Roadrunner - Routenplannung

Schon manch einer blickte neidvoll auf die diversen Routenplaner in der DOS- oder Macintosh-Welt, die da erschienen sind von Firmen wie Aral und anderen. Dabei ist doch die Routenplanung per Computer eine feine Sache. Start- und Zielort eingeben und aufs Knöpfchen drücken. Schon spuckt der Rechner nach kurzer Zeit eine Route aus, die den vorgegebenen Parametern entspricht.

Bei Kommerz-Produkten, wie z.B. dem Aral-Planer hat man leider das Problem, daß gewisse Strecken nicht mit angegeben werden, obwohl diese kürzer oder schneller wären. Dies beruht einzig auf derTatsache, daß dort keine Aral-Tankstelle zu finden ist. So ist der Umstand, daß ein Routenplaner aus unabhängiger Quelle kommt, um so höher einzuschätzen. Neben den diversen Vorteilen, die eine computerunterstützte Planung hat (Geschwindigkeit, Genauigkeit, Ausdruck der Route mit Zeit und Kilometerangabe), gibt es leider den Nachteil, daß kein Programm einen Stau voraussehen kann. Spätestens dann fliegt eine berechnete Komponente über den Haufen.

In Anlehnung an die Comic-Figur Roadrunner (ständig gejagt vom Coyoten) kann man bei dem Programm zwei generelle Parameter zur Routenplanung einstellen: Geschwindigkeit und Streckenlänge. Zwei Schieberegler steuern die Gewichtung in Prozent. Etwas seltsam ist dabei allerdings, daß man beide Parameter auf 100% einstellen kann. Welches Kriterium dann für das Programm am wichtigsten ist, bleibt offen. Ausschlaggebend für die Richtzeit, die bei der Ausgabe aufgelistet wird, ist natürlich der eigene Fahrstil. Im Geschwindigkeiten-Menü kann jeder Anwender seine individuelle Fahrweise eintragen. Da die Eintragungen als Datei gespeichert werden können,kann ein Fahrerwechsel auf längeren Strecken eingeplant und die Fahrzeit exakter berechnet werden. Ein wichtiges Thema bei längeren Strecken sind natürlich die Pausenzeiten. Sie dienen der allgemeinen Verkehrssicherheit und dem eigenen Wohlbefinden. Auch hier sind sehr spezifische Einstellungen möglich und abspeicherbar.

Die Bedienung im Hauptfenster ist zu simpel, als das man noch groß darauf eingehen sollte. Erwähnenswert ist die kleine Checkbox 'Zwischenziele berücksichtigen'. Wenn zum großen Verwandtschaftsbesuch gestartet wird und die Sippe sich kreuz und quer in der Republik aufhält, wäre es schon sinnvoll, diese Ortschaften in der Route mit einzuplanen. Bis zu acht Zwischenziele sind in einer Liste erfaßbar und werden auf Wunsch bei der Berechnung berücksichtigt.

Die Liste ist, wie sollte es anders sein, speicherbar und steht somit jedes Jahr wieder zur Verfügung.

Leider haben wir auch einen Kritikpunkt gefunden, der bei Unachtsamkeit auftritt. Ohne auf die ca. 7700 Einträge zu achten, die in der Karte gespeichert und per Maus aus einer Liste auswählbar sind, haben wir eine Routenplanung von Bielefeld nach Frankfurt eingegeben und berechnen lassen und uns gewundert, warum wir plötzlich in Erfurt gelandet sind! Zwar existiert Frankfurt in der Liste, allerdings lauten die diversen Frankfurt-Einträge, anders als von uns per Hand eingegeben. Vielleicht sollte das Programm hier nach einer Ähnlichkeit suchen und bei mehreren gefundenen Möglichkeiten eine Nachfrage beim Anwender starten.

Da Roadrunner zu diesem Zeitpunkt noch keine grafische Ausgabe der Route in Form einer Karte bietet, legt es verstärkt Wert auf die schriftliche Liste. Die Liste kann in diversen Formaten ausgegeben werden. So stehen einem ASCII, TeX (Tabelle), TeX (ganze Datei). LaTeX (Tabelle), LaTeX (ganze Datei), oder ein freies Format zur Verfügung. Jede Ausgabeart kann im Programm editiert werden. Möglich ist dies durch einen Editor, der durch die Programmierung mit ACS quasi mit im Programm ist. Die Programmierung mit ACS bringt auch die Möglichkeit zum Nachladen von ACS-Modulen mit sich. Mitgeliefert werden ein Dither- Modul, welches bei der 3D-Darstellung der Dialoge evtl. benötigt wird, und ein Keys-Modul. Letzteres erlaubt die Auswahl eines Zeichens aus dem Zeichensatz per Mausklick, wenn zuvor die Insert-Taste gedrückt wurde. Nützlich für Ortsnamen, die jenseits deutscher Grenzen liegen. Zwar sind nur ein paar europäische Großstädte erfaßt, aber mit einem beiliegendem Programm kann man sich ja selber Karten anfertigen. Im Lieferumfang befinden sich schon zwei 'Spezial'-Karten; Raum Paderborn und Ostwestfalen (OWL). Roadlnit erzeugt aus einer Liste mit den Orts- und Streckenangaben eine Kartendatei. So ist es sogar möglich, ein Dorf mit all seinen Schleichwegen metergenau einzugeben und per Roadrunner abfragen zu lassen.

Roadrunner zeichnet sich durch Schnelligkeit und Einfachheit aus. Kein unnötiger Schnickschnack und eine durch ihre Einfachheit bestechende Oberfläche machen Roadrunner zu einem gern benutztem Programm auf der Festplatte. Das Programm ist Shareware und kostet 50 DM. Wer es auf einem weiteren Rechner betreiben möchte, der muß eine weitere Lizenz für 10 DM erwerben.

JH

Autor: Andreas Schrell
ST-PD: Nummer 828
Status: Shareware

Im Fenster „Allgemeines" können Grundeinstellungen zu Ortssuche, Speicherverhalten und Benutzeroberfläche von RoadRunner vorgenommen werden. Im unteren Bereich wird ein Ausgabeformat gewählt. Eine Liste der Orte wird über das Fenster „Ortsauswahl" bereitgestellt. Schnellen Zugriff ermöglicht ein schnelles und langsames Scrollverfahren ebenso wie eine „Echtzeitsuche"


JH
Aus: ST-Computer 10 / 1995, Seite 118

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