
Wenngleich Wechselplatten im Profi-Bereich seit mehreren Jahren gerne eingesetzt werden, konnten sich diese Speichermedien erst in jĂŒngster Zeit auch im Heim-Bereich etablieren.
Die Anforderungen an die SpeicherkapazitĂ€t und FlexibilitĂ€t der Speichermedien sind in den vergangenen Jahren stark angewachsen. in den AnfĂ€ngen der Home-Computer-Zeit begnĂŒgte sich der Anwender mit der Diskette, die Anfang der 80iger Jahre im 5 1/4 Zoll-Format und einer KapazitĂ€t von ca. 180 bzw. 360 KB verwendet wurde. Mit den Rechnern ATARI, Apple und Commodore Amiga kam die Revolution der Diskette. Schrittweise konnte sich die 3 1/2 Zoll-Disk mit seinerzeit doppelter SpeicherkapazitĂ€t, also 720 KB, durchsetzen.
Die Vorteile lagen auf der Hand: kompakte Bauweise, erhöhte Datensicherheit und gröĂere SpeicherkapazitĂ€t. Wenige Jahre spĂ€ter wurde auch das entsprechende Laufwerk optimiert, so dass es 1.4 MB speichern konnte und auch in PC-Systemen eingesetzt wird.
Solange der Anwender lediglich mit Text- und Datendateien hantierte, war ein gröĂerer Medienspeicher nicht erforderlich, doch im Zuge der EinfĂŒhrung der elektronischen Bildverarbeitung und der aufwendigeren Datenstrukturen wuchs auch das Verlangen nach immer gröĂerem Speicher.
Heute sind Festplatten von 1 GB (Giga Byte = 1024 Mega Byte) keine Seltenheit mehr und dennoch quellen diese Speichermedien ungewollt nach einiger Zeit ĂŒber. AuĂerdem ist es nahezu unmöglich, aufwendigere Daten von einem zum anderen Rechner zu transportieren, ohne dass man per DFĂŒ oder per Aufsplitterung der Software arbeitet, es sei denn, man greift auf Wechselplatten oder auch Wechselfestplatten zurĂŒck.
Wechselplatten gibt es schon seit einigen Jahren, doch aufgrund der anfÀnglich klobigen Bauweise und stets recht hohen Preisvorstellung der Anbieter konnten sich diese Speichermedien nur im professionellen Bereich durchsetzten.
FĂŒr den Privatanwender kam die Anschaffung eines solchen GerĂ€tes kaum in Frage.
In jĂŒngster Vergangenheit haben jedoch gleichzeitig mehrere Hersteller an Alternativen zum herkömmlichen Diskettenlaufwerk gearbeitet und unterschiedlichste Ergebnisse vorstellen können.
Die Voraussetzungen fĂŒr alle Lösungen sind jedoch gleich: Ziel der Hersteller war und ist es, ein Laufwerk anzubieten, dass in Bezug auf die Anschaffungskosten fĂŒr den Privatanwender finanzierbar und lukrativ ist und im FolgegeschĂ€ft auch Leer-Medien zu gĂŒnstigen Preisen anbieten zu können.
Einer der ersten groĂen Marktgewinner in puncto Privatanwender war mit Sicherheit die Firma Iomega, die im vergangenen Jahr das Iomega-ZIP- Drive auf den Markt brachte. Fast gleichzeitig erschien auch das Syquest EZ- Drive135, das aufgrund des etablierten Herstellernamens schnell Anschluss gewinnen konnte.
Beide Laufwerke sind externe GerÀte, die sowohl in einer SCSI- als auch IDE- Variante ausgeliefert werden.
