Internet zum Nulltarif (6): aMail

In der vergangenen Ausgabe haben wir Ihnen bereits den frei verfügbaren E-Mail-Client aMail vorgestellt und dessen grundlegenden Konfigurationen erläutert. Heute wollen wir uns noch etwas weiter mit diesem Programm beschäftigen, dass Sie unter anderem auf unserer Spezialdiskette vom letzten Monat finden.

Finetuning

Im vergangenen Teil unseres Workshops haben wir aMail so konfiguriert, dass nun ein Nachrichtenaustausch mit Ihrem Provider schon klappen müsste. Im Großen und Ganzen haben wir uns dabei darauf beschränkt, die persönlichen Daten und Serveradressen einzugeben, damit Sie E-Mails versenden und empfangen können. Nachdem wir also die Grundfunktionen zum Laufen gebracht haben sollten, wollen wir aMail heute noch etwas weiter optimieren, um eine noch angenehmere Arbeitsumgebung zu erhalten.

Wenn Sie aMail nun bereits einige Zeit nutzen, ist Ihnen sicher schon aufgefallen, dass sich im Menüpunkt Optionen noch einige weitere Punkte zur Konfiguration des Programms finden. Es handelt sich dabei um die Menüpunkte Diverses und Anzeige.

Diverses

Wählen Sie den Menüpunkt Diverses an, öffnet sich ein Konfigurationsfenster (Bild 1), dass Einstellungen für den Programmstart und das Erscheinungsbild einer Nachricht zulässt.

Im oberen linken Teil des Fensters können Sie festlegen, welches Postfach automatisch geöffnet werden soll, wenn Sie aMail starten. Sie können die entsprechende Postbox komfortabel in einem Ausklappmenü anwählen. Standardmäßig ist die InBox - also das Postfach, in der die eingehenden Nachrichten angezeigt werden - ausgewählt. Zumindest unter MagiC scheint hier ein Programmfehler vorzuliegen, da das Kästchen des Ausklappmenüs zunächst keinen Eintrag enthält. Wenn Sie zusätzliche, eigene Postfächer angelegt haben (damit beschäftigen wir uns weiter unten), sollten diese nun mit aufgeführt werden und für eine Auswahl bereitstehen.

Rechts daneben kann die Standard-Versandart bestimmt werden: Entweder können selbst erstellte Nachrichten sofort versendet oder in der OutBox zwischengespeichert werden, um später verschickt zu werden. Schreiben und beantworten Sie Ihre Mails in erster Linie online, macht die Anwahl sofort versenden durchaus Sinn. Lassen Sie sich jedoch etwas mehr Zeit und bearbeiten daher Ihre Mails offline, so sollten Sie den Punkt später versenden anwählen.

Unter der Versandart wird die Kodierung des eigentlichen Nachrichtentextes bestimmt. Anwählbar sind bisher die zwei Optionen Quoted printable sowie 8bit. War bei Erscheinen des ASH E-Mailer dessen unveränderbare

Nutzung des Quoted-Prontable-Standards noch mit Problemen verbunden, sollten heute eigentlich alle gängigen E-Mail-Clients plattformübergreifend mit dessen Dekodierung keine Probleme mehr haben. Nehmen Sie an Diskussionsgruppen im Internet teil und bekommen von den anderen Teilnehmern Beschwerden aufgrund falscher Wortzwischenräume, sollten Sie die Einstellung 8bit probieren. Ansonsten können Sie die Standardeinstellung ohne Bedenken beibehalten.

Rechts unten lässt sich der Zeichenvorrat einstellen - eine recht wichtige Einstellung für deutsche Anwender, die ihre Nachrichten mit Umlauten schreiben. Um die richtigen Einstellungen zu finden, sollten Sie etwas mit den Auswahlmöglichkeiten iso-8859-2 bzw. iso-8859-1 herumprobieren. Schreiben Sie sich am besten selbst eine E-Mail, die eine Anzahl Umlaute enthält und prüfen Sie (wenn es geht auch mit anderen E-Mail-Clients), wie diese Umlaute ankommen.

