Interview mit Günter Kreidl, Digital Arts

Neue Impulse gab es auf der proTOS für jeden Anwender. Für die Software-Häuser im ATARI-DTP war es aber vor allem der Apple und „MagiC Mac", die überall für Gesprächsstoff sorgten. In einem Gespräch, das ich nach der proTOS mit Günter Kreidl führen konnte, war dies dann auch das zentrale Thema.

ST-Computer: Die proTOS ist zu Ende. Können Sie schon ein Fazit für die weitere Software-Entwicklung bei Digital Arts ziehen?

Günter Kreidl: Wir hatten einen Kundenansturm, wie schon seit 2 Jahren nicht mehr. Die Leute wollten Beta-Versionen vom neuen DA's Layout sehen, das Color-System war unglaublich umlagert. Ich denke aber, die Leute hatten eine ganz, ganz große Frage, die sie mit sich rumschleppten, immer mit Blick nach drüben zum Apple-Stand. Und die meisten wußten ja auch vorher schon, daß da was in Richtung Apple auf der proTOS zu sehen sein wird. Ich schätze mal, daß vielleicht ein Drittel unserer Messekunden alleine deswegen gekommen ist: ob das mit MagiC Mac stimmt, ob das wirklich funktioniert, usw. Auf der Messe selber war das, neben dem Interesse an der Weiterentwicklung unserer Produkte und den neuen Produkten, die wichtigste Frage überhaupt. Die Entscheidung ist für sehr, sehr viele Anwender inzwischen gefallen.

STC: Das bedeutet, daß sich die Software-Entwicklung bei Digital Arts jetzt voll auf den Apple konzentrieren wird?

GK: AIles, was wir an unseren Produkten jetzt tun, läuft ja auf dem ATARI-Betriebssystem, also TOS oder MagiC. Alles, was wir machen, kommt also zu 100 Prozent dem ATARI-Anwender zu gute, er braucht doch nicht die Hardware-Plattform zu wechseln. Erwird sich abertrotzdem freuen, wenn er beispielsweise auch Adobe-Illustrator Formate lesen kann.

STC: Wenn es dann so aussieht, als ob Apple nun als alternativer Hardware-Lieferant für ATARI-Software zur Verfügung steht, wird sich das nicht negativ auf die reinen TOS-Lösungen auswirken? Ich denke da vor allem an die Medusa oderden Eagle, den es ja bald schon in kleineren Versionen für den Heimanwender für unter 1000, DM geben soll?

GK: Das eine beißt sich ja mit dem anderen nicht. Man muß unterscheiden zwischen der breiten Schicht der ATARI-Anwender, also vorwiegend Heim- und semiprofessionelle Anwendern und einem kleineren professionellen Kreis. Und die letztgenannten haben einfach auch andere Gründe, sich für weitere Systeme zu entscheiden. Das ist auch keine neue Situation. Wenn man aber schon Rechneralternativen in Erwägung ziehen muß, liegt der Apple dem ATARI-DTP viel näher als ein PC. Bei vielen stehen ja schon TTs und Macs, jetzt hat man eben beides in einem Rechner. Ich denke, das ist der größte Vorteil: man ist kompatibel mit dem Rest der Welt, und kann weiter mit der sehr leistungsfähigen ATARI-Software arbeiten. Umgekehrt heißt das natürlich auch für aIle ATARI Software-Häuser, daß sie auchden Leuten, die sich bisher nicht auf die „Insel ATARI" begeben wollten,jetzt ihre Produkte anbieten können. Das gilt für uns, das gilt für DMC, das gilt für 'as'; jeder kann jetzt seine Produkte auch reinen Mac-Anwendern anbieten.

STC: Das klingt ja alles sehr positiv ...

GK: ... ist es doch auch! Vor allem für die DTP-Software, die hier in Deutschland sehr auf den deutschen Anwender hin geschrieben wurde. Diese ganze Software-Palette, und da sind ja durchaus sehenswerte Werkzeuge dabei, die auch auf dem Mac nicht unbedingt ihren Gegenpart haben, steht nun auch dem Apple Markt zur Verfügung, und zwar zu einem für diesen Markt tollen Preis-Leistungsverhältnis. Dazu können wir den Anwendern garantieren, daß alle Software so an MagiCMac angepaßt wird, daß sie auch erstklassig auf beiden Systemen läuft. Einziges Fragezeichen ist derzeit noch „Look 2", aber das wird sich in Kürze entscheiden.

STC: Werden die ATARI-DTP-Software-Häuser mit Apple zusammenarbeiten können, um auch an diesen neuen Kundenkreis heranzutreten?

GK: Die Unterstützung von Apple ist schon jetzt hervorragend, und wir nehmen sie auch dankbar an. Die meisten ATARI-Produkte sagen den Apple-Anwendern ja nicht unbedingt etwas, mit Ausnahme vielleicht des Calamus. Apple hat aber den Software-Häusern bereits explizit jede mögliche Unterstützung angeboten, um die Produkte erst einmal bekannt zu machen. Die ATARI-Software-Entwicklung steht jetzt auf einer viel solideren Basis als vorher!

STC: Wir danken für das Gespräch

Mit Günter Kreidl sprach Jürgen Funcke



Aus: ST-Computer 01 / 1995, Seite 58

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