Das ZIP-Drive

ĂŒber das kleinere, leichtere und kompaktere GehĂ€use verfĂŒgt dieses Wechselplattenlaufwerk, dessen Medien ebenfalls erstaunlich klein und leicht sind. Genaugenommen weichen sie kaum von der normalen 3,5-Zoll Diskette ab. Ăhnlich wie beim Diskettenlaufwerk wird das Medium, das ĂŒber eine maximale SpeicherkapazitĂ€t von 100 MB verfĂŒgt, an der Front des GehĂ€uses eingeschoben, bis es einrostet. Die Installation an einem ATARI-Computer mir SCSI-Anschluss: Mittels eines Verbindungskabels (im Lieferumfang enthalten) wird die 25polige Buchse des ZIP-Drives am SCSI-Port des ATARI-Computers verbunden. Allerdings sollte darauf hingewiesen werden, dass es bei diesem 25poligen Anschluss an herkömmliche STs mit SCSI-Adapter zu geringfĂŒgigen Problemen kommen kann, da der 50polige Adapter-Anschluss erst auf den 25poligen adoptiert werden muss.
Beim TT und Falcon ist dies aber kein Problem, zumal der TT ohnehin mit dem richtigen Anschluss ausgestattet ist.
Aufgrund der kompakten Bauweise verfĂŒgt das GerĂ€t nicht ĂŒber einen durchgeschleiften SCSI-Bus, so dass es als letztes GerĂ€t in der SCSIKette angeschlossen werden sollte. Mittels zweier Schalter können die Terminierung der SCSI-Kette und die ID-Nummer des GerĂ€tes eingestellt werden, die allerdings nur die Nummern 5 und 6 annehmen kann, was beim Anschluss einer gröĂeren Menge von SCSI-Platten einen einmaligen Zusatzaufwand bedeuten kann (falls andere angeschlossene Platten zufĂ€llig die gleichen IDs haben sollten). Das ZIP-Drive wird ebenso wie das EZ-Drive durch eine externes NetzgerĂ€t mit Strom versorgt. Nach dem Anschalten des Rechners kann das ZIP-Drive mit den gĂ€ngigen Festplattentreibern als zusĂ€tzliches SCSI-Laufwerk angemeldet werden, wobei es natĂŒrlich auch möglich ist, die ZIP-Disk zu partitionieren.
WĂ€hrend der Testphase konnten keine MĂ€ngel festgestellt werden. Lediglich das GehĂ€use machte auf uns einen relativ unstabilen Eindruck, was die objektive QualitĂ€t in Bezug auf den Nutzen des GerĂ€tes nicht mindern sollte. SchlieĂlich sollen mit diesem Laufwerk keine Weitwurf- Meisterschaften ausgetragen werden.
Das EZ-Drive
Das EZ-Drive von Syquest wird ebenfalls in einem externen GehĂ€use ausgeliefert und mittels des gĂ€ngigen 50poligen SCSI-Anschlusses mit dem ATARI-Rechner verbunden. Ein Stecker, der mitgeliefert wird, sorgt fĂŒr die Terminierung des Laufwerkes, sofern dies notwendig sein sollte. Die ID-Nummer kann durch Schalter zwischen 0 und 7 eingestellt werden. Wie der Name des GerĂ€tes schon verrĂ€t, ist das EZ-Drive135 in der Lage, Datenmengen von bis zu 135MB zu verwalten.
Ein Blick auf das Medium zeigt die auĂerordentliche Ăhnlichkeit zu den 105-MB- und 270-MB-Medien, die ebenfalls vor einigen Jahren von Syquest auf den Markt gebracht wurden. Lediglich das Label ist etwas poppiger und bunter gestaltet. Diese Ăhnlichkeit hat also auch zur Folge, dass die Medien im Gegensatz zu den ZIP-Medien recht dick und klobig erscheinen (ca. 8 mm) und der Sicherheit zuliebe auch einzeln in schonenden KunststoffgehĂ€usen aufbewahrt werden mĂŒssen.
Auch das EZ-Drive macht beim Ansprechen durch die gÀngigen Treiber keinerlei Probleme und kann vollstÀndig genutzt werden. Beide GerÀte können selbstverstÀndlich auch als einzige SCSI-GerÀte, sozusagen als Festplattenersatz, genutzt werden.
Zusammenfassend
Es ist recht schwierig, sich fĂŒr das eine oder andere Laufwerk zu entscheiden.
