzwanzig Locator-ositionen sind zwar toll, die Spultasten wĂ€ren trotzdem eine Erleichterung. Ansonsten ist die Bedienung sehr einfach.

Auch das Konzept der Filter ist noch nicht völlig befriedigend. NachtrĂ€gliche Filtermöglichkeiten wĂ€ren wĂŒnschenswert und werden hoffentlich im Editor enthalten sein. Ansonsten wĂ€re nur noch die Anleitung zu kritisieren. Manche Features des Programmes werden in der Anleitung praktisch nicht erwĂ€hnt. GlĂŒcklicherweise ist das Programm recht einfach, wirklich komplexe Editiermöglichkeiten wĂ€ren mit dieser Anleitung nicht zu bedienen.

Besonders gefallen haben mir die große Sicherheit in der Bedienung, die Versionsnummern, die VerĂ€nderungsanzeigen fĂŒr jede Spur und die Sicherheitsabfragen. Man wird vom Programm immer gut informiert.

Das Preis-/LeistungsverhĂ€ltnis des Mi-diTrack Professional ist hervorragend. Der Sequencer bietet mit 60 Spuren ĂŒppigen Platz fĂŒr wohl alle Experimente. Die SMPTE-Box, die zum Lieferumfang gehört, könnte den Kaufpreis von knapp 1300 Mark fast alleine rechtfertigen. Unsere Versuche damit waren wirklich ĂŒberzeugend, nie hatte der Timecode-Leser Schwierigkeiten, und auch kleine Fehler im Bandmaterial wurden ohne Probleme ĂŒbergangen.

Der Sequencer hat ein einfaches, ĂŒbersichtliches Konzept und kann allen, die keinen großen Wert auf ausgefeilte Editier- und Synchronisierungsmöglichkeiten legen, wĂ€rmstens empfohlen werden. Man darf auf den Grafik-Editor gespannt sein.

P.S.: Es gibt den Sequencer auch ohne die SMPTE-Box. Dann heißt er schlicht MidiTrack ST. Diese Version könnte fĂŒr diejenigen interessant sein, die keine Synchronisierungsmöglichkeiten benötigen, weil sie nie mit einem MehrspurtonbandgerĂ€t oder Videorecorder Zusammenarbeiten. Das Preis/ LeistungsverhĂ€ltnis ist fĂŒr diese Version allerdings erheblich ungĂŒnstiger; sie kostet knapp 700 DM. Dieser Preis ist höher als bei den wichtigsten Konkurrenzprodukten, die von den Editiermöglichkeiten her meist besser ausgestattet sind.

Vertrieb: Hybrid Arts Deutschland GmbH Lindenscheidstr. 1 6230 Frankfurt 80

SMPTE und Synchronizer

SMPTE ist die AbkĂŒrzung fĂŒr 'Society of Motion Picture and Television Engineers’, also die 'Gesellschaft der Film- und Fernsehingenieure'. Im Zusammenhang mit der Aufnahmetechnik meint man mit dem Begriff 'SMPTE' einen von dieser Gesellschaft entwickelten Timecode, der zur Synchronisierung verschiedener GerĂ€te dient. Timecodes sind Codierungen eines Zeitablaufs in einem Signal. Entstanden sind solche Codes vor allem in der Filmtechnik aus dem BedĂŒrfnis, den Zeitablauf eines Films exakt zu bestimmen, schließlich mĂŒssen Ton und Bild synchron abgespielt werden FrĂŒher erreient man den Gleichlauf von Bild und Ton mit mechanischen Mitteln, indem man Film und Tonband gleichermaßen perforierte und dann ĂŒber gemeinsame AntriebsrĂ€der bewegte. Dabei war die Perforation gewissermaßen ein mechanischer Timecode. FĂŒr die moderne Film-und besonders Videotechnik war eine elektronische Zeitkodierung notwendig. Denn mit dem Aufkommen von MehrspurtonbandgerĂ€ten, die bis zu 48 Spuren parallel aufzeichnen können, und Videorecordern, spĂ€ter dann auch in Zusammenarbeit mit Musikcomputern, wurden völlig neue Wege der Filmvertonung möglich. Aber auch fĂŒr die Koppelung mehrerer TonbandgerĂ€te oder von TonbandgerĂ€ten und Sequen-cern ist ein möglichst prĂ€ziser Timecode unbedingt erforderlich. Da es aber sehr viele verschiedene Timecodes gibt und auch TonbandgerĂ€te einen Timecode nicht direkt umsetzen können, werden sogenannte Synchronizer benötigt. Diese GerĂ€te setzen die im Timecode enthaltenen Informationen in fĂŒr die angeschlossene Maschine verstĂ€ndliche Steuersignale um.

