← Atari Inside 03 / 1995

Sound Diver

Software

Heutzutage verfĂŒgen schon viele Amateur-Musiker ĂŒber mehrere Synthesizer, Keyboards usw. Doch mit der steigenden Anzahl an Instrumenten, steigt auch die Anzahl der zu verwaltenden KlĂ€nge um ein Vielfaches. Der Sound Diver hilft hierbei die Ordnung zu schaffen.

Wie alles anfing

Als 1983 mit dem DX7 die Lawine der bezahlbaren digitalen Synthesizer losgetreten wurde, verschwanden auch die BedienungsoberflĂ€chen, die fĂŒr jeden verĂ€nderbaren Klangparameter einen eigenen Schalter oder Drehregler zur VerfĂŒgung stellten. Die nun eingefĂŒhrte MenĂŒoberflĂ€che mit einem Edit-Schalter einem Dataentry-Regler schreckte nicht Wenige von einer Editierung der Klangprogramme ab, deren Parameteranzahl auch gestiegen war. Dies rief Drittanbieter auf den Plan, die KlĂ€nge zu programmieren, die der Benutzer nun nicht mehr selbst erstellen konnte/wollte und sie ihm zu verkaufen.

Der Sounddiver

Die Firma EMAGIC mit ihrem Soundsurfer bietet nun das passende Wellenbrett, um in dieser Flut von Sounds, die sich bei den meisten Keyboardern ĂŒber die Jahre angesammelt haben, nicht unterzugehen. FĂŒr die Musiker, die in ihrem GerĂ€t doch nicht nur einen Presetsound-Generator sehen, gibt es mit dem SOUNDDIVER das richtige Werkzeug, um in die tieferen Geheimnisse diverser MIDI-GerĂ€te einzutauchen. Der SURFER ist komplett im DIVER enthalten, somit gilt alles, was hier ĂŒber Klangverwaltung geschrieben wird auch fĂŒr den SURFER.

Installation

Bei der Installation des Divers auf eine Festplatte wird eine Autorisation von der ersten Diskette auf die Harddisk geschrieben. Dies erfolgt mit einem Install-Programm und ist jederzeit rĂŒckgĂ€ngig zu machen. Wird diese Autorisation zerstört (versehentliches Formatieren etc.), startet das Programm nur noch, wenn die Originaldiskette im Laufwerk ist.

Aufbau

Der Diver verwaltet sogenannte Module (eines davon ist das Unimodul), die speziell einen Synthesizertyp reprĂ€sentieren, und die Adaptionen des Unimoduls, die auch vom User selbst programmiert werden können. Insgesamt werden ĂŒber 170 MIDI- (nicht nur Synthesizer) unterstĂŒtzt.

Die Bedienung des DIVERS ist an den LOGIC-Sequenzer aus gleichem Hause angepasst, so dass hier zum Beispiel auch verschiedene Fensterkonfigurationen ĂŒber den Zahlenblock abrufbar sind, Fensterinhalte gezoomt werden können und die jeweiligen Fenster ihre eigenen, jeweils relevanten Flip-MenĂŒs haben. Genauso werden die auch aus Textverarbeitungen bekannten Kopieren/Ausschneiden/EinfĂŒgen-Befehle benutzt. Das Verketten von Fensterinhalten ĂŒber das in jedem Fenster vorhandene Kettensymbol ist ebenfalls aus dem LOGIC bekannt. Hat man z.B. einen Editor, einen Memorymanager und das Setup (ErlĂ€uterung s.u.) geöffnet, und den Link aktiviert, bewirkt die Auswahl eines anderen GerĂ€ts im Setup, das die anderen Fenster aktualisiert werden, so dass nun der Memory-Manager und ein Editor des neuen GerĂ€ts in den Fenstern erscheinen. Andauerndes Fensteröffnen und -schließen entfĂ€llt.

Nach dem Start werden angeschlossene GerĂ€te ĂŒber das SETUP in die OberflĂ€che des Divers entweder per Hand oder Scannen eingebunden. Scannen hat den Vorteil, das der Diver selbstĂ€ndig den MIDI-Kanal, die ID und die Softwareversion des angeschlossenen GerĂ€tes erkennt, z.B. stehen bei der Waldorf MicroWave in der OS-Version 2.0 mehr Funktionen zur VerfĂŒgung. Selbst angeschlossene MIDI-Patchbays werden erkannt. Diese Arbeit muß man sich nicht jedesmal machen, es lassen sich diverse Einstellungen, die die angemeldeten GerĂ€te, deren Inhalt und die Fensterkonfigurationen enthalten, abspeichern, auch eine, die beim Start automatisch geladen wird.