Als letzte Einstellung ist der Zitatpräfix zu

bestimmen. Verändern Sie nichts, wird jeder Zitatzeile eine ">"-Zeichen vorangestellt, was sich als Standard etabliert hat. Allerdings können Sie auch eine Zitatkette mit bis zu 10 Zeichen bestimmen und einige Formatierungszeichen definieren. Zur Zeit unterscheidet aMail mit dem Platzhalter %/ nur die Initialen eines Namens. Wenn Sie also auf eine Nachricht mit dem Eintrag from: Jan Frederik Daldrup antworten und Ihre Zitatzeichenkette %/ > lautet, werden alle Zeilen mit einem ]FD > beginnen.

Farben

Manchmal ist es besonders bei sehr vielen Nachrichten mit sehr vielen Zitaten etwas schwer, den Überblick innerhalb einer Mail und in den Postfächern zu behalten. Um diese Situation etwas zu entschärfen, bietet aMail den Menüpunkt Optionen/Anzeige. Hier kann den Nachrichten je nach ihrem Status eine eigene Farbe sowie ein bestimmter Schriftstil zugeordnet werden. Vorgesehen ist wohl auch die Auswahl eigener Schriftsätze, allerdings funktionierte bei unserer Version weder unter MagiC noch unter N.AES die Fontauswahl, obwohl entsprechende Auswahlboxen im System vorhanden waren. Da aber die Zuordnung verschiedener Schriftsätze zu den verschiedenen Anzeigen nicht gerade zur Übersichtlichkeit der Übersicht beiträgt, lässt sich dieses Manko wohl verschmerzen.

Die Auswahl ist sehr einfach: In dem Dialogfenster (Bild 2) werden die verschiedenen Staten, in denen sich eine Nachricht befinden kann auf einer Linie mit einer Farb- und einer Stilauswahl angezeigt. Die Auswahl erfolgt wie von aMail gewohnt mit einem Aufklappmenü. Ausserdem kann dem Hintergrund eine Farbe zugeordnet werden. Sie sollten in erster Linie darauf achten, dass neu hinzugekommene Nachrichten klar erkennbar sind - vielleicht durch eine rote Farbe. Außerdem sollten Sie auf den ersten Blick erkennen können, ob Sie eine Nachricht bereits beantwortet haben.

Kurz unter den Einstellungen für den Nachrichtenkopf können der eigentlichen Nachricht Farbe uns Stil zugeordnet werden. Dieser ist unabhängig von den oben getätigten Einstellungen.

Zusätzlich können Sie festlegen, ob der Nachrichtenkopf angezeigt und ob der Text mit Umbruch oder mit Endloszeilen dargestellt werden soll. Knapp darunter befindet sich noch ein Button, der die Anzeige der Piktogrammleiste abschaltet.

Adressen

Nachdem wir nun aMail komplett konfiguriert haben, wollen wir kurz auf das Adressbuch eingehen, dass Sie unter dem Menüeintrag Datei/Adressbuch finden. Sie können hier entweder einzelne E-Mail-Adressen eintragen, die später beim Versenden ausgewählt werden können oder komplette Gruppen bestimmen. (Bild 3)

Für die einzelnen Einträge wird der volle Name (der nachher auch in der Auswahl erscheint), ein Nickname (also ein Spitzname) sowie die E-Mail-Adresse angegeben. Weiter unten kann auch noch ein Kommentar (also z.B. eine Erinnerung, woher man die Person kennt) eingetragen werden.

Interessant ist auch die Möglichkeit, Mails an eine Gruppe abzuschicken, wodurch z.B. einfache Mailinglisten ermöglicht werden. Dazu müssen Sie allerdings einen Texteditor bemühen und eine Datei erstellen, in der pro Zeile eine Adresse eingetragen ist. Wählen Sie nun diese Liste aus, wird eine Nachricht an alle Mitglieder der Liste geschickt. Die erste Adresse wird dabei als Primäradresse betrachtet und erscheint im Feld to: des Nachrichtenkopfes.