Der SMPTE-Timecode ist einer der gebrĂ€uchlichsten Timecodes. Er basiert auf einer kontinuierlichen Zeitinformation, die auf den AufzeichnungstrĂ€ger (z. B. Ton- oder Videoband) aufgenommen wird Die Zeitinformation besteht aus Stunden, Minuten, Sekunden und Frames. Ein Frame (engl. 'Rahmen') ist ein einzelnes Bild. Beim europĂ€ischen Fernsehen, das mit einer Bildwechselrate von 25 Bildern (50 Halbbildern) pro Sekunde arbeitet, entspricht ein Frame 1/25tel Sekunde. Entsprechend den unterschiedlichen Bildwechselraten von europĂ€ischen und amerikanischen Fernsehnormen oder der internationalen Filmnorm gibt es also mehrere SMPTE-Varianten, zwieshen denen man bei jedem modernen Synchronizer umschalten kann. FĂŒr besonders hohe Genauigkeitsanforderungen gibt es noch sogenannte Subframes, was eine zusĂ€tzliche Unterteilung der einzelnen Frames bedeutet. Im Gegensatz zu anderen Timecodes gibt es bei SMPTE keinen festen Bezug zwischen der Codespur und den aufgezeichneten GerĂ€uschen oder Bildern. Dieser Bezug muß dem Synchronizer einprogrammiert werden (zum Beispiel: Man gibt dem Symchro-nizer das Kommando, bei Erreichen der SMPTE-Zeit 00:01:23:07, also null Stunden, einer Mnute, 23 Sekunden und 7 Frames ein BandgerĂ€t zu starten und es bei 00:56:55:01 wieder abzuschalten). Dies hat gegenĂŒber einer direkt tonbezogenen Aufzeichnungstechnik den Vorteil, daß Änderungen an bereits aufgenommenen StĂŒcken nicht zu einer Änderung des Timecodes fĂŒhren und deshalb die von der Änderung nichtbetroffenen Teile nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

Zum Schluß noch ein Beispiel fĂŒr tonbezogene Timecodes: Im Midi-Zeitcode wird das Tempo eines StĂŒckes exakt festgelegt. Man drĂŒckt die Start-Taste und der Sequencer beginnt exakt 24 Impuls pro gespielter Viertelnote (also einen pro 96tel Note) zu senden. Die Umsetzung eines derartigen Codes in Bilder wĂ€re verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig mĂŒhsam. Außerdem mĂŒĂŸte, um das StĂŒck zum Beispiel um zehn SchlĂ€ge pro Minute schneller spielen zu lassen, der gesamte Timecode neu aufgezeichnet werden, da der Ablauf des StĂŒckes im Timecode festgelegt ist. Das Verschieben eines StĂŒckes z. B. unter einem Film (wenn die Musik vielleicht zu frĂŒh anfĂ€ngt) ist nur mit Löschen der gesamten Arbeit möglich. Bei SMPTE mĂŒĂŸte dem Synchronizer lediglich mitgeteilt werden, daß er ein wenig spĂ€ter zu starten hat. Das spart bei Produktionen viel Zeit und noch mehr Geld.