1. FC 64 gegen SV Atari

Fast zur gleichen Zeit sind zwei gleichwertige Fußballsimulationsspiele auf den Markt gekommen. Ihre Vorzüge und Schwächen lassen sich deshalb besonders gut erkennen. Es treten gegeneinander an: »Soccer« für den Commodore 64 und »Profi-Fußball« für alle Atari-Computer.

Die Unterschiede beginnen bereits vor dem Anpfiff. Während die Mannschaften bei »Profi-Fußball« stets in denselben Farben einlaufen, erlaubt » Soccer« beiden Teams die Wahl des gewünschten Trikots.
Bei »Soccer« kann man gegen den Computer oder einen menschlichen Gegner antreten, Die Spielstärke der Computermannschaft läßt sich mit neun Schwierigkeitsstufen den eigenen Fähigkeiten maßgereicht anpassen. Blutige Anfänger werden ebenso wie ausgebuffte Profis einen adäquaten Gegner finden.
Ganz anders verhält es sich bei »Profi-Fußball«. Hier stehen lediglich vier Schwierigkeitsgrade zur Verfügung. Schon die leichteste Stufe erfordert erheblichen Trainingsaufwand, um gegen die Computer-Elf nicht hoffnungslos unterzugehen. Lecker wird das Auswahl-Menü dafür bei der Zusammenstellung der Teams. Auf beiden Seiten können beispielsweise zwei Spieler antreten. Besonders reizvoll wird es, zu viert den Computer herauszufordern.

Bedauerlicherweise können Besitzer von Geräten aus der neuen XL-Serie diese kooperative Spielkomponente nicht voll ausschöpfen. Ihre Geräte besitzen im Gegensatz zu den Atari 400 und 800 mit vier Eingängen nur noch zwei Eingänge für Joysticks, Etwas übertrieben scheint es, neben der »normalen« Spielzeit von zehn Minuten für eine Partie »Profi-Fußball« als Alternative noch 45 oder gar 90 Minuten anzubieten. »Soccer« begnügt sich mit zweimal 200 Sekunden, unterbrochen von einer Halbzeitpause mit Seitenwechsel. In beiden Spielen bleiben Schieds- und Linienrichter unsichtbar. Foulspiel gibt es ebenso wenig wie Abseits. Tor- und Seitenaus führen zu Abschlag oder Eckball beziehungsweise Einwurf.

Während bei »Soccer« die demBall am nächsten befindliche Spielfigur automatisch kontrolliert und mit Hilfe des Joysticks dirigiert wird, muß sie bei »Profi-Fußball« durch Druck auf den Aktionsknopf zunächst angewählt werden. Dies ist deshalb erforderlich, um beim gemeinsamen Spiel keine Zweifel darüber aufkommen zu lassen, wer gerade für welche Figur verantwortlich ist. Zugleich wird dadurch möglich, dieselbe Figur auch nach einem Abspiel oder Ballverlust weiter zu kontrollieren.

In beiden Spielen werden die übrigen Spielfiguren vom Computer in Bewegung gehalten und in Position gebracht, so daß der flüchtige Betrachter meinen könnte, eine Fußballübertragung über die Mattscheibe flimmern zu sehen. Dabei erweist sich allerdings »Soccer« als grafisch deutlich überlegen. Unter Verzicht auf vier Feldspieler hat man die verbliebenen Akteure in Aussehen und Bewegungen erstaunlich lebensecht nachgezeichnet. Dagegen sind die Figuren von »Profi-Fußball« in dem Bestreben, beide Teams komplett mit je elf Spielern aufzubieten, doch etwas winzig geraten. Das Bild ähnelt einer Totalaufnahme.

Die bessere Grafik von »Soccer« kommt auch bei den Torwartparaden zur Wirkung. Es ist schon sehenswert, wie sich der Torwart bei Betätigung des Aktionsknopfes in die bedrohte Ecke hechtet, um »das Leder aus dem Dreieck zu fischen«. Dagegen hat der Keeper bei »Profi-Fußball« nur die Möglichkeit, sich dem Schuß in den Weg zu stellen, ist dafür allerdings nicht auf die Torlinie fixiert.

Die den Ball führende Spielfigur ist naturgemäß langsamer als heransprintende Gegner. Um in Ballbesitz zu bleiben, ist also rechtzeitiges Abspiel geboten. Geschossen wird der Ball durch kurzen Druck auf den Aktionsknopf des Steuergeräts. Die Schußrichtung wird durch den Joystick bestimmt. Beide Spiele lassen bei den Schüssen leider keine Variationsmöglichkeiten zu. Von einer computergesteuerten Fußballsimulation sollte man eigentlich mehr erwarten dürfen.

Wie lautet nun das Endergebnis? Letztlich unentschieden: Der 1. FC 64 brilliert mit seiner Grafik -SV Atari mit seiner Möglichkeit, zu viert gegen den Computer anzutreten.

Die Spiele, beide auf Steckmodul, sind für zirka 79,- Mark (»Soccer«) und 129,- Mark (»Profifußball«) erhältlich.



Aus: Happy Computer 08 / 1984, Seite

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