Obsession

Schon im Spätsommer des vergangenen Jahres (1994) konnte man in diversen Mailboxen eine Demo-Version des Flippers „Obsession“ finden. Es sprach sich schnell herum, dass „Obsession“ einen auf ATARI-Computern bisher noch nie gesehenen Flipper darstellte. Durch die Einschränkungen der Demo-Version konnte man jedoch lediglich ein Spielfeld benutzen. Es bestand auch kein Zweifel an der Tatsache, dass „Obsession“ ein Spieleknüller werden könnte, aber oft hatte ich schon tolle Demo-Versionen in den Händen, ohne jemals ein fertiggestelltes Produkt zu bekommen.
So musste ich bis Mitte Dezember zittern. Als ich die Verpackung bekam, konnte ich es kaum glauben: „Obsession“ wurde in einem stabilen, bunten und professionell aufgemachten Karton inklusive englischsprachigem Handbuch und zwei Disketten ausgeliefert.

Das Spiel

Nach dem Einladen wird man aufgefordert, einen Code einzugeben. Um diesen Code herauszufinden, benötigt der Spieler das komplette Handbuch, da sich die Abfrage gezielt auf einzelne Wörter bezieht. Wenngleich die Eingabe etwas langwierig und umständlich ist, so ist dies hoffentlich ein wirksamer Schutz vor zu vielen Raubkopien. Ist der Code richtig, kann es endlich losgehen.

Der Spieler wird von einem Menü und einer tollen Musik begrüßt. Nun kann zwischen folgenden

Spielfeldern gewählt werden:

Aquatic Adventure

Bobby Bubble, soeben aus den Klauen des Käptn Notpolite entkommen, flüchtet in Richtung eines Korallenriffs, wo er auf Schatzsuche tauchen geht... Dieses Spielfeld bietet nahezu ein Dutzend verschiedener Spiel-Bumper. Neben diversen Rampen, Gummi-Bumpern, drei Slots, einer Ball-Falle uvm. kann der Spieler hier viele Punkte durch das Anschalten von Buchstabenkombinationen (die eine Mission bilden) erreichen.

Insgesamt bietet dieses Feld fünf verschiedene Missionen, die erfüllt werden sollen. Gelingt es außerdem, den Ball mehrmals in die „Tiefe Rampe“ am linken äußeren Rand des Spielfeldes zu schicken, so können Sie einen „Kickback“ oder einen „Extra Ball“ erhalten. Weitere Features sind z.B. in der Mitte des Feldes gelegentlich auf leuchtende Pfeile, die in bestimmte Richtungen deuten. Gelingt es, den Ball in die Pfeilrichtung zu manövrieren, so erhält man Bonuspunkte.

X-ile Zone

Wir schreiben das Jahr 2058, kurz nach der Verwüstung des Planeten, den Sie sich mit Ihren Gegnern teilen müssen. Doch hier ist nur Platz für einen...
In dieser düsteren Mission gilt es wiederum, möglichst viele Missionen zu erfüllen.
Die einzelnen Rampen sind hier teilweise länger als im „Aquatic Adventure“.
Das tatsächliche Spielfeld, auf dem Aktionen stattfinden ist ein wenig verkleinert worden; auch die Anzahl der Maschinen/Bumper wurde etwas reduziert. Dennoch kann man auch hier wieder neue Gerätschaften finden, die das Punktesammeln ermöglichen.

Balls & Bats

Was halten Sie von einer Partie Baseball? Sind Sie bereit, vor einer riesigen Kulisse Ihr Bestes zu geben? Dann legen Sie los .... Das gesamte Board wurde an dem Spielprinzip des Baseballs orientiert aufgebaut.<BR>Die Missionen, die Sie hier durch Fingerfertigkeit und Geschick zu erfüllen haben, sind das Bestehen der American League, der World Series usw. Außerdem bietet das Spiel wieder neue Features. So gibt es zwei verschiedene Spielmodi:
Den „Normal-Modus“ in dem Sie ganz normal die Punkte sammeln können, und dem „Pitching-Modus“, den Sie durch das Treffen einer bestimmten Box erreichen. Bei diesem Modus wird der Ball kurz angehalten und daraufhin entweder verlangsamt, beschleunigt oder mit Spin zurückgegeben.

