Editorial - Musik ist für uns alle da

Ganz so einfach war es nicht, die Redaktion für einen großen MIDI-Sonderteil zu begeistern. Schließlich können und wollen wir mit den spezialisierten Fachblättern ja kaum konkurrieren. Aber trotzdem: Genauso, wie sich der DTP-Fan über einen neuen Laserdrucker freut, Wallstreet-Broker ganz weg sind von aktuellen Börsenprogrammen, genauso interessiert den ST-Musiker der letzte Schrei der Sampling-Technik. Alle arbeiten mit Atari — alle lesen das ST-Magazin — und warten sehnlichst auf die Berücksichtigung ihrer Wünsche.

Und da tut sich im Musikbereich halt gerade jetzt wieder eine Menge! Neue Aufnahmesysteme ersetzen das Magnetband durch Plattenspeicher (HD-Recording), optische Massenspeicher werden kompatibel zu billigen Home-CD-Playern, additive Synthesizer läuten eine neue Ära im Bereich der Klangerzeugung ein.

Natürlich besteht bei derart ausführlichen Sonderteilen immer die Gefahr, einen bestimmten Teil der Leserschaft etwas zu vernachlässigen. Aber: Computer-Fans sind schließlich alles andere als Vereinsbrillenträger oder Fachidioten. Unsere regelmäßigen Umfragen beweisen, daß sich ST Magazin-Leser fast ausnahmslos neben einem — meist beruflich bedingten — Hauptthema mit einem oder mehreren Liebhabergebieten beschäftigen.

Offenheit gegenüber anderen Fächern bringt allein schon der Umgang mit dem Rechner zwangsläufig mit sich. Da weckt z.B. schon die bloße Beschäftigung mit der Textverarbeitung früher oder später das Interesse an Typographie und Drucktechniken. Man denke nur an den Public-Domain-Bereich:

Hier deckt sich der Fan mit kostengünstigen Programmen ein, die gerade nicht in sein Fach fallen. Dies entwickelt eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Gebieten.

Aus diesem Grund habe ich auch wenig Sorge, daß unser Musiksonderteil ausschließlich Musikprofis anspricht. Ganz im Gegenteil: Gerade Allround-Atari-An-wender beweisen immer wieder Wissensdurst, Forschungsdrang und einen breiten Bewußtseinshorizont. Was sich in der Tonkunst tut, geht uns alle an.

In diesem Sinne
Manfred Neumayer
Redakteur



Aus: ST-Magazin 10 / 1991, Seite 3

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