Der Meldorfer Musikverlag Notensatz & Druck startet seine neue Notenbuchserie "Listen & Play"
Atari, Noten und Midi!
Immer noch Begriffe, die eine gewisse Zusammengehörigkeit suggerieren. Aber ist professionelles Arbeiten auf dem Atari überhaupt noch möglich?
Wir haben uns an einen Fachmann gewandt, um Antworten auf einige unserer Fragen zu bekommen. Karsten Botor vom Meldorfer Verlag Notensatz & Druck stand uns Rede und Antwort.
Schwerpunkt seiner Unternehmung war der Notensatz, von der einfachen Melodiestimme, bis hin zu Arrangements für Band und Orchester. Bereits im Januar 1996 mündete seine Tätigkeit in der Gründung des Verlages "Notensatz & Druck".
Seitdem steht ihm Monika Gläsner bei Gestaltung und Layout der Publikationen zur Seite. Seit Verlagsgründung hat sich der Schwerpunkt von der Auftragsnotation hin zu Noten- und MIDI-Publikationen verschoben. Nach wie vor werden natürlich auch kundenspezifische Notationen durchgeführt. Mittelpunkt des Verlages sind ein Atari TT und Score Perfect V 3.1. Für die Druckvorbereitung und Bearbeitung der Covers wird ein 486er eingesetzt. Was der Grund für den Einsatz eines TT und was zukünftig vom N & D Verlag zu erwarten ist, soll das folgende Interview offenbaren.
AI: Herr Botor, warum setzen Sie für Ihre Arbeit einen Atari TT ein, wo doch sonst alles in Richtung PC tendiert?
KB: Gute Frage... Ich arbeite bereits seit vielen Jahren mit Atari, früher mit STs auf der Bühne und in Seminaren. Dabei gab es eigentlich keine Probleme. Die Dinger funktionierten und machten was ich wollte, insofern bin ich positiv vorbelastet. Deshalb haben wir für den Notensatz einen TT angeschafft um darauf unter anderen mit Score Perfect zu arbeiten, und im Großen und Ganzen bin ich zufrieden.
AI: Sie sagen "im Großen und Ganzen", also gibt es doch etwas, was Ihnen nicht so behagt?
KB: Richtig. Wie gesagt, den TT haben wir eigentlich für den Notensatz angeschafft, es hat sich aber gezeigt, dass dieser Rechner ausgesprochen vielseitig einsetzbar ist. Beispielsweise können wir die 600 dpi Druckseiten gleich auf dem TT nachbearbeiten, doch sobald es an das Konvertieren von großen Dateien geht, wäre eine höhere Rechenleistung doch wünschenswert.
AI: Es gibt ja bereits TOS-Kompatible Rechner mit höherer Rechenleistung, wie die Medusa oder den Hades. Wäre das nicht eine Alternative?
KB: Natürlich ist das eine Alternative, solange das Preis/Leistungs-Verhältnis ok ist und unsere Software störungsfrei läuft.
Da ist aber noch ein zweiter Punkt, der für uns sehr wichtig ist: Wir müssen jederzeit arbeitsfähig sein, das heißt, wenn wir ein Problem mit dem Rechner haben, muss es schnellstens behoben werden. Nun sind wir aber verständlicherweise nicht bereit, uns einen oder zwei Ersatzrechner in die Mottenkiste zu packen. Was den TT angeht, haben wir in Marne, also nur einen Katzensprung entfernt, einen Ansprechpartner, der uns jederzeit mit Rat, Tat oder einem Ersatzrechner zur Verfügung steht.
AI: Hatten Sie denn schon Probleme mit Ihrem TT?
KB: Schon, und zwar bei der Erstellung von Druckdateien in 600 dpi. Wir hatten damals den TT nur mit 8MB ausgestattet, also 4MB ST-Ram und 4MB TT-Ram. Bei der Erstellung unserer Druckdateien kommen über 5MB pro Seite zusammen, die im ST-Ram frei verfügbar sein müssen. Die Geschichte war aber innerhalb von 2 Stunden durch Aufrüsten auf 10MB ST-Ram erledigt.
AI: Da Sie in Ihrem Betrieb ohnehin schon einen PC benutzen, haben Sie da noch nicht an den Einsatz eines Emulators gedacht?
KB: Wir benutzen auf dem TT nicht nur das Score Perfect, sondern nutzen den Computer soweit aus, wie es die normale Tätigkeit daran zuläßt. Beispielsweise fahren wir auf dem TT auch CoMa, also FTP-Server und Fax-Programm, außerdem sind die vielen kleinen dienstbaren Geister wie ACC's und CPX-Module inzwischen zu einem wichtigen Bestandteil unserer Arbeit geworden. Die Konfiguration war nicht immer unproblematisch, und das auf einem TT. Ich denke, dass wir auf einem Emulator aus Kompatibilitätsgründen auf zu vieles verzichten müßten, was uns momentan die Arbeit erleichtert.
