S/W-Monitor AM-1410: Schwarzweißmalerei

Die PC-Welt bietet etliche preiswerte Schwarzweißmonitore. Nur einige wenige lassen sich an den Atari ST anpassen. Ein solches »Bäumchen-wechsel-dich« haben wir ausprobiert.

Wer einen Atari ST hat, der stellt hierzulande meist auch einen hochwertigen Schwarzweißmonitor dazu. Der »SM 124« gehört zu diesen Erfolgsmattscheiben, die den ST auf dieser Seite des Ozeans berühmt machten. Sein Preis und seine hohe Qualität stehen sich in nichts nach. Kaum verwunderlich also, wenn mancher Händler versucht, eine billigere Alternative zum hochwertigen Standard auf den Markt zu bringen.

Aus Berlin von »Zegel« kommt ein Schwarzweißmonitor, dem ursprünglich als »PS/2 VGA«-Modell ausgelegt, seinen Dienst an PC-Kompatiblen verrichten sollte. Die Techniker der neuen Landeshauptstadt verpaßten dem Fernost-Gerät aus Taiwan einen Atari-Monitorstecker und eine entsprechende Justage. Der Erfolg: Für 339 DM bekommt man ein 14-Zoll-Datensichtgerät, dessen Bildqualität nur wenig hinter dem Standard SM 124 zurück bleibt. Die Bildröhre mißt in der Diagonalen 32 cm, wurde mit einer Antireflex-Beschichtung versehen und ist erfreulich flach. Zur Lieferung gehört eine karge Produktbeschreibung des Geräts, das laut Frontaufkleber

»AM 1410« heißt, dessen rückwärtige Beschriftung dagegen »14 HP 33 V« lautet — Lieferanteneingang? Für diesen Typ enthält der Infozettel technische Daten sowie die unvermeidlichen Handhabungshinweise. Das Schaubild für die Anschlußbelegung des VGA-Steckers ist überholt, das Kabel bereits ummontiert. Jedoch macht der umgebaute Steckanschluß keinen allzu stabilen Eindruck. Das sehr dicke VGA-Kabel paßte offenbar nur mit Mühe durch die Kabeltülle des Atari-Steckers; die Zugentlastungsklammern greifen nur zaghaft. Also — stets Vorsicht und Behutsamkeit, wenn auch die Leitungen recht kräftig sind und ordentlich festgelötet wurden.

Wer sich schon immer über das lästige »Pick-Pick« der Tastatur geärgert hat und für Soundanwendungen lieber seine Stereoanlage einsetzt, wird sich freuen: Der AM 1410 gibt die unerwünschten Töne gar nicht erst wieder. Ein Tonteil fehlt ihm ebenso wie ein Lautsprecher.

Der Anschluß an den Atari klappt problemlos. Bei der Aufstellung gestattet der integrierte Schwenk-Neige-Fuß, die Bildröhre dem persönlichen ergonomischen Erfordernis entsprechend auszurichten.

Die Palette der Bedienungselemente ist ebenso karg wie die Dokumentation: ein farblich abgesetzter Netzschalter, ein Einsteller für die Bildhelligkeit, ein weiterer für den Kontast. Auf der Rückseite findet sich der versenkt eingebaute Trimmer für die Strahl-fokussierung. Wenn es auch nur selten gebraucht wird, erfreulich wäre es schon, wenn sich die Bildlage von außen einstellen ließe.

Nach dem Einschalten beweist der AM 1410, daß eine gute Bildröhre nicht unbedingt teuer sein muß. Die Bildwiedergabe ist fein strukturiert, an den Bildkanten weitgehend verzerrungsfrei und ebenso augenfreundlich wie die des SM 124. Kontrast und Bildhelligkeit sind in weiten Grenzen einstellbar.

Ein deutliches Manko darf allerdings nicht verschwiegen werden: Die Justage der Bildröhrensteuerung verdient leider nicht das Prädikat »ausgezeichnet«. Dafür ist die vertikale Überdehnung des Bildes zu deutlich spürbar: Ein Kreis verwandelt sich unversehens in eine senkrecht stehende Ellipse. Laut Herstellerangaben sollen die Geräte inzwischen sorgfältiger justiert in den Versand gehen.

Die Hans Zegel GmbH bietet den AM 1410 zusammen mit der Autoswitch-Overscan-Erweiterung für 399 DM an. Daher mußte der Monitor im Test beweisen, ob er mit dem vergrößerten Atari-Bild ebensogut zurechtkommt wie das Standardmodell SM 124. Tatsächlich zeichnet das Berliner Gerät problemlos auch Bilder der Größe 720 x 480 Pixel, während der SM 124 lediglich mit 672 x 480 (neue Modelle bis zu 704 x 480) dienen kann. Die Investition in die preiswerte Hardware-Erweiterung rechtfertigt sich beim »Exoten« aus Berlin noch eher als beim »Vorbild« SM 124.

Wer für seinen Atari einen ordentlichen Schwarzweißmonitor mit guter Bildröhre und deutlich vergrößerbarem Computerbild sucht, der sollte sich das Berliner Gerät ansehen. Trotzdem erweist sich der »Berliner« als gute Alternative für Anwender, die Ihren Computer mit Farbmonitor gekauft haben und nun auch die »monochrome Bilderwelt« erobern wollen, (uw)

Name: AM 1410/14 HP 33 V
Anbieter: Hans Zegel GmbH, Berlin
Preis: 339 DM (mit Auto-Switch-Over-Scan 399 DM)

Stärken: niedriger Preis, problemloser Anschluß, Schwenk-Neige-Fuß integriert, Bildröhre mit Antireflex-Beschichtung, mit Overscan deutlich vergrößerbares Bild

Schwächen: Bild beim Testgerät nicht exakt justiert, kein Tonteil, unüblicher Netzstecker (Kaltgerätebuchse zum Anschluß an PCs)

Fazit: preiswerte Alternative zum SM 124


Ulrich Hilgefort
Aus: ST-Magazin 01 / 1991, Seite 140

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