Desert Run

Eine kleine Spazierfahrt gefällig? Dann sollten Sie nicht „Desert Run“ spielen, denn hier sind Mut zum Risiko und Geschwindigkeit gefragt...<BR>Wie Sie anhand der Karte (links oben) erkennen können, befinden Sie sich mitten im Rennen. Eine Renn-Passage können Sie beenden, wenn es Ihnen gelingt, „PitStop-Lampen“ in der „Pit-Stop-Passage“ anzuschalten.
Doch seien Sie auch darauf bedacht, genügend Treibstoff einzuholen. Auch hier warten viele Überraschungen, Bonuspunkte und neue Spielgeräte auf den engagierten Flipper-Spieler.

Gameplay

Das Spiel ist wirklich sagenhaft. Dem jungen schwedischen Programmiererteam ist eine tolle Flipperversion für alle STEs und Falcons gelungen. Für die Berechnung der Ballbewegungen benötigten die Spezialisten mehr als ein Jahr, aber das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: Alle Ballbewegungen entsprechen den Naturgesetzen, als wenn es sich um eine echte Stahlkugel handle. Darüber hinaus sind sämtliche Spielgeräte so konzipiert, dass Sie reagieren wie deren realistische Vorbilder. Die Steuerung der Paddles erfolgt über die beiden Shift-Tasten, ein Schütteln des Flippers (zur Rettung des Balles) kann durch Betätigen der Space-Taste erreicht werden.

Grafik

Auch in Punkto Grafik ist an diesem Spiel nichts auszusetzen. Wer weiß, wie es um die grafischen Qualitäten eines STEs bestellt ist, weiß diese aufregende Qualität zu schätzen. Durch Tricks konnten weit mehr als die erlaubten 16 Farben gleichzeitig auf den Bildschirm gezaubert werden. Darüber hinaus hat das gesamte Spielfeld eine Größe von 265x336 Pixeln. Der Bildschirmaufbau erfolgt mit soliden 50Hz pro Sekunde, was ein absolut ruckelfreies Spielfeeling gestattet - selbst beim schnellen Scrollen des Spielfeldes.

Sound

Neben all den zuvor genannten Qualitäten bietet Obsession mit Sicherheit eine der besten Soundatmosphären, die jemals ein STE-Spiel vorweisen konnte. Nachdem die Idee für die Spielfelder fertiggestellt war, erhielt der Komponist Informationen über Inhalt und Sinn der einzelnen Felder und hatte mehr als 10 Monate Zeit, angemessene Musikstücke zu programmieren. Nach eigenen Angaben hat er sämtliche Sounds selber von Sound-CDs gesamplet und anschließend mit einem 8-Spur-Tracker in super Kompositionen verarbeitet. Insgesamt spielt der Computer eine vierspurige Stereo-Musik ab. Parallel dazu läuft ein weiterer Kanal, der die Soundeffekte für das Geschehen abspielt. Das Tollste: Die Samplefrequenz beträgt 25 kHz, womit schon adäquate, nahezu rauschfreie Ergebnisse erzielt werden können.

Fazit

Flipper-Freaks mussten jahrelang neidisch zu anderen Plattformen wie Amiga, PC usw. herüberschielen, da es bislang noch keine wirklich guten Flipper für ATARI-Computer gab. Doch was besagt das alte Sprichwort... „Wer zuletzt lacht, lacht am besten!“ und so ist es auch bei „Obsession“ zu verstehen: „Obsession“ bietet alles das, was ein Spiele-Freak sich nur wünschen kann. Aber die richtige Sensation ist der Verkaufspreis: 59 DM. Für diesen Preis erhält man keinen vergleichbar guten Flipper, das steht fest. Im März soll eine Falcon030-Version von Obsession folgen, die wiederum viel besser sein soll, als die STE-Version, die ohnehin auf dem Falcon läuft. Ich bin sehr gespannt...

GRAFIK: 94%
SOUND: 90%
MOTIVATION: 92%
GESAMTURTEIL: 94%



Aus: Atari Inside 02 / 1995, Seite 60

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