Resource-Editor »Annabel«: Bella Annabel

Eine neue Produktlinie für Programmierer startet Provocon mit dem Resource-Editor »Annabel«. Junior heißt das Einsteigermodell, »Standard« und »Professional« folgen bis Ende des Jahres.

Wichtiger Bestandteil moderner Programmiersprachen sind Resource-Dateien. Die Idee ist eng mit grafischer Benutzeroberfläche verbunden, die immer wieder fast identische Icons, Menüleisten und Pop-Ups benutzt. Statt diese immer wieder neu im Hauptprogramm zu kreieren, greift das Programm auf eine Resource-Datei zu. Sie legt fest, welche Bauteile das grafische Interface benötigt und wie diese zu bauen sind. Vorteile: Ein Programm kann verschiedene Sprachen unterstützen. Für jede Sprache benötigt man lediglich eine eigene Resource-Datei. Das Hauptprogramm muß zu diesem Zweck nicht neu compiliert werden. Außerdem: Re-source-Dateien sind auch ohne Programmierkenntnisse leicht zu ändern. Eigene Tastaturkürzel, eine modifizierte Menüleiste, besondere Icons oder selbstdefinierte Dialog- und Alertboxen — mit einem »Resource-Construction-Set« (RCS) bzw. einem Resource-Editor kein Problem.

Ein flexibles Instrument dieses Genres kommt aus Hamburg. »Annabel« bietet über das Editieren von Resources hinaus, eine Menge mehr. Für Programme, die ganz oder teilweise ohne Menüleiste arbeiten, ermöglicht der Editor ganzseitige Resourcen. Auch benutzer- definierte Userdefs, mit denen GEM eigene Objekte entwirft, sind mit Annabel möglich. Bis zu vier Resource-Files dürfen gleichzeitig offen sein. Damit lassen sich aus bestehenden Applikationen die Rosinen herauspicken und in eigene Programme übertragen. Häufig benötigte Strukturen holt Annabel aus einer Makro-Bibliothek.

Die linke Seite der Mainpage enthält eine Liste mit sämtlichen Baumstrukturen der aktuellen Resource. Gegenüber steht eine mit Icons gefüllte dreiteilige Arbeitsfläche. Hier sind neben einem Abschnitt für globale Einstellungen und dem Resource-Selector alle Edit-Funktionen zugänglich. Zu den globalen Einstellungen zählen bei Annabel die Cursor-Form, Bildschirmrand, Mauseinstellung oder die Snap-Empfindlichkeit.

Um GEM-typische Menü Bäume zu erzeugen, muß sich ein Programmierer exakt an die GEM-Vorgaben halten. Ohne Dialog-Editierung ist das recht mühsam. Annabel bietet als Arbeitshilfe zwei Bildschirmseiten voller Tools. In einer Partbox existiert zu jedem GEM-Objekttyp ein Standardobjekt — »Fill- und Align«-Tools sorgen für die Ausrichtung und das Erscheinungsbild eines Objekts und eine Funktionsgruppe sortiert, kopiert oder löscht.

Selbstdefinierte User-Objekte benötigen Maschinen-Code, der normalerweise mit einem Assembler erstellt wird. Nicht so bei Annabel: Auf einer User-Objekt-Page mit vorbereiteten User-Codes läßt sich das »Look and Feel« der GEM-Oberfläche manipulieren. Allerdings: Allzuviel ist ungesund. Anwender erwarten eine einheitliche Linie. Dies erleichtert den Einstieg und die Handhabung.

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Annabel Junior

Hersteller: Provocon

Vertrieb: Fachhandel, Provocon Computer,

Preis: 129 DM

Vorteile: User-Objekte, Free-Strings, Free Images, Makros

Einschränkungen: keine Objektgruppen-Funktionen, Resourcen nicht als Objektfile speicherbar

Fazit: nützliches Werkzeug für Profi- und Hobby-Programmierer



Aus: ST-Magazin 11 / 1991, Seite 80

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