← ST-Computer 04 / 1987

Vortex HD 20 - 20 MByte im Kleinformat

Hardware


Beim professionellen Einsatz benötigt ein Rechner fĂŒr die Verwaltung großer Datenmengen eine Festplatte. Inzwischen gibt es viele Fremdhersteller, die Festplatten fĂŒr den ST in verschiedener GrĂ¶ĂŸe und QualitĂ€t anbieten. Eine dieser Firmen ist Vortex, deren 20-MByte-Festplattensystem wir Ihnen hier vorstellen möchten.

Ein gemeinsames Merkmal aller bisher fĂŒr den ST angebotenen Festplatten war ihre ĂŒberdimensionale GrĂ¶ĂŸe. Die von ATARI produzierte SH 204 etwa ist grĂ¶ĂŸer als ein Schuhkarton. Die Vortex-Festplatte dagegen wird zwar in einer sehr großen Verpackung geliefert, das GerĂ€t selbst ist jedoch nur um weniges grĂ¶ĂŸer als ein Original-Floppylaufwerk. Ein anderes Merkmal, das die Vortex-Festplatte von anderen unterscheidet, ist der niedrige GerĂ€uschpegel: Man hört nur ein leichtes Summen, das die Arbeit am Computer nicht stört. Im Vergleich zu dem Orkan, den die Atari- oder ICF-Festplatte entfachen, ist es nur ein laues LĂŒftchen, das der Vortex-LĂŒfter in das GehĂ€use hineinblĂ€st. In der atarigrauen Schale mit den Abmessungen 307 mm LĂ€nge, 113 mm Breite und 64 mm Höhe befinden sich das eigentliche Festplattenlaufwerk, das Netzteil und ein spezieller Adapter, der das Plattenlaufwerk mit dem DMA-Controller des ST verbindet, der sogenannte ’Hosta-dapter’. An den DMA-Anschluß des Atari kann man bis zu acht solcher Adapter anschließen.

Bei dem Laufwerk handelt es sich um eine 3,5 Zoll-Festplatte mit integriertem SCSI-Controller, der der ANSI-Norm X3T9.2/82-2 entspricht. Die Festplatte besitzt zwei Platten mit insgesamt vier OberflĂ€chen. Vier Köpfe sind fĂŒr Schreiben bzw. Lesen zustĂ€ndig. Die Platte hat eine formatierte KapazitĂ€t von 20.3 Megabyte. Wie bei der Festplatte von ICF (siehe Test Novemberheft ’86) wird von Vortex ein Kabel geliefert, das lang genug ist, um die Platte hinter dem Rechner neben dem Monitor aufzustellen.

Die Software

Nicht nur Abmessungen oder technische Merkmale des Laufwerkes sind bei einer Harddisk von Bedeutung. Um ein PeripheriegerĂ€t am ST zu betreiben, benötigt man außer der Hardware ein entsprechendes Steuerprogramm, das das GerĂ€t an das Betriebssystem anpaßt. Man nennt solche Programme auch „Treiber“. Dieses Programm ist im Lieferumfang enthalten. Der Harddisktreiber muß in den Arbeitsspeicher geladen und „installiert“ werden. Dies kann auf zwei Arten geschehen: Laden und Starten von der Diskette oder direkt von der Festplatte. Möchte man den Festplattentreiber gleich beim Einschalten des Rechners automatisch installieren, so kopiert man sich einfach das Programm mit der Bezeichnung VHDT.PRG in einen AUTO-Ordner auf einer Diskette. Das hat jedoch den Nachteil, daß man beim Einschalten immer diese Diskette im Flop-pylaufwerk haben muß, um die Harddisk ĂŒberhaupt installieren zu können.

Man kann dies umgehen, indem man das Installationsprogramm direkt von der Festplatte lÀdt. Wie bereits erwÀhnt wurde, befindet sich im TOS kein vollstÀndiger Festplattentreiber, jedoch eine kleine Routine, die das Lesen eines bestimmten Datenblocks von der Platte ermöglicht. Wird der Disktreiber in diesem Datenblock abgelegt, wird die Festplatte automatisch installiert. Eine Besonderheit des Betriebssystems ist dabei allerdings zu beachten:

Nach dem Einschalten der Festplatte braucht sie bis zu 15 Sekunden, bis der Motor die gewĂŒnschte Nenndrehzahl erreicht hat. Danach versucht das TOS nur 0,1 Sekunde lang, die Festplatte anzusprechen. Meldet sich die Platte nicht, geht das Betriebssystem davon aus, daß keine Harddisk angeschlossen ist und greift auf das Floppylaufwerk zu. Dieses Problem taucht stĂ€ndig beim ersten Einschalten von Rechner und Festplatte auf. Hier hilft nur, das ganze System neu zu starten.


