The Guild of Thieves

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Das Programmierteam von Magnetic Scrolls Ltd. hat seit dem Erfolg des Grafik-Adventures "The Pawn" einen Ruf wie Donnerhall. Daß dies auch seine negativen Seiten hat, ist wohl bekannt. Das lange erwartete Nachfolgeprogramm mit dem Titel "The Guild of Thieves" hat schon Wochen und Monate vor seinem Erscheinen Spekulationen darüber ausgelöst, ob es dem hohen Standard von "The Pawn" entsprechen würde. Inzwischen ist das Rätselraten beendet, das Spiel liegt vor, und - ich kann es ruhig vorwegnehmen - sämtliche Erwartungen wurden mehr als erfüllt.

Die Handlung spielt auf der Insel Kerovnia. Dort tagt die Gilde der Diebe, eine Elitetruppe der Unterwelt. Der Spieler bewirbt sich um Aufnahme in die Gilde, wird jedoch vor einer Entscheidung getestet. Er soll einen Schatz zusammentragen und von der Insel schaffen. Diese Aufgabe ist natürlich nicht so einfach, wie es hier klingt. Das würde schon dem Ehrenkodex der Gilde widersprechen. So wimmelt es auf der Insel von gefährlichen Tieren, Ureinwohnern und anderen Überraschungen.

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Diese Geschichte klingt wenig beeindruckend, wurde von Magnetic Scrolls aber hervorragend umgesetzt. Das von "The Pawn" bekannte äußere Erscheinungsbild findet sich auch hier wieder. Auf dem Monitor sieht man in erster Linie die Texte zum Adventure. Der obere Bildschirmrand zeigt eine Leiste mit vier Pull-Down-Menüs. Von hier aus können diverse Besonderheiten aktiviert werden (z. B. Printer- Ausdruck, Textart klein oder groß, SAVE, LOAD und anderes mehr). Mit der rechten Maustaste läßt sich die ganze Leiste nach unten ziehen, wodurch die Grafik freigegeben wird.

Mehr als 30 Bilder erscheinen im Verlauf des Spiels. Obwohl sie keine Lösungshinweise bieten, sind sie doch ein wesentlicher Bestandteil von "The Guild of Thieves". Man kann die meisten dieser Bilder ohne Übertreibung als phantastisch bezeichnen. Sie sind detailreich, farblich gut gestaltet und machen einen äußerst plastischen Eindruck.

Die Kommentare sowie die Möglichkeiten des Parsers stehen der Bildqualität keineswegs nach. Besonders der Parser, der dem Erkennen und Verarbeiten der eingegebenen Texte dient, wurde im Vergleich zu "The Pawn" nochmals verbessert und erlaubt sehr komplexe Eingaben. Leider liegt auch dieses Abenteuerspiel nur in einer englischen Version vor, so daß der deutsche Benutzer hin und wieder Probleme hat, wenn er die englische Sprache nicht gut beherrscht. Trotzdem ist das Programm meiner Meinung nach einfacher zu lösen als sein Vorgänger. Leicht ist die Aufgabe deshalb aber nicht.

Was Infocom für reine Text-Adventure, ist Magnetic Scrolls für Grafikabenteuer. "The Guild of Thieves" gehört mit zum Besten, was in dieser Kategorie angeboten wird. Übrigens können alle ST-Besitzer in den Genuß dieses Programms kommen, da es sowohl mit dem Farb- als auch mit dem Monochrommonitor läuft.

1 System: Atari 16 Bit
Hersteller: Magnetic Scrolls/Rainbird
Bezugsquelle: Ariolasoft


Stephan König
Aus: Atari-Magazin 06 / 1987, Seite

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