Die MSX-Anbieter unternehmen einen zweiten Versuch, um ihren »Standard« erfolgreich an den Mann zu bringen. Der erste Vertreter der MSX-2-Familie, der VG-8235 von Philips, bietet einige starke Leistungen.
Auf der CeBIT-Messe in Hannover erleben die MSX-2-Computer ihre Deutschland-Premiere. Hier der Einstieg von Philips in die zweite MSX-Ära. Den ausführlichen Messebericht mit weiteren Neuigkeiten von der MSX-Front finden Sie in unserer nächsten Ausgabe.
Wie alle MSX-2-Konsolen ist der VG-8235 von Philips voll aufwärtskompatibel zu MSX-1. Das heißt im Klartext, daß alle Programme und alle Peripherie-Geräte, die für MSX-1 erhältlich sind, auch bei den neuen Computern verwendet werden können. Dazu braucht man nicht einmal wie beim Commodore 128 einen bestimmten Modus anzuwählen. Man schiebt einfach eine MSX-1-Diskette ins Laufwerk, schaltet den Computer an und ohne Mätzchen und Verzögerungen schluckt die MSX-2-Konsole das Programm.
Der VG-8235 ist ein komfortabel ausgestattetes Gerät, in dem gleich ein 3%-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 360 KByte Speicherkapazität eingebaut ist. Er wird mit einer deutschen DIN-Tastatur ausgeliefert, die in der Höhe sogar verstellbar ist. Ein Reset-Knopf gegen versehentliches Drücken etwas im Gehäuse versenkt, ist auch vorhanden.
Wir wollen uns natürlich auf die Besonderheiten von MSX-2 konzentrieren. Das ohnehin schon gute Basic wurde noch um einige sehr komfortable Befehle erweitert (siehe Kasten), ist aber voll kompatibel zum Basic der ersten MSX-Generation. 80 Zeichen pro Zeile auf dem Bildschirm darzustellen ist kein Problem, man kann aber auch mit dem WIDTH-Befehl in den von MSX-1 gewohnten 40-Zeichen-Modus wechseln. Die 80-Zeichen-Darstellung ist bemerkenswert gut und selbst auf einem Fernsehgerät lesbar; für den Dauereinsatz empfiehlt sich dennoch die Anschaffung eines Monitors — die Augen werden's danken.
Im stattlichen RAM — immerhin 256 KByte — kann man nach Herzenslust Daten und Bilder in eine RAM-Disk schieben, was vom Basic sogar mit speziellen Befehlen unterstützt wird (Näheres im Basic-Kasten). Ein spezielles Hardware-Schmankerl ist der batteriegepufferte »Uhr-Chip«, auf dem alle möglichen Werte wie Uhrzeit, Datum, Paßwort etc. gespeichert werden und auch nach dem Ausschalten des Computers nicht verlorengehen. Das Definieren von Paßwörtern ist ein besonders neckisches Extra. Durch eine Paßwort-Abfrage unmittelbar nach dem Einschalten schützt man den Computer vor unbefugten Benutzern.
Der VG-8235 wird komplett mit einem Software-Paket ausgeliefert, das bei unserem Testmuster leider noch nicht dabei war. Laut Philips soll es sich um eine Textverarbeitung, eine Datenbank und ein Grafik-Programm handeln, das die Farbenpracht von MSX-2 voll ausschöpft. Alle Programme laufen nur im MSX-2-Modus und machen somit auch von der 80-Zeichen-Darstellung Gebrauch.
Der genaue Preis für die Konsole stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest, dürfte aber zwischen 1500 und 1800 Mark liegen. Wenn man bedenkt, daß ein 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk und drei Anwendungsprogramme im Lieferumfang enthalten sind, ist das durchaus angemessen.
Video-Chip: YM 9938 Sound-Chip: S-3527
RAM: 128 KByte Arbeitsspeicher + 128 KByte Videospeicher; also insgesamt 256 KByte RAM ROM: 64 KByte
Anschlüsse: TV, Audio/Video out, RGB, Kassetten-Recorder, Centronics für Drucker, Cartridge Slot (Modulschacht).
Farben: 512 Farben stehen zur Auswahl, von denen je nach Auflösungs-Modus 2, 4, 16 oder 256 gleichzeitig dargestellt werden können (Maximale Auflösung: 512 x 212 Bildpunkte)
Die technischen Daten von MSX-2
An und für sich ist der Vorbote des neuen Standard-Versuchs ein starkes Gerät, das sich durch seine tollen Grafik-Fähigkeiten, großzügigen Arbeits- und Bild-Speicher und 80-Zeichen-Darstellung als Allroundtalent für Spiele, Grafik und Anwendungen empfiehlt. Ob sich MSX-2 durchsetzen wird, ist eine ganz andere Frage. Die Kompatibilität zu MSX-1 ist nur ein bedingtes Kaufargument, da sich dieser »Standard« nie etablieren konnte und das Software-Angebot sowohl qualitativ als auch quantitativ nicht überzeugen kann, wenn man es mit dem der Marktführer C 64 und Schneider vergleicht. MSX-2-Software, die die Luxus-Hardware ausreizt, muß erst einmal geschrieben werden.
Außerdem geht der Trend bei Hochleistungs-Heimcomputern momentan stark in Richtung 16 Bit. Für knapp 1300 Mark wird man bereits stolzer Besitzer eines Atari 260 ST mit einer 68000-CPU und 512 KByte RAM. Wer sich wirklich einen »besseren« Heimcomputer zulegen will, greift oft gleich zum unwesentlich teureren ST, der neben modernerer Technologie bereits ein attraktives Software-Angebot bietet. (hl)
CALL MKILL: Löscht eine Datei aus der RAM-Disk CALL MNAME ... AS ...: Benennt eine RAM-Disk-Datei um COLOR =: Verändert die Intensität der 16 Grundfarben in je acht Farbstufen
COPY: Kopiert Teile eines Grafikschirms in einen anderen Teil des Schirms, in ein Array oder eine Diskettendatei GET DATE: Zeigt das Datum GET TIME: Zeigt die Uhrzeit
PAD: Fragt Grafik-Tablett, Lichtgriffel, Maus und Trackball ab SET ADJUST: Verändert die Einstellung für die Position, an die der Cursor nach CLEAR/HOME springt
SET BEEP: Verändert Tonhöhe und Lautstärke des BEEP-Tbns.
SET DATE: Stellt das Datum ein
SET PAGE: Wählt aus, welche der gerade im Speicher befindlichen Bildschirmseiten angezeigt wird
SET SCREEN: Speichert verschiedene Bildschirm-Parameter wie Anzahl der Zeichen pro Zeile und Farbwahl in den Uhr-Chip SET TIME: Stellt die Zeit ein
SET TITLE: Bestimmt einen Text, der nach Einschalten des Systems angezeigt wird
VDP: Zeigt den Wert des VDP-Registers an SET PASSWORD: Bestimmt ein Paßwort, das nun nach jedem Einschalten des Computers eingegeben werden muß, bevor man mit dem Gerät arbeiten kann
SET PROMPT: Bestimmt die Antwort des Computers auf Eingaben (normal: »OK«)
Die neuen Befehle des MSX-2-Basic und ihre Bedeutung