Powermonger - Götterdämmerung

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Titanenstreit: Im Sandkasten entscheidet sich das Erde-Schicksal

Seinerzeit stritten die Titanen in »Populous« um den ersten Platz auf dem Olymp. Doch das ist lange her. »Powermonger« dagegen ist brandneu. Einfach göttlich...

Die Welt zu verändern, das schaffen nur ganz wenige Menschen. Fast genauso rar sind Designer, die eine gänzlich neue Scheinwelt erschaffen können. Dem Team von »Bullfrog« ist dies in überzeugender Weise gelungen. »Powermonger« spielt in einem detailliert geplanten und aufwendig realisierten künstlichen Universum. Es besteht aus 195 Inseln und Lebensräumen, die sich durch Geländeformen, Vegetation, Wildund Haustiere und Bewohner unterscheiden.

Der Spieler kann die Territorien bis in ihre Einzelheiten erforschen. Eine umfangreiche Icon-Symbolik unterstützt ihn dabei. Beispielsweise lassen sich Tiere und Pflanzen per Zoom genau betrachten und zuordnen. Nach einem Klick auf das Fragezeichensymbol werden über jeden Gegenstand oder über ein Lebewesen Informationen in einem Textfenster erteilt.

Man beginnt seine Karriere als König ohne Land. Die Heimatinsel ist durch ein Erdbeben unbewohnbar geworden. Mit einigen treuen Mannen visiert man sein erstes Inselchen an. Dummerweise ist dieses hübsche Fleckchen Erde schon von einem anderen Volk bewohnt. Je nach Sachlage muß man also versuchen, die Ansässigen friedlich zu »unterwandern« oder mit Gewalt zu unterwerfen.

Wer seine Qualitäten als Eroberer einmal unter Beweis gestellt hat, dem steht jedes weitere Land offen. Per Klick auf das gewünschte Ziel werden König und Gefolge dorthin versetzt. Grundsätzlich hat man als Herrscher natürlich das Sagen. Aber da ist auch noch der Captain, der die Befehle an die Untertanen weiterleitet bzw. selbst ausführt. Je erfolgreicher der König wird, desto mehr Captains kann er ernennen, maximal jedoch sechs. Ihnen kommt im Spiel eine zentrale Rolle zu. Je nachdem, ob ein Captain ruhig atmet oder hektisch hechelt, erkennt man, ob er erfolgreich ist oder gerade etwas sehr Dummes angeordnet hat. Strategisch bedeutungsvoll ist auch seine seelische Verfassung. Sie wird über Schwertersymbole gesteuert. Mit nur einem Schwert wird der ranghohe Krieger zu einem richtig netten Kerl. Wenn er mit solcher Laune bei Einheimischen um Fleisch und Birnensaft bittet, schlägt ihm niemand etwas ab, und alle freuen sich auf seinen nächsten Besuch. Schwieriger wird's schon bei zwei Schwertern und ganz schlimm bei dreien: Da gerät er schnell in Rage. Zwar erhält er auch dann alles, was er fordert, doch Freunde macht er sich damit kaum.

Glücklicherweise sind die Eroberer bei der Nahrungsbeschaffung nicht immer auf den Charme ihres Captains angewiesen: Der Sound verrät mal wieder, wo es was zu schlucken gibt. Wenn man z.B. im Gehölz Schafe blöken hört, dann ist der Tisch schon so gut wie gedeckt.

Die Liebe zum König geht sprichwörtlich durch den Magen: Wenn die Untertanen gut im Futter stehen, sind sie auch folgsam und loyal. Falls der Brot-und-Spiele-Trick bei einem Inselvolk mal nicht klappt, gibt's Zoff. Über das »korrespondierende« Icon werden alle Krieger zusammengetrommelt und per Invent-Icon mit Waffenproduktion betraut. Mit Schwertgerassel stürmt die Truppe dann das aufmüpfige Dorf.

Der König muß sich einfach um alles kümmern: In baumreichen Küstengegenden läßt er Schiffe zimmern, anderorts werden Wohnhütten gebaut. Überschüssige Ernteprodukte, Handwerkerarbeiten und Nutzvieh werden verkauft. Es entstehen Handelsbeziehungen und militärische Bündnisse. Hier gerät Powermonger fast zur Wirtschaftssimulation - ein Beispiel dafür, wie disziplinübergreifend dieses Universal-Strategiespiel angelegt ist. Es setzt eine komplette kleine Welt in Szene, die mit ihren eigenen Gesetzen und Interaktionsmöglichkeiten zu einer lebendig erscheinenden zweiten Wirklichkeit wird. Genau wie beim Vorgänger Populous gibt es eine Modemfunktion, die mehrere Computer für Inseleroberungen verbindet. Powermonger ist ein großartiges Software Erlebnis, das Fans anspruchsvoller Spiele monatelang vor dem Monitor kleben läßt.

Powermonger Hersteller: Electronic Arts
Preis: 99 DM
Info: Rushware
Kurzbeschreibung: faszinierend komplexes und vielseitiges Strategiespiel


Carsten Borgmeier
Aus: ST-Magazin 02 / 1991, Seite 118

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