Arbeiten im Memory-Manager

Im SETUP erscheinen die gefundenen GerĂ€te nun als Icon je nach Zoomstufe) und per Doppelklick darauf öffnen sich die jeweiligen 'MEMORY-MANAGER', die das Spiegelbild des Speichers ihres korrespondierenden Synths darstellen. Darin sind alle EintrĂ€ge fĂŒr Sounds, Multis Programmwechseltabellen etc. aufgefĂŒhrt. Von hieraus lassen sich auch die Speicherinhalte der jeweiligen GerĂ€te anfordern oder versenden. Der DIVER geht davon aus, das der Inhalt der Memory-Manager immer identisch mit dem wirklichen Speicherinhalt des MIDI-GerĂ€tes ist, so werden jegliche VerĂ€nderungen (Umkopieren von Sounds usw.) sofort per MIDI gesendet, um den Synthy aktuell zu halten. Klickt man einen Eintrag doppelt an, öffnet sich der passende Editor.

Editor

Wie dieser aussieht, hĂ€ngt natĂŒrlich von dem angeschlossenen Klangerzeuger ab und was man editieren will. Ein Soundeditor erscheint anders, als ein Editor fĂŒr Globaleinstellungen. Unter den GerĂ€teeditoren gibt es aber immer gewisse Gemeinsamkeiten, z.B. die graphische Darstellung von HĂŒllkurven. Der Signalverlauf lĂ€sst sich immer von links nach rechts verfolgen. Die Editoren der speziellen Module sind umfangreicher, als die der Adaptionen (von denen manche auch noch ohne Editor auskommen mĂŒssen, z.B. TG500), bieten sie z.B. auch eine Übersicht, in der mit wenigen Bedienelementen komplexe EditiervorgĂ€nge vereinfacht werden.

Hilfe!!!

Der DIVER (und SURFER) beinhaltet ein Online-Hilfesystem, welches durch die Help-Taste aktiviert wird. Dies beschrĂ€nkt sich nicht nur auf Funktionen des Programms, sondern in den einzelnen Modulen auch auf jeden Parameter. Sollte man also einmal nicht wissen, welche Auswirkungen ein bestimmter Parameter auf einen Klang hat, einfach selektieren, Help drĂŒcken, und ein Hilfstext erscheint, der sogar den Blick in das GerĂ€temanual unnötig macht. Im Groben kann man sagen, das sich alles, was ĂŒber MIDI in den einzelnen GerĂ€ten ansprechbar ist, mit dem DIVER den eigenen BedĂŒrfnissen angepasst werden und gespeichert werden kann.

Die Klangverwaltung

Der andere mĂ€chtige Teil des DIVERS ist die Klangverwaltung. Dies geschieht einmal gerĂ€tebezogen in den Mernory-Managern, andererseits völlig unabhĂ€ngig von GerĂ€ten oder Datentypen in den Bibliotheken. Hier erkennt der DIVER nicht nur sein eigenes Dateiformat. Es können Libraries diverser anderer Editorprogramme und Bankloader importiert werden, sogar die Sysexdaten, die in MIDI-Dateien enthalten sind werden erkannt. Jeder Eintrag eines beliebigen Managers kann durch einfache Mausbenutzung oder Tastenkommando selektiert und in eine Library kopiert werden, dabei prĂŒft der DIVER die ein gefĂŒgten Daten auf Doubletten. Da es dem DIVER herzlich egal ist, woher die Daten in einer Library kommen, könnte man sich eine Library nur aus StreicherklĂ€ngen zusammenstellen, die von verschiedenen Synthesizern herrĂŒhren können. Mit Make Library werden automatisch alle in diversen Memory Managern selektierte EintrĂ€ge in eine Library kopiert. Zur Rekonstruktion braucht man nur die gesamte Library abzusenden. Da der DIVER sich in den Libraries nicht nur merkt, von welchem Synth welcher Klang ist, sondern auch an welcher Stelle er dort abgespeichert war, erhĂ€lt man eine genaue Rekonstruktion des alten Zustands und kann sofort an Ă€lteren Projekten weiterarbeiten.