Das ZIP-Drive hat beim Schreiben und Lesen eine DatenĂŒbertragungsrate von knapp 800 KB in der Sekunde und ist somit in puncto Schreiben gut 200 KB/s und beim Lesen sogar 400-500 KB/s langsamer als das EZ-Drive, das auch in dieser Hinsicht eine erstaunliche Ăhnlichkeit mit den deutlich teureren VorgĂ€ngern aufweist. Aber auch in Bezug auf die Zugriffszeit hat das ZIP-Drive wieder die Nase vorn, denn mit 29ms liegt es etwa 18ms unter der des ZIP- Drives.
Was den Preis betrifft, ist das ZIP-Drive mit einem Preis von ca. 349,- bis 399,- DM rund 50,- bis 100,- DM preiswerter als das Pendant von Syquest. Bei den Medien ist das VerhÀltnis recht ausgeglichen, denn diese kosten je nach Anbieter ca. 35,- bis 40,- DM.
Fazit
Obwohl die Redaktion "stolzer" Besitzer eines EZ-Drives ist und obwohl der Medium-MegaByte-Preis des EZ-Drives besser ist, sind wir nicht sehr ĂŒberzeugt von diesem GerĂ€t. Innerhalb der vergangenen Monate kam es zu kleineren Problemen, die sich einerseits in einem plötzlich defekten Medium, andererseits aber auch in SCSIBus-Problemen zeigten. Von anderen Anwendern haben wir teilweise noch schlimmere Meldungen vernommen. Auch wundert es uns, warum Syquest zunĂ€chst das "teure" 105-MB- Laufwerk vom Markt nimmt und eine 270-MB-Version veröffentlicht, um dann etwa zwei Jahre spĂ€ter einen 135-MB-Konkurrenten zum ZIP-Drive auf den Markt zu bringen. In einem hollĂ€ndischen Magazin wurden die Verbraucher vor dem EZ-Drive sogar gewarnt. Es hieĂ, dass die 135-MB- Medien aus dem einseitig beschreibbaren AusschuĂmaterial der 270 MB gefertigt wĂŒrden. Dem können wir uns aufgrund mangelnder Hintergrundkenntnisse selbstverstĂ€ndlich nicht anschlieĂen, doch rein subjektiv bewertet gefĂ€llt uns das ZIP-Dirve trotz der Abstriche, die der Anwender machen muss, besser.
Nachtrag
Inzwischen gibt es sowohl von Syquest als auch von Iomega Wechselplattenlaufwerke, die ĂŒber eine SpeicherkapazitĂ€t von etwa 1.3 Giga- Byte verfĂŒgen. Zudem gibt es von Nomai das Nomai MCD mit einer SpeicherkapazitĂ€t von 540 MB und einem Preis von ca. 1000,DM in der externen Version (siehe Bild 1). Alle drei GerĂ€te sind etwa bei DM 1100,- angesiedelt und kommen daher als EndkundengerĂ€te fĂŒr den Massenmarkt weniger in Frage.
Glossar
ID-Nummer
Am ATARI können Sie maximal 8 SCSI-Laufwerke anschlieĂen, die in Reihe geschaltet werden. Damit der Computer dennoch in der Lage ist, klar zu differenzieren, werden den einzelnen GerĂ€ten Adressen, sog. ID-Nummern zugeteilt, die sich nicht ĂŒberschneiden dĂŒrfen. Das Laufwerk mit der jeweils niedrigsten ID-Nummer wird vom Computer auch als Boot-Laufwerk erkannt. Bei Festplatten kann die ID-Einstellung per Kabel an die eventuell vorhandenen Schalter an der AuĂenseite eines SCSI- GehĂ€uses gefĂŒhrt werden. Bei internen Fest- und Wechselplatten wird die ID hĂ€ufig per Jumper oder DIP-Schalter eingestellt.
Terminierung
Das Ende einer jeden SCSI-GerĂ€tekette muss mittels eines SchluĂwiderstandes terminiert werden, damit der Computer erkennt, dass nach dem letzten GerĂ€t keine weiteren SCSI-AnschlĂŒsse folgen.
Eine vergessene Terminierung kann auch hĂ€ufig der Grund dafĂŒr sein, dass extern angeschlossene Speichermedien nicht vom Computer angesprochen werden können. Terminierungen können sowohl auf der Fesplatte selbst, oder aber auch am externen durchgeschleiften SCSI-Anschluss vorgenommen werden.