Al: Bei den "dienstbaren Geistern" sprechen Sie nur von ACC's und CPX- Modulen, ist Multitasking für Sie kein Thema?
KB: Nein, ist kein Thema. Ich wüßte so auf Anhieb nicht, was ich im Hintergrund laufen lassen sollte. Außerdem läuft beispielsweise CoMa bereits als ACC im Hintergrund und erlaubt ein Weiterarbeiten auch dann, wenn gerade ein Fax hereinkommt. Wie gesagt, AUTO-Ordner, ACC's und CPX-Module decken unseren Bedarf an Zusatzprogrammen ab.
AI: Score Perfect, also das Notensatzprogramm, das Sie auf dem Atari fahren, gibt es doch auch für PC. Warum bleiben Sie bei Atari?
KB: Gibt es für PC, ja, aber es handelt sich dabei um eine einfache Portierung des Atari-Programms. Ich für meinen Teil konnte keine Verbesserung ausmachen, die einen Systemwechsel zu diesem Zeitpunkt rechtfertigen würde. Außerdem bietet der TT harwareseitig alles was wir brauchen, also TT-hoch-Aufiösung, SCSI- Schnittstelle und, ganz wichtig, MIDI.
Alles Sachen, mit denen man einen PC zusätzlich ausstatten muss. Abgesehen davon habe ich den Eindruck, dass der Arbeitsablauf auf dem Atari irgendwie flüssiger ist. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass ich öfter am Atari als am PC sitze, aber der Eindruck bleibt, ganz subjektiv.
AI: Was ist mit der Softwareentwicklung, haben Sie nicht die Befürchtung den Anschluß zu verpassen?
KB: Den Anschluß woran? Bei vielen Updates sind die Verbesserungen in Programmteilen zu finden, die für uns ohnehin nicht von Belang sind. Das Einzige, was man in der Regel sofort feststellen kann, ist eine deutliche Geschwindigkeitseinbuße. Wir prüfen also genau, ob wir ein Update brauchen, und vor allem, ob ein Update auch die Verbesserungen oder Veränderungen beinhaltet, die für uns wichtig sind. Das einzige Programm, das wir regelmäßig updaten, ist Score Perfect. Solange hier eine Weiterentwicklung und Produktpflege stattfindet, sehe ich der Zukunft gelassen entgegen. Natürlich halten wir uns auf dem Laufenden und testen zur Zeit das Cubase-Score auf PC als Ersatz für die Score Perfect- Portierung. Es gibt aber noch Inkompatibilitäten beim Datenaustausch.
AI: Zunächst zur Gegenwart und zu Ihrem aktuellen Produkt, worum handelt es sich dabei?
KB: Wir haben jetzt die Notenbuchserie "Listen & Play" gestartet. Das Besondere daran ist, dass diese Buchreihe nicht nur Noten und Text beinhaltet. Jedem Heft liegt eine Diskette bei, auf der alle zehn Titel als Standard Midi-Files gespeichert sind.
AI: Was heißt das für den Käufer?
KB: Der Vorteil liegt arin, dass dadurch eine gewisse Interaktivitä möglich wird. Beispielsweise lässt ich die Melodiestimme ausblende und man kann zu dem restlichen Arrangement spielen oder singen. Weniger versierte Spieler können z Übungszwecken das Tempo verringern, die Tonhöhe wird dabei nicht beeinflußt. Der Kreativität sind als keine Grenzen gesetzt.
Die Titel sind perfekt arrangiert, so dass sie sich auch auf der Bühne ein setzen lassen.
AI: Was kostet denn so ein Notenbuch und wo ist es zu bekommen?
KB: Der Band 1 von Listen & Play ist im Musikfachhandel erhältlich Und kostet 39,90 DM. Weitere Bände sind in Vorbereitung und werden in absehbarer Zeit ebenfalls im Musikfachhandel zu bekommen sein.
AI: Im Band 1 sind nur deutsche Schlager vertreten, ist Listen & Play trotz des englischen Titels eine Reihe für deutsche Lieder?
KB: Nein, wir werden uns in Zukunft auch mit aktuellen Songs aus der Pop- Szene befassen, aber für den Anfang haben wir uns für Titel entschieden, die wirklich jeder kennt.
AI: Sind außer Listen & Play noch Notenbücher mit anderem musikalischen Schwerpunkt geplant?
KB: Im Augenblick nicht. Abgesehen von Listen & Play und Auftragsnotationen befassen wir uns noch mit einigen Werken aus dem klassischen Bereich, die unserer Meinung nach zu Unrecht ein Schattendasein führen. Aber darüber möchte ich mich im Augenblick noch nicht auslassen.
AI: Wir bedanken uns für das Gespräch.
Das Gespräch führte U. Skulimma für die Redaktion.