Hacker sind Kriminelle. Schließlich tun sie verbotene Dinge. Was der Weltkonzern »Digital Equipment« zum Eindringen einer Handvoll Datenreisenden in die NASA und andere Rechenanlagen wissenschaftlicher Einrichtungen in berechtigtem Zorn verlauten ließ, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn von einem Teil der besuchten Rechenanlagen der Marke »VAX« erfuhr DEC nämlich lediglich aus einer Zusammenstellung des Hamburger »Chaos Computer Clubs«. Die Liste umfaßte einige sehr seriöse Institutionen, die auf keiner Kundenliste verzeichnet waren. Kein Wunder: Die Doktoren und Professoren hatten sich die Computeranlagen gebraucht gekauft. Lizenzen für die darauf eingesetzten Betriebssystem-Kopien besaßen sie nicht. »Raubkopien« nennt so etwas der Volksmund.
Wenn Kriminalität am entstandenen Schaden gemessen wird, dann gebührt der Titel »Kriminelle« doch wohl eher denen, die Software für viele zehntausend Mark illegal einsetzen. Und nicht jugendlichen Computerfreaks, die auf Schwachstellen in einem weltweiten Netzwerk hinweisen, in dem immerhin die gesamte westliche Welt ihre Forschungsergebnisse lagert.
Damit haben die Hacker letztlich mehr gesellschaftliches Verantwortungsbewußtsein demonstriert als jene ehrenwerten Wissenschaftler mit ihrer unlizenzierten Software.
In den fünf Jahren, in denen sich hierzulande Freaks mit den Computersystemen in der ganzen Welt beschäftigen, haben sie mit einer Menge Illusionen zum Thema Datenschutz aufgeräumt.
Computersysteme sind nicht hundertprozentig dicht zu machen; wo eine Datensammlung existiert, dort kommt auch jemand unberechtigt heran — das haben die Hacker immer wieder bewiesen. Sogar aus der vielfach abgesicherten Volkszählung scheinen die Daten von Kater Felix (Seite 10) rausgesickert zu sein — auch das haben die Hacker prophezeit.
Wir wollten aber über die Hacker mehr wissen als ihre digitalen Siege. Was für Träume, Hoffnungen und Ängste haben sie? Unser Schwerpunkt »Hacker, Crasher, Datendiebe« (Seite 18) zeigt: Hacker sind nur unwesentlich »verrückter« als andere Menschen. Und sie gehen mit gesundem Mißtrauen und viel Fantasie mit ihren Computern um. Eine gesunde Mischung, finde ich.