Neuere Synthesizer sind in der Lage in Multis bis zu 16 oder mehr EinzelklĂ€nge zu verwalten und gleichzeitig wiederzugeben, doch ist in diesen Multis nicht der Einzelklang selbst nochmal abgespeichert, sondern nur Zeiger auf diese. Kopiert man ein Multi in eine Library, werden automatisch alle darin benutzten Einzelsounds mitkopiert, so dass beim RĂŒcksenden in das GerĂ€t auch wirklich die richtigen KlĂ€nge zur VerfĂŒgung stehen. Die AbhĂ€ngigkeit von EintrĂ€gen ist im Memory Manager durch deren Fettdruck zu erkennen. Selbst wenn EintrĂ€ge an andere Stellen kopiert werden, werden die Zeiger in Multis, die diese EintrĂ€ge benutzen, aktualisiert.

Der DIVER warnt vor dem versehentlichen Überschreiben oder Löschen eines in einem Multi benutzten Klanges. Dies macht das komfortable Verwalten z.B. von Sounds der Korg Wavestation erst möglich.

In einer Library selbst stehen umfangreiche Such- und Sortierfunktionen zur VerfĂŒgung, die das Leben mit Tausenden von Sounds erleichtern. Man kann nach Datengleichheit oder -Ă€hnlichkeit suchen lassen, das Gleiche gilt fĂŒr Namen und alle Parameter, die der DIVER einem Eintrag zuordnet. Durch Selektion lĂ€sst sich das Suchgebiet ein- oder ausgrenzen. Durch EinfĂŒgen von Titeln unterteilt man eine Library in Kapitel.

Die EintrĂ€ge darin können nun unabhĂ€ngig voneinander z.B. alphabetisch sortiert werden. Alle Sortier- und Suchfunktionen zerstören nie das AbhĂ€ngigkeitsverhĂ€ltnis einzelner EintrĂ€ge untereinander, sollte es vorhanden sein. Weiß man wie ein gesuchter Klang heißt, braucht man nur bei getopptem Libraryfenster die Anfangsbuchstaben zu tippen, und der passende Eintrag wird selektiert. Die Anzahl der Libraries ist allein durch den zur VerfĂŒgung stehenden RAM begrenzt.

Die On-Line Hilfe des Sound Divers

Autolink oder der Diver & die Außenwelt

Der DIVER lĂ€uft auf allen Atari-Rechnern (mind. 2MB empfohlen) und allen Betriebsystemen (MultiTOS, MagiC etc.) sowie den Ă€lteren MIDItaskingsystemen M.ROS und Softlink. Unter MagiC gibt der DIVER die Klangnamen an einen vorher installierten LOGIC (Version 2.01 und höher) weiter, so dass nicht nur anonyme Programmnummern angewĂ€hlt werden können, sondern die wirklichen Klangnamen. Desweiteren lassen sich im LOGIC KlangverĂ€nderungen, die im DIVER z.B. durch einen Fader gesteuert werden, aufzeichnen (fĂŒr z.B. songabhĂ€ngige Filtersweeps). Dies konnte ich auf meinem Falcon aufgrund des fehlenden Magi!C leider nicht testen (ASH: Wo bleibt es?).

Ein wichtiger Aspekt bei einer solchen komplexen Software ist der User-Support, der hier von Michael Haydn mit einer eigenen Mailbox wirklich vorbildlich betrieben wird. Hier können die neusten Updates und Module gesaugt (auch die AutolinkfĂ€higen LOGIC-Versionen), sowie Fragen und Anregungen verteilt werden. Die mir zur VerfĂŒgung stehende DIVER-Version aus der Box war vom 2. Januar 95, aktueller geht es kaum.

Legen sie Ihre eigene Library, an!

Fazit oder: Brauche ich das?

Jeder, der etwas Licht in seine Klangbibliothek bringen will und schon nicht mehr durch seine Sammlung diverser SoundbĂ€nke unterschiedlicher Formate durchsteigt, sei diese Software wĂ€rmstens ans Herz gelegt. Die Hemmschwelle zum Programmieren eigener Sounds ist durch die einheitliche OberflĂ€che in den einzelnen Modulen und den logischen Aufbau auf ein Maß abgesunken, das jeder endlich die Befriedigung erleben kann nicht nur eigene Songs, sondern diese auch mit eigenen KlĂ€ngen zu machen.

Malte Krug