Einige Spectrum-Programme, darunter auch das bekannte Spectrum-Voice-Chess, verwenden als besonderen Gag die Sprache. Und schnell kommt bei vielen Spectrum-Besitzern der Wunsch auf, eigene Programme mit diesem Merkmal auszustatten. Dies ist mit dem Programm Speakeasy möglich, und zwar ohne jegliche Hardware-Erweiterung, wie sie in Form eines Speech-Synthesizers für andere Heimcomputer bekannt ist.
Nach dem Laden des Programms erscheint ein Menü, mit dem unter anderem die Erläuterungen für den Programmgebrauch aufgerufen werden können (Bild 1). Diese sind sehr ausführlich, und, obwohl in Englisch geschrieben, leicht verständlich. Wer sie gerne jederzeit zur Hand hätte, kann sie kopieren.
Doch wie kann man den Spectrum denn nun zum Sprechen bringen? Eigentlich ganz einfach! Zuerst überlegen Sie sich den Text, der ausgegeben werden soll. Diesen sprechen Sie dann über ein Mikrofon auf eine Leerkassette und laden diese wie ein normales Programm in den Spectrum, nachdem Sie die Option »Record« des Menüs angewählt haben.
Während des Ladevorgangs ist Ihre eigene Stimme durch den eingebauten Lautsprecher des Spectrum mitzuhören. Der gesamte Text kann bis zu zirka 7 Sekunden lang sein.
Möchten Sie davon jedoch nur ein Stück aussprechen lassen, können sie dieses über die Funktionen Set Start« und »Set Length« eingrenzen, indem Sie den Startwert, ab dem der Text ausgesprochen wird, verschieben, bis zu der Stelle, bei der Sie beginnen möchten. Nun können Sie noch die Länge des ausgegebenen Textes verkürzen, und so genau das gewünschte Wort eingrenzen oder lästige Pausen am Anfang und am Ende des Textes entfernen.
Durch Druck auf die Taste »3« kann der Spectrum jederzeit das aktuelle Textstück aussprechen; so ist eine Kontrolle möglich, ob die gewünschte Stelle schon gut genug abgegrenzt ist. Ist das der Fall, läßt sich diese auf Band speichern. Möchten Sie den Text nun in Ihrem eigenen Programm verwenden, laden Sie dieses File mit »LOAD " " CODE« ein, und rufen es als Maschinencoderoutine mit der USRFunktion auf. Die Startadresse wird im Programmnamen angezeigt.
Wie das genau geschieht, wird in der Erklärung im einzelnen beschrieben; dort wird unter anderem gezeigt, daß es auch möglich ist, das Maschinenprogramm an eine andere Stelle des Speichers zu verschieben, um Speicherplatz zu sparen. Der ist nämlich sehr kostbar, weil die Audiosignale erst digitalisiert werden und als Zifferncodes im Speicher abgelegt werden müssen. Das kostet jedoch so viel Speicherplatz, das Speakeasy nur auf dem Spectrum mit 48 KByte eingesetzt werden kann.
Wird diese Maschinencode-Routine mit dem codierten Tonsignal später aufgerufen, findet eine Digital-Analog Umwandlung statt, und die Sprache kann über den eingebauten Lautsprecher wieder ausgegeben werden. Interessant ist übrigens die Beobachtung, daß während der Sprachausgabe die gleichen Streifenmuster am Bildrand auftreten, wie sie vom Laden und Sichern her bekannt sind.
Aufgrund dieser eigentlich einfachen Methode, Sprache rein softwaremäßig wiederzugeben, ist der Wortschatz natürlich unbegrenzt. Die Länge des gesprochenen Textes dagegen ist durch den Speicherbedarf eingeschränkt. Es können neben Sprache auch Geräusche und Musik wiedergegeben werden.
Doch die eigentliche Frage lautet; Wie ist die Qualität der Sprache? Versteht man überhaupt etwas? Das ist in der Tat der Fall. Bei einer guten und deutlichen Aufnahme des Originals ist die Sprachwiedergabe gut zu verstehen. Erstaunlich, daß die Sprache darüber hinaus in eigenen Programmen eingesetzt viel deutlicher klingt, als im Zusammenhang mit Speakeasy. Natürlich hängt die Qualität auch von der verwendeten Lautstärke und der Klangeinstellung ab. Nach einigem Experimentieren läßt sich hier bald ein optimales Resultat erzielen. Doch sind im allgemeinen Nebengeräusche, wie zum Beispiel Rauschen, nicht ganz zu unterbinden, so daß eine so reine Aussprache wie mit einem Speechsynthesizer nicht zu erreichen ist.
Speakeasy gibt dem Hobbyprogrammierer also die Möglichkeit, eigene Sprache relativ einfach in eigenen Programmen rein softwaremäßig einzusetzen. Auch der Preis von 30 bis 40 Mark (je nach Händler) scheint mir nicht überhöht. Dem ist die Qualität, die das Programm bietet, angemessen.
Negativ fiel mir auf, daß das Hauptprogramm und der Maschinencode-Teil auf der Kassette in der falschen Reihenfolge aufgenommen sind, so daß das Band erst wieder ganz zurückgespult werden muß, bis Speakeasy, das von Quicksilva angeboten wird, vollständig geladen ist.
Abschließend sei noch erwähnt, daß das Programm auch mit dem Namen »Easyspeak« sowie in deutscher Fassung erhältlich ist.