Postfächer

Standardmäßig verwaltet aMail fünf Postfächer, die als Ablagen bezeichnet werden. Wer allerdings etwas intensiver mit dem Programm arbeitet, wird sich sehr schnell eigene Ablagen wünschen, in der er Nachrichten je nach Thema und Betreff verwalten kann. aMail ermöglicht die Verwaltung von immerhin bis zu 30 verschiedenen, unabhängigen Ablagen. 5 Ablagen werden wie erwähnt bereits genutzt, es stehen also 25 weitere Ablagen für die eigene Nutzung bereit.

Um eigene Postfächer einzurichten, muss bis auf weiteres wieder einmal der Texteditor ran. Laden Sie die Konfigurationsdatei von aMail, die sich im Home-Verzeichnis Ihres Atari befinden sollte. Unter MagiC lautet der Pfad also C:\GEMSYS\HOME\amail.cfg. Am Ende der

Konfigurationsdatei können Sie nun eigene Mailboxen eintragen. Eine Beispielkonfiguration finden Sie in der Infobox 1. Folgende Schlüsselwörter können verwendet werden:

CustomBoxName

Dieser Eintrag bezeichnet den Namen der Ablage, der auch auch im Popup-Menü des Hauptfensters angezeigt wird.

CustomBoxPath

Dieser Eintrag legt den Pfad und den Dateinamen der Ablage fest.

DefaultTo

Falls diese Ablage geöffnet ist und eine neue Nachricht erzeugt wird, wird die diesem Schlüsselwort folgende Zeichenkette automatisch als Empfängeradresse verwendet. \

DefaultFrom

Falls diese Ablage geöffnet ist und eine neue Nachricht erzeugt wird, wird die nachfolgende Zeichenkette automatisch als Absenderadresse verwendet.

Für das Hinzufügen von eigenen Ablagen muss ein Texteditor genutzt werden.

RuleSet

Nach dem Gleichheitszeichen kann eine Regel zum Einsortieren einer Nachricht festgelegt werden. Die Regel wird im Nachrichtenkopf gesucht. Entsprechend der Regel wird die Nachricht in die definierte Ablage einsortiert. Definieren wir z.B. die Regel To: Ali, gelangt diese Nachricht in die Ablage, wenn irgendwo im Nachrichtenkopf eine Zeile mit To: beginnt und irgendwo sonst die Zeichenkette Ali gefunden wird. Definieren wir als Regel st-computer.net, gelangen alle Nachrichten in die Ablage, wenn sie diese Zeichenkette im Nachrichtenkopf enthalten. Auf diese Art und Weise lässt sich zum Beispiel auch ein Filter definieren, der das augenblickliche Löschen einer eingegangenen Nachricht zur Folge hat. Der Eintrag CustomBoxPath muss dann /dev/null lauten.

Viel Spaß... beim Mailen. Nun sollten Sie sich so gut mit aMail auskennen, dass Sie es sicher bedienen und nach Ihren eigenen Wünschen konfigurieren können. Weitere Antworten und einige Tipps und Tricks bietet die Kurzanleitung, die Sie im Verzeichnis aml26bde von aMail finden.

Wenn Sie Ideen, Fragen oder Anregungen haben, scheuen Sie sich nicht, die Redaktion zu kontaktieren. Interessant für uns ist auch, mit welchen Internet-Programmen auf dem Atari Sie Probleme haben und welche Sie sich näher erklärt wünschen. Nach unser Sommerpause setzen wir diesen Workshop dann gern mit Ihren Vorschlägen fort.

Beispielkonfiguration für eine Ablage

CustomBoxName = st-computer  
CustomBoxPath = g:\home\root\amail\stc  
DefaultTo = stc_autoren@egroups.com  
RuleSet = To: stc_autoren  
RuleSet = Reply-To: stc_autoren@egroups.com  
CustomBoxName = Work-outbox  
CustomBoxPath = g:\home\root\amail\work_out  
CustomBoxType = 1  
DefaultFrom = somebody@work.com  

Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 06 / 2000, Seite 59

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