Bild 2: Bis zu vier Partitions lassen sich einteilen

Außer der Treibersoftware befinden sich auf der mitgelieferten Diskette noch zwei weitere Programme, die sehr wichtig sind: Ein Dienstprogramm, das den Namen HD20.PRG trĂ€gt und das Programm PARK.PRG. Das letztere Programm wird benötigt, um die Festplatte bei Stillstand oder Transport vor Schaden zu schĂŒtzen. Es ’parkt’ die Schreib/Leseköpfe, die beim Betrieb der Platte auf einem hauchdĂŒnnen Luftpolster schweben, auf unbenutzten Spuren des Laufwerkes, um BeschĂ€digungen von Daten durch Abrieb zu verhindern. Das andere Dienstprogramm, das in der Software enthalten ist, erleichtert die Bedienung der Festplatte. Es bietet eine FĂŒlle von Möglichkeiten, die vom Formatieren der Platte bis zur Festlegung, von wo der Treiber geladen wird, reichen. Die Aufteilung der Platte in 'Partitionen’ (logische Laufwerke) wird ebenfalls von diesem Programm bewerkstelligt. Man kann die HD20-Platte in bis zu vier solcher Partitionen aufteilen. Hierbei sollte man beachten, daß das TOS eine maximale PartitiongrĂ¶ĂŸe von 16 MByte verwalten kann. Das Löschen einer Partition, ohne daß die ĂŒbrigen Partitionen beeintrĂ€chtigt werden, ist ebenfalls mit diesem Programm möglich.

Bei einer so hohen Datendichte kann es Vorkommen, daß einzelne Sektoren der Platte defekt sind. Trifft der Treiber auf einen solchen Bereich, so gibt er eine Fehlermeldung aus. Um solche Stellen zu „beseitigen“, besitzt die Software eine Option, die die ganze Platte „scannt“, die defekten Datenbereiche sucht und als belegt markiert, so daß man normal Weiterarbeiten kann.


Bild 3: Auch von der Hard Disk lĂ€ĂŸt sich booten!

Das Handbuch und der Support

Ein Merkmal fast aller Hard- und Softwareprodukte ist die mangelhafte QualitÀt des dazugehörigen Handbuchs.

ATARI selbst ist das beste Beispiel fĂŒr diese schlechte Gewohnheit: Das Handbuch des ST ist sicher kein Meisterwerk.

Auch in dieser Hinsicht ist Vortex eine Ausnahme. Das mitgelieferte Handbuch ist nicht nur vom Material her gut gelungen, auch der Inhalt ist vorbildlich. Außer der ausfĂŒhrlichen Dokumentation der Software wird fast im Detail die Funktionsweise dieser Festplattenstation erklĂ€rt. Das technische Hintergrundwissen, zum Beispiel des ’Handshaking’ zwischen Festplattenlaufwerk und Controller, werden erklĂ€rt. Sicher gibt es eine Menge von Informationen, die nicht jeder gebrauchen kann, aber es gibt unter all den ST-Anwendern, die sich eine Festplatte zugelegt haben, sicher viele, die sich mit solchen technischen Details beschĂ€ftigen. Die HD20-Festplatte ist ein ausgereiftes Produkt, das fĂŒr jeden, der mit Programmentwicklung zu tun hat oder der mit großen Datenmengen arbeiten muß, ein komfortabler (vor allem ruhiger) und schneller Massenspeicher. Zur Zeit ist nach der Preissenkung der ATARI Harddisk nur noch der Preis von DM 1.798,- ein Problem. Aber kann man Komfort durch einen niedrigeren Preis ersetzen?

Bezugsquelle: Vortex Computersysteme GmbH Falterstr. 51-53 7101 Flein